Eckehardnyk Donnerstag 30. April NZ 11
0. Hier geht es weiter mit „Abenteuer Erziehung“ (Hamburg, 2012: tredition). Die Urschrift hierzu aus 1998-99 steht hier unter dem Seriennamen ELTERN, KIND UND KINDERSTUBE in den früher gezeigten Beiträgen, rückwärts von 144 bis 1 von 144. Ergänzend dazu die gleichnamige Seite in der Sie-Form, anzuschauen bei https://www.facebook.com/Elternkinderstube/ , wo andere Teilnehmer und auch einige seltene Kommentare vorgekommen sind.
1. Frägst du Kinder, was sie werden wollen, was bekommt man zur Antwort? Naja. Ich rate deshalb bei dieser Frage an Kinder eher zu: Wie sie denn später sein wollen. Darauf antworten auch jene, die auf die Frage, was sie einst werden, die Antwort schuldig bleiben. Das liegt wohl daran, dass Kinder glauben, das Wie schon im Jetzt beeinflussen zu können.
2. In jedem Erfolgsbuch, das ich bisher gelesen habe, stand irgendwo sinngemäß, man solle das, was man sich wünsche, schon zu besitzen meinen. Leben als ob. Will jemand einfach nur „erfolgreich“ sein, dann sollte er „unbedingt“ leben, als wäre er es schon jetzt. Wie wird ein Junge Kapitän? Er stellt sich in „sein“ Schiff, auf die Brücke (eine Bootsattrappe stand in der Praxis meiner Frau gleich hinter dem Eingang), schaut in die Ferne und gibt in der Nähe Befehle. Ein Kind ist bereits, was es werden könnte, und im nächsten Moment auch etwas ganz Anderes. So spielt es sich durch alle für seine Entwicklung wichtigen Zustände des Daseins.
3. Meine Tochter stand bei ihren Spielen als Dreijährige vor einer grauen Decke. Auf dieser baute sie eine Landschaft (wie sie’s im Kindergarten gesehen hatte) mit Steinen, Sand, Moos und Rindenstückchen. Dann wurde „bevölkert“: Sie war abwechselnd Zwerg, König, Hexe, Königssohn, Futter für das Pferd, des Königssohns Pferd, ein Unglück, der Drache oder die Königstochter persönlich. Die Wesenheiten sprachen miteinander, und sie übernahm jede Rolle.
4. Die Zukunft eines Kindes erforscht man, indem man genau hinschaut, was es schon alles ist und wie es das ist. Es gibt Kinder, die wissen, dass sie klar denken können. Ihre Erzieher halten sie aber für denkfaul; so ging es zum Beispiel Carl Gauss, der seinen Mathematiklehrer beschämte. Gewinnt man Vertrauen von solchem Kind, dann offenbart sich eine sehr reiche Welt. Da kann es Zusammenkünfte geben im Wald, wobei das Gefühl entwickelt wird, eine wichtige Sache für den Weltfrieden zu machen und Störern desselben auf die Spur gekommen zu sein. Es können aber auch ganz intime Erlebnisse plötzlich erzählt oder getan werden.
5. Die wenigsten Erwachsenen erfahren, was ihre Kinder miteinander tun und besprechen, und wie sie die Welt sehen. Was wissen die meisten denn davon, dass Zehnjährige bereits Probleme, die sie miteinander haben, in eigener Regie friedlich und auf Fairness bedacht lösen? Die „Jungen“ beratschlagen, wie sie ihre „Alten“ zu den Umständen passend behandeln. Allerdings nimmt unser Nachwuchs bei jedem Rache, der es verdient zu haben scheint. Allein schon deshalb ist Aufmerksamkeit ihnen gegenüber wichtig, ohne als Wachhund von der Teilnahme künftig ausgeschlossen zu werden. Loyalität ist eine kindliche Tugend. Trotzdem fühlen sich Eltern, Erzieher und Lehrer persönlich durch kindliche Aktionen geärgert und gereizt, die von den Kleinen auf einen nächstliegenden Großen projiziert sind, der stellvertretend für den eigentlich gemeinten „Feind“ herhalten muss.
6. Andererseits ist es auch hilfreich sich vorzustellen: Wer könnte mein Kind im Augenblick gerade sein, wenn es beim Essen durch sein Kippeln fast vom Stuhl fällt? Erst mit diesem Eintauchen in seine Rolle, in der es gerade mal so dahin hampelt, wirst du gewahr, „wer“ dir da einen Streich spielt. Es ist womöglich der nervös gewordene Seemann, welcher zu sein dein Kind oberflächlich „vergessen“ hat, den du aber als solchen ansprechen solltest: „Herr (oder Frau) Käpt’n, die Maschinen machen voll Fahrt voraus.“ In dem Moment kann in deinem Kind der verdrängte Traum wieder erwachen und ihm seine Rolle zurückbringen. Sogleich fühlt es sich von dir ernst genommen und wird wie ein Kapitän bei Tisch sitzen. Aber wehe, du sagst etwa: „Du wolltest doch Kapitän werden, also benimm dich entsprechend!“ Du weißt, warum? Kind ist schon Kapitän, mit dem Wort werden hättest du ihm sein jetzt erreichtes Sein ausgelöscht, und es rächt sich, indem es erst recht und weiter hampelt.
(c) EAHilf
2012 und 30. April 2023
Hat dies auf haluise rebloggt.
