Was hat Frau Holle mit Lernbereitschaft zu tun?
Eckehardnyk
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Lasst uns noch etwas bei den „frommen Bereichen“ verweilen. Es geht ja um unser Inneres, und bei dem haben ja mehrheitlich die Geistlichen dieser Welt mitzureden. Freilich gibt es auch Menschen, die zu Psychotherapeuten ein besseres Verhältnis haben und sich dort von ihrer noch vermeintlichen Kindergläubigkeit wegholen lassen. Doch die Mehrheit der gesamten Menschheit ist wohl bei inneren Dingen eher bereit auf einen Priester, Mufti, Rabbi oder Schamanen zu hören. Nur in Nationen, die man als „westlich“ bezeichnet, tragen viele ihre Gewissens- oder inneren Nöte lieber einem unabhängigen, psychologisch geschulten Berater vor, wenn nicht bereits der Hausarzt sich über Zusatzausbildung für die Krankheit bewirkenden Umstände seiner Patienten sensibilisiert und als „Droge Arzt“ mit seinem Deutungsvermögen bewährt.
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Von Josef Rattner, einem seit den 68-er Jahren in Westberlin wirkenden Autor, Arzt und Psychotherapeuten, stammt die für mich beachtenswerte Verweisung, auf Künstler, Dichter, Maler oder Musiker zu acht zu geben und aus ihren Werken etwas über die Seele des Menschen zu lernen. Selbst wenn du keinen großen Künstler kennen solltest – lesen, sehen oder hören kannst du doch oft genug, um in den Kunsterzeugnissen die eine oder andere Spur zu finden, die in dein Inneres und analog auch in das deines Kindes führt. Ich denke da an Sprüche oder Märchen, in denen plötzlich eine Erleuchtung für uns auftaucht. Vielleicht auch für dein Kind, wenn du ihm erzählst oder vorliest. An einen Spruch erinnere ich mich besonders gern. Er stammt von Angelus Silesius, (bürgerlich Johann Scheffler, 1624-77), einem schlesischen Dichter der Barockepoche, und ist in Familien, auch der meinigen, als Tischgebet geläufig gewesen:
Das Brot ernährt uns nicht.
Was uns im Brote speist,
Ist Gottes ewiges Licht,
Ist Leben und ist Geist.
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Meine Eltern sagten Wort an Stelle von Licht. Erst viel später entdeckte ich im „Cherubinischen Wandersmann“, wo der „schlesische Engel“ eine ganze Sammlung solcher Sprüche dieser Versform zusammen getragen hat, die „richtige“ Fassung, die auch vom Reim her genauer passt.[1] Wie auch immer: Brot und Licht in einer Formel! (Und in einem Wort kann mehr Licht sein als in einem Stück Brot.) Brot für die Welt ist nach Christus in Wahrheit Licht für die Welt. Menschen, die äußerlich satt werden, aber innerlich hungern, werden mit ihrer Seele nach geistigem Licht Ausschau halten. Denken wir an die in Evangelien geschilderte, verwunderliche Speisung von Tausenden? Und die übergroße Menge von „Brocken“, also an das, was über die Speisung hinaus übrig bleibt? Könnten wir nicht längst wissen, dass in diesen Bildern der Hunger nach innerem Licht mehr als befriedigt wurde, sodass die Freude darüber jedes Hungergefühl überwinden half, weil die Gewissheit entstand, immer versorgt zu sein und das Gefühl für Freiheit (von Sorgen) grenzenlos sein musste.
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Die Sicht auf unser Inneres führt uns zu unserer „inneren Sonne“. Dieser Weg ist oft angedeutet in Märchen, wo plötzlich jemand in einen Brunnen fällt und statt in Finsternis in eine helle Umgebung gelangt. Wohl am bekanntesten das Grimms Märchen von Frau Holle. Es bedeutet für Kinder keine Schwierigkeit, die darin geschilderte untere Welt real zu sehen, in der ein Backofen oder ein Apfelbaum zu sprechen beginnen… Denn diese Welt spiegelt einen seelischen Bereich wieder, den jeder bei sich finden kann. Frau Holle ist niemand anders als das Gewissen. (Deswegen schüttelt sie auch die Kissen!) Es mag dich interessieren, wo und wie man heutzutage mit „Gewissen“ zu tun haben kann.
