Mit welcher Stimme hörst du dich am liebsten? (7)
Szene 48 (von 144)
Eckehardnyk, Dienstag, 18. Februar NZ 13
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Rätselhaft ist das Hirn. Der Gehirnspezialist gehört zwar zu einer eigenen Abteilung innerhalb der Medizin; Gehirnchirurgie hat bedeutende Erfolge bei der Reparatur geschädigter Gefäße errungen, aber noch immer gilt für die Branche (und für einen maßgebenden Teil der Medienvertreter) der Ausspruch des bekannten Rudolf Virchow, er habe eine Unzahl von Gehirnen präpariert,
„jedoch nie eine Seele gefunden“
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Für eine weit größere Zahl von Zeitgenossen ist diese Aussage wohl immer noch ein „Beweis“ dafür, dass Seele (und zu dieser deren Geist) nur ein von unserem Körper abhängiges Produkt, also eine Art von Derivat sei. Dabei haben die Leute, die nach Beweisen suchen, durchaus Recht; denn Gott, Seele und Geist stehen grundsätzlich zu einer Beweisaufnahme „nicht zur Verfügung“. Ihre Existenzen leben außerhalb der naturwissenschaftlichen Beweisbarkeit. Dennoch wohl haben Natur- wie jede Wissenschaft ihre Bühnen im Inneren (quasi als Organ) dieser Existenzen.
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Die wissenschaftliche Suche nach messbaren Beweisen für raumzeitlose oder Leib freie Existenzen gehen deshalb immer ins Leere.1 Man müsste nach den Experimentiervorschriften der Naturwissenschaft den bewiesenen Sachverhalt stets wiederholen können. Wie wollen wir das anstellen beim lebendigen Menschen? Wir müssten ihn sterben lassen, indem wir ihm seine Seele „isolieren“, und wieder zum Leben erwachen lassen, indem wir dem unbelebten Körper die Seele wieder einfügen (was ja für Schlaf oder überlebtes Koma) zutrifft.
Um für unser eigenes Leben zu beweisen, dass es (unabhängiges) Leben in uns gibt, müssten wir unser Leben, also auch die sogenannten life functions, irgendwie mal kurz unterbrechen, sodass ein Versuchsleiter feststellen müsste:
Ein Ich (Ego, E) im Zustand H (belebt), nach einem Zustand U (unbelebt), habe zu einem E’ im Zustand W (wiederbelebt) geführt
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Aber wie wird ein leibhaftiger Versuchsleiter das zweifelsfrei können? Das einzig „Dauerhafte“ ist ausgerechnet jener der Verwesung anheimfallende Bereich, der Körper, der in Zustand U isoliert vorliegt, also die Karkasse, der Leichnam. Denn E im Zustand W kann als Fortsetzung von E aus dem Zustand H herstammend nur unterstellt werden. Folglich müsste das Ergebnis von Zustand W sich als Fortsetzung von Zustand H ausweisen, indem es die Erinnerungen von E aus H mitbringt. Doch die hatten wir im Zustand H ohnehin auch schon vor dem Experiment. Wir (E) im Zustand H waren uns also auch ohne Experiment selbst Beweis genug, dass wir unabhängig existieren als Leben – was ich für einen existenziellen Beweis halte und es auch künftig so nennen werde.
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Andererseits würde der Zustand W nach dem leblosen Zustand U seitens der Hirnforschung als Reanimation gelten, womit ein klinischer Todeszustand vom Tisch wäre. Folglich sind Tod und Leben nur erfahrbar, sodass alle „-kunden“ und Wissenschaften vom Leben, wozu Erziehung teilweise gehört, auf Erfahrung basieren beziehungsweise Erfahrungswissenschaften wären.
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Jemand könnte aus dem Schlaf erwachen und hören, er sei „naturwissenschaftlich“ gesehen ein Andrer, als der, welcher er vor dem Schlaf gewesen sei. Unser Erinnerungsvermögen verhindert, das solche Auffassungen ein Chaos auslösen. Aber was genau Erinnerungen sind, darüber herrscht nun aber in den meisten Auffassungen Chaos.
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Während du das freundlicherweise gelesen hast, ist mit dir etwas vorgegangen. Halte diesen Eindruck gern mal in der Erinnerung fest. Womöglich bist du auf eine Idee gekommen. – Woher stammt der Eindruck, den du eben hattest, oder die Idee, welche dir gekommen ist?
So genau wie du weißt, dass du Du bist und dass du lebst, genauso wenig aber kannst du beweisen, dass du bist, dass du Du bist und dass deine Idee von eben ein Produkt deiner Hirntätigkeit ist. Dein Hirn war zwar dabei, es war sogar beteiligt, als du den Eindruck bekamst, aber anders, als es die vulgäre Auffassung vom Gehirn gerne hätte. Nämlich:
ebenso wie das Hirn bei den Ideen des Genies
nur dem Grad der Durchblutung
nach messbar beteiligt
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Wenn eine Idee auftaucht, ist weder dein noch mein Hirn der Produzent. Sondern? Es sammelt sie ein! Das Hirn ist ein „cc“, ein gigantischer „cool collector„, der fähig ist, Alles, was an Ideen oder Gedanken existiert, aufzufangen, ohne davon molekular infiziert zu werden. Es ist auch ein Sender ans Bewusstsein.
