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144. von 144 – ELTERN KIND UND KINDERSTUBE – „Könnerschaft“ – Wozu dient das Leben?

Sechs hier noch nicht gezeigte Szenen vom Anfang werden in den folgenden Wochen hier nachgeholt

Eckehardnyk, Montag, 10. Oktober, Neues Zeitalter (10.10.10)

1.

Kennt ihr den Mythos von Tantalos? Er war ein, von den olympischen Göttern bevorzugter, „Sterblicher“, hatte sie auf die Probe stellen wollen und ihnen seinen Sohn Pelops als Mahlzeit vorgesetzt.

Außer der mit dem Verschwinden ihrer Tochter Kore (Perséphone) beschäftigten Landgöttin Demeter merkten die unsterblichen Gäste diesen Frevel sofort. Sie fügten den armen, späteren Namensgeber des Peloponnes wieder zusammen; nur ein Stück Schulter fehlte, doch ihre depressive Gedankenlosigkeit wusste die von Vegetarismus anscheinend wenig angetane Göttin fachmännisch durch die erste, aus Elfenbein gefertigte, Endoprothese wieder zu ersetzen.1) Tantalos aber wurde ins Totenreich strafversetzt, wo er weder trinken noch essen kann, da er, an einen Baum gefesselt in einem See stehen muss, der jedesmal, wenn er durstig ist, vor ihm zurückweicht, desgleichen die Früchte des Baumes, wenn er hungrig nach ihnen greift. Ein ähnliches Schicksal ist einem anderen frechen Götterliebling namens Sisyphos zugedacht worden: Der muß einen Felsbrocken bergauf wälzen, der, wenn die Arbeit getan scheint, wieder ins Tal zurückrollt.

2

Das könnte uns ja eigentlich egal sein, doch seht selbst, was im eigenen Leben davon nicht schon passiert ist! Wieviel Sisyphusarbeit hast du geleistet, und mit dem Ausspruch „Alles für die Katz!“ abgehakt. Und wieviel Schönheit, Genuß, Luxus und weite Welt wird dir täglich vorgegaukelt, ohne daß du eine Chance hast, an die „süßesten Früchte“ heran zu kommen. Die fressen bekanntlich „nur die großen Tiere“, wie ein Schlager der wirtschaftswunderlichen Fünfzigerjahre verlauten ließ.

3

Deshalb rege ich an: Bewahr dich und deine Kinder vor einer aus Könnerschaft abgeleiteten Illusion. Die beiden genannten Mythen weisen auf die Gefahr des Könnertums hin, das die Versuchung 2) enthält, sich aufgrund eines Vorzugs oder einer einzigartigen Stellung alles erlauben zu dürfen. Kein wirklich Großer wird von sich behaupten, er sei ein As. Zu viele Zweifel an der eigenen Kunst mischen sich ein und am Ende seines Könnens öffnet sich ein neuer Abgrund, auf dem das teuer erworbene Gut hinab gleitet. Es muß eine Hölle sein, Ewigkeit wegen irgendeiner Vollkommenheit zu früh erreicht zu haben, solange man noch irgendwo wähnt, etwas versäumt, nicht gekostet, nicht gelebt oder geliebt zu haben, sodass es einen schmerzt. Diese „Sünden“, die nicht begangenen, kann niemand vergeben.

4

Lass also in Ruhe deinem Kind die Chance, in etwas hineinzuwachsen, das, zunächst nur unausgesprochen, in ihm lebt, wofür es offensichtlich „etwas mitgebracht“ hat und wofür du ihm mit deinen Mitteln optimale Bedingungen einrichtest, damit daraus etwas Schönes und Gutes werde. Nenn es Begabung oder Anlage, auf jeden Fall liegt in jedem Kind etwas verborgen, das nur seine eigene Handlungs- und Planungsfähigkeit einst zu Reife, Talent und Fülle entfachen wird. Es muß nichts „Historisches“ sein, aber sein geistig freies Eigentum! Dazu dient – dazu diene ihm sein Leben!

5

Wir sind durch die Szenen dieser Serie miteinander gegangen, damit wir ein Gespür dafür entwickeln, was unserem und dem Leben eines Kindes, und schließlich des späteren Menschen, zugehörig sei. Das ist natürlicherweise bei jedem Individuum erfahrbar anders, aber eines gewiß: Auf seine Art vollständig! So gibt es für jeden Menschen auf der Erde, die auch vollständig ist, einen Platz. Doch du denkst mehr ungewollt als notwendig an Nachrichten, die solches Vollständigsein nicht jedem vergönnt sein lassen. Auf dem Hintergrund eines ausschließlich an den Leib gefesselten Lebens (Tantalos!) können wir das allerdings nicht verstehen und müssen pausenlos zu Aktionen aufrufen, Leid zu mindern. Das soll auch, bitte, niemandem verwehrt sein. Helfende aber, und Vertriebene, haben wie Opfer und Täter eine Erfahrungsgemeinschaft. Nur wie oft hört man auch: Das war wieder ein Tropfen auf den heißen Stein (Sisyphos!)

6

Leben ist nur in Wesen und Dingen vollkommen, die abschlossen und festgelegt sind und keine Wahl haben, anders zu sein. Marionetten, Tiere, Pflanzen, Berggipfel oder Sonnenaufgänge: Alle vollkommen, aber ohne eigenständige Entwicklungsmöglichkeit. Wer über Macht und Weisheit zu Liebe und Verantwortung kommen will, muß über entbehrlich gewordene Fixierungen hinaus wollen. Die Chance, pflegeleicht, grenzenlos und gelungen zu wachsen, hat dein – euer – das in freiem Geist zu sich selbst zugelassene Kind.


