Wenn du genau analysiert wissen willst, was AVAAZ ist, schaue unter
Hier eine Textprobe, Syrien betreffend:
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Der Text des Aufrufs von AVAAZ (es ist nie ein Verfasser angegeben):
Der Aufruf ist grob und hysterisch: „Unsere Gemeinschaft könnte die einzige sein, die Danny und seinen Freunden vor dem nächsten Massaker helfen kann.“ Avaaz unterschlägt, dass Danny Brite (syrischer Herkunft) ist und Syrien jederzeit verlassen kann, dies bereits für diverse Interviews im Ausland tat. China und Russland werden als Feinde bzw. Lizenzgeber für Mord, der Lügner und mutmaßliche Agent Danny al Dayem als harmloser „Bürgerjournalist“ bezeichnet.
Doch möglicherweise zog die hysterische Masche von Avaaz diesmal nicht so gut: Angestrebt waren Millionen Unterschriften – der Zähler zeigte am 20.3.2012 jedoch nur an die 38.000 Unterschriften – für Avaaz-Verhältnisse also geradezu jämmerlich …
Die grelle Avaaz-Kampagne fügt sich nahtlos in eine seit Monaten laufenden Medienkampagne der Mainstream-Medien und Nachrichtenagenturen: Hier der blutdürstige Diktator, „der auf sein eigenes Volk schießt“, dort die vermummten Milizen der Free Syrian Army, die das Gute und Demokratische schlechthin repräsentieren. Gleiches hören wir von nahezu allen westlichen Politikern, der deutsche Außenminister „weiß“ es ebenfalls.
Nimmt man sich die Zeit, Berichte von Zeitgenossen durchzugehen, die vor Ort sind bzw. waren, löst sich das Schwarz-weiß-Bild, der grobe Holzschnitt, in ein viel differenzierteres Bild auf: Ist man wirklich an einer Annäherung an das Geschehen interessiert, sind Live-Berichte der Arabisch sprechende Russia-Today-Reporterin Maria Fenoshina aus Syrien eine Option. Auch der ehemalige CDU-Abrüstungsexperte Jürgen Todenhöfer bereist Krisenregionen seit Jahren. Afghanistan, Libyen, Syrien – seine Einschätzungen und die Anderer, die vor Ort waren oder sind, sollten schwerer wiegen als anonyme Aufrufe à la Avaaz: Todenhöfer gab der „Welt“ am 23.1.2012 ein Interview: Er war mehrmals in Syrien, konnte mit Assad sprechen.
Hier einige Auszüge:
„Vor einem Monat reiste er fast vier Wochen durch das Land. Er konnte sich ungehindert bewegen. Todenhöfer war in Damaskus, aber auch in Homs, Hama und Daraa, den Orten, die seit fast einem Jahr wegen blutiger Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitskräften des Regimes und Aufständischen Schlagzeilen machen. Er wurde von Staatschef Baschar al-Assad zu einem langen Gespräch eingeladen“. Todenhöfer warnt davor, Syrien zu dämonisieren, berichtet von ‚Guerilla-Aktionen bewaffneter Rebellen, denen auch Zivilisten zum Opfer fallen‘. Die Lage sei sehr komplex.“
„Das sind bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen. Wir bekommen im Westen immer nur zu hören, welche Untaten die staatlichen Sicherheitskräfte verüben. Aber die Untaten der anderen Seite werden totgeschwiegen. Die internationale Berichterstattung ist extrem einseitig.“
Todenhöfer über die Informationslage: „Zurzeit hat in Syrien die Opposition ein Informationsmonopol, das sie über al-Dschasira und al-Arabia gnadenlos ausübt. Im Homs beispielsweise gibt es vier Satellitenstationen, denen jeder Handyfotograf in Sekundenschnelle seine Bilder übermitteln kann. Das wird verständlicherweise auch genutzt.“
Und hinsichtlich der Bewaffnung: „Es gibt Kräfte im Ausland, die dem gewalttätigen Teil des Aufstandes schwere Waffen zur Verfügung stellen. Da ist die heißeste Spur Katar. Katar war auch der große Waffenlieferant in Libyen. Die Amerikaner greifen nicht direkt ein, der bewaffnete Widerstand wird über arabische Nachbarstaaten organisiert, vor allem über Katar und Saudi-Arabien. In Katar ist auch al-Dschasira beheimatet.“
„Mit Assad soll ein wichtiger Verbündeter des Iran weggeräumt werden“
Todenhöfer legte am 20.3.2012 in der „Taz“ noch einmal nach: Wir erleben „zu Syrien eine gigantische Desinformationskampagne“. Und:
„Den Chaosstrategen des Westens geht es in erster Linie um die Schwächung des Iran, der ihnen durch den törichten Irakkrieg zu mächtig geworden ist. Mit Assad soll ein wichtiger Verbündeter des Iran weggeräumt werden. Das ist des Pudels Kern und sonst gar nichts. Solange Assad mit Iran verbündet bleibt, wird der Westen seinen Sturz betreiben. Selbst dann, wenn er in Syrien eine perfekte Westminster-Demokratie einführen würde. Das ist auch der Grund, warum der Westen auf demokratische Schritte Assads, die dieser mühsam gegen die alten Kader durchgesetzt hat, so wütend protestiert. Der Westen hätte in Syrien lieber extremistische Freunde als demokratische Gegner. Es ist die große Lebenslüge des Westens, dass er behauptet, er kämpfe im Mittleren Osten um Demokratie und Menschenrechte. In Wirklichkeit kämpft der Westen einzig für seine Interessen. Weil er das nicht zugeben will, verheddert er sich in unauflösbare Widersprüche. Etwa wenn er autokratische Staaten wie Syrien dämonisiert, Autokratien wie Saudi-Arabien, Bahrain und Katar aber als ,Stabilitätsanker‘ heroisiert. Der Westen stand und steht in der arabischen Welt nie wirklich an der Seite der Demokraten. Auch nicht in Syrien.“