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WiWiWi-I – Werbung, Verbraucher

Das WiWiWi steht für Wirklichkeitsnahe Wirtschafts-Wissenschaft – unsere Artikelserie vor einigen Jahren wird aus aktuellem Anlaß nachfolgend überarbeitet.

Zwecks besserem Verständnis der nicht immer nachvollziebaren Denkweise der meisten aus-gebildeten Ökonomen soll hier Punkt für Punkt gezeigt werden, daß die heutige sog. „Bürgerliche Ökonomie“ in ihren sonst nicht diskutierten Grundlagen voller Widersprüche steckt, nebst einigen Vorschlägen, wie es vielleicht besser zu machen wäre.
Dabei geht es weniger um eine Kritik des Wirtschaftssystems als solchen, sondern vor allem um eine kritische Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Erfassung und Darstellung desselben.

Gelernte „Wirtschaftler“ (BWL, Finanzen, VWL) sind eingeladen, die Argumente und Schlußfolgerungen zu prüfen und zu ihrem Lehrwissen in Beziehung zu setzen.
Sie dürfen sich jedoch nicht scheuen, in ernste Konflikte mit ihren bisherigen angelernten Überzeugungen zu kommen, denn für die Folgen solcher Konflikte können wir keine Haftung übernehmen.
Luckyhans, 5. Juni 2017
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0. Grundsätzliches

Ursprünglich waren Handwerk und Industrie entstanden, um konkrete Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen – nach Ernährung, Kleidung, Kultur, Bildung usw.
Sie mußten durch Qualität und Langlebigkeit der Produkte und Dienstleistungen überzeugen.
Die Menschen waren der bestimmende Faktor, und was nicht wirklich gebraucht wurde, kaufte auch keiner – außer durch Manipulation (vor allem durch Religionen) oder Betrug.
In etwa das, was die bürgerliche Ökonomie heute einen „reinen Käufermarkt“ nennt, wo der Käufer das alles bestimmende Element ist.

Durch die industrielle Großproduktion kam es zur Vermassung der Produkte und Dienstleistungen, mit der Folge einer zunehmenden Deckung der Grundbedürfnisse immer weiterer Kreise der Bevölkerung.
Dabei trat die Qualität als Grundeigenschaft alles Geschaffenen Schritt für Schritt in den Hintergrund.
Der zunehmende Wohlstand und das Aufkommen von Papiergeld und Kredit führten zu einem freieren Umgang der Menschen mit ihren finanziellen Mitteln, und es konnten in immer größerem Maße Waren und Dienstleistungen verkauft werden – auch solche, die nicht not-wend-ig waren („need to have“), sondern sich immer mehr von den natürlichen Bedürfnissen entfernten („nice to have“).
Es erfolgte auf vielen Gebieten der Wandel zum sog. „Verkäufermarkt“, d.h. der Verkäufer bestimmt, was der Kunde haben zu wollen hat.

Heutzutage ist diese Entwicklung derart ins Perverse umgeschlagen, daß der Mensch nur noch zur Befriedigung der Bedürfnisse der Industrie, genauer der Finanzwirtschaft, da ist.
Zins und Zinseszins sind die Triebkräfte dieser Entwicklung.

Um zu den Ursachen dieser Verwerfungen zu gelangen, ist es erforderlich, einige Grundsätze und Postulate der modernen Ökonomie auf den Prüfstand zu stellen, die in der „reinen Lehre“ einfach nicht hinterfragt werden.
Sehen wir uns dazu ein Dutzend ausgewählter Themen mal unvoreingenommen an.

1. Werbung

a) Werbung ist gesetzlich sanktionierter versteckter Betrug. Immer und überall.

Die Werbung tut folgendes: Hervorheben der Vorzüge eines Produktes oder einer Dienstleistung, Verschweigen der Nachteile des Produktes oder der Dienstleistung, Vergleichen der Eigenschaften nur selektiv, wo es für das Produkt/DL vorteilhaft ist.

Damit wird der potentielle Kunde angelockt, ein Produkt zu kaufen oder eine Leistung abzunehmen, deren Eigenschaften ihm nur einseitig bekannt sind.

