bumi bahagia / Glückliche Erde

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Sag „NEIN“!

1947, wenige Wochen vor seinem Tode, verfasste Wolfgang Borchert die Arbeit

„Dann gibt es nur eins!“

Du. Mann an der Maschine und Mann in der
Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe
mehr machen – sondern Stahlhelme und
Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und
Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst Granaten füllen und
Zielfernrohre für Scharfschützengewehre
montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst statt Puder und Kakao
Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod
erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder,
du sollst Hasslieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst die Männer
kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst den Mord segnen
und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst keinen Weizen
mehr fahren – sondern Kanonen und Panzer,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst Bomben und Phosphor
über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie
dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt
geben für den Munitionszug und für den
Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der
Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den
Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in
der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London,
du, am Hoangho und am Mississippi, du,
Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und
Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der
Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt
Kinder gebären, Krankenschwestern für
Kriegslazarette und neue Soldaten für neue
Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es
nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:
dann:

In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die grossen Schiffe
stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge
gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und
muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich
fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben –

die Strassenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde
verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und
Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen
kraterzerrissenen Strassen –

eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen,
gefrässig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und
Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig,
unaufhaltsam –

der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis
wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den
brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie
umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken –

in den Instituten werden die genialen Erfindungen der grossen Ärzte sauer
werden, verrotten, pilzig verschimmeln –

in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern
werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und
Kirschsaft verkommen – das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf
zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird
stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten
Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden
Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken
werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln – zerbröckeln – zerbröckeln

dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter
Lunge,
antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter
wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren
Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen
verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend – und

seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch
die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen
Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter
Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen,
morgen vielleicht, vielleicht heute n

Du. Mann an der Maschine und Mann in der
Werkstatt. Wenn sie dir morgen befehlen, du
sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe
mehr machen – sondern Stahlhelme und
Maschinengewehre, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mädchen hinterm Ladentisch und
Mädchen im Büro. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst Granaten füllen und
Zielfernrohre für Scharfschützengewehre
montieren, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Besitzer der Fabrik. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst statt Puder und Kakao
Schießpulver verkaufen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod
erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Dichter in deiner Stube. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst keine Liebeslieder,
du sollst Hasslieder singen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Arzt am Krankenbett. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst die Männer
kriegstauglich schreiben, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pfarrer auf der Kanzel. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst den Mord segnen
und den Krieg heilig sprechen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Kapitän auf dem Dampfer. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst keinen Weizen
mehr fahren – sondern Kanonen und Panzer,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Pilot auf dem Flugfeld. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst Bomben und Phosphor
über die Städte tragen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Schneider auf deinem Brett. Wenn sie
dir morgen befehlen, du sollst Uniformen zuschneiden,
dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Richter im Talar. Wenn sie dir morgen befehlen,
du sollst zum Kriegsgericht gehen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Bahnhof. Wenn sie dir
morgen befehlen, du sollst das Signal zur Abfahrt
geben für den Munitionszug und für den
Truppentransport, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mann auf dem Dorf und Mann in der
Stadt. Wenn sie morgen kommen und dir den
Gestellungsbefehl bringen, dann gibt es nur eins:
Sag NEIN!

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in
der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London,
du, am Hoangho und am Mississippi, du,
Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und
Oslo – Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der
Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt
Kinder gebären, Krankenschwestern für
Kriegslazarette und neue Soldaten für neue
Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es
nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Denn wenn ihr nicht NEIN sagt, wenn IHR nicht nein sagt, Mütter, dann:
dann:

In den lärmenden dampfdunstigen Hafenstädten werden die grossen Schiffe
stöhnend verstummen und wie titanische Mammutkadaver wasserleichig träge
gegen die toten vereinsamten Kaimauern schwanken, algen-, tang- und
muschelüberwest den früher so schimmernden dröhnenden Leib, friedhöflich
fischfaulig duftend, mürbe, siech, gestorben –

die Strassenbahnen werden wie sinnlose glanzlose glasäugige Käfige blöde
verbeult und abgeblättert neben den verwirrten Stahlskeletten der Drähte und
Gleise liegen, hinter morschen dachdurchlöcherten Schuppen, in verlorenen
kraterzerrissenen Strassen –

eine schlammgraue dickbreiige bleierne Stille wird sich heranwälzen,
gefrässig, wachsend, wird anwachsen in den Schulen und Universitäten und
Schauspielhäusern, auf Sport- und Kinderspielplätzen, grausig und gierig,
unaufhaltsam –

der sonnige saftige Wein wird an den verfallenen Hängen verfaulen, der Reis
wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den
brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie
umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken –

in den Instituten werden die genialen Erfindungen der grossen Ärzte sauer
werden, verrotten, pilzig verschimmeln –

