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Sonntagsmusik / Orgel / Schlafes Bruder

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Heute einmal mehr. Ich wollte dir, lieber Leser, zum Wochenende ein Stück Orgelmusik nahebringen und bin gescheitert.

Ich wollte die d-moll Toccata von J.S.Bach einstellen, genannt die Dorische (sie ist nicht dorisch, weiss der Geier, wer diesen doofen Zusatz erfunden hat, sie steht in d-moll). Ich habe sie geliebt, geübt, hundertfach leidenschaftlich gespielt, und heute, als abgewracktes Tastentier, höre ich mir die Honoritäten an und schnalle ab.

Die Mehrzahl hat nichts, aber nichts begriffen, leidet wohl an Harn- oder Stuhldrang, muss aufs Klo und spielt einfach zu schnell. Dieses Werk von Bach hat beides: Da ist der beständig verlässlich fliessende Fluss, und da sind die harmonischen Spannungen. Wer nur dem Fluss folgt, den schnell fliessen lässt, der versaut jede der Spannungen, das Stück wird zur Lachnummer, es heisst dann: Quicky. Ich kann es nicht fassen, wie saudumm von technisch sauguten Spielern gespielt werden kann. 

Sodann hat es Interpretationen, die haben zusätzlichen Unlustgewinn bei mir zur Folge: Auf den Tönen rumhüpfen (Staccato), als sei da ein Flohzirkus. Null nichts verstanden. Schande über Schande. Dieses Werk vereinigt Fluss und Stauung. Da sind Spannungen. Wie kann ein Organist nur wie Robot darüber hinweg spielen.

Und wenn dann mal eine Aufnahme eine gute Interpretation war, dann war die Tontechnik Scheise. Wenig Freude erweckend.

Ich habe 12 mir angehört, nix, was ich weiterleiten möchte. Am besten noch kommt der blinde Genial Organist Walcha. Er spielt das Werk auf einer sehr schönen, jedoch eher zu kleinen Orgel.

Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich damals keine technisch hochwertige Aufnahmen von mir machen liess. Was ich habe, das zerbröselt. Ich hatte Einiges damals aufgenommen, und sowohl Minidisc – Aufzeichnungen wie auch auf Komputerfestplatte Gespeichertes, es wird von Jahr zu Jahr scheissiger, heute nicht mehr anzuhören, nur noch Gekrächze, Tatsache, das. Pfeiffe auf die Digitaltechnik.

So klickerte ich weiter und bin hier gelandet, und das ist nun etwas, was mir 100 pro gefällt, was ich darum liebend gerne weiterreiche.

Ich weiss es nicht. Ist es Improvisation? Wenn nicht, von wem stammt die Musik? Ich tippe in diesem Falle auf Jean Langlais. Neoromantiker mit Mut zu Dissonanzen. Hatte von ihm Einiges leidenschaftlich gespielt.

Nachtrag. Fündig geworden. Das Stück wurde offenbar eigens für den Film komponiert, von Enjott Schneider.

Hier, im Film: Tontechnik prima, Leidenschaft des Organisten prima, Orgel herrlich!

Es ist ein Beispiel dafür, was die wahre Königin der Instrumente bieten kann – so sie von kundigem Intonateur geschaffen, in akustisch gutem Raum stehend  von einem Menschen, nicht von einem gescheiten Roboter gespielet wird.

Geh rein bei 00:40 und raus bei 05.20

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2 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

    Like

  2. Matthias sagt:

    Lieber Tom,
    vielleicht kann ich dir mit der „richtigen“ Aufnahme der „dorischen“ weiterhelfen…
    Es gibt fuer mein Empfinden eine wunderbare Aufnahme von Karl Richter, 1980 aufgenommen im Freiberger Dom an der grossen Silbermannorgel (Deutsche Grammophon). Das mueste doch im Netz irgendwo zu finden sein.
    Viele Gruesse
    Matthias

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