von Angela, 25.01.2020
Es gibt eine berühmte Sufi-Geschichte im Buch “ The Path of Paradox “ von Osho neu erzählt.
Ein König trat zu einem Morgenspaziergang aus seinem Palast und begegnete einem Bettler. Er fragte den Bettler: „Was begehrst Du?“
Der Bettler lachte und sagte: „Du fragst so, als könntest Du mir meinen Wunsch erfüllen!“ Da fühlte sich der König beleidigt. Er sagte: „Natürlich kann ich Deinen Wunsch erfüllen. Welchen Wunsch hast Du? Du brauchst ihn nur zu sagen.“
Und der Bettler sagte: „Überlege es Dir lieber noch mal, bevor Du irgendwas versprichst.“
Der Bettler war kein gewöhnlicher Bettler; er war im vorigen Leben der Meister des Königs gewesen. Und er hatte ihm in jenem Leben versprochen: „Ich werde wiederkommen und versuchen, Dich in Deinem nächsten Leben aufzuwecken. In diesem Leben hast Du es nicht geschafft, aber ich werde wiederkommen.“
Aber der König hatte das völlig vergessen – wer erinnert sich schon an frühere Leben?
Also ließ er nicht locker: „Ich werde Dir alles erfüllen, worum Du mich bittest. Ich bin ein sehr mächtiger Herrscher; was könntest Du Dir schon wünschen, das ich Dir nicht erfüllen könnte?“
Der Bettler sagte: „Mein Wunsch ist sehr einfach. Siehst Du diese Bettelschale? Kannst Du sie mir mit irgendetwas füllen?“
Der König sagte: „Natürlich!“ und so rief er einen seiner Wesire herbei und befahl ihm: „Fülle diese Bettelschale des Mannes mit Geld.“ Der Wesir ging davon, holte etwas Geld und schüttete es in die Schale… und das Geld verschwand darin. Also schüttete der Wesir immer mehr Geld nach, aber sobald es hineinfiel, verschwand es auch schon. Und die Bettelschale blieb ständig leer.
Der ganze Hof versammelte sich. Schließlich verbreitete sich das Gerücht in der ganzen Hauptstadt, und eine riesige Menge strömte zusammen. Das Ansehen des Herrschers stand auf dem Spiel. Er sagte zu seinen Wesiren: „Und wenn das ganze Königreich draufgeht, ich bin bereit, es zu verlieren, aber ich lass mich nicht von diesem Bettler schlagen.“
Diamanten und Perlen und Smaragde… Seine Schatzkammern leerten sich schon. Diese Bettelschale schien bodenlos. Alles, was man hineinschüttete – alles! – verschwand augenblicklich, hörte auf zu existieren.
Schließlich war es Abend geworden, und die Leute standen im völligen Schweigen da. Der König fiel zu Füßen des Bettlers nieder und gestand seine Niederlage ein. Er sagte: „Bitte sage mir nur eines. Du bist der Sieger – aber bevor Du gehst, befriedige bitte meine Neugierde. Woraus ist diese Bettlerschale gemacht?“
Der Bettler lachte und antwortete: „Sie ist aus menschlichem Geist gemacht. Da gibt es kein Geheimnis… sie ist ganz einfach aus menschlichem Begehren gemacht.“
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Diese Einsicht verwandelt das Leben.
Wie läuft der Mechanismus eines Wunsches in unserem Leben ab? Ein Reiz ist da, Erregung breitet sich aus, die Erfüllung des Wunsches steht kurz bevor, das Abenteuer kann beginnen.
Und dann ist der Wunsch erfüllt, wir besitzen das, wonach wir uns schon so lange gesehnt haben und eine Weile sind wir glücklich.
Aber dann, eines Tages – ist plötzlich alles wieder sinnlos geworden, befriedigt nicht mehr. Das tolle Auto steht in der Ausfahrt, das Geld liegt auf der Bank, aber es hat keinen Reiz mehr. Der Reiz bestand vor allem darin, es zu bekommen. Nun ist es langweilig geworden und wieder muss ein neuer Reiz her, um dem gähnenden Abgrund zu entfliehen, dem inneren “ Nicht-Sein“.
Das kann man von einem Wunsch zum anderen fortsetzen und manche Menschen handeln so und gleichen bis zu ihrem Tode innerlich einem Bettler.
Wer wirklich versteht, dass alles Wünschen als solches scheitern wird, erlebt einen Wendepunkt in seinem Leben. Er erkennt , dass es Zeit wird, nicht im Außen nach dem zu suchen, was glücklich machen kann, sondern sich nach innen, seinem eigentlichen Zuhause, zu wenden.
Angela
@Angela
Der Eingangs Satz: „Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.“……..ist der weiseste der ganzen Geschichte.
Dieser Satz „Ich bin Wunschlos Glücklich“ ist die andere Wahrheit.
