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Und die Natur? – Szene 40 von 144 neu – Denkend sich formen und bewusst werden

​Bündnis mit Kindern, Abenteuer Erziehung 2. Auflage​

Eckehardnyk Mittwoch 6. November NZ 12

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Allzu leicht wird heute Natur mit „Umwelt“ gleichgesetzt. Für unsere Stellung in der Welt ist der Unterschied jedoch bedeutender, als es zunächst scheinen mag.

Die Umwelt scheint zunächst das zu sein, was unmittelbar in der Umgebung liegt. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich Umwelt als das, wovon eine Wesenheit abhängig ist. In dem Maße wie der Mensch von der Natur emanzipiert ist, kann er seine Umgebung frei gestalten und wählen. Doch hat er sich niedergelassen, entsteht auch für ihn eine Bindung an seine Umwelt.

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Ein Tier braucht seine Umwelt zum Überleben, es ist mit einer speziellen Ausrüstung dafür angepasst. Dabei ist die Umwelt eines Tibetischen Bären, dessen Yeti-Geheimnis Reinhold Messner gelüftet zu haben scheint, mit ungefähr 500 Quadratkilometern ein richtiges Land, während eine Laus sich mit einem „Grundstück“ auf deinem Skalp zufrieden geben würde. Auch die Umwelt des Menschen ist sehr verschieden. Sie wird einerseits von den in ihr zu verrichtenden Arbeiten, die zu Berufen werden können, andererseits von seiner Einstellung und seinen Ansprüchen der Welt gegenüber bestimmt. Für manche ist der ganze Globus Umwelt, für andere nur die eigene Straße. Mir begegneten in Berlin Westberliner, die noch nie den Kurfürstendamm betreten hatten.

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Natur dagegen ist einfach da und das überall. Es gibt sie, ob wir sie wahrnehmen, träumen, schlafen oder tot sind.1 Während „Umwelt“ alles Mögliche vom „Bewohner“ Gestaltete sein kann, ist Natur immer vor uns vorhanden. Wir finden sie „draußen“ im Wetter, im Klima, in den Elementen, in den Naturreichen von Pflanze, Tier und Mensch; in Mensch und Tier auch „drinnen“ als Instinkt, Trieb, Bedürfnis und Lebendigkeit. In der „Natur des Menschen“ auch als Traum, Fantasie, Sprach-, Denk-, Erinnerungs- und Ichfähigkeit. Das Gemeinsame der inneren und äußeren Natur ist das Chaos. Du zögerst, mir da zuzustimmen? Du denkst an die ungezählten Formen, die Schneeflocken und Regenbögen, die Sie aus der Natur kennen? Wie kann man das Chaos nennen? Sie haben damit auch Recht; doch Chaos und Ordnung sind nur zwei Seiten derselben Medaille.2

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Da Natur unabhängig von ihrem Produzenten einfach da zu sein scheint, müsste sie ihre Form aus sich selbst hervorgebracht haben. Folglich wäre ihr Schöpfer in ihr anwesend. Jedoch, wann sagt er uns das? Er scheint darauf zu warten, dass wir seine Spur finden. Er ist gerade so erzählfreudig wie eine Katze. Also sprechen die Menschen von der „blinden Gewalt der Natur“, wenn sie als Katastrophe über sie hereinbricht. Sie sagen „blind“ oder „roh“ in der Annahme, dass der Natur eine Ordnung oder ein Plan fehle, nach dem sie wütet, wenn sie aus dem Stand in Zorn geraten könne. Da sehen Sie das Chaos! Das sieht bei der Balgerei von Tierkindern entzückend aus; aber entsetzlich im Erdrutsch, in der Lawine, wenn Hof, Maschinen und Vieh darin zugrunde gehen. Natur lässt andererseits anscheinend auch Alles mit sich machen.

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Doch ein ihr aufgedrücktes Geschehen hat immer Folgen, weil es eine Gestaltung ist. Gestaltungen haben eine Geschichte, die Spuren hinterlassen. Natur verarbeitet auf natürliche Weise diese Spuren, das heißt, sie „erzählt“ die Geschichten, die der Mensch ihr beigebracht hat, weiter. Das habgierige Ausbeuten und Vernichten von Wald ist eine solche, extrem wilde Geschichte, eine „Kriminalserie“ mit Schauplätzen rund um die Erde. Katastrophen gehören dazu und sie sorgen für erhebliche „Einschaltquoten“. Auch in uns selbst kennen wir die „blinde“ Art der Natur als „blinde Leidenschaft“ beispielsweise. Da der Mensch die Natur außen zu seinem Schutz und zu seiner Ernährung so verändern kann, dass seine Art überlebt, so kann er auch in seine innere Natur formend, mitunter normend, eingreifen.

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Sowohl in der Evolution der gesamten Menschheit, als auch in der Erziehung des Einzelnen ist die Natur mit der Geschichte des Menschen verwoben. Nehmen wir nur unsere Denkfähigkeit – die sich selbst überlassen – chaotisch anmutet! Erst Aufgaben wie Hausbau oder Vorsorge oder in der uns näher liegenden Zeit Kopfrechnen und Schachspiel zeigen uns, dass wir uns denkend formen, trainieren und bewusst werden können. – Können? Wir müssen – Das Wie ist indessen frei, und im Verlauf dieses Wie der Mensch mehr oder weniger auch.

© eah 2012 und 6. November 2024

1 Ob das von allen Standpunkten aus stimmt, ist eine ganz andere Frage, die von „radikalen Konstruktivisten“ wohl am heftigsten bestritten würde, die in etwa behaupten, Natur wäre nur da, weil wir sie sehen. Man denke doch dagegen über Schlafwandler nach: Sie verhalten sich angepasst an die natürlichen Gagebenheiten, wissen aber nichts davon

2Es erscheint mir ein Hinweis notwendig: Die „selbe Medaille“ zeigt Natur als begriffene, durch Denken erforschbare Schöpfung, auf der anderen Seite, ohne diese gedanklich gefundene Ordnung eben als Chaos


3 Kommentare

  1. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    Ich bewundere Deinen Fleiß, Deine Ausdauer und Deinen weit reichenden Geist, Freund Ecki.

    Noch und noch staune ich darob, wie selten ein bb Leser sich angeregt fühlt, auf Deine Eingaben etwas zu erwidern, etwas zu ergänzen, dazu etwas zu erzählen.

    Wahrlich wahrlich staune ich darob, dies mittlerweile seit Jahren.

    Als Erklärung bietet sich mir an, daß dem von Dir Geäußerten nichts beizufügen ist, daß es dem Leser einleuchtet, und…somit einfach jut ist.

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  2. Avatar von bettinamaerz23 bettinamaerz23 sagt:

    Die Erde und damit auch die Natur ist lebendig. Und alles, was auf, darunter und oben drüber lebt, gehört dazu.

    Wir Menschen und auch alle anderen Geschöpfe, wie Tiere, Pflanzen, Bäume, Gewässer , bzw. alles was lebendig ist, haben sich diesem Planeten Erde anzupassen. Und nicht anders herum.

    Daher ist alles, was Ecki in seinen wunderbaren Beiträgen schreibt bzw. beschreibt, für mich sehr stimmig. Mir fehlten die Worte oder besser mein Getippsel, um diesen seinen Eingaben etwas hinzuzufügen oder zu erwidern.

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  3. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Danke euch Beiden für eure zu likenden Kommentare. Es stimmt. Wenn wir auf einem Planeten des Arcturus lebten, hätten wir andere Gestalten.

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