Eckehardnyk
Stell dir vor, du seist ein Baum!
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Vergleiche sind oft eine gewagte Sache, sie kommen mitunter behindert zur Welt und brauchen dann orthopädische Behandlung: Sie hinken. Warum sagt man nicht: sie schielen? Oder: sind schwerhörig, heiser oder verschnupft? Wohl deshalb, weil Vergleiche etwas darstellen, was bewegt und ins Auge fällt.
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Eine wünschenswerte Eigenschaft und Fähigkeit des Menschen ist die Umsicht. Betrachten wir einen Baum: Steht er in dicht gedrängter Monokultur, so fehlen ihm unten die Äste. Abgestorbenes Reisig am Stamm deutet auf einst bessere Tage. Müßte ein solcher Baum ohne den Schutz seiner Waldkollegen für sich stehen, hätte er schlechte Chancen, Stürme zu überdauern. Eine Bö würde ihn irgendwann fällen. Anders auf freiem Platz. Über Bergwiesen verteilt und in Parks treffen wir solche Exemplare, die ihre Äste nach allen Seiten ausbreiten und dem Wind aus jeder Richtung etwas zu bieten haben und mit ihm mitschwingen. Vorbilder dieser Art machen uns empfänglich für viele Vergleiche. Einen haben wir heute dazu gewonnen: Den mit dir! Und greifen wir uns die Einzelheit heraus, die wir im vorigen Stück besprochen haben, nämlich deine Stimme. Das nach allen Seiten Ausgebreitetsein wie ein freistehender Baum würde im Klang deiner Stimme bedeuten: Du denkest an alles, worauf es ankommt, ein guter Baum zu sein: An Licht, Wärme, Luft, Regen und Erde; kurz, an alles, was die Pflanze braucht, um ihren Bedarf an wichtigen Substanzen in lebendige Stärke umzuwandeln; das bedeutet auch, sich wehren zu können nach allen Seiten, von wo her Gefahr drohen könnte.
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Aber wie wandelt sich Umsicht im Timbre deiner Stimme um, und wird darin etwas, das Vertrauen in deine Fähigkeiten auslöst? Es sind ganz wenige Veränderungen, die du brauchst, um andere Stimmen nachzuahmen. Irgendwie schlüpfst du als Stimmenimitator in das Charakteristischste der anderen Wesenheit (und übertreibst behutsam, was dir als das Hauptmerkmal erscheinnt). Deine veränderte Einstellung legt sich dann auch in deine Stimme. Du verfährst unbewußt so auch, wenn sich Ereignisse in deinem Leben „auf die Stimme legen“. Als Frau hast du möglicherweise zu oft den Eindruck, daß du überhört wirst, und musst dich deshalb permanent stimmlich anstrengen. Das überträgt sich auf deine Zuhörer, was meistens deine Kinder sind. Die haben deine Stimme bald mal satt, wenn sie Sauersein oder Eingeschnappt überträgt, und fühlst dich nicht mehr richtig – gesehen! Eine Stimme, die signalisiert: Ich will gehört werden! – sieht aus wie ein Baum ohne Äste. Dem Stimmträger wird nicht geglaubt, daß er nach allen Seiten hin offen, ausgebreitet, wachsam, umsichtig sein kann. Dieses umfassende Umsichschauen ist jedoch beim Umgang mit Kindern die Voraussetzung, um leicht und warm anzukommen.
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Deshalb sagen große Sänger, das wichtigste Organ beim Übertragen ihrer Stimme an das Publikum seien die Füße. (Vergleichen früher ab 35. von 144, Wie man ankert). Die gute Verankerung kann jedoch nur Bestand haben, wenn auch die Umsichtigkeit vollständig gewahrt wird. Die aufmerksame Wahrnehmung erinnert uns an den frei stehenden Baum.
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Dieses Verständnis von Aufmerksamkeit bringt dich dorthin, wo deine Stimmlippen die Stellung erreichen, in der du dich am wenigsten anstrengen musst, in die sogenannte Indifferenzlage. Jeder öffentliche Redner muß sie finden, um nicht aufgesetzt zu klingen. Aber du willst ja mehr oder Anderes erreichen, als nur ein guter Nachrichtensprecher. In deiner, auch mal in einem Rollenspiel ausprobiert verwandelten Stimme liegt der Schlüssel, mit dem du dein Kind erschließest und bezauberst. Du beweisest Schwingung und habest Schwung für alle Lebenslagen, wenn du mit deiner Stimme wie ein Baum mit allen Ästen und Zweigen nach allen Richtungen jedem Wind und Windstoß begegnest, der dir aus der Welt draußen entgegen weht. Und wenn du das kannst, überträgt sich deine Fähigkeit auf dein Kind, das in dem Alter doch auch so mächtig sein will wie du.
wie du. ©🦄 eah 28. November 1998 und 29. April 2020
Danke Eckehard, daß du in Anbetracht des derzeitigen weltweiten Wahnsinns bei dem wohl wichtigsten Thema bleibst – gesunde Entwicklung der Kinder zum selbstbewußten klardenkenden Erwachsenen. Nur darin liegt unsere Chance, die Erde zu dem zu machen, wofür sie gedacht ist. Das Paradies bereits auf der Erde zu entdecken und nicht erst, wenn wir alle tot sind.
Es gäbe von mir dazu viel zu sagen. Leider bin ich derzeit zu sehr mit dem C-Wahnsinn beschäftigt. Bereits frühmorgens kocht es in mir vor Wut, wohlwissend, daß diese sinnlos ist. Wir erleben derzeit den größten geistigen Tsunami. Sinnlos, sich diesem entgegenzustellen. Der geistig Reife stellt sich auf einen sicheren Berg und wartet ab, bis die Welle sich glättet. Diesen Berg suche ich noch.
