Eckehardnyk, Dienstag, 31. Januar NZ 11
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Mit dieser Szene sind alle 144 auf Bumibahagia Glückliche Erde glücklich vereint und zu lesen.
Die Urschrift, hier abgewandelt in der Anrede auf die Zweite Person, also Du oder gelegentlich Ihr oder Wir statt Sie, ist nun ebenfalls öffentlich. Daraus wurde nach einer im April 1999 erfolglos abgebrochenen Verlagssuche – 16 wurden angeschrieben – ein neues Manuskript im 2006 gegründeten Autorenverlag „tredition“ 2012 „Abenteuer Erziehung. Wie wird mein Kind pflegeleicht und erfolgreich? Ein sicherer Weg zur guten Kinderstube“ mit 381 Seiten, ohne Bilder, Inhaltsverzeichnis oder Register, auf dem Cover ein nacktes Kind, das mich als Einjährigen im Sommer 1943 zeigt, nackt von hinten vor dem Küchenfenster, wohinter Mutter steht. Dahinter hält Vater die Arme bereit, sein Kind, stehend auf einem Buch auf dem Fenstersims, aufzufangen. Unmöglich, so etwas in einer Buchhandlung offen zum Verkauf anzubieten. Das Coverbild wird gewechselt und ein Register hinzugefügt. Die Zukunft der Gebrauchsfähigkeit für dieses Buch hat erst begonnen, obgleich es ein „Hausväterbuch“ der Kindesbegleitung ist, wie aus dem 15. Jahrhundert.
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Jeder Mensch war Kind und jeder ist es, solange er lebt als Abkömmling einer Generation. Ein Siebenundsechzigjähriger ist immer noch ein Kind seiner siebenundachtzigjährigen Mutter. Darüber hinaus sagt man, daß manche Menschen bis ins hohe Alter „Kind“ geblieben seien.
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Was verbirgt sich in einer solchen Redensart? Etwas von der Wesensart eines Kindes, das mit dem Menschsein von Grund auf zusammenhängt und bei manchen eben deutlicher zu Tage tritt als bei anderen? Die Schönheit des Alters hat gewiß mit kindlicher Einstellung zu tun: Auf alles im Leben gespannt und neugierig sein und mit ganzem Herzen etwas zu machen.
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Wenn man wie Johannes Heesters1 mit 93 noch jeden Tag drei Stunden Schauspieler auf großen Bühnen ist, dann funktioniert das wohl nur, wenn jeden Tag auch die Neugier auf das Publikum erwacht und damit die Liebe zum Tun, das Neues bietet. Die gleiche Einstellung nimmt ein Kind in Anspruch, das in einem Holzkasten ein Boot erkennt, sich hineinsetzt, die Hand über die Augen hält und wie ein Kapitän Ausschau hält auf hoher See.
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Ein Kind ist immer ein vollständiger Mensch. Erfahrung und Wissen sammeln sich nach und nach bei ihm und bringen gewiss manche Schlagseite in sein Menschsein. Dennoch: Ein Erwachsener formt daraus sein Instrument zur Übernahme von Positionen mit Macht in der Gesellschaft. Ein Kind jedoch übernimmt nicht weniger Verantwortung. Nur beschränkt sich seine Macht auf das ihm Überschaubare, auf seine Umgebung, auf sein Spiel: Am Anfang seines Daseins erst mal nur auf seine Mundöffnung, auf seine Finger, seine Hände, seine Lage, im Ganzen also auf sein Befinden.2
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Fühlen, Machen, Lernen, Können, Verarbeiten, neue Gefühle haben: Kinder sind darin zu Hause. Pausenlos und mächtig dabei sich zu entwickeln und dabei „sich zu verwirklichen“. Wer hat ihnen je befohlen, damit aufzuhören? – Ja, diese Befehle gab es leider doch auch.3 Sonst wäre Altwerden niemals ein Problem. Auch die Arbeitsbegrenzung auf 60 oder 65 Jahre ist ein unmöglicher Befehl, dem ein voll entwickelter Mensch ohne Not nie gehorchen wird. Nur, der Befehl zum Aufhören kam schon längst vorher, als der Beschluß gefaßt wurde, auf den Ruhestand hinzuarbeiten. Das aber ist unvereinbar mit der kindlichen Haltung dem Leben gegenüber. Den „Ruhestand“ als Glück zu begreifen, kann nur einer, der es als „Ausruhen“ von erzwungener Erwerbsarbeit sieht und nun in die Zeit kommt, wo er sich „in Ruhe“ die Tätigkeiten zu seiner noch ungestillten Neugier suchen kann.
