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Sandmännchens Wochenend – Bewegungsgymnastik / Mit Bedenken verbunden

Solltest du, lieber Leser, beim Betrachten resignierend oder gar verzweifelnd denken, dass du in diesem Leben sowas nie und nimmer wirst erreichen könnten, so möchte ich dich auf ein Zitat unseres verehrten Meisters Johann Sebastian Bach verweisen. Als er wieder mal von einem Verehrer hochbelobigt wurde, sagte er: „Ach wissen Sie, wären andere Menschen so fleissig wie ich, dann würden sie genau so gut wie ich Cembalo und Orgel spielen können.“

Also, beginn schon mal mit üben. Ich schlage vor: Erstes Ziel: Handstand auf einer Hand, das ist bubileicht und braucht wenigstens keine Verrenkung.

🙂 sandmännchen, 13.02.2015

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https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=y3iUtjenxOU

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Beim Einstellen hatte ich ein ungutes Gefühl, denn ich weiss, wie versaut das Leben von Menschen ablaufen kann, wenn sie als Kind in die Star – Rolle gehängt werden.

Hier ist ein mindestens so wunderbares Bewegungstalent zu sehen, hier aber hört man was vom Publikum, sieht die erwachsenen Angehörigen und vernimmt, was die drei Jury – Leute dann zum besten geben.

https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=-JFSzfCQWxE

Was ist mit den erwachsenen Verwandten los? Die weinen vor Rührung, indes das Kind einfach das macht, was es machen kann. Dass es beweglicher und akrobatischer ist als andere Kinder – ist das ein Grund zu Rührung? Was geht da in den Verwandten ab? Das ist doch die komplette Identifikation – haaarch, „mein Produkt“, also „ich, ich bin so besonders gut“.

Was für ein Irrtum.

Dann das Publikum. Wie kann man nur einem Kind eine standing Ovation antun? Natürlich ist das, was das Kind hinlegt, aussergewöhnlich, gut ist es, zuzuschauen, schön ist es, freudig zu staunen, Applaus ist gut.

Aber frenetischer Applaus? Was passiert da im Kind, bitteschön?

Ich habe mir dann das Gesrpäch Jury – Kind angehört und festgestellt, dass da Herzlichkeit dabei ist und gehofft, dass sie dem Kind etwas Angemessenes sagen. Zum Beispiel: „Das hast du gut gemacht, ich habe gern zugeschaut.“

Punkt.

Nun, ich habe unsern Dolmetscher Luckyhans gebeten, zusammenzufassen, was Jury gesagt und was das Kind geantwortet hat.

In der Hauptsache haben die Erwachsenen der Leistung ein Bohnenlied gesungen, haben prognostiziert, dass das Kind Weltmeister werden werde und haben das Kind gefragt, was es dann mit dem vielen Geld machen werde.

Also. Was passiert da.

Das Kind registriert, und das wird zu einer permanenten Prägung: Wenn ich so turne, dann bin ich besonders anerkannt und geliebt. Wenn ich so turne, dann bin ich besonders anerkannt und geliebt.

Wenn dieses Kind auch dann von seinen Leuten mit grosser Herzlichkeit behandelt wird, wenn es dann mal eine Matheprobe versaut haben wird, wenn es sein Schwesterchen gut behandelt, wenn es schlicht im Alltag das tut, was man im Alltag so tut, dann ist die Chance, dass der irre Applaus für das Turnen keinen Schaden zufügt.

Wenn aber – und das dürfte die Regel sein – das Kind unbewusst sich merkt: „Oha. Wenn ich gut turne, dann bin ich wertvoll. Wenn ich etwas anderes mache oder wenn ich einfach da bin, dann bin ich nicht wichtig“ – dann, ja dann möchte ich nicht in der Haut dieses schönen und begabten Menschen stecken dann, wenn das vergebliche Hecheln nach Wert – sein und geliebt – werden anfangen wird und das natürliche Selbstwertgefühl fehlt.

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Die Leute haben keine Ahnung.

thom ram, 14.02.2015

 


2 Kommentare

  1. Avatar von ooms ooms sagt:

    NICHT DAS ZIEL IST WICHTIG
    SONDERN,DASS ICH KREIERE

    der schuetze macht es aus
    nicht der bogen
    und nicht der apfel,den es dann zu trefen gibt

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  2. Avatar von luckyhans luckyhans sagt:

    Zum zweiten Video eine Ergänzung. Es ist gewiß kein „Zufall“, daß diese ukrainische Show immer mehr auf Geld und Kommerz ausgerichtet wird. Neben wunderbaren Gesangs- und Tanz-Talenten, die dort auftreten, geht es immer wieder nur um „Erfolg“, „Gewinn“, Geld… (Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=royKcUeE51M – Weiber-Schlammkampf – in bester VSA-Tradition)

    Hier nochmal einiges zu den Reaktionen der Jury im 2. Video:
    das Talent der Kleinen wird über den grünen Klee gelobt von allen dreien, und des Mädels geäußerter Wunsch, Weltmeisterin in der künstlerischen Gymnastik zu werden, werde sicher in Erfüllung gehen; zumal sie (nach eigener Angabe) erst 5 Monate trainiere.
    Dann kommt von der gestylten „Blondine“ die „obligatorische“ Frage, was sie wohl mit einer Million – einem riesen Haufen Geld – anfangen würde: sie würde sich ein Hündchen kaufen, für die Mami ein Auto und damit der Schwester (15 Jahre) beweisen, daß sie talentiert sei.

    Klar – Geld kann alles – das hat sie wohl schon „intus“…

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