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Es werde Wort – 1

Eckehardnyk, Donnerstag 11. April NZ12

Vorspann

Immer wieder begegnete mir die Frage, was Sprache denn sei. Durch meine bis 1974 währende Studentenzeit am Institut für Balkanologie der FU Berlin (damals hieß die Abteilung noch Institut) bekam ich innerlich etwas mitgeteilt. Es war dies ein Gefühl wie ein Erdbeben, für das, was Sprache kann und ist. Der Moment trat mit mir in die Villa, in der das kleine Institut untergebracht war, und blieb als Gewissheit bei mir hängen: Sprache ist Wissen und Macht.

Doch wie und warum?

Norbert Reiter, mein dort im Institut regierender Doktorvater brachte es später, 2008, auf den Punkt: Sie haben das Superzeichen (damals) entdeckt. Ich weiß nur nicht, sagte er später, kurz vor seinem Tod 2009, ob Sie oder wir es damals schon so benannt haben.

Was ist das, ein Superzeichen?

So gesehen ist jede einzelne Sprache als System bereits ein solches Superzeichen. Zum Beispiel Deutsch. Doch kommt da nicht noch etwas davor? Ja; denn Sprache selbst ist Zeichen. Da in Sprache abgrenzbare Einheiten Worte oder „Wörter“ sind und diese auf etwas Gemeintes deuten, ist Sprache selbst ein Zeichen, aber ein bedeutendes Superzeichen und damit auch Wort.

Und es ward Licht, und es wurde ein zweiter Anfang gemacht: Der Mensch kam als Gattung auf die Welt und brauchte mehr als Nahrung und Kleidung, und so wurde für ihn bei diesem Anfang das Wort. Aus diesem Wort ist alles geworden und nicht zuletzt die Sprachen, zu denen die Menschen befähigt waren.

Ich habe erkannt, dass Sprache sich auf mehreren Ebenen, nämlich Bühnen, gleichzeitig ereigne, wovon uns aber beim Reden die wenigsten bewusst werden. Was beim Reden außerdem keine Rolle spielt, sich aber in der Schrift zu einer Art Konkurrenz aufschwingt, ist die Schreibweise.

Alte Völker haben vor uns daran gearbeitet. Manche haben mit Bildern ihre Gedanken ausgedrückt, die sie redend ausgeschmückt haben. Daraus haben sie Piktogramme entwickelt, die uns in der modernen Welt wieder begegnen, angefangen von den Unterscheidungszeichen von Mann und Frau bei öffentlichen Toiletten bis hin zu den alltäglich gewordenen Logos und Symbolen, die weitgehend international, insbesondere auf Bahnhöfen und in der Flughafenwelt verstanden werden können.

Die Chinesen haben ihre gedankliche Bilderwelt in über 60000 Schriftzeichen verwandelt, die von Japanern und Koreanern, deren Sprachen ganz anders klangen, verwendet werden konnten. Aus dem System der Chinesischen Schrift ließe sich eine international verständliche Schriftzeichensprache entwickeln, die überall und von jedem lesekundigen Menschen verstanden werden kann. Damit wird jedoch dem klingenden System der Sprache kein Ausdrucksgehalt, kein Signalement, gegeben, sodass für diesen Teil der Wiedergabe von Reden distinkte und leicht begreifbare Ausdruckssignale vonnöten sind, die wir gewohnt sind Schriftsprache zu nennen.

In den überkommnen Urschriftsprachen, die zu unserer Buchstabensammlung geführt haben, wurden nur die in der Mundhöle herstellbaren Ausdrucksteile eines Wortes verwendet, was wir Konsonanten oder Mitlaute nennen. In Griechischen und Römischen Texten fanden die Menschen es auch wichtig, die nur von den Stimmbändern hervorgebrachten Laute zu notieren (Vokale oder Selbstlaute)

Die Phonologie ist eine am Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckter Bezirk von Sprachforschern. Kleinste sinntragende Einheiten wurden als Phoneme bekannt gemacht. Ein Phonem ist nicht bloß ein Laut oder menschliches Schallereignis, mehr oder weniger konsequent durch Buchstaben bezeichnet, sondern trägt maßgeblich zur Bestimmung eines Gesamtinhalts von Wörtern bei.

So wird im Deutschen ein inhaltlicher Unterschied zwischen Aas und Ass durch die Länge oder Kürze des durch aa oder a wiedergegebenen längeren oder kürzeren Vokals wiedergegeben. Im Italienischen oder Neugriechischen würde dieser Unterschied keine Rolle spielen, da in keiner dieser Sprachen nur kurze Vokale verwendet werden, und Dehnungen lediglich eine emphatische Bedeutung zwischen Maaamma mia! wäre inhaltlich gleich Mamma mia nur mit mehr Emotion hervorgebracht. Daggen kennt das Italienische die inhaltlich relevante Dehnung von Konsonanten: Nonno „Großvater“ versus nono „Neunter, Neuntel“.

Über die Schwierigkeiten, die bei der Verwendung von überkommenen Buchstaben, die in einer bestimmten Sprache vorhanden doch überflüssig waren oder umgekehrt über die Schreibweise von Phonemen, für die kein überkommener Buchstabe vorhanden war, hat man sich in jeder Kanzlei durch jeweils passend erscheinende Lösungen hinweggesetzt, sodass beim Beginn einer globaler werdenden Informationsflut das Bedürfnis nach Einheitlichkeit nachvollziehbar ist.

