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Sandmännchen / Guna-Guna / Raum-Zeit-Koinzidenz

Also ich verstehe einmal mehr nicht so recht, was mein Boss an der Geschichte so besonders findet, aber weil er mir so beeindruckt und begeistert erzählt hat, will ich die Begebenheit weiterreichen, vielleicht bist du, lieber Leser, auch beeindruckt und begeistert, ich weiss nicht. 

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He, Sandmännchen, das muss ich dir erzählen. Du hast ja gesehen, dass ich heute früh gestartet bin, nach Java, mit meiner ergebensten Braut mit dem weltbesten, seidenweichkernigen Zweizylinderchen.

Erst mal war die Sache mit dem Regen. Du siehst ja, dass wir hier Regenzeit haben, und dass es all pott schiffen kann. Gestern sprach ich zwar davon, dass ich nicht nur sichere, sondern auch trockene Fahrt visualisieren werde, doch habe ich es dann verschlampt. Als ich heute um viere erwachte, fiel es mir ein, und schnell dachte ich mir noch Fahrt im Trockenen.

Ich hatte meine Bedenken, ob das vom Petrus so kurzfristig noch zu richten sei, und umso entschiedener verwarf ich die Frage und sah mich einfach trocken fahren.

So war es dann auch! Es war nicht lupenrein, aber fast. Es kam einige Male vor, dass der Regen versuchte, mich zu nässen, doch überlegte er es jeweils schnell anders und wirklich nass wurde ich nicht. Die Strasse, die war meist vom Regen vor mir nass.

Das war schon mal ein guter Auftakt, findest du nicht, Sandfreundchen?

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Weil meine gute Suri mit ihrem Mann eine Stunde später gestartet waren, machte ich ganze drei Rasts, zwei an meinen Stammecken, und die letzte Rast, die hatte es dann in sich! Ich nahm zum ersten Mal, schier im Wald, schon auf Java, ein gemütliches Bambushüttchen mit sehr einladenden Polstersofas auf dem Balkon wahr, machte eine Schnellbremsung und bestellte einen Kopi Java.

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Da war ein anderer Gast, in den Fuffzigen, ein Einheimischer, der spielte auf einer aus Abflussrohr und Autoradschlauch verfertigten Schlagbatterie. So hab ich’s gerne, wie du weisst. Nix Lautsprecher, Naturklang.

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Wie landesüblich tauschten wir aus woher wohin, verheiratet und wieviele Kinder und wie alt und als Krönung unsere Namen.

Das Gespräch knorzte so dahin mit meinem Bruchindonesisch, und er offerierte mir eine Zigarette, die sah aus wie ein richtiges Rohr, war aber nix Röhriges drin, sondern ein wunderbar würziger Tabak.

Uebergangslos eröffnete er mir, er sei eben pananormal.

Aha.

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Du weisst, Sandfreundchen, man sagt sich, dass in Java an allen Ecken Schwarzmagier hocken. Es sind 10001 Fälle bekannt, da Menschen schwer krank wurden und auch blieben, oder da Menschen schwupp starben, ohne medizinische Erklärung.

Ich fragte ihn leise freundlich, ob er denn Guna-Guna mache. Guna-Guna, das ist schwarze Magie, mit Betonung auf schwarz. Heiter bejahte er das.

Oh.

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Ich verdaute das erst mal, betrachtete mir den Menschen eingehender. Ein freundlicher Mensch, allerdings mit Augen, in welche ich nicht weit hineinblicken konnte. Das gibt es immer mal, ist nichts so Besonderes.

Ich packte den Stier bei den Hörnern.

Ich fragte rundheraus, wieviel ich ihm zu bezahlen habe, um mir einen Menschen sehr krank zu machen.

Er fragte zurück: „Krank? Wirklich krank, und nicht tot?“

Ich verschärfte und liess vernehmen, ich wolle beides wissen.

Er, klare Ansage:

„Für Krank zahlst du 20Millionen, für tot zahlst du 50 Millionen.“

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Das sind, grob gerechnet 1500 bzw. 4000 Euro. Ein Landarbeiter verdient hier im Monat 50 Euro, Personal in einem Spitzenhotel 100 bis 200 Euro.

Pause.

Für tot machen lassen drei Jahresgehälter rüberreichen, dache es in mir.

Pause.

Ich sagte ihm, ich mache Solches auch, doch mache ich nie krank, sondern ich mache gesund. Er meinte, das komme auch vor, doch die Leute wollen meist, dass er krank mache.

Pause.

Meine Frage, ob seine Zauberei denn auf ihn zurückfallen werde, verneinte er mit der Begründung, er helfe ja dem Auftraggeber erstens, und zweitens sei der Krank- oder Totgemachte zu recht krank oder tot gemacht, denn er habe sich verfehlt.

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Ich packte meinen Lehrer, der sich hinaushängen wollte, am Schopf und sperrte ihn ein und rauchte schweigend die herrliche Zigarette des Guna-Guna-Mannes.

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Weil immer und immer auch die Rede geht, dass solche Leute einen auch hypnotisieren und dazu veranlassen können, aus freien Stücken Geld rauszurücken, hielt ich meine Sinne kristallklar und atmete tief und fasste mein Herz. Ich hatte nämlich einen Sauhaufen Geld in der Tasche, Geld, welches für ein Kind auf Java bestimmt war, für die Hochschule. Glatte 20 Millionen.

Hätten gelacht, wenn ich aus Trance erwachen, mich an nix erinnern und später feststellen würde, dass das Geld weg ist, hahaha.

Das war vor zwei Stunden, und grad jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, kontrolliere ich noch mal. Die Kohl ist noch da, al hamdulila.

