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Die neutrale Berichterstattung der lieben NZZ / Eine ausführliche Analyse

Nein, die Analyse stammt nicht von mir. Sie ist sehr gross angelegt, sehr differenziert und Aberdutzende von Artikeln bildeten die Grundlage. Was mir jedoch ins Auge sticht: Die Analyse bestätig, was ich hier schon gelegentlich rumposaunt habe: Die NZZ beschreibt Weltgeschehen so, dass der Leser ein komplett falsches Bild erhält.

Die Schlussfolgerung für mich lautet schlicht: Blätter wie die NZZ im Regal stehen lassen. So einfach ist das.

Ich kopiere bloss vier Ausschnitte aus dem ausführlichen Artikel von „Antikrieg“, als Appetizer, und ich empfehle die Lektüre des Ganzen, denn die hier kopierten Schlussfolgerungen in Abschnitt vier hängen nicht einfach in der Luft, sondern sie  werden genau belegt—> hier.

Der Artikel ist von antikrieg.com ausdrücklich zum Weiterreichen empfohlen und auch als pdf runterladbar.

thom ram, 09.02.2016

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Ausschnitte aus der Analyse

Untersucht wurde die NZZ-Berichterstattung vom April 2014 zur Ukraine-Krise sowie vom Oktober 2015 zum Syrienkrieg. Dies waren die jeweils ersten Kalendermonate nach Eskalation des Konfliktes zwischen den beiden geopolitischen Akteuren USA/NATO und Russland („Annexion“ (Gänsefüsschen von thom ram eingesetzt) der Krim am 21. März 2014 und Eintritt Russlands in den Syrienkrieg am 30. September 2015).

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Die Auswertung aller 133 NZZ-Artikel zum Ukraine- und Syrienkonflikt ergab insgesamt 833 Kriegspropaganda-Botschaften, d.h. pro Artikel durchschnittlich 6.3 Botschaften. Davon waren 739 Botschaften oder 89% NATO-Propaganda und 94 Botschaften oder 11% NATO-kritische Propaganda.

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Immerhin 11% der untersuchten NZZ-Artikel enthielten keinerlei Propaganda. Oftmals handelte es sich dabei um Berichte, die den jeweiligen Konflikt nur indirekt berührten und beispielsweise eine Reaktion in der Schweiz, eine Veranstaltung von Ölfirmen in Genf oder einen Transfer von Museumsstücken in die Ukraine behandelten. Es gab aber auch einige wenige Artikel, die sich direkt mit dem Ukraine- oder Syrienkonflikt befassten und dennoch ganz ohne Propaganda auskamen, indem sie die Vorgänge oder Sichtweisen sehr sachlich beschrieben.

Weitere 5% der untersuchten Artikel enthielten zwar Propaganda-Botschaften, jedoch in einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen NATO- und NATO-kritischer Propaganda. Dies wird üblicherweise erzielt, wenn einer Propaganda-Behauptung jeweils eine Gegenbehauptung gegenübergestellt wird, oder wenn Propaganda-Behauptungen kritisch hinterfragt werden. Solche Artikel können sich insgesamt dennoch negativ oder kritisch zu einer Konfliktpartei (z.B. zu Russland) äußern, aber die Anzahl der Propaganda-Botschaften ist ausgeglichen.

Überwiegend NATO-kritische Propaganda enthielt im Beobachtungszeitraum keiner der NZZ-Artikel. Ein solcher Artikel hätte beispielsweise mehrheitlich Propaganda der russischen Konfliktpartei transportieren oder NATO-Propaganda mit mehreren Gegenargumenten hinterfragen müssen. Dies wurde in der  Berichterstattung und Kommentierung durch die NZZ nicht beobachtet.

Vielmehr wurde bei 84% aller Artikel beobachtet, dass diese überwiegend NATO-Propaganda transportierten. Das Spektrum reichte dabei von einem leichten Propaganda-Überhang in ansonsten sachlichen Berichten bis hin zu “kreischenden” Propaganda-Artikeln mit ein bis zwei Dutzend Propaganda-Botschaften der Konfliktpartei USA/NATO.

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Schlussfolgerungen, gewonnen aus der Analyse

Die vorliegende Untersuchung kam anhand des Propaganda-Modells von Ponsonby-Morelli zum Ergebnis, dass die NZZbei geopolitischen Konflikten überwiegend Propaganda der Konfliktpartei USA/NATO verbreitet, Propaganda nur auf der Gegenseite identifiziert, unausgewogene und teilweise wenig transparente Drittquellen verwendet und damit insgesamt einseitig und wenig objektiv berichtet und kommentiert. Als Erklärung für diesen Befund wurde eine Kombination aus ideologischer Ausrichtung, transatlantischer Eliten-Netzwerke, und militärisch-politisch-ökonomischer Abhängigkeit der Schweiz vorgeschlagen.

Die gewonnen Resultate stimmen weitgehend mit medienkritischen Untersuchungen etwa in Deutschland überein, wo solche Effekte in der Berichterstattung zu geopolitischen Konflikten wiederholt nachgewiesen wurden (Bilke 2008, Dirks 2010, Krüger 2013, Zagala 2007). In der Schweiz dürfte diese Untersuchung hingegen ein Novum darstellen.

Zu prüfen wäre, inwiefern dieser Befund auch für die anderen etablierten Medien in der Schweiz Gültigkeit hat. Sollte die NATO-konforme Berichterstattung der NZZ wie dargelegt auf einer freiwilligen Selbstzensur aus oben genannten Gründen beruhen, so wäre zu erwarten, dass ähnliche Muster auch bei den übrigen Schweizer Medien nachgewiesen werden können, womöglich in etwas abgeschwächter Form. Denn nur landesweit könnte eine solche Maßnahme die gewünschte Wirkung entfalten. Angesichts der Tatsache, dass bereits über 90% des Schweizer Medienmarktes von nur fünf Verlagshäusern kontrolliert werden [12], dürfte die praktische Umsetzung freilich nicht allzu anspruchsvoll sein.

Zudem entspräche eine “freiwillige Selbstzensur” im Wesentlichen dem Modus Operandi der Schweizer Medien im 20. Jahrhundert: Um die Schweiz während geopolitischer Konflikte keinen unnötigen Risiken auszusetzen, hatten die Medien und sogar Buchverlage im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie im Kalten Krieg bei ihrer Berichterstattung und Kommentierung einen politisch vorgegebenen Meinungskorridor zu beachten, der sich an den jeweiligen geopolitischen Kräfteverhältnissen orientierte (Bollmann/Oppenheim 2004, Keller 2009, Kreis 1973). Es wäre daher nicht weiter erstaunlich, wenn auch im heutigen “Global War on Terror” ähnliche Mechanismen und Vorsichtsmaßnahmen zur Anwendung kommen.

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2 Kommentare

  1. Avatar von luckyhans luckyhans sagt:

    „der sich an den jeweiligen geopolitischen Kräfteverhältnissen orientierte“ –
    da haben aber die „Vorgeber“ dieses „Korridors“ so einige wirtschaftliche und politische Entwicklungen unserer Zeit glatt verpennt.
    Macht nix, sie werden genauso vom Finanzcrash „wachgeküßt“ werden wie alle anderen Noch-„Schläfer“. 😉

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  2. Da sieht die Neue Züricher Zeitung ganz schön alt aus.

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