Erfühle die Antwort
Eckehardnyk
1
Mütter, die zum ersten Mal ein Kind erwarten, fürchten sich vor der ungewissen Frage: „Werde ich alles richtig machen? Wie erzieht(1) man überhaupt ein Kind?“ Manche Väter teilen diese Furcht. Die meisten Eltern sind auf diese Aufgabe nur vom Hörensagen und durch die Erfahrung ihrer eigenen Kindheit präpariert. Dabei ist es „ganz einfach,“ sagen Andere, „du weißt schon instinktiv, was du machen mußt. Wart‘s nur ab, beim zweiten Baby läuft dann alles von alleine.“ Sehr richtig, auch diese Einstellung. Im Leben ist eben alles richtig. Trotzdem, was machst du gegen Verunsicherung angesichts deiner Erstgeburt?
2
Du fragst am besten – aber wen? In Zeitschriften gibt es Ratgeber, denen du dein Problem schreiben, faxen oder mailen darfst. In dritten Programmen des Fernsehens oder im Radio gibt es Ratgeber für Lebensfragen, wo du anrufen könntest. Auch im Internet kannst du nach Rat surfen. Und du hast, wie schon am Anfang (1. von 144) gesagt, kluge Leute in deiner Umgebung, die du um geistige Hilfestellung bitten magst. Nur, du wirst von jedem eine anders geartete Antwort bekommen, und das Ergebnis? Richtungslosigkeit, Stillstand, verbleibende Unsicherheit, zunehmende Furcht, die sich bis zur diffusen Lebensangst steigern kann.
3
Da hilft nur: Sich selbst eine Richtung geben. Lass zu, daß du selbst jemand bist, der Rat fühlt und empfindet, wenn Besinnung durch eine Frage mit einer Antwort zu dir kommt.

4
In kaufmännischen Seminaren bekommt man öfters die Losung angeboten, die für ein Verkaufsgespräch entscheidend sein soll: „Wer fragt, der führt!“ Das heißt, solange ein Kaufmann Kunden Fragen stellen kann, führt er sie unweigerlich zu Antworten, die Abschluß oder Ablehnung bedeuten. Das „Tötliche“ im Geschäftsleben ist Ungewißheit. Ein Kunde oder Interessent, der nur Vielleicht sagt, bringt auf jeden Fall Verluste. Wenn du dein Problem jedoch in alle Richtungen streust und jeden befragst, dann startest du deine Führung auch jedes Mal in eine neue Richtung. Also darfst du nur aus einer einzigen Richtung oder Quelle Antworten schöpfen. Wenn diese immer bei derselben Person zu holen sind, gerätst du jedoch bald in Abhängigkeit von dieser.
5
Das Kind, das du erwartest, wird dich eines Tages „alles“ fragen. Es hängt wirklich von dir ab. Aber mit seinen Fragen führt es dich unwillkürlich da hin, wo sich etwas für seine Entwicklung Brauchbares finden lässt.
6
Gut, daß du also darauf vertrauen kannst, daß dein Kind selbst dir durch seine Fragen den Weg weist, auf dem es voran kommen möchte. Nur: Fragen eines Neugeborenen oder Fötus? Sie sind doch nicht wörtlich zu (ver)nehmen. An Empfindungen merkst du jedoch bei dir, daß „fragende Hinweise“ dich sanft dorthin drängen, wo (und wie) du deine Rolle als Mutter oder Vater, vertrauter Mensch, Wärme- oder Versorgungsspender erfühlen und erfüllen kannst. Im Vorfeld der Geburt, in den Monaten der Erwartung, entstehen dazu Fragen in deiner Seele, die dir Führungsqualität zufließen lassen: „Bist du bereit, daß ich komme? Wohin bringst du mich? Was erwartet mich bei dir? Werde ich sein können, was ich bin?“
7
Erinner dich an die „pränatale Familienkonferenz“ (4. von 144, erscheint hier nach 84. von 144). In dieser Zwiesprache mit dem zu erwartenden Kind wirst du vieles vorbereiten, sodaß deine Handlungsabläufe, wenn der Säugling da ist, schon wie gewohnt aussehen. Du weißt dann, was du zu tun hast, weil du alles mit ihm „vorbesprochen“ hattest und weiterhin auf seine wortlosen Fragen die jeweils bestmögliche Antwort fühlst. Wenn du diese Phase mit deinem Kind in dieser Weise durchgemacht hast, wird es später mit zunehmender Selbständigkeit durchaus im Stande sein, Erwartungen konkret auszusprechen und nicht nur fordern, daß man ihm alles von den Augen abliest.
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© (eah) 10. Dezember 1998 und 12. Juni 2020
(1) Heute sagt mancher lieber: Wie betreue, behüte und begleite ich ein Kind?
Hat dies auf haluise rebloggt.
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Hat dies auf uwerolandgross rebloggt.
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Sobald ängste da sind, ist man am ertrinken in der Flut der Informationen die man von aussen bekommt.
In den moment sollte man die Informationsquellen reduzieren und nur die Positiven Dinge an einen an lassen.
Das schützt sich und sein Kind.
Wieder mal ein gutes Beitrag von dir Eckehardnyk.
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