…die damals in meiner Kindheit in Schöftland Brief- und auch Paketpost in die Häuser lieferten, dabei die schönen gelben Briefkästen unterwegs leerten. Die Post Schöftland hatte drei Briefträger. Einer war der Schnellste, vage meine ich, er habe Widmer geheißen. Danke, guter Mann, daß Du damals die Post so wahrlich sauschnell brachtest, immer! 🙂
Herr Frey.
Schon leise angegraut, er war der Langsamste. Die Post wurde täglich zweimal im Dorfe ausgetragen. Oh heile Welt. War Herr Frey auf der Tour, dann trudelte die Post bei uns bis zu einer Stunde später ein als wenn Herr Widmer dran war. Herr Frey war der Freundlichste und bei vielen Bewohnern darum wohl der Beliebteste. Still, unauffällig und sorgsamst arbeitete er.
Dann war da der Herr Lüscher. Der pfiff und sang auf seiner Tour, und mir warf er stets und immer „Der ungläubige Thomas“ zu, fügte dann gelegentlich etwas an, was ich inhaltsmäßig nicht erfasste. Er tat dies laut und fröhlich. Ich hörte wohl, verstand ohne zu verstehen, wunderte mich jedesmal, kannte ja die Geschichte des Ungläubigen Thomas wohl, letztlich nahm ich des Herrn Lüschers frohe laute Rede entgegen jedes Mal leise irritiert, ein jedes Mal aber mich geehrt fühlend, auf besondere Weise von der Respektperson Pöstler Herr Lüscher beachtet geworden zu sein.
Ach ja, für Euch sogenannt Deutsch Sprechende: Was bei Euch der „Postbote“, das ist in der Schweiz, sprachlich korrekt, der „Pöstler“. Ich begründe.
„Postbote“ bedeutet, daß einer kommt und Botschaft von der Post bringt – was Unsinn ist. Er überbringt Botschaft Dritter. So ist es.
„Pöstler“ bedeutet, daß einer Post transportiert. „Pöstler“ bezeichnet die ausgeübte Tätigkeit somit korrekt, was weiterer Hinweis darauf ist, daß Schwiizertüütsch das wahre Deutsch ist. LoL.
Die Schweiz hat einen noch sauguteren Begriff dafür: „Briefträger“. Passt doch, oder etwa nicht?
Ernsthaft nun.
Ich rede wahr. Ich danke unseren damaligen drei Briefträgern für ihre damalige Existenz und Tätigkeit. Danke, Herr Widmer, Herr Frey, Herr Lüscher! Ihr wart Teil derer, welche mir als Kind das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteltet. Danke!
Thom Ram, 25.09.10
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Ich hab noch nie Postbote gesagt. Immer war das für mich der Briefträger.
Inzwischen gibt es den Paketdienst, der Dienst am Paket !!!
Müsste eigentlich auch Paketträger heissen !
Nette Geschichte oben 🙂
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klar war das der Briefträger.
So nannte ihn jeder, auch wenn es eine Frau war.
Bekam manchmal noch was zu trinken und man hielt einen netten kurzen Plausch.
Kannte auch die Verwandten, die uns aus dem Urlaub Postkarten schickten. Wir mussten die gar nicht lesen. Erzählte uns immer was drauf stand und wer uns dieses mal wieder schrieb.
Und zu Weihnachten bekamen die selbstverständlich ein Geschenk.
Wenn heute die Post kommt, höre ich oft „Pakkkäte“.
Wenigstens dieses Wort können sie einigermaßen aussprechen.
Tun mir total leid.
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Heute, Sonntag, kam keine Post. So war es heute wie immer. Die übrige Post kommt Dienstag, Donnerstag, Samstag oder auch am Montag, was jahrelang schon nicht mehr war. Aber warum Montag? Weil, sagen „böse Zungen“, dann die Freude doppelt groß ist, und man jubelt „stell dir vor, ich hab montags Post gekriegt. Von der ganzen Woche!“
Es muss nicht immer montags sein. Die Post ist flexibel. Es kommen auch andere Tage dran. Es darf nur nicht hintereinander derselbe Tag sein. Also nicht etwa jeden Mittwoch. Nein, letzte Woche kam die ganze Post am Freitag. Noch Fragen? Moderne Zeiten, energiesparend.
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Lieber Thomas,
auch der Briefträger ist niemand, der die Briefe nur trägt, denn er übergibt sie ja auch an den Empfänger und wird damit zum Boten.
Auch bei mir hieß er dennoch immer Briefträger.
Du siehst, das Wort selbst ist eine Botschaft.
Die Post war und ist ein Privileg (ein Lehen) und wurde von Beginn an von der Kirche kontrolliert. Wie hier so lustig von Wikipedia dokumentiert, gab es auch immer Spitzbuben, die sich das zu Ihrem Nutzen machten. Die „Von Turn und Taxis“ sind ein Beispiel dafür.
Der Auszug (Jeder kann das überprüfen) aus Wikipedia:
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Im Jahre 1596 wurde Leonhard I. von Taxis zum Generaloberstpostmeister im Heiligen Römischen Reich ernannt. Das Postwesen selbst galt seit 1597 als kaiserliches Regal. 1624 wurde Lamoral von Taxis in den Reichsgrafenstand erhoben und mit dem Lehen des Generaloberstpostmeisters bedacht. In den österreichischen Erblanden ging das Postlehen 1624 auf das Haus derer von Paar über.
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Es handelt sich also beim „Pöstler“ also um den Angestellten eines Lehensträgers. Bote ist also auch nicht falsch.
Dein Beitrag ist aber aus anderem Grunde sehr berührend. Er zeigt, das eine Zeit gab, in der ein Herr Lüscher die Post auch dem „ungläubigen Thomas“ übergab. Er hatte ja seinen Grundsatz!
krazzi
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