Es wird also nicht informiert, sondern manipuliert.

b) Dieser versteckte Betrug wird zur Zeit in voller Höhe als Kosten anerkannt.

Der Kunde, der die Produkte kauft, hat keine Ahnung, wieviel vom Preis, den er bezahlt, für die betrügerische Werbung ausgegeben wurde. Auch das ist Manipulation.

Und: Werbebudgets sind eine wesentliche Einnahmequelle vieler Medien.
Folglich haben diejenigen, welche die Werbebudgets „bereitstellen“ (Werbung „schalten“), einen entsprechend großen Einfluß auch auf die „sonstigen“ Inhalte des jeweiligen Mediums.
Dies geht von der stillschweigenden Selbstzensur der Redakteure bis hin zur offenen Einflußnahme und telefonischen Erpressung heutzutage.

c) Mit anderen Worten: der Betrüger beeinflußt auch noch die sonstigen Medieninhalte – natürlich zu seinen (und seinesgleichen) Gunsten.

Das ist eine weitere Manipulation des „Verbrauchers“ – die Folge: Wirtschaftsmacht steuert Menschen.

d) Aber: Die „Notwendigkeit“ der Werbung entstand erst aus dem Abkoppeln der Produktentwicklung von den wahren Bedürfnissen der Menschen.

Anfangs gab es keine Notwendigkeit für Werbung. Sie entstand aus dem Profitinteresse heraus, um dem „Verbraucher“ Waren und Dienstleistungen „aufzudrängen“ („Bedürfnisse zu wecken“), die er von sich aus niemals „nachgefragt“ hätte.
In einer bedarfs-(und nicht profit-)orientierten Wirtschaft besteht keine Notwendigkeit von Werbung – daher hat sie auch keine Berechtigung.

Vorschlag – was ist zu tun?
Werbung ist strikt zu verbieten, und die Information der potentiellen Kunden streng zu regeln.

Welches war der Grundgedanke der Werbung? Die Information der potentiellen Kundschaft über neue Produkte und deren Eigenschaften.
Da sich die Wirtschaft künftig ausschließlich an den natürlichen Bedürfnissen der Menschen zu orientieren hat, besteht keine Berechtigung, den Menschen „Bedürfnisse“ zu suggerieren, welche sie von sich aus nicht haben.
Es ist jedoch legitim, sie über neue Entwicklungen und Möglichkeiten zu informieren.

Was soll uns hindern, eine wirklich unabhängige Innovations-Information zu organisieren?

Eine neue unabhängige „Stiftung Warentest“ – viel breiter aufgestellt, viel umfassender organisiert und von allen Firmen mit einem verpflichtenden Obulus, zum Beispiel 1% vom Umsatz als „Testbeitrag“, der auch in die Kosten eingeht, finanziert.
Mit eigenen Labors und dort mit gut ausgebildeten erfahrenen Fachleuten, die ohne Beeinflussung durch die Hersteller Waren und Dienstleistungen prüfen, erproben und unvoreingenommen darüber Bericht erstatten – kostenlos abrufbar für jeden im Zwischennetz.
Aus den Netz-Abfragen wird automatisch das jährliche Prüfprogramm generiert.

Weitere Zuwendungen jeglicher Art an die Stiftung sind nicht zulässig. Ebenso ist weitere Produktwerbung nicht gestattet.

Zusätzlich darf jede Firma und jeder Selbständige weitere bis zu 3% seines Umsatzes (Großunternehmen ab 300 Beschäftigte im Firmenverbund maximal 1%) für die allgemeine Selbstdarstellung seiner Leistungsfähigkeit (jedoch keine Produktwerbung!) als Kosten verbuchen.

Das wird von unabhängigen Verbraucherschutzanwälten kontrolliert und ggf. per Klage durchgesetzt.
Ein Minimum an solchen Anwaltsbüros wird in Form einer weiteren Stiftung/Fond durch einen festzulegenden Anteil vom Testbeitrag finanziert, falls mehr erforderlich, dann per Eigenfinanzierung von ggf. verhängten Strafen.

