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Die echte Reh-Produktion

Nein, wer jetzt hier eine launige Abhandlung über die Geschehnisse im Wald erwartet, der wird enttäuscht sein: es geht im weiteren nicht darum, wer da röhrt und warum, sondern welche gigantische Lücke alle bisherigen Konzepte einer Wirtschaftswissen­schaft aufweisen, in Ergänzung zu unserer – vielen Lesern schon bekannten – kritischen Betrachtung selbiger.
Aber heute legen wir den Finger mitten in die am meisten schmerzende Wunde.
Luckyhans, 25. November/2. Dezember 2018
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Die materielle Produktion – Basis jeglichen Wirtschaftens und einziger Bereich der Wirtschaft, in dem ein Mehrprodukt und damit ein nachhaltiger Gewinn entstehen kann – besteht für die meisten von uns aus den Prozessen Forschung/Entwicklung, Serienreifmachung mit Anlagenaufbau, und Fertigung, selbstverständlich mit etwas Qualitätsmanagerei.
Danach beginnt schon der Verteilungsprozeß, also Marketing, Verkauf usw.

Auch daß sich in dieser Produktion noch ein Re-Produktionsprozeß versteckt, weiß der vorgebildete Mensch natürlich. Aber eben nur einer…
Freilich kann sich jeder beim Gabler oder anderen Quellen über die entsprechenden Ab­schnitte schlaumachen, aber nicht immer wird das auch zum vollen Verständnis führen.
Deshalb gehen wir hier das Thema als eine Art fiktiver Dialog mit einem ausgebildeten Ökonomen an.

Denn es sollte jeder WLer, egal ab mit V oder B davor, in der Lage sein, das Wesen des Reproduktionsprozesses innerhalb von 15 – 20 Minuten hinreichend klar darzulegen.
Dabei wird er dir mit Abschreibungen, Amortisation, Ersatzinvestition und vielen ande­ren Begriffen kommen und deren Bedeutung erklären wollen.

Für den Laien ist es ausreichend zu wissen, daß jeder Fertigungsprozeß einem physi­schen und moralischen Verschleiß unterliegt, mit anderen Worten: die Maschinen und Anlagen altern, werden abgenutzt und müssen regelmäßig ersetzt werden.

Bei der einfachen Reproduktion wird nur das ersetzt, was verschlissen ist und aus­zufallen droht, um die Produktion auf selbem Niveau zu erhalten.
Bei der erweiterten Reproduktion ist auch die Modernisierung gemäß neuem Stand der Technik, aber auch die Erweiterung der Produktion gemäß dem Dogma vom Wachs­tum mit beinhaltet.

Es ist aber lehrreich und nicht uninteressant, sich anzuhören und zu betrachten, wie sorg­fältig die bürgerliche Wirt­schaftswissenschaft diesen Reproduktionsprozeß analy­siert und in ihre Handlungs­vorschriften aufgenommen hat: das Unternehmen ist, bei Strafe seines Untergangs, darauf angewiesen, alle diese Details richtig umzusetzen, sonst wird seine materielle Produktion „nicht genug“ Profit bringen.repr1
Und um den geht es ja, oder? Egal wie es rundherum aussieht…

Wenn also unser WLer mit seinen Darlegungen soweit fertig ist, sollte genau dieser Aspekt nochmal gemeinsam hervorgehoben werden: wie wichtig die Reproduktion für das Überleben des Unternehmens ist.

Und er sollte dann bitte explizit bestätigen, daß sich alle diese detailliert ausgearbeite­ten und von ihm dargelegten Prozesse ausschließlich auf das „tote Kapital“ be­ziehen, also Maschinen, Ausrüstungen, Gebäude, Infrastruktur usw.

Denn nun kommen wir an das hüpfende Komma:
warum wird die erweiterte Reproduktion nicht auch für die menschliche Produktiv­kraft im Unternehmen genauso ausführlich dargestellt und wissenschaftlich vorge­schrieben?

Die „Ware Arbeitskraft“ muß doch auch reproduziert werden.

Warum wird diese – genauso wichtige wie die Reproduktion des toten Kapitals – Aufgabe der Gesellschaft und dem Staat überlassen?

Ja, freilich, der kümmert sich mit Steuersplitting, Kindergeld und vielen anderen Maßnahmen ziemlich umfangreich um diese Vorgänge.
Wenn auch die Rolle der Frau als wesentlicher Akteur dieser Reproduktion der Arbeits­kraft sich nur sehr unvollkommen in den entsprechenden wirtschaftlichen und ethischen Folgerungen widerspiegelt.

Aber die Unternehmen damals im pösen real existierenden Sozialismus hatten doch auch eigene Kindergärten, Erholungsheime, Lehrstätten usw.? Kein Modell?

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Nun, so wird unser WLer argumentieren, bisher ist der kapitalistische Staat doch weit­gehend ganz gut mit dieser Aufgabe fertiggeworden.
Naja, da könnte man jetzt gewiß so einiges an Argumenten anbringen, die das Gegenteil belegen, denn gerade im sozialen Bereich – um nichts anderes geht es dabei – sind die Verwerfungen doch nicht zu übersehen, denn sehr viele „Regelungen“ führen so ganz nebenbei zu einer Umverteilung der Werte von FLEISSIG nach GELDREICH…
Aber wir wollen uns hier auf das Wesentliche konzentrieren.