in den Küchen, Kammern und Kellern, in den Kühlhäusern und Speichern
werden die letzten Säcke Mehl, die letzten Gläser Erdbeeren, Kürbis und
Kirschsaft verkommen – das Brot unter den umgestürzten Tischen und auf
zersplitterten Tellern wird grün werden und die ausgelaufene Butter wird
stinken wie Schmierseife, das Korn auf den Feldern wird neben verrosteten
Pflügen hingesunken sein wie ein erschlagenes Heer und die qualmenden
Ziegelschornsteine, die Essen und die Schlote der stampfenden Fabriken
werden, vom ewigen Gras zugedeckt, zerbröckeln – zerbröckeln – zerbröckeln

dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter
Lunge,
antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter
wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren
Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen
verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend – und

seine furchtbare Klage: WARUM? wird ungehört in der Steppe verrinnen, durch
die geborstenen Ruinen wehen, versickern im Schutt der Kirchen, gegen
Hochbunker klatschen, in Blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter
Tierschrei des letzten Tieres Mensch – all dieses wird eintreffen, morgen,
morgen vielleicht, vielleicht heute nacht schon, vielleicht heute nacht,

wenn – –
wenn – –

wenn ihr nicht NEIN sagt.

(Wolfgang Borchert)

.

Er drückte damit vor 77 Jahren aus, was ich predige.

Wer dem System zudient macht sich mitverantwortlich dafür, was Systemlinge anrichten.

Chemtrailpilot arbeitet als Systemling. Wer sein Flugzeug betankt macht sich mitverantwortlich für die ausgebrachten Gifte.

Nestlé arbeitet nicht für gesunde Ernährung, sondern für schleichende Vergiftung. Wer bei Nestlé arbeitet macht sich mitverantwortlich.

Wer in einer Bank arbeitet, der macht sich mitverantwortlich für den Finanzsystem-immanenten Automatismus, der Geld von Fleißig zu Reich fließen läßt, ist mithin mitverantwortlich für die Verarmung der Mehrheit.

Ich klage niemanden an, schon gar verurteile ich niemanden. Die Meisten dienen dem System, ohne es zu wissen.

Beispiele.

Weiß der Chauffeur einer Politpolype, was er da herumkutschiert? Kaum. Kann ihm ein Vorwurf gemacht werden?

Hat die Putzfrau des systemtreuen Juristen (eingewanderte Messerer behandelt er mit Watte, gewaltfreien Systemkritiker wirft er in den Kerker) Ahnung davon, welch krummem Charakter sie den Boden bohnert? Sicherlich nicht. Kann ihr ein Vorwurf gemacht werden?

Als Junglehrer verzapfte ich meinen Schülern den Evolutionstheorie-Schmarren. Die Schüler glaubten mir jedes Wort, und damit hatte ich in 25 Köpfen ein Puzzleteil der auf allen Gebieten verbogenen Wissenschaft etabliert. Ich empfahl auch Impfung von Katz‘ und Hund. Hätte ich es damals, ohne das www, besser wissen sollen/müssen/können?

.

Worum also geht es?

Erstens um Aufklärung noch und noch.

Wenn dann aber der Mensch erkannt hat, welch unseligem Club er zudient, dann, ja dann ist das NEIN fällig….

.

Zwei Vorzeigebeispiele

Zum X-ten Male die Geschichte des Kirchenchor-Bassisten zu Peter und Paul in Aarau. Das war um 1970 herum. Er arbeitete bei der Präzisions-Optik-Firma Kern. Als er eines Tages spitz kriegte, daß er in der Produktion von Kanonen-Zielgeräten eingebunden war, da reichte er nächsten Tages die Kündigung ein.

Nota bene. Dieser Mann hatte Frau und fünf Kinder!

.

In Analogie dazu Daniele Ganser, welcher auf Lehrstuhl, tollen Lohn und anstehende Professur verzichtete, weil die Uni ihm verbot, zusammen mit Studenten 9/11 unter die Lupe zu nehmen.

Der Chorsänger fand eine bessere Stelle, und die Erfolgsgeschichte des Daniele kennt hier jeder.

.

Aufgeklärt sein, das ist das Eine.

NEIN zu sagen, das ist das (bis zu sehr schwierige) Zweite.

.

TRV, 21.03.NZ12

.




3 Kommentare

  1. […] handelt sich um dieses , soeben hier behandelte […]

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  2. latexdoctor sagt:

    Es ist doch so daß die meisten (eher alle) wissen wem sie ihre Arbeitskraft geben und welchen Zwecken diese dient, kaum ein Pilot kann noch sagen „ich wusste nicht das es kein Wasserdampf ist sondern Chemikalien die mein Fluggerät hinterläßt“

    Nicht ein Richter oder Staatsanwalt kann behaupten sie wüssten nicht daß sie hochkriminelle auf die Bevölkerung loslassen mit ihren vielen Freisprüchen

    Nicht eine Putzkraft kann sagen „Ich wusste nicht daß der Arzt, Jurist etc. mitverantwortlich ist für …“

    So geht es weiter, die einzigen Ausnahmen die es hier geben könnte wären Menschen die aufgrund ihres Geisteszustandes nicht in der Lage solches zu erfassen, doch arbeiten diese an solchen Orten?
    Man bedenke, daß diese in ihrer Arglosigkeit ohne weiteres darüber sprechen könnten das sie zufällig von ihren Arbeitgebern (Mandanten usw) hörten.

