Diesen Artikel schrieb ich vor 5 Jahren. Zwischenzeitlich erlebte ich das beschriebene Wunder noch etliche Male. Nota bene. Vor jeder Fahrt, auch bei Kurzsstrecken, gehe ich in mich und ich denke: „Freie Fahrt. Sichere Fahrt. Alle Verkehrsteilnehmer sind meine Freunde.“
Hier ist eine 150er bereits schnell. Ueber 250cc benötig teure Spezialbewilligungen. Autos fahren mit 40 bis 90, halsbrecherische Busse ebenfalls. Man fährt links, wenn nicht links, dann dort, wo Platz grad ist. Strassen haben Löcher. Mal steht eine Kuh im Weg, mal springt dir ein Hund zwischen die Speichen. Es ist fliessender Verkehr. Die Menschen kucken und fahren so, wie es der Situation angemessen ist. D / CH Idiotenregeln für hirngewaschene Robotmenschen braucht man hier nicht.
Zweimal ist es mir passiert als ich Bali – Java fuhr, eine Strecke von knapp 200km.
Losfahren, alles normal. Ich habe nichts zu tun als fahren. Immer mehr tu‘ ich nur Eines: Fahren.
Immer weniger fahre ich, immer mehr fährt „es“.
Dieses „es“ ist genial. Es fährt mittlerweile immer so schnell, wie es die Situation erlaubt, die Yamaha Vixion jubelt sich mit Vergnügen immer wieder rauf auf 9000, auf 10’000, auf 11’000, wenn es wirklich knapp ist.
„Es“ hat keinen Sekundenbruchteil Zweifel. Es zögert nicht, es zaudert nicht, es denkt nicht. Es weiss: Es reicht / es reicht nicht. „Es“ fährt am absoluten Limit, centimetergenau.
Zwei Mal mache ich einen entscheidenden Fehler: Mein Ego lässt mich denken. Zwei mal denkt etwas in mir: Mann, diese Kurve hast du geil genommen – – – und beide Male wird es kritisch: „es“ klinkt sich ein bisschen aus, ein kleiner Zweifel taucht auf, die Situation ist brenzlig.
Ich lerne: Das Ego hat bei rennmässigem Fahren nichts zu suchen. Ich verweise mein Ego in die allerhinterste Kammer und lasse „es“ gewähren. „Es“ fährt jeden Moment so schnell, wie gerade möglich. Der Verkehr ist hammerdicht, links überholen, rechts überholen. Ueberholt werden wir nie. „Es“ hat null Ehrgeiz. „Es“ macht nur Eines: Fahren. Ich habe gelernt. Ego ist gefährlich. Wenn Ego flüstern würde: „Friss den“, dann würde „es“ sich zurückziehen, ich wäre auf denkendes Abschätzen angewiesen – und wäre in Gefahr.
So lasse ich „es“ Rennen fahren, welches kein Rennen ist, sondern schlicht sehr schnell fortbewegen.
Wir kommen frisch und munter in sensationeller Rekordzeit an. Die Yamaha lacht, sie hat mit Dauervollgas 2,3 l/100km genehmigt.
Das Denken setzt ein. Wie ist das möglich? Absolut stressfreies Fahren, immer centimetergenau am Limit?
Untersuchungen besagen, dass Schumacher / Lauda und co. mit der rechten Hirnhälfte fahren. Ja, leuchtet ein. Keinen Moment „dachte“ ich: Die Strecke ist so und so, die Strasse ist so und so, die Autos bewegen sich so und so, die Mopeds bewegen sich so und so, die Häuser stehen nah, ein Mensch kann auf die Strasse treten, dort ist ein Schlagloch, nachher ist enge Kurve, ich hab 85 drauf, ich brauch den vierten Gang – nix von alle dem. „Es“ besorgte das, fast 3 Stunden am Stück hat „es“ wohl eine Million Daten oder mehr abgeglichen und daraus sichere Fahrweise abgeleitet.
Wer nun ist dieses „Es“?
Ist es die gesammelte Erfahrung von Bewegungsabläufen von Fahrzeugen, sowie die Erfahrung, wie ein Werkzeug namens Motorrad sich verhält, welche zusammenfliessen? Wer macht diesen Schaltplan? Oder ist da eine „höhere Macht“ mit im Spiel, mein Hohes Selbst, welches die Strassensituation genial überblickt?
