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ELTERN, KIND UND KINDERSTUBE – 40. von 144 – Und die Natur?

Eckehardnyk

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Allzu leicht wird heute Natur mit „Umwelt“ gleichgesetzt. Für unsere Stellung in der Welt ist der Unterschied jedoch bedeutender, als es zunächst scheinen mag. Die Umwelt ist nichts weiter, als das was unmittelbar in der Umgebung liegt. Ein Tier braucht seine Umwelt zum Überleben, es ist daran angepaßt mit seiner speziellen, genetisch festgelegten Ausrüstung.

Dabei ist die Umwelt eines tibetischen Bären, des Yeti, dessen Geheimnis Reinhold Messner jetzt[1] für uns gelüftet zu haben scheint, mit ungefähr 500 Quadratkilometern ein richtiges Land, während eine Kopflaus mit unserem Skalp zufrieden gibt. Auch die Umwelt eines Menschen ist sehr verschieden; sie wird von seinem Beruf bestimmt, aber mehr noch von seiner Einstellung der Welt gegenüber. Für manche ist der ganze Globus Umwelt, für andere nur die eigene Straße. Ich habe in Berlin Einheimische getroffen, die noch nie den Kurfürstendamm betreten hatten.

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Natur dagegen ist überall und, unabhängig von uns Menschen, einfach da. Es gibt sie, ob wir sie wahrnehmen wollen oder nicht. Während „Umwelt“ alles mögliche von ihrem „Bewohner“ Gestaltete sein kann, ist Natur immer ungestaltet vorfindbar. Wir finden sie „draußen“ oder in Dingen, in Pflanzen, Tieren oder Menschen; aber auch „drinnen“ als innewohnendes Leben, Instinkt, Trieb, Emotion, Traum und Denkvermögen. Vergessen wir dabei den engeren Begriff der Naturwissenschaft und erweitern wir unseren Blick auf die „Natur des Menschen“: Das Gemeinsame der inneren und äußeren Natur ist das Chaos. Du zögerst, mir zuzustimmen? Du denkst an die ungezählten Formen, die sinnvollen Anordnungen und Abläufe, die du aus der Natur kennst? Soll oder darf man das Chaos nennen? Du hast Recht. Also, die Theologen unter euch sagen dazu „Schöpfung“, die Materialisten „Evolution“, Esoteriker „Formzustand“ und wir sagen zum geordneten Chaos wie Deukalion und Pyrrha[2]„Kosmos“.

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Wir wollen nicht gleich mit einer Diskussion  beginnen, wer denn dann wirklich der Schöpfer, Evolutionär oder Formgeber sein könne und wo dieser zu finden sei. :Denken wir weiter: Natur ist unabhängig von jeglichem Produzenten einfach da. Wir schließen: Die Form, die wir in der Natur wahrnehmen, müsse sie aus sich selbst hervorgebracht haben. Folglich ist ihr Schöpfer in ihr anwesend. Jedoch sagt er uns das nicht direkt, sondern ist darauf angewiesen, daß wir seine Spur finden. Er ist geradeso erzählfreudig wie eine Katze.

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So sprechen wir von der „blinden Gewalt der Natur“, wenn sie als Katastrophe über Städte und blühende Landschaften hereinbricht. Warum sagt man „blind“ oder auch „roh“? Man sagt das in der richtigen Annahme, daß die Natur überhaupt keine Ordnung kenne, sondern auf dem Stand, auf dem sie gerade ist, auch in Bewegung geraten könne. Das sieht im Spiel von Welpen entzückend aus, aber entsetzlich im Erdrutsch, der unser Haus mit sich reißt. Natur läßt alles mit sich geschehen. Doch ein ihr aufgedrücktes Geschehen hat immer Folgen, weil es eine Gestaltung ist. Gestalten haben immer auch eine Geschichte und erzeugen in ihrer Umgebung weitere Geschichten. Das von Menschen gemachte Vernichten von Wald ist kein Naturprozeß, sondern  ein der Natur aufgezwungener „Kriminalroman“. Dieser hat Fortsetzungen an verschiedenen Schauplätzen. Katastrophen verteilt über die ganze Erde sind allerdings seine Satzzeichen.

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Auch in uns selbst kennen wir die „blinde Leidenschaft“. Daran erkennen wir, daß wir Mitglieder der Natur sind. erst der Eingriff in diese materiefreie Substanz der Emotion macht aus uns geformte, mitunter auch genormte, Menschen. Hier spielt die Evolution für das selbständige Menschsein die Hauptrolle. Und das Denkvermögen: Sich selbst überlassen, ist es chaotisch. Erst Experimente an Aufgaben wie Kopfrechnen oder Schachspiel zeigen uns, daß wir unser Denkvermögen formen und trainieren können, sodass ein geistiger Kosmos der höchsten sittlichen Intuition entsteht.[3]


[1] 25. November 1998

[2] Das Paar der griechischen Mythologie, das nach seiner Erschaffung durch Prometheus und nach der großen Flut den Erdkreis bevölkerte

[3] Rudolf Steiner Philosophie der Freiheit, insbesondere das Kapitel IX „Die Idee der Freiheit“. Freitag, 17. April 2020  17:42


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