Ketzerische Schlußbemerkung dazu:

ein Produkt, das heute noch beworben werden muß, ist so schlecht, daß es sich nicht „von allein“ (über die Qualität!) verkauft.
Also, kluger Mensch: kaufe nichts, was beworben wird!

Die Frage, ob in einer „neuen Wirtschaft“ statt Werbung nicht Kosten für die „Bedarfs-erforschung“ (nicht Bedürfnismanipulation!) anzusetzen sind, bleibt erstmal offen.
Darauf werden wir in unseren Vorschlägen für eine zukünftige, wirklich nachhaltige Ökonomie zurückkommen.

– – –

2. Der Verbraucher

Unhinterfragt wird in der Bürgerlichen Ökonomie stillschweigend vorausgesetzt, daß es „am Markt“ (dazu kommen wir noch) einen informierten, souverän und rational entscheidenden Verbraucher gibt – als Grundlage für das Funktionieren aller Marktmechanismen.

Diese Voraussetzung ist zu 100% falsch.

Sehen wir uns das Punkt für Punkt an.

a) Wir haben bereits nachgewiesen, daß Werbung kaum nützliche Informationen für potentielle Kunden beinhaltet, sondern nur sehr einseitige.
Diese können keine Grundlage für eine souveräne Kundenentscheidung bilden. Zwar kann der potentielle Kunde sich auch anderweitig informieren, aber auch hier trifft er unweigerlich auf ein für ihn nicht zu durchschauendes Interessengewirr.

Beispiel:
Die Zeitschrift „Auto-Motor-Sport“ (oder eine beliebige andere Einrichtung – wie auch der ADAC o.a.) führen einen Fahrzeugtest durch, eventuell sogar als vergleichenden Test mehrerer etwa gebrauchsgleicher Produkte verschiedener Hersteller.

Sowohl diese Zeitschrift als auch alle anderen entsprechenden Organisationen sind heute von Zuwendungen der Autoherstellerfirmen und deren Verbände in hohem Maße abhängig – die Zeitschriften direkt über die Anzeigen (Werbung), und die Organisationen (Automobil-„Clubs“ etc.) über das „Wohlwollen“, das ihnen die Hersteller und Verbände entgegenbringen (oder auch entziehen) – es bestehen vielfältige Lobby-Verflechtungen.

Dementsprechend werden Test-Ergebnisse „geglättet“, verwischend umformuliert oder auch teilweise nicht veröffentlicht – von der umfassend praktizierten willkürlichen Veränderung von Bewertungsmaßstäben und deren Gewichtung mal ganz abgesehen.

b) Der potentielle Kunde erhält nicht die volle unabhängige Information – er hat also keine ordentliche Entscheidungsgrundlage, weil er nicht informiert ist.

Was die Voraussetzung der Souveränität, d.h. der eigenständig-unabhängigen freien Entscheidungsfindung, betrifft, so ist der potentielle Kunde keinesfalls frei in seinen Entscheidungen, da er seitens der verschiedenen Stufen/Ebenen der Politik und der Behörden durch diverse Vorschriften, Regelungen, Steuern, Beiträge und andere wirtschaftliche Zwänge in diversen Abhängigkeiten gehalten wird.

Auch psychologischer Druck ist nicht selten.

Beispiele:
Warum müssen Kraftfahrzeuge nach wie vor angemeldet werden, wenn der Eigentümer dabei nicht einmal mehr einen Eigentumsnachweis (früher Kfz-Brief) erhält?
Mit welcher Berechtigung wird vom Zoll (!) eine sog. Kfz-Steuer, deren Höhe völlig willkürlich festgelegt ist und die jederzeit per Verwaltungsakt geändert werden kann, eingetrieben?
Was sollen die in Vorbereitung befindlichen zwangsweisen allgemeinen Führerscheinüberprüfungen alle 10, 15 oder 5 Jahre (altersabhängig) bringen?
Was ist mit der völlig willkürlichen Besteuerung von Auto-Kraftstoffen?
(„Mineralölsteuer“ für Nicht-Mineralöle, völliges Ignorieren seit Inkrafttreten der gesetzlich festgelegten zielgerichteten Verwendung der Mineralölsteuereinnahmen ausschließlich für den Straßen- und Brückenbau in der „BRvD“, Besteuerung der Besteuerung = Umsatzsteuer auf die Mineralölsteuer etc.)