Gerald Hüther der bekannte Hirnforscher sagte einmal „Wer Glücklich ist kauft nicht“ bzw. Konsumiert wenig. Der hat sein Glück im innern gefunden, statt ständiges Suchen im aussen.
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Ich finde solcherlei Gleichnisse ein wenig öd, weil abseits der Realität.
Wenn ihr damit glücklicher seid: Bitte!
krazzi
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Ach Eines noch, es gilt bei mir nach reichlicher Überlegung immer noch:
Haben ist besser denn Brauchen!
Nöö, ich gebe unheimlich gern von meinem Haben ab. Aber wenn es mir daran fehlt, bin ich unzufrieden.
zufriedener krazzi
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@Krazzi
„Ich finde solcherlei Gleichnisse ein wenig öd, weil abseits der Realität.“
Eben nicht, suche, besser finde ich das Glück in mir muß ich weniger es im aussen suchen.
Dadurch Konsumiere ich bewusster und kann leichter auch mal warten wenn größere Anschaffungen mehr Zeit benötigen.
Unzufrieden wenn etwas fehlt, habe ich schon lange hinter mir gelassen. Das war früher mal ein ständiger begleiter und erst wenn es nicht mehr
Bestandteil meines Lebens wurde wusste ich wie befreiend das ist.
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@ Krazzi
Zitat: „… Ich finde solcherlei Gleichnisse ein wenig öd, weil abseits der Realität.
„Abseits der Realität“ ? Schau Dir doch mal die Menschen und ihr Ego an. Sie verwechseln Haben und Sein, so nach der Art : „Ich habe, also bin ich“. wie sie von anderen gesehen werden, bestimmt dann irgendwann ihr Selbstbild.
Von diesen Dingen und den Wünschen kann man sich jeder ganz automatisch lösen, wenn er sich nicht länger in ihnen finden will. Wenn er sich nach INNEN wendet und dort Befriedigung findet. Er kann sinnliche Freuden ohne weiteres genießen, ist aber nicht von ihnen abhängig.
Manchmal merken solche Leute, die das Glück in den Dingen suchen, gar nicht, dass sie sich damit identifizieren, bevor sie es verlieren oder der Verlust droht. Dann ist der Jammer groß und eine Leere tut sich in ihnen auf.
Die Wunschbefriedigung ist ziemlich oberflächlich und vergänglich. Im tiefsten Inneren bleibt ein Gefühl der Unzufriedenheit zurück ( Ich habe noch nicht genug, mehr – mehr…) Und dabei musste es eigentlich heißen : „Ich B I N noch nicht genug. Das ist das dahinterstehende Gefühl!
Und am Ende ihres Lebens stehen sie mit leeren Händen da.
Die Grundbedürfnisse aller Menschen der Erde nach Nahrung, Wasser, Obdach und Kleidung könnten befriedigt werden, wenn nicht das habgierige Verlangen nach mehr, die Gier des Ego für ein solches Ungleichgewicht sorgen würde.
Immer noch „abseits der Realität“ ?
Angela
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Ich bleibe dabei, das Verlangen nach Absicherung für sich und evtl. die Sippe ist ein Hauptmotiv, das zur Hier werden kann.
Desgleichen die Sucht nach Überhöhung, wie all die gewaltigen Baudenkmäler zeigen.
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Etwas, was ich am Krazzi so besonders schätze ist, dass seine Rede ganz im Sinne unseres grossen Bruders Joshua ist, der sagte:
„Deine Rede sei ja ja, nein nein.“
Krazzi ist klar. Weiss, so wie ein jeder hier, dass ein jeder hier sich irren kann, doch bezieht er Stellung.
Danach kann man gegenseitig die Stellungen betrachten. Das ist anregend.
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@Thom 22.07
Genau diese nehme ich auch für mich in Anspruch.
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Ein paar Gedanken dazu.
Glücklich ist der, der nicht begehrt.
Das hört sich Wahr an. Doch wer nicht begehrt, begehrt auch kein Glück.
Mit Haben hat das nichts zu tun . Es ist eher ein „Nicht Haben“, welches letztendlich der Grund für jedes Verlangen/Begehren ist.
Da liegt also ein Mangel vor. Ist der Mangel an Glück real ? Ist Glück real ?
Oder ist Glück nur ein Hirngespinst ?
Natürlich ist es besser einen Hammer zu haben als zu brauchen, wenn man einen Nagel in die Wand hauen will, aber macht das auch glücklich ?
Oder stillt es nur das Verlangen den Nagel in die Wand zu hauen um dann wiederum das Verlangen zu stillen das Bild aufzuhängen usw. (vorsicht, Metapher)
Ist nicht das Verlangen/Begehren der Menschen der Grund für die Zerstörung von Natur und Umwelt ?
Und deshalb geht mein Dank an Angela für das Aufbringen solcher Themen.
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@o.t. Box
„Glücklich ist der, der nicht begehrt.