Ich würde es heute versuchsweise mal schlicht als INTUITION bezeichnen, welche solch traumhaft sicheres Handeln steuert.
Thom Ram Voe, Nov. 2013
Ueberarbeitet 16.10.06
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@ ThomRam
Dieses intuitive Fahren , – damals mit dem Fahrrad,- kenne ich und habe es zu dieser Zeit ebenfalls dem „Es“ zugesprochen.
Aber eines gab mir zu denken. Angekommen wusste ich nichts mehr von der Fahrt, ich staunte, schon am Ziel zu sein. Das erschien mir doch irgendwie bedenklich, obwohl fahrtechnisch alles in Ordnung war. Und so nehme ich inzwischen an, dass mich gar nicht das „Es“ reagieren ließ, sondern eher die Routine. Ich war nämlich während der Fahrt nicht präsent, sondern in Hintergrund-Gedanken verloren. Und das ist kein erstrebenswerter Zustand.
Lg von A n g e l a
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Angela 14:12
Unmittelbar tauchen wir damit in die hochinteressanten Gebiete von Denken, Visualisieren, Fühlen.
Menschen sind verschieden. Ich bin extrem unbegabt darin, zwei Dinge zur selben Zeit zu machen. Eine Rechnung wie zum Beispiel 13×17 kann ich gut im Kopfe lösen, schneller als die Meisten, da wir das damals in der Schule übten und übten…. aber schon nur dann kann ich es nicht, wenn ich eine Schraube eindrehe.
Wenn ich so „unbewusst“ fahre (beim Auto Dasselbe, die 9 Stunden Berlin – Schweiz, die wurden von demselben Automaten gesteuert, eine Art Teiltrance, ja), dann habe ich im Hintergrund irgendwelche Filme laufen. Aber wenn ich zu denken anfange, dann wird es brandgefährlich, dann ist mein „es“ stark gestört. Also auch beim Autofahren, Kartoffel schälen oder Schraube eindrehen löse ich die Aufgabe 12×17 nicht.
Also diese im Hintergrund laufenden Filme, die sind absolut unbewusst gesteuert. Beginne ich, mein Bewusstsein einzuschalten, beginne ich, die Träume zu steuern, dann oha, wird Opa auf der Strasse gefährlich.
Ich möchte endlich mal verstehen, was „denken“ ist. Haha.
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Hat dies auf haluise rebloggt.
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Ergänzend zu meinem im PK eingeworfenen Link und weil es so schön zu „Hintergrund-Gedanken“ und „unbewusst“ passt: https://www.newsage.de/2014/12/nicht-tun-als-weg-zur-wahren-welt/
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makieken 18:59
Ja, der Artikel ist gut. Und der erste (bislang einzige) Kommentar auch. Und ja: Passt.
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Mittlerweile ist Motorradfahren in Bali eine meiner hauptsächlichen Achtsamkeitsübungen.
Es sind zwei Hauptebenen.
A) Kleinstes der Verhaltensweisen der anderen Verkehrsteilnehmer wahrnehmen. Das betrifft das sogenannte Aeussere. Das entscheidet über flotte Fahrt und Unfall.
B) Exaktes Wahrnehmen meiner emotionalen und gedanklichen Reaktionen auf alles, was passiert. Permanente Innenschau.
Selbstverständlich lässt sich dies praktizieren immer und überall. An der Party. Im Kaufhaus. Aufm Bahnhof. In der Familie.
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@ makieken
Ich finde den Artikel auch sehr bemerkenswert. Besonders hat mir folgender Abschnitt gefallen:
„……»Wir führen ständig einen inneren Dialog. Ich will dir sagen, worüber wir mit uns selbst sprechen. Wir sprechen über unsere Welt. Tatsächlich halten wir unsere Welt mit unserem inneren Dialog aufrecht. Wann immer wir aufhören, mit uns selbst zu sprechen, ist die Welt stets so, wie sie sein sollte. Wir erneuern sie, wir stecken sie mit Leben an, wir halten sie aufrecht mit unserem inneren Dialog. Und nicht nur das, wir wählen auch unsere Wege, indem wir mit uns sprechen. Aber wir wiederholen dieselbe Wahl immer wieder bis zu dem Tag, an dem wir sterben, weil wir immer und immer wieder, bis zu dem Tag, an dem wir sterben, denselben inneren Dialog führen. Ein Krieger ist sich dessen bewusst und bemüht sich, diesen Dialog einzustellen.« Don Juan Matus…“
Und wie stellt man diesen Dialog ein? Ich denke, indem man gegenwärtig im Hier-und Jetzt lebt und den Zeugen oder Beobachter in sich aktiviert.