    Man muß kein „Verschwörungstheoretiker“ sein um zu erkennen, das all diese Plätze mit „Seelenlosen“ besetzt

    Wie kommt es das man in keinem „Mainstream“ Medium von den Aussagen (zahlreicher) Politiker welche dem „Volk“ der „auf ewig unschuldigen“ hört, in denen sie (nicht immer nur) Palästinenser als „Tiere“ bezeichnen oder vonden zahlreichen (zum Glück nicht zahllosen) Rabbis die sagen das in der Thora steht man müsse auch Babys (der Palätinenser) töten und so weiter und so fort etc. und Pepe nicht vergessen.

    Es ist schn seit sehr langer Zeit so, das nur die Menschen welche bereit sind „ihre Seele zu verkaufen“ in Positionen mit Verantwortung kommen, in der Politik gilt das für das ganze Farbspektrum und in der „freien“ Wirtschaft für alle die dort tätig, es gibt wohl kleinunternehmen und auch vereizelte (üblicherweise parteilose!!) Politiker die nicht dazu gehören, doch die Unternehmen werden klein gehalten / in den Ruin getrieben / Klagen angehängt etc., Politiker mit gewissen lässt man vereinzelt zu, damit die Menschen das Gefühl haben das dort alles mit rechten dingen zugeht, doch wehe diese lehnen sich zu weit aus dem Fenster, dann schlägt die Schwerkraft zu und diese auf dem Boden auf, das Ergebnis: †

    Sollte die Schwerkraft nicht tun das gefordert, dann helfen da die berüchtigten „3(6) Buchstaben Organisation(en)“ aus, in der BRvD hat diese sogar 17 und ist derzeit unter der Schirmherrschaft einer Frau mit GB/USA Vornamen

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  3. Ronald sagt:

    Vorab, ich bin kein grosser Freund von Gedichten, die vom alten Geheimrat abgesonderten fand ich immer eher als Belehrung oder Fabel, eher liebe ich so was wie Christian Morgenstern oder Karl Dall bei Ingo Insterburg. Jedoch lief mir als Heranwachsenden ein kleines Gedicht von Wolfgang Borchert über den Weg welches ich bis heute in meinen Hirnwindungen gespeichert habe (ja warum wohl?). Im Gegensatz zu des Geheimrates Gedichten trafen mich die Gedichte von Wolfgang mitten ins Herz:

    Ich möchte Leuchtturm sein
    in Nacht und Wind,
    für Dorsch und Stint,
    für jedes Boot –
    und bin doch selbst
    ein Schiff in Not.

    130529–Leuchtturm–Ingrid Franke.pdf (maria-martha.de)

    Die Gruppe „Bayon“ vertonte 1972 ein Gedicht von Wolfgang Borchert welches immer noch zu meinen absoluten Lieblingsliedern zählt und das Gedicht ist eines der wenigen was ich verstanden und tief verinnerlicht habe. Oftmals in auswegslosen, beklemmenden Situationen summe ich dieses Lied einfach vor mich hin:

    Bayon – Stell dich mitten in den Regen – YouTube

    Davon gibt es auch noch eine Langfassung wo Bayon ihr musikalisches Talent voll ausspielen kann:

    .Bayon Stell dich mitten in den Regen 1972 – YouTube

    Ich habe Bayon geliebt und so viele ihrer Auftritte wie mir möglich war besucht. Einmal hatten sie einen Herrn mit Strohhut in Begleitung der zwischen den Liedern Texte rezitierte. Einer ist mir noch besonders in Erinnerung geblieben:

    „Die Zeit war gekommen, daß sich die Herde der Lemminge wieder gen Norden in Bewegung setzte. Ein Lemming fragte seinen Nachbarn „Wassn los, wohin gehts?“ Der beugte sich rüber und antwortete „Na vorwärts, vorwärts, merkst du es nicht?“ Nach einiger Zeit erreichte die Herde der Lemminge eine hohe Klippe welche sie sofort erklommen. Auf das fragende Gesicht des grübelnden Lemmings, was das jetzt wieder soll sagte der Nachbar „Ja siehst du, erst ging es vorwärts und jetzt geht es sogar aufwärts!“ Hinter der steilen Klippe wartete das kalte Meer auf die Horde der Lemminge. Als sie so in das Meer abstürzten sagte der Nachbar zu dem besorgen Lemming an seiner Seite „Ja siehst du, erst ging es vorwärts, dann gar aufwärts und jetzt, <b>jetzt fliegen wir sogar!</b>“

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