Das hört sich Wahr an. Doch wer nicht begehrt, begehrt auch kein Glück.“
Völlig Richtig, den wer begehrt lebt im Mangelzustand.
Lasse ich es los, und bin Dankbar für das was ich habe, stellt sich Glück als nebeneffekt von alleine ein. Und nach den Gesetz von Ursache und Wirkung vermehre ich diesen zustand. So wird es zum ständigen Begleiter im Leben.
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@ outside the box
Zitat: „… Das hört sich Wahr an. Doch wer nicht begehrt, begehrt auch kein Glück.
Das ist auch gar nicht nötig. Glück kommt vom SEIN, es steigt unabhängig von außeren Dingen in einem auf und man kann es überhaupt nicht erzwingen oder herbeisehnen. So jedenfalls meine Erfahrung.
Ansonsten ist es Vergnügen oder Lust.
Zitat: „… Ist nicht das Verlangen/Begehren der Menschen der Grund für die Zerstörung von Natur und Umwelt ?
Ja, so sehe ich es auch.
Angela
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Angela
“Glück kommt vom SEIN, es steigt unabhängig von außeren Dingen in einem auf und man kann es überhaupt nicht erzwingen oder herbeisehnen.”
Ist es dann nicht der Mangel am „Sein“, welcher nach „Glück“ verlangt ?
Ist es nicht das Erlangen von Identität in der „Welt da draußen“, welches uns antreibt diesen Mangel auszugleichen ?
Mein Auto, mein Haus, mein Boot, mein Status, usw.
Mit all diesen dingen identifizieren wir uns und tragen sie gerne öffentlich zur Schau nur für das vergängliche Gefühl der Anerkennung „meiner Identität“.
Und wenn wir dann in uns Zurückkehren, was bleibt übrig von dieser kurzen Freude der Erhabenheit ?
Ein unbefriedigtes und somit leeres Ich, welches nach mehr Identität verlangt um das Ich zu füllen.
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@o.t. Box
„Ist es dann nicht der Mangel am „Sein“, welcher nach „Glück“ verlangt ?“
Ja, könnte man so sehen. Wer nur im Verstand lebt ist immer auf der Jagd nach dem Glück.
„Ist es nicht das Erlangen von Identität in der „Welt da draußen“, welches uns antreibt diesen Mangel auszugleichen ?
Mein Auto, mein Haus, mein Boot, mein Status, usw.
Mit all diesen dingen identifizieren wir uns und tragen sie gerne öffentlich zur Schau nur für das vergängliche Gefühl der Anerkennung „meiner Identität“.“
Das ist ja das Problem, weil man Glaubt man ist nur wer wenn man diesen Besitz im aussen hat. Man füllt den äußeren Bereich und glaubt damit die innere Leere auch zu füllen. Und wie du sagst, man identifiziert sich mit sein Auto oder Haus.
Nehme ich aber den alles weg ist er nur ein Haufen Elend. Das führt bei manchen bis in den Suizid hinein wenn sie allen Besitz verlieren.
Erkenne ich aber meinen inneren Schatz, baue ich alles wieder auf wenn’s dann noch Wichtig ist.
Und wenn wir dann in uns Zurückkehren, was bleibt übrig von dieser kurzen Freude der Erhabenheit ?
Ein unbefriedigtes und somit leeres Ich, welches nach mehr Identität verlangt um das Ich zu füllen.
Ja, genau.
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Mujo
“Nehme ich aber den alles weg ist er nur ein Haufen Elend.”
Was bleibt, ist das Leben selbst, das Sein.
Und ja, das Sein der Besessenen ( = der Glaube an Besitz) ist im Grunde nur ein Haufen Elend. Dieses innere Elend trägt die Menschheit in stetiger Reflektion nach außen.
“Erkenne ich aber meinen inneren Schatz, baue ich alles wieder auf wenn’s dann noch Wichtig ist.”
Was soll dieser innere Schatz sein, wie kann er sich uns allen offenbaren und was hat der Mensch je aufgebaut ohne etwas anderes zu zerstören ?
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@o.t. Box
„Was soll dieser innere Schatz sein, wie kann er sich uns allen offenbaren und was hat der Mensch je aufgebaut ohne etwas anderes zu zerstören ?“
Der innere Schatz ist das bewusstsein, der wer ich wirklich bin.
Der ist und war schon immer da, wir müssen ihn nur wieder Endecken uns bewusst werden.
Die Wahrnehmung allein aggiert nur aus den bewusstsein und hat zugriff zu jede Information die ich benötige, und läßt sich auch nicht Manipulieren.
Der Verstand unser Begleiter ist der Ordner dieses Wissens. Was die meisten Menschen aber tun ist sich mit dem Verstand zu Identifizieren so als seien wir es. Und damit nehmen alle Ego-Spielchen ihren Lauf inklusive zerstörung und den wieder aufbau.
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