LG von A n g e l a
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Pieter 19:07
Organist an Funker.
Du kannst in Funkgeräte reindenken. Ich kann in die Orgelmechanik reindenken. Synapsen als Funkgerätinnerei. Synapsen als Hebel, Wippen und Gestänge.
Irgendwann werden wir’s schon begreifen.
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Ich sehe das etweas anders. Im Link oben werden die Tagesroutine, also der gewohnheitsmäßige Ablauf, über den man tatsächlich nicht mehr „nachdenken“ muß, zusammengeworfen mit demanders gearteten, kostbar – und manchmal schmerzhaft – erlebten Lernprozeß durch ständige Einübung.
Deswegen fährt ein Fahranfänger unsicher, weil er die per Sinnesorgan gleichzeitig auf ihn einstürmenden Ereignisse noch nicht gewichten kann.
Später erlebt jeder Autofahrer die von Thom geschilderte Routine, gewissermaßen ein „Mitschwimmen“ im Verkehr und einen Leerlauf im Hirn (das derweil für andere Dinge genutzt wurde., die letzte oder die kommende Besprechung, die Party am Abend, das Beisammensein in der Nacht davor, etc.)
Ich konnte, darauf angesprochen, nie sagen, wie schnell ich eben noch fuhr, ob ich bei Rot an der letzten Ampel halten mußte, etc.
Das Gehirn ist aber in dem Zustand in Millisekunden in der Lage, eine veränderte oder gefährliche Ist-Situation wahr zu nehmen und entsprechend zu re-agieren. Oft erlebt.
Ich habe mal stark angetrunken, abends vorm Schützenfestplatz die Straßenseite gewechselt und im Dunkeln ein von rechts nahendes Taxi einfach nicht wahrgenommen.
Plötzlich bemerkte ich Licht rechts neben mir und ein Quietschen… dann fand ich michmit Blick zum Sternenhimmel im Straßengraben, Kopf zur Straße, Beine hoch ins Gelände (der Graben war nicht sehr breit und nicht tief) – auf Höhe des rechten Vorderrades.
Es hatte keinerlei Berührung mit dem Fahrzeug stattgefunden, ich war völlig unverletzt, aber nach dem Salto etwas ernüchtert. Der Fahrer war fertig.
Dieses Beispiel (man redet da gemeinhin von Schutzengel) soll zeigen, wozu unsere grauen Zellen fähig sind, sogar durch Alkohol benebelt.
Ich entschloß mich am nächsten Tag zu glauben, dass man mich doch noch etwas länger lebend braucht…
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Sehr gut, würden wir Eltern doch auch das Ego weglassen, bei der Erziehung unserer Kinder!
Das gäbe alles perfekte Kinder ab! ES ist echt einfach. Hätte ich nur früher darum gewusst…..
Zu meiner und unserer Entlastung, ich meine alle Eltern, sei noch geschrieben, dass wir
alle unbewussten Zwängen unterliegen, Religionsgesetzen, gesellschaftlichen Vorgaben
von Moral und Pflicht. So gesehen machen wir Eltern bei der Erziehung unserer Kinder
eigentlich einen Spagat nach dem anderen und letztlich ist niemand glücklich.
Was ist schon Glück?
Ein Motorradfahrer hat Glück in der Kurve mit dem „ES“.
Weil er darum weiß.
Weil ES ihm bewusst ist.
Frage an unsere Herzintelligenz:
Können wir das auch für unsere Kinder so weiterentwickeln, dass wir a l l e glücklich sind?
