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​Wie man ankert 2.0

Eckehardnyk, Dienstag 13. August NZ 12

1. Das Wesentliche am Ankern liegt im Austausch. Um im Bild zu bleiben: Das Schiff vor Anker entlässt Menschen und Waren und nimmt neue auf. Dazu braucht es Verankerung mit der Umgebung. Wenn du dich durchsetzest, gehst du innerlich vor Anker, wie an einem Umschlagplatz.

Du entlässest hinaus und bekommst herein. Dieser Umschlag oder der sinnenfällig zu beobachtende Umsatz macht dem „Kapitän auf der Brücke“ vielleicht Lampenfieber, insbesondere beim ersten Mal, bevor das Manöver losgeht. Das bedeutet für dich, bevor du einen Befehl, eine Anordnung oder sonst eine wichtige Willensäußerung in die Welt sendest, vergewissere dich deiner „Zu-Ständigkeit“, also ob du den festen „Stand“ gefunden hast, den du zu dieser Transaktion brauchst.

2. Der Song von Marlene Dietrich:

„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe (oder was auch immer) eingestellt“.

wird dich ins Feld begleiten, falls du Zweifel an deiner Zuständigkeit hegst, aber von der Sache her zuständig bist. Die Füße mit Ihren Zehen werden das vom Kopf gesandte Signal erden. Bist du verkrampft, wenn du deine Zehen in den Boden „versenkst“? Natürlich nur dann, wenn du dein Ziel aus den Augen verlierst. Das Loslassen der Leinen oder das Ankereinholen nach dem Umschlag auf der Reede gehört mit zum Bild. Während des Güter-Austauschs bist du voll gelockerter Freude über die Umsetzung deines Kommandos. Das trägt dazu bei, dass du in einer ausgeglichenen Haltung an dem teilnimmst, was du selbst mit in Szene gesetzt hast.

3. Und da sind wir bei einem anderen Aspekt dieser „Bildbeilage“: Du bist der Schöpfer deiner Anordnungen, die von Kopf bis Fuß umzusetzen sind. Dein Kind lernt dich auch als Schöpfer kennen und wird auf Alles, was du sagst und tust, Acht zu geben. Wenn du Sorge hast, dein Kind gehorche nur anderen Leuten, dann prüfe dieses Bild von dir selbst genau: Bin ich dieses Bild? Bin ich der Ozean aus Liebe? Bin ich das Schiff, das ankert? Bin ich der Kapitän auf der Brücke? Bin ich eingestellt auf das, was ich erreichen will?

4. Du bist es einfach, so wie Gott auch Alles ist, was ist. So ist jeder Gott, weil Gott Alles ist, nur bist du es insbesondere in diesem Augenblick, weil du deinen Kopf (nicht durch die Wand sondern) bis in die Fußzehen bringst, weil du dein gedachtes Vorhaben in eine für die Welt Spuren hinterlassende Tat verwandelst. Und das ist es, wovor dein Kind Ehrfurcht haben wird.

5. Ein Zehnjähriger fragte mich einmal, was passiere, wenn man einen Finger hebt. Diesen Jungen hätte ich umarmen können für seine Frage, betrifft sie doch schließlich die Entstehung des Universums. Was passiert, wenn du mit den Zehen ankerst? Du leitest Energie „vom Kopf bis zum Fuß“. Dazwischen liegt alles Andere, was du auch bist. Du schickst einen Gedankenblitz durch dieses „All“, durch diesen Mikrokosmos, der du bist; in eine Materie, die dir gehorcht.

6. Genauso hat „der Allmächtige“ Eva und Adam geschaffen: Aus der Verbindung von einem Jahrmillionen währenden Augenblick und einer heiklen Substanz, der fleischlichen Materie. Und diesen „Kurzschluss“ kennen wir als das Sein im Hier und Jetzt. Dazu sind als „Kollateralschäden“ Raum, Zeit, Massen, Energien und schließlich, aus der Not heraus, das Geld mit entstanden.

7. Der Zugang zu jeder Substanz, die wir gestalten wollen, muss also analog zu diesem Akt, den ich einen Kurzschluss nannte, erfolgen. Der „Kopf“ allein ist zu wenig. Wir brauchen auch den „Fuß“, der sich im Schlamm, in der Materie auskennt. Einem Stecken bleiben darin entrinnen wir nur durch etwas, was wir Leben nennen, immer wieder neu, was dann unsere geistige (aus dem Nichts geborene) Schöpfung oder „Lebensleistung“ darstellt.

8. Weißt du, warum „Zurück“, „Falsch“, „Richtig“, „Weiß“ oder „Schwarz“ dem Leben fremd sind? Das Leben ist immer Leben, sinnbildlich enthält es alle Farben, was nur nach Newtons Farbkreisel Weiß ergibt, es ist Hü und Hott, immer Ja und ganz besonders: Vielleicht, sodass es sich jenseits der physikalischen Gesetze aufhält, in denen auch das Sowohl als auch anzutreffen ist. (Siehe Szene 24)

9. Leben spielt sich zwar in der messbaren Welt ab, ist aber über die Grenzen dieses Messbaren hinaus unbegrenzt existent. Wo wir scheinbar eine Unendlichkeit vor uns haben, brauchen wir Werkzeuge, mit denen wir darin vordringen können, wenn es denn sinnvoll und notwendig ist. Indem wir „von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt (sind) und sonst gar nichts“ um einem Kind, das auf uns zukommt, zu begegnen und es willkommen zu heißen, kann uns ein Gefühl bewusst werden, dass wir selbst in unserer Mitte sind. Wenn dieser Gedankenblitz unterwegs zu den Zehen ist, schafft er es, die Atmosphäre zu garantieren, die ein Kind zum Gedeihen braucht und heraus fordert.

© eah 2012 und 13. August 2024, „Abenteuer Erziehung“, bearbeitete zweite Auflage

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