Das Fragwürdige vorweg.
– Wie hoch ist der Wirkungsgrad von Petitionen? Keiner kann das wirklich ermessen.
– Die Bucht von Benoa kenne ich. Ich kenne sie als Strandgänger. Der Indische ist gezähmt, das Wasser träge. Ich meine, die Wasserqualität ist schlecht, und ich vermute, dass vom in der Petition gerühmten schönen reichen Unterwasserleben wenig zu finden ist, dies als Folge von Abwässern und von mangelnder Durchströmung.
Der Aufhänger der Petition ist Schönfärberei.
Was zutreffend ist:
Die Hotelbautätigkeit in Gebieten mit schönen Stränden in Bali explodiert. Explodiert! Wenn du mit genügend Milionen oder Milliarden anrückst, im richtigen Gebäude am richtigen Schreibtisch genug davon unten durchreichst, kannst du, der du nichts Schlaueres mehr mit deiner Kohle anzufangen weisst, deine Riesenanlage hinscheissen, wo es dir beliebt.
Gesamtplanung zum Wohl von Mensch und Natur gibt es wohl, aber die wird im richtigen Gebäude am richtigen Schreibtisch unterwandert.
Das urspüngliche Bali geht vor die Säue. In Südbali verschwinden die Verkaufsstände der Einheimischen, und alle 50 Meter prangen Glastüren. Dahinter sind Sachen zu kaufen, welche schön eingepackt sind, die Hersteller nennen sie „Lebensmittel“. Sie sind billig, füllen den Bauch, enthalten ausser Zucker und Kalorien nix. In diesen Läden gibt es nichts (nichts!), was ein halbwegs bewusst Nahrung zu sich nehmender Mensch fressen wollte.
Die Oberschicht und die Neureichen kaufen heute Autos, die Strassen sind rammelvoll.
Einheimische, welche an den vormals traumhaft schönen Stränden vom Seegemüse gelebt haben, werden zack vertrieben. Sie können danach Sonnenschirme für Turis aufstellen. Pech gehabt.
Das Wasserproblem ist aktuell, und es wächst schnell. Vor 3 Jahren, wir brauchten für Häuserbau viel Wasser, kam es vor, dass wir zwei Wochen null von dem Nass in der Leitung hatten. Zwei Wochen.
Die Leute haben Leitungswasser jeweils am Abend – wenn es gut läuft. Es ist teuer und schmutzig.
In der Trockenzeit sieht man die LkW mit Wassertransport rumrasen. Wer Normalverdiener ist, und 80 oder 90% hier sind Normalverdiener mit 40 bis 100 Euro / Monat, wer Normalverdiener ist, kann sich das hergekarrte Wasser nicht leisten. Waschen wird zum Problem.
Trinkwasser kauft man sich eh schon gewohnheitsmässig in 20 Liter Gallons, welche von den Bergen hergekarrt werden.
Wenn die Benoit – Bucht aufgefüllt wird, werden Einheimische in der Region Nusa Dua bis Sanur kein Wasser mehr zur Verfügung haben, diese Prognose wage ich ohne zu zucken.
Die Hotels haben Wasser, die schon. Für die Hotels haben Nadelstreifen im richtigen Gebäude unter dem richtigen Schreibtisch dafür gesorgt. Und wenn alles nicht hilft, dann entsalzt man (Hotels) Meerwasser.
Die bestehenden Hotels sind übrigens, gesamt gesehen, schlecht ausgebucht. Da sollte man natürlich schon nachhelfen, indem man auf weiteren acht km2 weitere Kapazitäten schafft.
Und der geplante Golfplatz? Warum nur sind Golfplätze sogar in den Tropen in der achtmonatigen Trockenzeit, da Mensch und Natur nach Wasser lechzen, so schön grün?
Ja warum wohl.
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So ist jede Initiative, welche dem Moloch Hotelbau hier entgegenwirkt, zu begrüssen und zu unterstützen.
thom ram, 22.12.2014
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Hier geht es zur Petition.
Petitionstext:
Bali: Das Unterwasser-Paradies muss bleiben
Grüne Reisterrassen, weiße Strände, azurblaues Meer. Auf Bali werden Touristenträume wahr. Um dem Andrang von Urlaubern Herr zu werden, ziehen Investoren ständig neue Hotels hoch. Auf Kosten der Natur. Jetzt soll die Benoa Bay zugeschüttet werden, um auf künstlichen Inseln Clubs und einen Golfplatz zu bauen.
Bunte Fische tummeln sich in Balis Gewässern. Trotzdem will ein Investor die Bucht von Benoa zuschütten. (Foto: flickr/Ilse Reijs and Jan-Noud Hutten (CC BY 2.0)