Das alles soll keinen Einfluß auf die Entscheidungen des Kunden beim Kauf eines KFZ haben? Wer träumt da?

c) Wir stellen fest: der Kunde ist nicht souverän.

Kann der Kunde rational entscheiden?

Wenn wir uns die heutige Praxis der Werbung, besonders in bewegten Bildern (TV, Kino, Zwischennetz), ansehen, so stellen wir zwanglos fest, daß Werbung heutzutage zu über 90% emotional daherkommt – die meiste Wirkung wird subtil auf unterster Ebene erzielt („Sex sells“, Neid, Gier, Status usw.).
Ebenso wird in Verkaufsgesprächen keinesfalls eine rationale Entscheidung unterstützt, sondern (wie jede Verkäuferschulung beweist) ausschließlich emotionale Beeinflussung sowie manipulative Betrugs-Techniken („Ja“-Fragen usw.) eingesetzt.

d) Die eindeutige Schlußfolgerung lautet also: es gibt keine rationalen Entscheidungen durch den Kunden.

Und zum letzten Punkt: was ist ein „Verbraucher„?
In der Elektrotechnik ist ein „Verbraucher“ das Element eines Stromkreises, welches die zugeführte elektrische Energie in eine andere nützliche Energieform (Wärme, Licht, Bewegung etc.) umwandelt.
In der Wirtschaft ist damit der Abnehmer eines Produktes oder einer Leistung gemeint.

e) Dieser Abnehmer ist nicht nur als „Verbraucher“ zu betrachten, denn seine Funktion ist nicht auf den Verbrauch zu reduzieren. Er muß ein Bedürfnis nach diesem Produkt oder dieser Leistung haben – ein echtes, natürliches – kein künstlich in ihm erzeugtes.

f) Auch ist der „Verbrauch“ bei weitem nicht das Ende des Wirtschaftskreislaufes – bis heute wird aber so getan als ob – „aus den Augen, aus dem Sinn“ – verkauft ist verkauft – weg ist weg.
Das ist eindeutig „zu kurz gesprungen“.

Wir haben somit nachgewiesen, daß alle vier uns Kunden angedichteten Eigenschaften in der Praxis nicht zutreffen – das Denk- und Rechen-Modell „Verbraucher“ ist von vorn bis hinten vollständig falsch.

Aber damit können auch die Marktmechanismen nicht „funktionieren“!

Beredtes Zeugnis für die Richtigkeit dieses Sachverhaltes sind die sog. Gutachten der sog. Wirtschaftsweisen, die seit Bestehen der „BRvD“ alle halbe Jahre (Frühjahr und Herbst) – inzwischen schon nicht mehr mit so großem Tamtam, aber wohl immernoch – von fünf (?) (willkürlich ausgewählten) „führenden“ Wirtschaftsforschungsinstituten des Landes an die Politik (sprich die BundesreGIERung) übergeben wurden.
Diese „Gutachten“ haben in den ganzen Jahren noch nicht ein einziges Mal die konjunkturelle Entwicklung annähernd richtig voraussagen können, obwohl sie sich stets auf „richtige“ Analysen und die „gängigen“ Marktmechanismen gestützt haben.

Wir stellen fest:

Der Abnehmer eines Produktes oder einer Leistung (Kunde) ist eine bestimmende Größe in einem Wirtschaftskreislauf.
Ohne einen echten Bedarf / Wunsch / Bedürfnis beim Abnehmer können Produkte nur durch Betrug (Werbung, Manipulation, Zwang) „abgesetzt“ werden.

Was ist zu tun?