Denn nun bist du, lieber Leser, dennoch an der Reihe zu argumentieren.
Und zwar mußt du nun ver­suchen, dem aus-gebildeten (= das „Aus“ für die Bildung?) WLer einen hochwichtigen Prozeß nahezubringen, der aller Wahrscheinlichkeit nach seinem aufmerksamen Auge bisher verborgen geblieben sein dürfte: die Umwandlung der Staaten in Unternehmen.
Leider nicht mehr für alle leicht nachprüfbar unter UPIK.de, wo nicht nur Gemeinde- und Stadtverwaltungen, sondern auch Ministerien, Gerichte und ganze „Staats“bezeichnun­gen als Unternehmen registriert sind.
Und nicht nur deutsche staatliche Strukturen haben ihre DUNS-Nummern

Diese Kommerzialisierung der staatlichen Strukturen ist seit mindestens 25 Jahren weltweit im Gange, für jeden leicht erkennbar an der Umwandlung von „Ämtern“ und „Behörden“ in „Agenturen“ und sog. Service-Einrichtungen.
Daß es dabei um weitaus mehr als eine Bezeichnungsfrage geht, sollte unser WLer selbst wissen: kein Jurist oder Ökonom wird für exakt ein und dasselbe mehrere verschiedene Bezeichnungen verwenden.

Mit anderen Worten: wenn etwas anders benannt ist, dann ist auch was anderes drin, bedeutungsmäßig und damit auch in den Rechtsfolgen.
Da sollte sich jeder Mensch klarmachen.

Auch die umfassenden Privatisierungen der vergangenen Jahrzehnte (wir erinnern uns: lat. privare = berauben), vor allem bei wie Post, Telefon und Bahn, haben dazu geführt, daß der Staat sich aus seiner Verantwortung für die so lebenswichtigen Infrastrukturen herausgezogen hat und seinen Versorgungs-Aufgaben nicht mehr gerecht wird.

Nicht umsonst sind Familien, Gemeinden und solche lebenswichtigen Infra­strukturen als profitorientierte Unternehmen nicht ordentlich zu führen

Und genauso ist, wie oben schon gemeinsam festgestellt, das profitorientierte Unternehmen blind für die Bedürfnisse der Menschen – es „kümmert sich“ nur um das Kapital.
Es können also die Aufgaben des Staates (Hauptaufgabe desselben war mal der Schutz des Einzelnen gegenüber übermächtigen Strukturen, denen der Staatsangehörige nicht gewachsen ist, wie Großkonzerne, Banken usw.) nicht von Unternehmen wahrgenom­men werden, denn diese sind nicht auf die Aufgabenerfüllung und Bedürfnisbefriedi­gung, sondern – ganz naturgemäß – auf den Profit ausgerichtet.

Es ist also zu erwarten, daß die neuen kommerziellen Strukturen, die den Staat ersetzen sollen, ihre Funktion bei der erweiterten Reproduktion der Ware Arbeitskraft nicht mehr erfüllen werden.
Moment mal, das stellt doch aber die Existenz der kapitalistischen Wirtschaftsweise in Frage, denn ohne Reproduktion der Produktivkraft Mensch kann eine materielle Produktion nicht funktionieren. Oder?

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Während unser guter WLer noch krampfhaft in seinem Hirn nach Ausflüchten sucht, bereiten wir den ent­scheidenden Schlag vor.
Denn jetzt sind wir endlich an den springenden Punkt gelangt.

Die Arbeitskraft ist nämlich nicht die einzige Pro­duktivkraft, deren Reproduktion von allen bisheri­gen Konzepten der bürgerlichen Ökonomie, auch von Karl Marx und Silvio Gesell, nicht beachtet wird.

Dreimal darf geraten werden, welche mächtige Grundlage allen Wirtschaftens sämtliche Theorien der bürgerlichen Ökonomie nicht gebührend beachten.
Na, kommt jemand drauf?
Ist doch soooooo einfach…

Natürlich, es ist sie selbst: Mutter Natur.

Von allen, auch von den sog. Freiwirtschaftlern, unbeachtet, bildet sie die Basis für jegliche Wirtschaftstätigkeit, denn ohne sie könnte gar nichts passieren.

Und selbstverständlich ist auch ihre „erweiterte Reproduktion“ für die Fortsetzung ebenjener Wirtschaftstätigkeit von grundlegendem Interesse.

Und genau dieses Fehlen der Beachtung der Pro­duktivkraft Natur und deren Reproduktion ist der Grund, warum alle bisherigen menschlichen Gesell­schaften – soweit sie uns durch die herrschende Geschichtsschreibung übermittelt wurden – eine rücksichtslose Ausbeutung der Naturressourcen betrieben haben und weiterhin betreiben.

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Es nützt also nichts, ein paar pseudo-ökologische „Korrekturen“ am gegenwärtigen Wirtschaftssystem anbringen zu wollen, wie manche „grüne“ Parteibonzen scheinheilig verkünden.
Es müssen die wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen geschaffen werden, damit Wirtschaft überhaupt verantwortungsbewußt stattfinden kann.
Und dazu gehört vor allem, Mutter Natur und dem Menschen die ihnen gebührende Beachtung zukommen zu lassen und deren Reproduktion in die wissenschaft­liche Betrachtung jeglicher Unternehmenstätigkeit einzubeziehen.
Als Produktivkräfte.

Geben wir also unserem inzwischen leicht verschwitzten WLer als Hausaufgabe mit, daß er bitte für die Reproduktion der Ware Arbeitskraft sowie der Produktivkraft Natur die entsprechenden Details des Reproduktionsprozesses im Unternehmen (!) aus­arbeiten möchte.
Einen Wirtschafts-Sprengstofferfinder-Preis wird er dafür zwar zu Lebzeiten nicht mehr bekommen, aber wenn er das gut macht, werden vielleicht künftige Generationen seinen Namen mit Ehrfurcht aussprechen.

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