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Pieter 19:37
Doch. Unser Einer und Einerinnen sind dran zu lernen, unser Hirni zu reparieren. Indem wir lernen, unsere Gedanken zu steuern. Du und ich fragen dann: Wer ist es denn, der unsere Gedanken zu steuern imstande ist? Mein Verstand weiss das nicht. Doch weiss ich, dass da eine Instanz ist, die das vermag, wir alle wissen es, denn wir alle sind imstande, an leckeres Eis zu denken, doch „“““sich““““ dann zu entscheiden, doch erst an das anstehende Autowaschen oder Kartoffel einkaufen zu gehen zu denken.
Und ich meine, diese Instanz, die bin ICH, die bist DU….ohne es zu „verstehen“.
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Ich habe auch innere Dialoge gehabt beim Autofahren. Einmal hatte ich kurz zuvor ein Gespräch mit meinen Eltern gehabt in dem ich erfuhr, daß Mutter zum Sterben in ie Klinik gehen will. Beim Abschied fragte mein Vater mich noch, „meinst du du kannst jetzt autofahren?“, „ja“…, in Wirklichkeit wollte ich einfach nur wech von da und in mein Zuhause…um das zu verarbeiten. Auf dem Weg nach daheim baute ich einen Megaunfall, ich landete auf der Gegenfahrbahn…Mir passierte absolut nix. Glück? Schob mein Schutzgeist mich zurück in die Wachheit oder die anderen Autos wech? Etwas ähnliches auf einem Weg zur Arbeit im Schnee, blöderweise tat ich bremsen, bergab im Schnee, gute Idee! Mein Auto drehte sich und blieb exakt Schnauze an Schnauze vor meinem Hintermann stehen. Er hat mich getröstet, wo ich nur noch am Ziddern war, der Engel-Mann.
Mein Schutzengel bekommt von mir Orden über Orden, wie er mich schon 2mal vorm Ertrinken im Meer rettete, 1mal in Gestalt eines Arztes (hihi), der plötzlich neben mir war. Wo kam der her?
Aber Thom, was ich klasse finde ist dein Vermögen, das zu erkennen was du erlebt hast, ich meine es einzuORDNEN. Hast du das Dings aufgehoben? Vielleicht verändert es sich durch deine Erkenntnis u. wird zu Gold, was es ja auch im von dir erkannten Sinne war.
Ich wünsche dir jedenfalls allseits gute Fahrt.
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Meine Güte zu meinem Kommi oben, ich habe wieder 2 deiner Intuition-Artikel hintereinander gelesen und mit „das Dings“ meinte ich den anderen mit dem Meteörchen……
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Hilke 23:13
Das Dings, natürlich suchte ich es, doch ist dortens der Sandstrand mit allerlei Steinchen, Muscheln, Pflanzenresten geziert. Eine Münze 500Rp Münze fiel mir auf, doch verriet sie mir nicht, ob sie das Corpus Delicti ist.
Also wenn Du am ersaufen bist im Meer, dann kommt bei Dir der Arzt. Ich lach mich kapott. Wirklich, du katapultierst mich in heitersten Tagesbeginn.
Mach dir keinn Kopp, dein Komment passt scho da.
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Max 20:40
Tolle Geschichte mit dem Strassengraben, und 1A erzählt, haha, so macht mir lesen Spass.
Nicht halb so spektakulär, fällt mir doch dazu ein: Die Reaktionsgeschwindigkeit. In meiner Vierradlaufbahn geschah es zweimal, in meiner Zweiradlaufbahn ebenfalls zweimal, dass ich reflexartig richtig reagierte, hätte ich nicht, wäre Auto in Baugrube, Auto in Auto, Motorrad in Motorrad, Motorrad in Auto gelandet – was ich sagen will:
Das Geschehen rekapitulierend stellte ich fest, dass ich so schnell nicht reagieren kann. Unmöglich. Und nota bene, meine Reaktionszeit ist überdurchschnittlich kurz, x fach gemessen das. Doch nochmal: So schnell sehen-erkennen-Vollbremsung, das schafft auch Niki Lauda nicht. Ich bedankte mich dann jeweils bei meinem treuen Schutzengel. Der darf in bestimmten Fällen eingreifen.
In welchen Fällen? In welchen nicht?
Alleine dies ein grosses Thema.
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