Solange also die Wirtschaft nicht
a) den Lebens-Bedürfnissen der Menschen dient – wozu sie ja mal aufgebaut worden ist – und
b) die Interessen der Natur als Lebensraum der Menschen berücksichtigt, sondern nur ihre eigenen Profit-Interessen, solange wird es auch keine wahre Wirtschaftswissenschaft geben können.
Es sind also Mechanismen zu schaffen, die eine Orientierung auf eine Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen und der Natur anstelle des Profitinteresses setzen.

Wie kann ein minimaler Naturverbrauch, eine vollständige Rückgewinnung aller eingesetzten Materialien und eine echte Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen erreicht werden?

Offensichtlich nur durch die vollständige Abschaffung jeglichen Zinses als Triebkraft des ununterbrochenen „Wachstums“, und durch Regelungen, welche eine vollständig in sich geschlossene Kreislaufwirtschaft herausbilden – mehr dazu in den folgenden Abschnitten.
 – – – –

3. Der Eigennutz / die Privatisierung

Angeblich soll ja eine der stärksten Triebkräfte des kapitalistischen Systems darin liegen, daß jeder nur seinen egoistischen Neigungen und Interessen folgen muß, damit es allen dadurch besser geht.
Denn ein Teil des erarbeiteten (?) Wohlstandes käme auch anderen zugute.

Nicht ganz verständlich und auch nicht wirklich nachgewiesen, wie so etwas „im richtigen Leben“ funktionieren soll – welcher Mechanismus soll diese „Verbreitung“ des Reichtums hervorbringen?

Steuern und Abgaben?

Alle Steuern und Beiträge sind so gestaltet, daß nach oben hin irgendwann Schluß ist.
Der schöne Spruch von den starken Schultern, die mehr tragen sollen, ist eine glatte Lüge.
Allein die sog. Beitragsbemessungsgrenzen beweisen dies anschaulich.

Zwar gibt es noch einen Rest von „Sozialstaatlichkeit“ mit progressiv steigenden Einkommens-Steuersätzen, aber eben nur im unteren Bereich bis ca. 52 T€ Jahreseinkommen pro Person – weiter „oben“ ist dann bei aktuell 42% (bzw. ab einer Viertelmillion bei spätestens 45%) Schluß – egal wieviele Millionen jemand an Einkommen bezieht, und das schon seit über 10 Jahren fast unverändert.

(Daten siehe hier – leider ohne die dazugehörigen Einkommensgrenzen – die wenigstens sind teilweise einer anderen Tabelle zu entnehmen)

Ähnlich sieht es bei der Umsatzsteuer aus. Hier gelten zwar für alle dieselben Sätze, aber der Arme muß fast sein ganzes Einkommen für seinen Lebensunterhalt ausgeben und wird damit fast in voller Höhe mit der Umsatzsteuer belastet.

Der Reiche kann gar nicht sein ganzes Einkommen ausgeben – selbst bei luxuriösem Lebensstil bleibt ein Großteil des Geldes beim Anlageberater. Dort wird es dieser Steuer nicht unterzogen – d.h. anteilig von Einkommen zahlt der Reiche viel weniger Umsatzsteuer als die vielen Armen.

Hinzu kommt: es gibt unendlich viele Steuerschlupflöcher, die suchen zu lassen sich natürlich nur ein Reicher leisten kann – der einen Steuerberater bezahlen kann – der Arme zahlt (meistens zuviel) Steuern.

Also: wenn die heutigen Steuersätze von allen auch wirklich bezahlt werden würden, bräuchten keine Kredite zur Finanzierung des Staatshaushaltes mehr aufgenommen werden.

(mehr Steuer-Daten hier)

Fazit:
Steuern
– auch Verbrauchssteuern – dienen der Umverteilung von „Fleissig“ nach „Geldreich“.

Ähnlich bei KV/PV-Beiträgen – hier gibt es die sog. Beitragsbemessungsgrenzen, die ab einer bestimmten Einkommenshöhe den Beitrag einfach kappen: bis zu dieser Höhe ist der festgelegte Prozentsatz zu zahlen, und alles was darüber hinausgeht an Einkommen ist von allen diesen Beiträgen vollständig befreit.

