„Das Was bedenke, mehr das Wie!“
Eckehardnyk
1
Kennst du eine Geschichte, in der ein Verdurstender in der Wüste ertrunken ist? Er ist nächtelang gewandert, der letzte Tropfen ist aufgezehrt und der Durst, die Trockenheit, die Hitze sind unerträglich geworden, da erblickt er einen Brunnen. Mit letzter Kraft wankt er an dessen Rand. Er blickt hinunter: Sechs Meter unter ihm ein dunkler Wasserspiegel, aber kein Eimer zum Hinunterlassen. Die Verzweiflung, die Panik wird immer größer, je länger die Sonne von oben brennt. Endlich springt er über den Brunnenrand in das kalte Wasser. Sein Herz bleibt vor Schreck stehen und der Durstige verschluckt sich, verliert die Besinnung und ertrinkt.
2
Lassen wir stattdessen am Brunnenrand einen Beduinen stehen, der darauf gewartet haben könnte, daß unser Verirrter zu ihm stieß. Ein Gefäß zum Wasser Schöpfen steht bereit und wird an einem Seil hinuntergelassen, gefüllt und wieder ans Tageslicht befördert. Nun könnte alles gut gehen, doch der Durstige stürzt sich über das Naß, verschluckt sich und erstickt.
3
So also nicht. Einem Durstigen werden wir nicht erklären, daß er trinken muß, sondern wie er behutsam vorzugehen habe. Ebenso werden wir einen tagelang Hungernden daran hindern müssen, alles Eßbare, das er plötzlich findet, in sich hineinzuschlingen. Es gibt Regeln der Anpassung an die Natur, die beherzigt werden müssen, um zu überleben.
4
Im Alltag finden sich zahllose Beispiele, wo wir einem Hungrigen erklären, daß er essen muß, und dieser dann, total überfüttert, sich mit Magenkrämpfen windet. Das passiert zwar nur symbolisch, ist aber nicht weniger aufregend. Gemeint sind die Szenen, wo du deinem Kind etwas fünf Mal sagen mußt, ehe es deiner Aufforderung auch nur eine Spur Aufmerksamkeit entgegenbringt.
5
Wir wissen noch aus unseren früheren Beispielen, daß ein Kind in Rollen schlüpft. Das geschieht jedes Mal, wenn es was tut, nur sagt es uns nicht ausführlich, in welcher Rolle es grade unterwegs ist.(1) Du kannst auch nicht immer danach fragen, und deine täglichen Hinweise wollen auch rasch umgesetzt werden. Wenn nun deine Stimme an Stelle von „Mach flott!“ signalisiert, daß auch du lieber spielen würdest, als deinen Befehl ausgeführt sehen zu wollen? Dann wird dein Kind dich so lange dazu bringen, spielerisch zu bleiben, bis es ihm langweilig wird. Oder du merkst inzwischen, daß du doch was anderes wolltest und klingst plötzlich ganz anders und machst Gebärden, die zu dem passen, was du eigentlich wünschst. Kinder brauchen Eindeutigkeit.
6
Eine Mutter wollte, daß ihr Junge seine Jacke anzieht, den Schal umbindet und seine Mütze aufsetzt. Ihre erste Aufforderung verhallte offenbar ungehört, so folgten gleich die zweite und dritte und so weiter. Der Junge inszenierte inzwischen einen Piratenangriff und versteckte sich in der Garderobe. Dort geriet er in meine „Gefangenschaft“ und ich sagte ihm: „Hier liegen Schal, Mütze und Jacke, deine Mutter verhandelt mit mir über das Lösegeld und danach bist du angezogen.“ Sie machte mit mir einen neuen Termin aus.(2) Als sie Minuten später sich zu ihrem Sohn umwendet, hat dieser tadellos den Schal um, die Jacke zu und die Mütze auf. Von diesem Vorgang überrascht sagt sie „davon hab ich überhaupt nichts gemerkt.“
7
Über solche Erfüllung solltest du deiner Freude den Lauf lassen. Das wird spontaner verstanden als ein aufgesetztes Lob. Doch irgendeine Bestätigung muß sofort erfolgen, soll sich dein Erfolg wiederholen.