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Bewusstsein hat weit weniger Speicherkapazität als das Hirn Kollektorfunktionen bereit hält. Denn es ist angewiesen auf „Erziehung“, das heißt in diesem Fall auf Lernen. Da das menschliche Hirn für ein Ergebnis von Lernen gehalten wird, deuten viele das Lernen als Gehirnleistung; man kann sich entscheiden das so zu sehen, doch es ist nur ein Aspekt.
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Sind nämlich Lernergebnisse im Bewusstsein eines Menschen den vom Hirn gespiegelten Ideen in Struktur, Größe oder Bildung gegenüber mangelhaft bis ungenügend, so gehen aufgefangene Ideen „unbegriffen“ vorüber, sie verschwinden, anscheinend im Nichts. Aber Andere, die besser präpariert sind, fangen sie auf und machen was draus. Das davon betroffene, vulgär gesagt „besoffene“ individuelle Bewusstsein ignoriert seine Weiterbildungschancen, es wird „ignorant“.
1 Als wollte irgendeine Zahl, zum Beispiel 676, „beweisen“, dass sie ihr Vorhandensein einem Zahlenkosmos verdanke. Diese und jede Zahl existieren nur als logisches Glied einer Reihe, die nur denkbar, doch nicht beweisbar ist
(c) eah, Abenteuer Erziehung (2012) und 18. Februar 2025
Lieber Ecky,
es gibt Bücher über Nahtod-Erfahrungen usw. siehe Kübler-Ross.
Viele Menschen hatten die selben Erfahrungen, egal, welche Religion oder wo sie lebten.
Einige konnten Gespräche und Sinneseindrücke wiedergeben, die eigentlich nicht hätten sein können, da sie ja „klinisch“ tot waren.
Manche überlebten nach 15 Minuten oder sogar noch länger ohne Sauerstoffzufuhr des Gehirnes, obwohl das eigentlich unmöglich ist, weil das Gehirn dann total kaputt sei, so las ich es jetzt mal sinngemäß. Drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff und das Gehirn soll wohl keine Möglichkeit mehr haben, irgendwelche Funktionen mehr auszuüben.
Siehe auch bei Organ-Entnahme; das muß bei lebendigem Leib geschehen. Grausam.
Schwere Kost. Außerdem müßte ich mich jetzt in das Thema intensiver einlesen.
Es soll wohl auch gefilmte Beiträge geben, die zeigen, wie sich die Seele aus dem Körper löst. Wie wahr oder unwahr solche Berichte und Beiträge sind, kann ich auch nicht verifizieren.
Außerdem soll die Seele 23 Gramm wiegen.
Man habe Tote vorher und nachher gewogen. Innerhalb 24 Stunden. Und da sollen es 23 Gramm weniger gewesen sein.
Ich glaube einfach an ein Leben (Seele) nach dem Tod, bzw. aber komme ich irgendwann wieder, vielleicht als Weib oder Mann oder werde inkarniert, so wie zu meiner jetziger Lebenszeit und Lebens-Art??? Wer weiß das?
Auch das wirft wieder die Frage auf, ein Wiederkommen auf die Erde als was ganz anderes (heißt mein jetziger Körper) oder so, wie ich mein Leben durchlief.
Ist mein Körper nur mein Lebensgefährt, das meine Seele trägt. Oder bekomme ich einen anderen Körper und lebe in einem anderen Menschen weiter, oder werde ich so wie ich bin und war, in ein paar Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden wiedergeboren???
Seelig sind die Atheisten, die haben diese Überlegungen nicht.
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@bettinamaerz23 Wenn das Hirn laut Rudolf Steiner ein Spiegel sei, kann es sicherlich eine längere Pause als 15 Minuten ohne Sauerstoff zubringen, ohne massiv Schaden zu nehmen. Aber es nimmt Schaden, auch wenn es immer gut versorgt wurde, wenn ein Mensch in seiner Begriffsbildung stockt. Dann gehen diese sogenannten Demenzkrankheiten los. Dagegen hilft eine in der Außenwelt ständig aktiv betriebene Anstrengung, soviel an „Gegenständen“ zu „benennen“, wie möglich, auch da wo man meint sie bereits zu kennen und auch, wenn keine Chance auf gedächtnismäßige Speicherung besteht. Irgendwas ist und bleibt immer daran neu, wie in einer Straße, in der man wohnt. Das ist die ganz alltägliche Art von Bewusstseinssteigerung. Sie bezieht auch gefühlte und willentlich betrieben Handlungen mit ein, in der wir denkend dabei sind. Jeder Tag bietet Gelegenheit für Wahrnehmungen, die „noch nie“ gemacht wurden, obgleich sie immerzu vorhanden waren.
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Dnke, Palina!
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wieder mal sehr schön geschrieben, ecky.
Wahrnehmungen kann man „trainieren.“
Ein gutes Training bietet die Besteckschublade.
Man tausche alles aus.
Die Messer ins Löffelfach, die Gabeln ins Messerfach usw.
Sind so kleine Übungen, die einem weiter bringen.
Füge hier noch einen Link vn Axel Burkhart ein, der auch gut zu dem Thema passt.
Du lebst nur einmal – Axel Burkart live – Fragerunde Spiritualität, Anthroposophie, Rudolf Steiner
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