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Diese Neugier auf das Leben, das so viele Facetten bergen kann, dem Kind zu erhalten, ist die Aufgabe, die wir, als Vorbilder in uns selbst erhalten können. Mach viel Gebrauch davon, dann wird dein Kind niemals ein nervendes Dauerrätsel, „Was will es denn jetzt schon wieder?“ Wenn du dir niemals langweilig wirst, langweilt sich auch dein Kind nicht. Ein (erfolgreiches) Kind langweilt sich nie.4
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Was tun, wenn Kind sich nun doch langweilt? Kaufst du ihm neue Spielsachen? Das wäre genau so wirksam, wie wenn du einem Rollstuhlfahrer ein Pferd schenkst. Wenn die Schüler des Meisters Leonardo da Vinci keine Einfälle hatten, dann soll er sie vor altes, zerfallendes Gemäuer geschickt haben. Dort bekamen sie Anregungen und brachten außer hübschen Zeichnungen auch neue Gefühle und Ideen mit. Hast du schon bemerkt, wie das bloße Anschauen von Wildnis in einem versteckten Hinterhof oder draußen an einem See Interesse weckt? Dieses Interesse, das ständig wächst, wollen wir „das Kind in uns“ nennen. Manchmal geht einem „altersmäßigen“ Kind das „einstellungsmäßige“ Kind verloren, und es beginnt zu „altern“, das heißt, sich sterbensmäßig zu langweilen. Steuere dagegen, indem du selbst (bei dir) für „mehr Kindheit“ sorgst.
(eah)
14. Oktober 1998 und 31. Januar 2023
1 Mit 108 Jahren 2011 gestorben
2 In „Abenteuer Erziehung“, der eingangs erwähnten Printausgabe, steht an dieser Stelle ergänzend auf Seite 20: „(Könnte er schon sprechen und „klug“ antworten, würde ein Säugling sagen, er sei für sein Befinden verantwortlich. Würde er sonst aus Leibeskräften brüllen, wenn es schlecht darum steht? Und damit tut er schon alles, was in seiner Macht steht, um dieses Befinden zu bessern. In dieser Konsequenz ist säugling bereits erfolgreich.)“
3 Siehe Szene 14 von 144 und vergleiche Szene 94 von 144 von ELTERN, KIND UND KINDERSTUBE hier
4 Oder wenn doch, geht das vorüber, und es erinnert sich daran wie an eine Zäsur seiner selbst
Passt nicht 1:1 hierhin, aber die Betreuung von Kindern kommt hier vor:
„Eines der umstrittensten Bücher unserer Zeitgeschichte“, schreibt die Autorin über ihr Buch.
Das Eva-Prinzip – von Eva Herman
Die einen lehnen den Inhalt kategorisch ab, die anderen sind froh, dass jemand dieses Thema offen anspricht:
Sind Kind und Karriere wirklich vereinbar?
Kostenlos als Hörbuch (nach unten scrollen):
https://www.eva-herman.net/das-eva-prinzip/
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„Jeder Mensch war Kind und jeder ist es, solange er lebt als Abkömmling einer Generation. Ein Siebenundsechzigjähriger ist immer noch ein Kind seiner siebenundachtzigjährigen Mutter. Darüber hinaus sagt man, daß manche Menschen bis ins hohe Alter „Kind“ geblieben seien.“
Sagte nicht einmal Jesus „Seit wie die Kinder und das Himmelreich ist euer“. Was er wohl damit gemeint hat 😉
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@Ecky
„Den „Ruhestand“ als Glück zu begreifen, kann nur einer, der es als „Ausruhen“ von erzwungener Erwerbsarbeit sieht und nun in die Zeit kommt, wo er sich „in Ruhe“ die Tätigkeiten zu seiner noch ungestillten Neugier suchen kann.“
Kann ich von mir nicht sagen. War mit 3 Kindern 20 Jahre zuhause und habe dann in verschiedenen Bereichen Teilzeit gearbeitet.
Ich hatte das große Glück mich nie bewerben zu müssen, wurde immer empfohlen.
Und die Arbeit hat mir sehr viel Freude gemacht.
Meine Neugier und mein Wissensdrang ist mir erhalten geblieben und dafür hatte ich immer ausreichend Zeit.
Meine 6 Jährige Enkelin sagt in letzter Zeit immer: „Oma, mir ist langweilig.“
Dann sage ich zu ihr, dass Langweilig sehr schön ist, weil man da Träumen kann. Die Wolken am Himmel beobachten kann und viele andere Dinge. Bei denen man nicht die Hände oder Füße dazu braucht.
Den Begriff hat sie bei den Erwachsenen aufgeschnappt. Hatte ich dann erfahren.
„Würde er sonst aus Leibeskräften brüllen, wenn es schlecht darum steht? Und damit tut er schon alles, was in seiner Macht steht, um dieses Befinden zu bessern.“
Habe ich kürzlich erlebt. Und musste feststellen, der brüllt ohne Tränen und kennt schon seine „Macht.“
Wurde schlafen gelegt und sollte 2 Stunden schlafen, wie immer.
Mutter war weg.
Nach einer Stunde brüllt er und ich bin zu ihm ans Bettchen habe ihn beruhigt und gesagt, dass er schlafen soll.
Ein Liedchen gesungen und Ruhe war.
Kinder spüren sehr wohl mit wem sie was machen können und mit wem nicht.
Es braucht allerdings die „innere Sicherheit“ des Erwachsenen.
Ich hoffe du bist wieder aus dem Krankenhaus raus.
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