© eah (Eckehard A. Hilf)

1. Mai 1999 und 10. Oktober 2022

1 Robert v. Ranke-Graves, Griechische Mythologie 2, Kapitel 108 c, (Reinbek: rororo 680, rde 115, 1974, S. 22). Der Mythos von Tantalos wurde auch mit der von Sisyphos verwoben, sodass auf den gefesselten T. der wacklige Fels von S. abzustürzen droht

2 Entsprechend auch die Versucherszenen des auf die Erde gesandten Christus nach der Jordantaufe


7 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  2. Angela sagt:

    Zitat: „… Leben ist nur in Wesen und Dingen vollkommen, die abschlossen und festgelegt sind und keine Wahl haben, anders zu sein. Marionetten, Tiere, Pflanzen, Berggipfel oder Sonnenaufgänge: Alle vollkommen, aber ohne eigenständige Entwicklungsmöglichkeit.

    Tiere und Pflanzen haben durchaus Entwicklungsmöglichkeiten. Pfanzen z.B. sind fähig, nach einiger Zeit Gifte über ihre Blätter abzusondern, wenn sich Fressfeinde nähern, was eine neue Entwicklung bedeutet. Bei Tieren gibt es noch viel mehr Beispiele, schon allein der evolutionäre Sprung aus dem Leben im Wasser zum Leben an Land zeugt davon. Haustiere z.B. sind unendlich fähig, sich über angeborene Instinkte hinaus zu entwickeln, Liebe zu empfinden u.a.

    Angela

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  3. Mujo sagt:

    Ich finde ja die Griechischen Götter Sagen schon sehr interessant, nur das es nie Götter sein können.
    Zu viele niederen Instinkte die sie auch noch nachgehen, dazu noch Arrogant gegenüber des Menschsein, sich für was besseres zu halten. Wahrlich wenig Göttliches hat das würde Joda sagen 😉

    Kein Wunder wenn das große Griechische Reich mit seinen Göttern unter ging.
    Aber immerhin hat es auch große Geister wie Plato hervor gebracht.

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  4. palina sagt:

    „Lass also in Ruhe deinem Kind die Chance, in etwas hineinzuwachsen, das, zunächst nur unausgesprochen, in ihm lebt, wofür es offensichtlich „etwas mitgebracht“ hat und wofür du ihm mit deinen Mitteln optimale Bedingungen einrichtest, damit daraus etwas Schönes und Gutes werde. Nenn es Begabung oder Anlage, auf jeden Fall liegt in jedem Kind etwas verborgen, das nur seine eigene Handlungs- und Planungsfähigkeit einst zu Reife, Talent und Fülle entfachen wird. Es muß nichts „Historisches“ sein, aber sein geistig freies Eigentum! Dazu dient – dazu diene ihm sein Leben!“

    Wohl den Eltern, die das wissen und erkennen.

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  5. palina sagt:

    in der Vergangenheit vertrauten die Menschen noch auf die Götter.
    Nun ist die Menschheitsentwicklung soweit vorangeschritten, dass die Menschen auf sich selbst zurückgeworfen sind.
    Nennt man Entwicklung des Individiums oder Entwicklung der Bewusstseinsseele.

    Ganz banal gesagt, wer dieses Schauspiel mit der Krone geblickt hat, und standhaft geblieben ist, ist schon einen großen Schritt weiter.

    Achtet auf euch selbst, die Kinder, die Alten und auf alle anderen.

    Nicht an ihren Worten werdet ihr sie erkennen, sondern an ihren Taten.
    (so ähnlich unser Goethe).

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  6. eckehardnyk sagt:

    Angela 2320: „Stimmt zwar, ist aber nicht“ passend hier. Die Evolution und Sonderfähigkeiten bei Tier und Pflanze, ja sogar bei den Mineralien sollen nicht darüber hinweg täuschen, dass eine verborgen liegende, und plötzlich hervortretende Evolution keine Änderung aufgrund von Entscheidungsfreiheit ist. Vollkommenheit steckt in jedem dieser unveränderlichen Geschenke (wozu ja auch die Fix-Sterne gehören, trotz ihrer mal hervorbrechenden Supernovapotenz.) Am besten einsehbar ist die unveränderliche Vollkommenheit bei Kunstwerken, deren Unversehrtheit (also Denkmalhaftigkeit) mit an Lächerlichkeit grenzender Akribie bewahrt wird. Ganz zu schweigen vom mittelalterlichen Gott.
    Und da sind wir bei den Göttern. Mujo 319: Was die Alten sich als Götter erlebten, sind waren freilich auch Projektionen seelischer Erscheinungen. Der Götterhimmel ist ja nicht nur untergegangen, weil diese Protagonisten mit so verderbliche Eigenschaften wie Eifersucht, Rachsucht, Gier, Neid und perverse Leidenschaften ausgestattet waren.
    Mit den götterlosen Religionen (wie beispielsweise dem Buddhismus) oder dem Christentum sind die Menschenseelen herangereift zu mehr oder weniger geistiger (spritueller) Erkenntnis, mehr oder weniger vermengt noch mit der seelisch und triebgesteurten Gefühlswelt. Der zu sich selbst entlassene Mensch braucht keine Götter, aber er kann sie als Wesenheiten erkennen und mit ihnen zusammenarbeiten, sobald er die (geistigen) Werkzeuge dafür bei sich im Innern gefunden hat.

    Gefällt 1 Person

  7. Mujo sagt:

    @eckehardnyk
    15/10/2022 um 19:13

    Ja das sehe ich auch so wie du. Die Götter waren nur das Spiegelbild der eigenen Unvollkommenheit.

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