D.h. es ist keine „Beitragsbemessungsgrenze“, sondern eine „Beitragsbefreiungsgrenze“, und gerade für hohe Einkommen ist somit kein prozentualer Beitrag vorgesehen, sondern mit steigendem Einkommen fällt der Prozentsatz der Beiträge kontinuierlich – da ist nicht mal die einfache „formale“ Beitragsgerechtigkeit gewährleistet – hohe Einkommen werden entlastet – es wird wieder von „Fleissig“ nach „Geldreich“ umverteilt.

Weiter.
Bis heute sind nur ganz vereinzelte Fälle bekannt, wo ein Mensch im Kapitalismus nur mit eigener Hände oder Kopfes Arbeit wirklich geldreich geworden wäre.

(Hier ist nicht ein bescheidener Wohlstand gemeint, sondern der Multimillionärsstand; die gnadenlos überbezahlten sog. „Top-Manager“ nehme ich hier mal aus der Betrachtung heraus – sie bekommen zwar in der Tat durch nichts gerechtfertigte Gehälter und Ruhestandsbezüge, aber bei Lichte betrachtet ist das ein Bestechungs- und Schweigegeld: sie müssen tun, was ihnen von Banken und Eigentümern gesagt wird, und dürfen dabei keine Skrupel haben – siehe auch später unter dem Punkt „Juristische Person“.
Und die „BRvD“-Politiker-Marionetten sitzen alle in einem Selbstbedienungsladen und können daher nicht in die Betrachtung von „Arbeit“ mit einbezogen werden.)

Im Gegenteil:
alle wirklich geldreichen Leute (von den durch erben geldreich gewordenen mal abgesehen) haben ihr Geld nur dadurch zusammenraffen können, daß sie andere Menschen haben für sich arbeiten lassen und diesen nur einen geringen Teil des von diesen erarbeiteten Mehrwertes als Lohn ausgezahlt haben – den Rest haben sie für sich behalten, d.h. demjenigen, der das erarbeitet hat, vorenthalten.

Das soll jetzt weder moralisch noch juristisch bewertet werden – es geht hier erstmal um die Feststellung von Fakten und nicht um deren Interpretation.
Also, wie wir gesehen haben, ist das eingangs des Abschnitts genannte Postulat in keiner Weise „selbsterklärend“.

Darüber hinaus fehlt auch der ökonomische Nachweis in der Praxis – wohin man auch schaut:

die Schere zwischen arm und reich geht nirgendwo zu, sondern überall – egal wann und wo – immer nur auf – in allen Ländern und zu jeder Zeit.
Es findet also „im wirklichen Leben“ keine Verbreitung des Reichtums statt, sondern im Gegenteil eine ständige Konzentration desselben in immer weniger „Händen“.

Zu weiteren Wirk-Mechanismen dieser ständigen Umverteilung von FLEISSIG nach GELDREICH werden wir im Verlaufe unserer späteren Betrachtungen noch detailliert kommen.

Und jetzt kommt „der Hammer„:

das eingangs genannte Postulat ist auch in der heute „üblichen“ Wirtschaftswissenschaft schon längst überholt, denn bereits vom Altvater der bürgerlichen Ökonomie, John Maynard Keynes, ist folgendes Zitat bekannt:
„Wir müssen anstelle des Eigennutzes die Eigeninitiative, anstelle der Habgier das menschliche Maß und anstelle des Machtstrebens die Nächstenliebe ins Zentrum unseres Wirtschaftens stellen.“

Was uns also jeden Tag in den Medien und unseren Kindern in der Schule ständig „beigebracht“ wird, ist längst veraltet und wissenschaftlich durch völlig andere Grundsätze ersetzt.
Warum aber werden diese Erkenntnisse nicht verbreitet?
Hat einer der „aus-gebildeten“ Ökonomen während seines Studiums das eben genannte Zitat je gehört und erörtern dürfen?
Und dementsprechend eine neue Wirtschaftstheorie erarbeiten dürfen?