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Der GG-Mann legte seine Hand auf meine Schulter, und erst recht fasste ich mich zusammen, ging noch bewusster in Atmung, Herz und klares Denken, wandte mich sanft ab, und eben in diesem Moment fuhren zwei hübsche frühmittelalteriche Frauen vor und kamen auf den Balkon.

Mich haute es um.

Fragte mich die Eine, ich kenne doch die Sum.

Wirklich. Sehr selten in meinem Leben war ich so baff-verblüfft.

Du erinnerst, Sandfreundchen. Die Sum hatte ich mir vor fünf Jahren anziehen wollen, und sie nutzte das aus, erzählte mir die wunderbarst erfundenen Geschichen, so, dass ich ihr einen Scheisshaufen Geld gab, welches sie ihrem mir nicht bekannten echten Lover weiterreichte, der es seinerseits verblödete, was ich alles erst später schnallte.

Also das hatte sich zum Teil dort abgespielt, wo rote Lichtlein den Weg weisen und die Frau, welche mich  heute ansprach, die war damals auch dort gewesen, erinnerte sich hier nun meiner, ohne das geringste Anzeichen von Staunen, dass ich da hockte. Ich indes hatte ihr (hübsches) Gesicht komplett vergessen.

Sie liess sich dann über die Sum aus, erzählte noch einige Geschichten, wie die Sum damals den und die betrogen habe, am Schluss bankrut und unbeliebt gewesen sei.

Hm.

Ja Boss, ich habe alles verstanden, nur… was ist denn das Besondere daran?? 

Sandfreundchen!

Ich kehrte in diesem Häuschen zum ersten Mal ein! Grund: Die einladenden Sofas.

Und an eben diesem erstmal „zufällig“ gewählten Ort, da wird mir ein Wunsch erfüllt und es fanden grad mal zwei Begegnung statt, welche schier unmöglich einzufädeln gewesen waren:

> Ich hatte doch schon immer den Wunsch gehabt, mal einen oder eine GG Person persönlich zu erleben. Und nun? Ich musste keinen Finger rühren, keinen Schritt machen! Es wurde mir auf dem Silbertablett serviert. Dort, wo ich „zufällig“ meinen Hintern platzierte, da hockt mir so einer. Ist das etwa nicht genial?

> Mehr noch. Da kommt eine Frau, die fragt mich an „unmöglichem“ Ort, ob ich denn die Sum kenne. Also: Ich bin Gast in Bali, 13000km von meiner Heimat entfernt.

Ich frequentiere ein rotes Oertchen häufig, will mir dort die Sum anziehen.

Die Sum verliere ich, mit kurzem Unterbruch, 5 Jahre aus den Augen.

Die Sum stammt von einem Ort, 120km entfernt vom Sofa

Die roten Lichtchen, wo die Geschichte ihren Anfang genommen hat,  befinden sich in der entgegengesetzten Richtung, 200km vom Sofa entfernt.

Die Frau, die mich fragt, stammt vom Nachbardorf des Sofas.

Diese Frau hat vor 5 Jahren im gleichen Lokal wie die Sum das rote Lämpchen gehütet und erinnert sich heute meiner. Letzteres ist zwar kein Wunder, bei meiner dürren Gestalt,  aber dass diese Frau just in dem Moment beim Sofa aufkreuzt, da ich zum ersten Mal in meinem Leben dort hocke, das ist schon ein Raum-Zeit-Wunder. Oder etwa nicht?

Hm.

Ich verstehe nicht, was meinen Boss daran erstaunt. Ich sehe die Fäden. Ich sehe, wie sich Boss, Sum, die junge Frau, der GG-Mann verabredet haben. Mein Boss scheint Solches einfach und wahrhaftig nicht zu sehen. Schon seltsam. Mein Boss ist ein genialer Boss, aber so Vieles nimmt er nicht wahr. 

Hm.

Ich bezahlte dann, verabschiedete mich vom GG-Mann, indem ich sagte: Wir sind verbunden, oben verbunden,

von der jungen Frau mit der Frage, wieviele Kinder sie habe (ist hier höflich, das zu fragen),

was sie mit „belum“ (noch nicht) beantwortete,

was mich zur Frage veranlasste, ob ich ihr vielleicht behilflich sein solle,

was sie mit strahlendem „ja“ quittierte.

Die Frau war wirklich hübsch, einen Moment dachte ich ernsthaft daran, aus dem Scherz ernst zu machen, doch war ich im Grunde zu ernst aufgelegt, um tiefschürfend zu scherzen und latschte zu meiner ergebensten Braut mit dem seidenweichdurchzugebegeisternden Maschinchen.

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Ich atmete tief durch, zwickte mich, ob ich träume oder hypnotisiert sei oder so und griff in die zwei Taschen, wo ich das grosse Geld drin hatte, um zu prüfen, ob ich es nicht doch herausgerückt habe. Es war noch da.

Lieber Leser, das war’s für heute, mein Boss ist verzückt, ich bin glücklich, ihn so zu sehen. 

Dir alles Liebe und gute und sandmässig erholsamen Schlaf!

Dein Sandmännchen, 25.12.2015

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Mein Boss murmelte noch was von „und das an Weihnachten“ und schüddelte sein weises Häuptchen.

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1 Kommentar

  1. luckyhans sagt:

    @ Sandmä:
    Tja, so ist das halt – Dein Boß hat’s noch nicht geschnallt: wenn’s kommt, dann kommt’s immer ganz „dicke“ – so wie damals mit Sum oder mit dem Compi-Klau … 😉
    Wir sind alle verbunden miteinander – wunder Dich nicht, wenn die „strahlend-hübsche“ Frau demnächst Deinem Boß nochmal begegnet…

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