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Du sagst es, guter Ludowigo.
Ecki fragte mich neulich an, ob überhaupt weiter, da relativ wenig bekommentiert – und in deinem Sinne antwortete ich: jetzt erst recht! Sich der Begleitung der Kinder zu besinnen ist Gebot der Stunde, nach der Pflege der eigenen Innereien das Wichtigste überhaupt.
Nicht nur dein Berg ist es, es ist der Berg aller, welche den Kirrsinn erkennen: Umarme dich selber. Du verstehst, was ich meine. Wir werden verrückt, wenn wir schier nur noch nach aussen starren und uns auf diese Brühe von Niedertracht, Kadavergehorsam, Gutgläubigkeit, Rechthaberei, nicht wahrgenommene Demütigung und Hohnlachen im Hintergrunde konzentrieren.
Leicht gesagt, schwer getan, doch der einzige Weg zum Berg: Das Geschehen kühl zur Kenntnis nehmen. Sodann: Ich liebe mich so wie ich bin. Sodann: Was würde die Liebe tun.
Noch was. Wir neigen dazu, uns zu unterschätzen. Beklagt sich der Leuchtturm, wenn 5m Wellen kommen? Er steht.
Du stehst. Wir stehen.
Besser als Leuchtturm ist die Weide im Winde. Sie geht mit, ohne mitzugehen.
Und das Wasser erst…
Wir sind alles. Leuchtturm, Weide, Wasser und noch viel mehr.
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„Liebe Mitdenkende“ schrieb ich vor zwei Jahren in „Eckes Bulletin“ um von der Tumor Front seine neusten Eindrücke zu referieren. Wer
kennt denn einen Bestrahlungskopf, der um den eigenen Kopf auf einer Schiene halbe Bögen surrt und damit Tumörchens Lieblingsplatz im Zungengrund zerstört? In jenem Sommer habe ich hier angedockt und fand meine These bestätigt: Klinik behandelt, Freundschaft heilt. Auch in der Klinik fand ich einen Freund, der damals meinen Fall mit ohne Honorar begleitet, und heute mir Attet gab: Maske aus (Diagnose xzy) unzumutbar. Period. Basta. Und wer es einfacher will, der habe Asthma.
Die Freundschaften gehören auch zur Kindsbegleitung. Kommt später dran. Für heute Dank ich euch. das waren mit hin und rück nach Heidelberg neun Stunden Karneval! Doch Freunde, Freude und die Freiheit ruft.
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Lieber Ecky,
danke dir für deine Einwürfe sehr. Immer wieder eine Bereicherung.
Komme manchmal nicht zum Lesen.
Im Moment richtet sich mein Thema mehr auf unsere entsorgten Rechte. Und da ist für mich auch vieles Neuland. Habe heute morgen einem Anwalt zugehört, von Rubikon interviewt, der sehr viel zu sagen hatte.
Zusammengefasst: Das ganze Rechts-System ist ausgehebelt.
Na bravo…………….
Das Thema Kinder-Begleitung ist natürlich für mich ein Schwerpunkt in meiner Biografie.
Schreibe und spreche viel mit meinen Kindern. Inzwischen gibt es 3 Enkelkinder.
Mein Sohn lebt in Südamerika und hat 2 Kinder (7 J. + 5 J).
Meine Tocher hat 1 Kind (3 J).
Für die gibt es 1 x die Woche einen Oma und Opa Tag.
Mit beiden tausche ich mich regelmäßig aus und versende fast jeden Abend Links.
Ist mir im Moment sehr wichtig und kostet natürlich auch viel Zeit.
Ich muss sagen, habe sie zu selbst denkenden Menschen erzogen.
Machen den ganzen Zirkus nicht mit und hinterfragen Vieles.
Und so werden auch die Enkel auf ihrem Lebensweg begleitet.
Für die Enkelin von meiner Tochter gibt es 1 x die Woche den Oma und Opa Tag. Sie freut sich immer riesig drauf. Und wir uns auch.
Es gibt keine schönere Aufgabe als Kinder auf ihrem Lebensweg zu begleiten, dass sie freie und selbst denkende Menschen werden.
Frage von der Kleinen:“Warum gehen wir nicht auf den Spielplatz?“
Meine Antwort.“Weil wir heute in den Wald gehen und Zwergenhäuser aus Moos bauen. Da freuen sich die Zwerge.“
Sie hatte sich noch verletzt und eine kleine Wunde blutete.
Da habe ich ein Spitzwegerich-Blatt genommen und es drauf getan. „Zwergenpflaster.“
Was für schöne Erlebnisse.
Danke dir für deine wunderbaren Artikel.
Leider komme ich nicht immer dazu das zu lesen. Im Moment!!!
Weil hier die Hütte brennt und wir dringend was tun müssen.
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Lieber Ecky –
ich möcht gern noch zu deinen Ausführungen (Stimme betreffend) dieses Video hierlassen:
***In diesem Video wollen wir euch zwei Laut-Übungen zeigen, durch die ihr eure Milz und euren Magen stärken könnt, sowie den Laut des dreifachen Erwärmens, der euren gesamten Körper stärken soll.***
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Von allen Seiten strömen immer wieder eure hilfreichen Beobachtungen und Reflexionen mit ein. Das ist schön zu erleben und lässt den Plan in mir Reifen, die Neuauflage von „Abenteuer Erziehung“ aus dem hier Erarbeiteten entstehen zu lassen. Allen Kommentatoren hier, bei früheren und in künftigen BEITRÄGEN habe ich die Ehre zu danken.
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