Es ist also nicht mein persönliches Ego oder ein persönlicher moralischer Popanz, den ich hier aufbaue, sondern eine vom „Halbgott der Ökonomie“ JMK himself geäußerte Erkenntnis, wenn ich FORDERE:

Schluß mit Egoismus und Ellenbogengesellschaft, mit Habgier und Machtstreben, mit Aneignung von immer größeren Anteilen des gesellschaftlichen Reichtums durch immer wenigere.
Die wahren Werte einer Ökonomie, die diese Bezeichnung auch verdient, sind (nach JMK) Eigeninitiative, Menschliches Maß und Nächstenliebe.
Auf die Umsetzung dieser wissenschaftlichen Vorgaben warten wir immernoch.
 – –

Noch ein paar Worte zur Privatisierung, die uns ja auch immer als das Heilversprechen schlechthin dargestellt wird.
Von wegen die staatlichen Unternehmen sind alle so lahm und ineffizient und nicht bürgernah und was nicht noch alles. Und privat sei alles besser, weil ja ein Interesse bestehe an Gewinn.
Das ist schon mal eine Logik, die sich mir nicht erschließt.

Wenn ein staatliches Unternehmen auf die Befriedigung eines allgemeinen Bedürfnisses, wie Post, Bahn, Telekommunikation, Straßen, Brücken u.a. Infrastrukturen, ausgelegt ist und diese Aufgabe erfüllt, auch OHNE groß Gewinne einzufahren, dann ist das für die meisten Menschen absolut in Ordnung.

Denn die Gewinne der privaten Unternehmen kommen ja nur zu einem geringen Teil den Mitarbeitern und zu einem noch geringeren Teil der Öffentlichkeit zugute.

So ist es den meisten Menschen lieber, zu niedrigeren Preisen vielleicht nicht ganz so gut bedient zu werden als für hohe Preise nicht wesentlich besser.
Warum gibt es bei Privaten stets hohe Preise? Weil ja irgendwoher auch der Gewinn kommen muß. Der vorher (im staatlichen Unternehmen) „gefehlt“ hat.
Und der kann nur vom Kunden, d.h. über den Preis von den Einnahmen, kommen.

Aber schauen wir uns mal ein paar Unternehmen an, die hier im Lande in den vergangenen Jahren z.T. fast gewaltsam privatisiert worden sind.

Beispiel „Die Bahn“: hat die Pünktlichkeit zugenommen?
Keinesfalls – trotz aller statistischen Tricks hat die Pünktlichkeit zu vergleichbaren Konditionen deutlich abgenommen.

Hat sich der Service deutlich verbessert?
Klar, aber das ist vor allem dem Umstand zu verdanken, daß soviele technische Neuerungen in den vergangenen Jahren überall Einzug gehalten haben.

Ist die Sicherheit besser geworden?
Keinesfalls – Wartungsintervalle werden nicht mehr eingehalten, das rollende Material wird nicht mehr gepflegt, das Schienennetz wird nur noch einseitig für die Schnellzüge ausgebaut – für die „normalen“ Transporte wird rückgebaut ohne Ende.

Was völlig unverantwortlich ist, denn die Bahn ist nun mal das energetisch effizienteste Transportmittel nach wie vor, d.h. der Energieaufwand pro Tonnenkilometer ist weit unter dem vom LKW-Fernverkehr. Und auch vom Busverkehr!

Sind die Preise gefallen?
Wohl eher im Gegenteil – bei schlechterer Leistung wird regelmäßig etwas mehr Geld verlangt – von der nun völlig intransparenten Preisstruktur ganz zu schweigen, die einfache Preisvergleiche für den Einzelnen fast unmöglich macht.

Was also hat die Bahn-Privatisierung gebracht – außer Gewinnen für die Anteilseigner, die auf Kosten von Pünktlichkeit, Service, Sicherheit, Preisen – d.h. auf Kosten der Kunden – „erzielt“ werden sind?

Auch die Vorgänge um die Berliner Wasser-Privatisierung sind allgemein bekannt – da stiegen die Preise plötzlich rapide, die Qualität des Wassers sank genauso rapide, es wurde nichts investiert, sondern nur abgesahnt – von den großen internationalen Unternehmen (welche das waren/sind ist bekannt – kann jeder nachlesen).