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„Frägst du Kinder, was sie werden wollen, was bekommt man zur Antwort?“
Der Satz ist Falsch Formuliert. Es soll doch eher heißen was wie einen Beruf möchtest du später ausüben. Dann wäre er Richtig gestellt.
Soweit ich mich erinnern kann haben mich meine Eltern so gefragt als ich noch ein Kind war.
Im Fasching weis ich da wollten alle Kindergarten Freunde Cowboy sein, nur ich wollte unbedingt ein Indianer sein.
Ich fand es viel Cooler mit Pfeil und Bogen als mit Pistolen 😉
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Eki, dieser Beitrag gefällt mir ganz besonders gut, wunderleicht führst Du mich Leser durch wahre Kinderwelten. Sieben Sterne.
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@ecky
„Meine Tochter stand bei ihren Spielen als Dreijährige vor einer grauen Decke. Auf dieser baute sie eine Landschaft (wie sie’s im Kindergarten gesehen hatte) mit Steinen, Sand, Moos und Rindenstückchen. Dann wurde „bevölkert“: Sie war abwechselnd Zwerg, König, Hexe, Königssohn, Futter für das Pferd, des Königssohns Pferd, ein Unglück, der Drache oder die Königstochter persönlich. Die Wesenheiten sprachen miteinander, und sie übernahm jede Rolle.“
Sehr schön beschrieben.
Interessant fand ich auch immer, wenn sie Vater, Mutter und Kind spielten.
Im Kindergarten war das oft so.
Ein Junge hatte einen Vater und der war Polizist. Ein Mädchen hatte eine Mutter, die Psychologin war.
Nun fand sich die entsprechende Gruppe zusammen.
Der Vater ging zur Arbeit auf die Polizeistation. Die Mutter kochte Essen und die Kinder spielten.
Die Tochter der Psychologin fand ihre Rolle nicht in dem Spiel, wollte aber mitmachen.
Und ich bin eure Psychologin, so ertönte es.
Alle waren einverstanden. Sie hat dann mit gekocht.
War für mich eine sehr interessante Beobachtung.
Humor ist für mich eine Eigenschaft, die jeder, der es mit Kindern zu tun hat, besitzen muss.
Und die Kinder ernst nehmen ist auch ganz wichtig.
Danke Ecky für deine sehr wertvollen Beiträge.
Bei Fatzebuck bin ich nicht. Auch nicht bei Twitter, Instagram. Ein Wisch-Fon besitze ich auch nicht.
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@Mujo
für den Bogen haben wir immer das Holz vom Holunderbusch genommen.
Herrlich Indianer.
Kommt gleich nach Öl- und Gasheizung – VERBOTEN.
Wie sagte eine Freundin zu mir als sie das erste Mal von Frankreich nach Deutschland kam und Deutsch lernte.
Überall steht verboten.
Und das ist schon 40 Jahre her.
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Sollte man die Indianer nun Indigianer nennen? – Wer fragt uns Deutsche, ob wir Germans oder Alemanns oder Nemetzen genannt werden wollen? – Danke für eure wertvollen Senfkörner, die zu richtigen Bäumen erwachsen sein werden, Mujo, was glaubst du?
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@eckehardnyk
06/04/2023 um 03:50
In Kanada nennt man sie ja ohnehin „first Nation“. Was mir auch ganz gut gefällt da es ja die ersten Menschen sind die dieses Land Bewohnt haben.
Wie kommst du aber auf „Indigianer“ ?….kann mit dem Begriff nichts anfangen.
„Wer fragt uns Deutsche, ob wir Germans oder Alemanns oder Nemetzen genannt werden wollen?“
Früher nannte man die Deutschen auch abfällig die „Kraut’s“ wegen der Liebe zu Sauerkraut.
Mit Germanen kommt man aber schon gut hin, damit kann man sich anfreunden.
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Mujo 548: Wer irgendwo zuerst war, spielt im Weltgeschehen keine Rolle. „Entscheidend“ ist, wer das Sagen hat. So einfach kann das sein (Satiere aus). – Indigianer ist meine Ableitung, äh, Kontamination von „Indigener Amerikaner“. Müsste eigentlich Indiganer heißen, -ianer kling aber mehr nach Indianer, und die wurden so genannt, weil Kolumbus dachte, er sei in Ind-i-en, Lateinisch India. Deswegen India-ner. Die Span-i-er haben dann Ind-i-os draus gemacht, sie hätten auch gleich Id-i-o sagen können, aber das haben sie sich wohl nicht getraut, weil sie doch Gold brauchten, und einen Idio, der einem die Stelle zeigen soll, kann man doch nicht gleich beim richtigen Namen nennen. Aber jetzt ist wieder alles gut, die Indianer haben ihren korrekten Namen, das Land verloren und Gold gibt es nur noch wenn man ordentlich Gift in die Erde spritzt. Passt schon. Wichtig ist, was hinten raus kommt, hat schon der Kraut, äh Kohl gesagt. (Aber jetzt endgültig Satire aus, Flasche leer)
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@eckehardnyk
06/04/2023 um 13:42
So gesehen müssten eigentlich die Inder Indianer heißen und die Amerikaner Goldianer.
Aber Goldi wäre zu Brav, nachdem sie so Blutrünstig nach des weisen Skalp aus waren.
Was deren Glück ist, wären die auf Hirne aus, hätte man nicht viel brauchbares finden können und das Problem
ist bis heute so.
Meine Hoffnung ist das eine Generation von Kindern heran wächst die Probleme ganz anders angehen als viele heute.
Und da passiert ja jede Menge auf allen ebenen Weltweit.
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