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© 🦄 (eah) Dezember 1998 und 27. Mai 2020
(1) Mit einem kurzen Satz schon, wie so ein Vierjähriger mit einem Roller vor einem Supermarkt, ohne dass es die Eltern, die mit Einladen beschäftigt sind, hören: „Jetzt bin ich Motorrad!“
(2) Kursiv aus „Abenteuer Erziehung“ (2013), Seite 122.
„Gemeint sind die Szenen, wo du deinem Kind etwas fünf Mal sagen mußt, ehe es deiner Aufforderung auch nur eine Spur Aufmerksamkeit entgegenbringt.“
Klar schlüpfen Kinder in Rollen.
Es ist eine Frage des Vorbildes gegenüber den Kindern.
Dazu kommt die Reiz-Überflutung und Sinnes-Überflutung denen die Kinder ausgesetzt sind.
Bei Medien-Konsum können sie abschalten und wieder anschalten.
Können zuhören oder auch nicht.
Das überträgt sich ins Leben.
Reden die Eltern oder Lehrer schalten sie ab oder an.
Das heisst, sie hören nur manchmal zu.
Wenn allerdings die Mutter dauernd redet und nur „droht“ und das keine Konsequenzen hat, wird das Gesagte auch nicht mehr realisiert.
Höre das sehr oft:“Habe ich dir schon hundert mal gesagt.“
Eltern sollten immer Vorbild sein, dann klappt das auch mit der Nachahmung.
Und weg mit dem Medien-Konsum.
Kinder-Erziehung ist immer Selbst-Erziehung.
Humor braucht es natürlich auch. Ohne Humor kannst du kein Kind auf seinem Lebensweg richtig begleiten.
Fragte mich meine Tochter als sie 10 Jahre war. Was ist Pupertät? Sagte ihr, dass ist wenn jemand dauernd meckert.
Kam sie später und sagte, der Papa ist in der Pupertät, der meckert nur in dem Keller beim Arbeiten.
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Wie wahr!
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oh, kurzer Kommentar von dir.
Freut mich, ja das ist wirklich so.
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In diesem kurzen Film schlüpft die Mama in die Rolle des Kindes. Sie dreht die Rollen um und hält ihm den Spiegel vor. (Das funktioniert wohl nicht bei jedem Kind bzw. nicht in jedem Alter.)
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Die Ninci, jetzt fast fünf Jahre alt, heulte als Kleinkind auch ob der kleinsten Kleinigkeit. Seit vielleicht einem Jahr oder etwas mehr, mach ich einen Trick, der ist dem der Mama oben ähnlich. Wenn sich Ninci es bitzeli gestossen hat oder sonstwie wenig gravierenden Anlass zum Heulen hätte, rufe ich ui, das hat weh getan, gell, he, du musst jetzt aber heulen!!! Natürlich rufe ich das Zweite lachend. Wenn sie dann zwischen heulen und lachen nicht entscheiden kann, dann mache ich auch den obigen Trick, zeige ihr, wie heulen geht. Grosses Lachen wegen der Spiegelung.
Viel mehr steckt sie heute ein ohne mit der Wimper zu zucken als schon nur vor einem halben Jahr.
Kommt dazu, dass der Agus (fast10) viel viel mit ihr spielt, ganz lieb aber auch äh nicht immer nur ganz fein. So wird Ninces Lebenstüchtigkeit täglich gestärkt.
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Wenn’s richtig weh tut, ist Heulen erlaubt. Hab’s grad vor neuen Tagen von einer Gewegdecke zu spüren gekriegt, der ich nicht den Fuß gnug lüpfend mit der Nasa, em Nase im rechten Winkel von oben kommend begegnet bin. Nach ein paar Sekunden hatte Heulen oder Weinen den schlimmsten Schmerz aufgefressen. Heulen essen Aua auf…Dann lachen, weil Mundstellung genau gleich…
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Ecki 21:42
Ich Pferd stehe. Was ich nicht Pferd stehe, ist der Grebiff „Gewegdecke“. Watt isndette das, eine Gewegdecke? Eine vom Arschitekten zu tief gehängte Deckenkante über einer Schtäge (Treppe)? Oder so oder watt?
Und ja. Heulen erlaube ich auch, mir und Jedem. Allerdings….wenn erkennet werden muss, dass das Heulen sowas wie Suhlen ist, dann nicht. Den Unterschied zu erkennen, ist eine der Künste, die zu erlernen mir wichtig scheinen.
Du ein Pferd standen?
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