Nochmal ganz deutlich:

Privatisierung kommt von lat. „privare“ – das bedeutet „berauben„.
Und genau das passiert auch –
die Menschen (als Gemeinschaft und als Einzelne) werden bei einer Privatisierung ihres Anteils am von den Steuern ihrer Eltern und Großeltern aufgebauten Gemeinschaftseigentum beraubt: Autobahnen, Eisenbahn, Telefonnetz, Straßen und Wege, Postfilialnetz – all das ist von den Steuern der Menschen auf- und ausgebaut worden.

Was passiert bei jeder „Privatisierung“?
Zuerst wird mal ein Großteil der staatlich aufgebauten Infrastruktur wieder zugemacht – weil angeblich nicht kostendeckend.
Bitte, worüber reden wir hier?
Wir reden über öffentliche Bedürfnisse – diese dürfen niemals Gegenstand von privatem Kosten- und Gewinndenken werden!

Sodann werden Kosten „eingespart“ – d.h. meistens Leute rausgeworfen, deren Arbeit die zurückbleibenden Mitarbeiter fürs gleiche Geld nun mitmachen müssen.
Weiter werden „Strukturen gestrafft“ – d.h. überall, wo „nur“ Bedürfnis gedeckt und nicht Gewinn gemacht wurde, wird gekürzt, abgebaut, dichtgemacht.
Und schließlich werden die Preise „an die Marktverhältnisse angepaßt“ – natürlich nach oben – die GIER nach GEWINN ist schließlich durch nichts begrenzt.
Unter dem Strich stehen Kunden und Öffentlichkeit nach der Privatisierung schlechter da als vorher, weil Qualität und Quantität abgebaut wurden – und die nun „fließenden“ Gewinne landen in privaten Taschen.
Und
davon hat, wie wir oben gesehen haben, niemand wirklich etwas.

Deshalb: solange die „BRvD“-ReGIERigen ihren Haushalt in den einzelnen Geschäftsbereichen nur mit Hilfe von Krediten ausgleichen wollen, sollte ihnen jegliche Privatisierung von Gemeinschaftseigentum untersagt sein.
Was unsere Eltern und Großeltern bezahlt haben, das gehört uns allen und nicht irgendwelchen dahergelaufenen „Parteien“ (die eh nur einen Teil des Volkes vertreten – denn „Partei“ kommt nun mal von „part“ = der Teil) und deren Vortänzer-Marionetten.
Und die dürfen darüber keine unbegrenzte Verfügungsgewalt haben.

Ja, ich höre sie schon mit den Hufen scharren – die Oberklugen, die mir mit der ach so erfolgreichen Telekom-Privatisierung kommen wollen.
Fragen Sie bitte erstmal ein paar Telekom-„Volksaktien“-Besitzer, was für eine tolle Rendite sie denn so erzielt haben. (http://www.boerse-online.de/aktie/Deutsche_Telekom-Aktie – bitte auf den Knopf MAX der Grafik drücken)

Und beachten Sie bitte auch, daß in der Zwischenzeit zwei beispiellose technologische Sprünge erfolgt ist – von der analogen zur digitalen, und von der schnurgebundenen zur schnurlosen Telefonie.
Ob das auch ein Fortschritt für die Menschheit gewesen sein wird, möchte ich heute noch nicht bewerten wollen – zu langfristig schädlich sind die von vielen bisher noch nicht hinreichend beachteten gesundheitlichen Folgen der Mobilfunk-Einführung – bitte laßt uns in 10 oder 15 Jahren auf das Thema zurückkommen…

Summa summarum:

Wir kommen also nicht umhin festzustellen, daß der Satz „Eigennutz geht vor“ völlig falsch ist.
Richtig muß es heißen:
Naturschutz geht vor Gemeinnutz geht vor Eigennutz.

Denn ohne einen funktionierenden Lebensraum wäre auch ein Einsatz nur für die Gemeinschaft vergebliche Liebesmüh. 😉

(Fortsetzung)


3 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  2. […] Teil I hatten wir uns mit der Werbung, dem sog. Verbraucher und der Privatisierung beschäftigt und […]

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