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Man nennt es nur anders, weil das unfrei machende „Moralin“ darin stört. In Lern-, Arbeits-, Teamfähigkeit und Kooperationsbereitschaft (mit oder ohne Führungsqualität) erscheint es als „gutes Gewissen“, in Null Bock Stimmung, Arbeitsstörung, Mobbing und sich Drücken vor Verantwortung als „schlechtes Gewissen“. Mit diesen modernen Voraussetzungen begegnen uns dann die „Helden“ des Märchens, als Gold- und als Pechmarie[2]. Unser Fleiß, unsere Hilfsbereitschaft, unsere dauerhaft liebevolle Einstellung zum eigenen Tun, hängt mit Gewissen zusammen. Durch den Fleiß der Frau Holle und ihrer gewissenhaften Assistentin werden bis ans Ende der Tage Millionen von Waren geschaffen und umgesetzt, wo es im Märchen „schneit“[3]. Verstehen wir die Schneeflocken[4] als Freudenbringer, dann ist der Weg zur Übersetzung von Schnee für „Licht“, das in feinsten Partikeln bis zu uns dringt, gebahnt. Die „Faulheit“ der Pechmarie zeigt uns, daß sie zwar das Innere kennt, aber die Zusammenarbeit mit ihm fürchtet: am „Backofen“ könnte sie sich „verbrennen“, beim „Schütteln“ könnte ihr ein „Apfel“ auf den Kopf fallen, und so weiter. Somit erscheint sie für die Welt draußen mit „Pech“ behaftet und bleibt innerlich düster.
© eah 2. Dezember 1998 und 13. Mai 2020
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In eigner Sache: Mir ist inzwischen klar ge(macht) worden, dass dieser Text als herkömmlich mit „Erziehungsratgeber“ zu bezeichnender Schrift wenig geeignet ist, in den Alltag der Kindesbegleitung umgesetzt zu werden. Mein ursprünglich nach Fertigstellung im Jahr 1999 gedachter Gedanke: Wer dieses Buch liest oder gelesen hat, wird aus eigener Intuition das Richtige finden und niemals in ausweglos scheinenden Szenen mit Kindern oder Jugendlichen den Kopf verlieren. Es scheint, dass nur sehr wenige davon Gebrauch gemacht haben. So hege ich seit gestern Abend den Wunsch, durch ergänzende Texte Seite für Seite das Gesamtwerk in drei Booklets jedem zugänglicher zu machen, der weniger „Denkakrobatik“ treibt, wie sie hier anscheinend vorgelegt wurde.
Deshalb meine Frage an die hier Kommentierenden, ob deren Beiträge in Neuauflagen verwendet werden dürfen. Es wäre mir eine Freude und Ehre, wenn dies bejaht werden könnte. Schreibet es bitte in den Kommentar dieses oder kommender Beiträge.
[1] Doch daran stößt sich kein Kind, solange es von Eltern so vertreten wird. Es würde sich erst beschweren, wenn es anderswo den Spruch in der „richtigen“ Form hört. Das würde sein Anderes gewohntes Gefühl stören.
[2] Ich warne vor heutzutage naheliegenden Versuchen, der Pechmarie irgendwelche „Nachteilsausgleiche“ zukommen zu lassen, außer die Kinder verlangen von sich aus danach. Gold- und Pechmarie sind Seite und Kehrseite derselben Medaille, die bildlich gesprochen in der menschlichen Seele aufscheint.
[3] Bei „Sterntaler“ regnet es Goldstücke.
[4] Nicht ganz zufällig werden „Flocken“ und „Schnee“ als Metaphern für Bares genommen.
„Wir bringen eine Eilmeldung zu den Kämpfen und Kindern in den Tunneln.“
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Für Außenstehende schwer zu verstehen. Konkret verstanden habe ich: Eine Zahl 20000 von Streitkräften, namentlich bestehend aus Amerikanern und Russen haben ein Tunnelsystem erobert, in welchem Kinder gehalten wurden, zu Erbärmlichem und Verwerflichem missbraucht. Deren Bewacher (und Konsumenten?) seien restlos beseitigt. Die erobernden und die Kinder befreienden Streitkräfte seien wieder aus den Tunneln zurück. Die Kinder würden medizinisch (das müsste eigentlich heißen auch psychotherapeutisch) betreut Hubschrauber hätten während dieser Aktion das Land überflogen in größerer Anzahl von Flügen als gewohnt. So weit so gut. Fragen bleiben offen, insbesondere:
Wo hat sich das abgespielt?
In welche Hospitäter wurden die Kinder überführt?
Wann hat es, in welchem Zeitraum stattgefunden? (Ein Enddatum könnte ein „Freitag“ sein „also übermorgen“, warum wird kein Datum genannt?
Der Impfzwang wurde wegen Masern schon einmal in der Reichstagskonserve beschlossen, war dies das besagte Freitagsdatum?
Wer sind diese beiden Leute vom Video, welchen Kontakt zu wem hat die Dame?
Welchen der mit ihr korrespondierende Herr?
Ich kann mir vorstellen, dass man dies nicht alles hier veröffentlichen kann, wer jedoch Näheres mit Gewissheit weiß, möge es mir doch per Mail sagen: hilf@eahilf.de
Vielen Dank.
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