bumi bahagia / Glückliche Erde

Osteralmanach

Eckehardnyk

Karsamstag 11. April

Versperrter Blick auf schöne Osterziele, der Frühling kommt auch ohne Angstgefühle. Bis wir uns einmal sehn ist diese Sicht reifenden Laubs geschlossen. Noch kann dem Leben keiner widerstehn – Bleibt frohgemut und unverdrossen. Das höchste Blut bleibt uns nicht unvergossen.

Tulpenbaums frisches Grün verdeckt Schloss Eberstein
Unter Schloss Eberstein Murgfluss, Straße 462 und Kartonfabriken von Obertsrot

Ostersonntag 12. April

Wer hatte seine Hand im Spiel, dass unser Blick dem Moos verfiel? Es blieb im Winterzimmer grün. Im Osterwald die Glocken blühn. Es strandete verwelkt die Zeit; du, Mensch, mach dich im Herz bereit, das einfach alles neu beginnt und lieben, was wir taten, kann. Die schlimmen Tage werden enden.

Im Wald bei der Stourdza Kapelle

Ich mag dir schöneres nicht senden. Der Mai kam früher als bekannt, und segne unser Haus und Land. Es türmten Wolken sich mit Gift, wer sowas wendet, hat den Stift – genommen, die Rechnung aufgemacht und die beklommen Fragenden angelacht – habt ihr nicht je das Heil gewollt? Es sei, die ihr den Geist gefunden, sollt in die Welt hinaus. – Die Stunden werden gefeiert, wobei sich das Leben der Menschen erneuert. Wer ohne Angst die Zeit verbringt, wird mit des Fischers Schmuck beringt. Es halte treu zum Stamm das Laub. Das Moos wächst über alten Raub. Gelingt in Freiheit dir das Wahre, geht nur dein Totes auf die Bahre. Verklungen ist das alte Leiden, in Frühlingslieder lässt’s euch kleiden. Fisch, der Schlittschuh läuft, ruft an!

Ostermontag 13. April 2020

Hernborger Schießkonane

Es war einmal ein Königssohn, sein Vater schwerkrank von der Kron. Er hatte drei Söhn, befahl ihnen rasch ihm Wasser des Lebens zu bringen. Der erste Sohn sucht in Wald und Gebirg, der zweite in der Fabrik. Doch keines hilft und die Krankheit wird schlimmer. Da schickt der König seinen jüngsten Sohn, der galt als der Dümmste immer. Der setzt sich kurz auf die Stufen vorm Schloss. Ein graues Männlein kommt heimlich herbei und spricht: „Ich höre dich denken, du willst dem König das Leben neu schenken?“ „Ja“, spricht der Jüngling, „doch weiß ich nicht wie“. „Ich schon“, sagt der Alte und erklärt ihm, was zu tun sein werde. Der Andere reist bis ans Ende der Erde. Da liegt ein Zettel im Gras. Dort war nicht viel los und er las: „Kehr zurück über den großen Teich, am Strand findest du Gut, doch hab auf ein Eimerchen acht, es füllt sich mit Wasser des Lebens, das aus dem Atem des Wales sinkt, den du als Boot benutzest. Der Walfisch bringt Reisende auf seinem Rücken ans Ziel, doch rede mit ihm kein Wort. Er kennt jeden Heimatort.“

Da lang! (auf Usedom)

Der Jüngling macht sich sogleich auf den Weg, er findet den Strand das Gefäß und den Steg und steigt auf den Rücken des Wals. Der streift durch das Meer so schnell wie der Wind, an der Rückenflosse hält sich das Königskind und passt auf sein Eimerchen auf. Die Fontäne des Wals enthält jenen Tau, nachdem ihn der Vater gesendet. Und als dann die Überfahrt endet, schützt er das kostbare Nass im Gefäß und gleitet von dem Wal herab aufs Gesäß. Da spricht ihn das Ungetüm an: Warum nur bin ich dazu verdammt, Leute wie dich herzuführen? Sein geretteter Gast nickt nur freundlich „Bis dann!“ und erreicht das sichere Gelände. Ihn durchzuckt eine Antwort und er ruft: „Du würdest als frei eingestuft, hättest du Menschen gefressen. Statt bis an dein Ende zu schuften, verbirgst du dich schlau in den Gruften und lässt deine Beute dir schmecken!“ Der Wal peitscht wütend die See. Doch was half’s? Der nächste muss ihm verrecken. Die Flut von der tobenden Flosse verrinnt in natürlicher Gosse. Und zum Könige eilt der Knabe geschwind und bringt ihm die heilende Labe, doch des Kindes Mut war die Gabe. Sie teilen das Reich in der Mitte. Graumännlein lacht als der Dritte.

Stettin, Hauptstadt eines neuen Reichs?

Nach einem slowakischen Märchen, heute neu gefasst von Eckehard Hilf


4 Kommentare

  1. Ariane sagt:

    Hey Eckehard Hilf,

    wohnst Du im Murgtal?
    Ich wollte heuer auch Schloss Eberstein bewandern und ist für demnächst angepeilt, und die Ruine Haueneberstein. Ist die Kapelle Stourzda auch da in der Nähe, und wenn ja, wo?

    Grüße aus dem Albtal

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  2. ri0607 sagt:

    Eckehardnyk, vielen Dank für den reichhaltigen Osteralmanach, sogar mit einem schönen slowakischen Märchen.

    Hier eine kleine Ergänzung für die Märchenfreunde:

    Auch eine deutsche Version von diesem Märchen gibt es: „DAS WASSER DES LEBENS“ = Märchen 97 der Brüder Grimm. Allerdings fehlt hier der Wal, und statt des Graumännleins handelt es sich bei der Grimmschen Version um einen Zwerg. Zur Belohnung erhält der jüngste Prinz am Ende nicht nur ein Königreich, sondern auch eine schöne Königstochter, nachdem er durch Betrug seitens seiner beiden Brüder fast sein Leben verloren hätte.

    So wie wir es uns auch für unsere Gegenwart erhoffen: Das Gute, Wahre, Schöne siegen am Ende …

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  3. Thom Ram sagt:

    Welch schöne Fotos, und, bah, welch herrliche Sprache.

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  4. eckehardnyk sagt:

    Welch schöne Kommentare. – Ich lebe im Murgtal, Gernsbach, genauer in Obertsrot, sehe das Schloss Eberstein aus meinem Wohnzimmer, dem ehemaligen Trauraum des Rathauses. Die Stourdza-Kapelle steht in Baden-Baden, Stourdzastraße 1 und wurde für einen bessarabischen, also rumänisch-orthodoxen Frühverstorbenen Prinzen gebaut. Zur Zeit außen in Renovation.
    Das slowakische Märchen entdeckte ich soeben wieder als ich Suchwort „Slowkische Sonnenmärchen“ bei Google eingab: https://maerchenfuerkids.wordpress.com/2015/06/22/die-reise-zur-sonne-marchen-aus-der-slowakei/
    Da seht ihr, welche Teile die Jahrzehnte in mir überstanden hatten, nur die Eckpfeiler oder so ähnlich. Und das Funament, dass der Fisch erst Menschenfleisch gegessen haben sollte… Das war der Aufhänger für die Erinnerung, das Gelesene dazu gab in diesem und anderen Blogs nur allzu deutlich zu denken.

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