Hier haben die Völker unterschiedlich konsequente Sprachpfleger ans Werk gehen lassen. Deren Motive waren jedoch von Sprache zu Sprache verschieden und nicht frei von sprachfremden Elementen, Die konsequentesten Ordnungen ihrer Schriftsprache erwarben sich im 19. Jahrhundert Tschechen, Slowaken, Serben, Kroaten und Slowenen, sowie die Italiener.

Die letzte für Deutschland maßgebliche Reform von 1996 hat bei Berücksichtigung der Phonologie des Deutschen immerhin den langen Vokalen Rechnung getragen, indem sie dem nur in Deutschland gebräuchlichen ß (eigentlich durch Ligatur entstandenes Doppel-Es) seine Stellung ausschließlich nach langen Vokalen erlaubte, siehe alt Kuß, neuRuss‘ Kuss. Doch die Deutsche Schweiz hat sich dem ß-Gebrauch nie angeschlossen, sodass dort Kuss immer Kuss war, aber auch Ruß dort mit Doppel-Es geschrieben wird: Russ und sich schriftlich nicht vom kurzvokaligen Russ‘ unterscheiden lässt.

Könnte man Deutsch als Schriftsprache so reformieren, dass seine Schreibung der Phonematik gerecht wird? Dazu habe ich in folgenden Beiträgen eine radikale und eine gemäßigte Variante vorzuschlagen (wird fortgesetzt).

(c) eah 10. April 2024

Eckehard meint Jahr 12 im Neuen Zeitalter. Anmerkung Thom Ram

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9 Kommentare

  1. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Da der Computer vor nochmaliger Lesung des obigen Texte abgestürzt war, hat sich Thom Ram freundlicherweise die Mühe für die erste Herausgabe gemacht. Dabei waren einige Ungereimtheiten enthalten, die ich überarbeitet habe. Die Fortsetzungen geschehen in kürzeren Abständen, damit der Strom der hier darzustellenden Erkenntnisse erhalten bleibe.

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  2. Avatar von Natali Betz Natali Betz sagt:

    HILFE!!! NEIIIIIN!!!! Die wunderbare DEUTSCHE Sprache wurde schon viel zu sehr „reformiert“. Wenn wir auf das GUTE, das SCHÖNE und das WAHRE kommen wollen, müssen wir uns auf unsere Wurzeln besinnen. Wer da gerne mehr dazu wissen möchte, kann sich gerne an mich wenden. Die Deutsche Sprache pflegen. Die Kraft der Worte bewußt verwenden, wirken lassen. Poesie am Telefon mit wunderbarer Poesie wie bei den alten Dichtern… vieles gibt es zu finden, so man sich besinnt auf seine Ahnen und die Wurzeln des Deutschen Landes. Das chinesische Wort für Deutschland sei ja „Das Land der Tugend“…                                 Licht&Liebe, NATALI

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  3. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Oh doch! Die andere Schreibweise verändert nur das Schriftbild. Dem Lobpreis des Deutschen soll daraus kein Abbruch getan. Ich teile die Ansichten der Schreiberin und schreibe ihren Kommentar einmal in der von mir radikal gedachten „Fonemschrift“ (eben erfundene Bezeichnung), dann wird man sehen, was gemeint ist:

    HILFE!!! NY!!!!!N!!!! Die vunderbahre DJTXE Xprahce vurde xohn fiel tsu zehr „reformiirt“. Ven vihr wf das Guhte, das Xöhne und das Vahre komen volen, müsen vihr uns wf unsere Vurtseln bezinen. Vehr dah gerne mehr dazuh vissen möcte, kan zic gerne an mic venden. Die DJTXE Xprahce pflehgen. Die Kraft der Vorte bevust fervenden, virken lassen. Po’ezii am Telefoon mit vunderbahrer Po’ezii vie by dehn alten Dictern…fieles giebt es tsu finden, soh man sic besint wf zyne Ahnen und die Vurtseln des Djtxen Landes. Das cinehsixe Vort führ Djtxland zy ia „Das Land der Tuhgend“.  Lict und Liebe, Natalii

    Eine ganzeZeile wurde eingespart. – In der gemäßigten Form, die der fonologischen Repräsentation UND dem liebgewonnenen beziehungsweise so stark wie möglich zu erhaltenden Schriftbild zu dienen vermöchte, liest sich der Kommentartext von Natali so:

    HILFE!!! NEIIIIIN!!!! Die wunderbahre DOITSHE Shprahche wurde shohn fiel tzu sehr „reformiert“. Wen wir auf das GUHTE, das SHÖHNE und das WAHRE komen wolen, müssen wihr uns auf unsere Wurtzeln besinen. Wehr dah gerne mehr dazuh wissen möchte, kan sich gerne an mich wenden. Die Doitshe Sprhache pflehgen. Die Kraft der Worte bewusst ferwenden, wirken lassen. Pooesie am Telefoon mit wunderbarer Poesie wie bei dehn alten Dichtern… fieles giebt es tzu finden, soh man sich besint auf seine Ahnen und die Wurzeln des Doitshen Landes. Das chinehsishe Wort für Doitshland sei ja „Das Land der Tuhgend“… Licht und Liebe, NATALI

    Spart etwa eine halbe Zeile. Nachteil ist auch, dass für J, V und X keine Verwendung mehr bleibt außer in Lehnwörtern und fremdländischen Namen. Das Q kann auch hier für den ng-Laut stehen. Weiteres auf Es werde Wort 3.

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  4. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Korrigenda: 7. Zeile von unten: Doitshe Sprahche statt Doitshe Sprhache

    8. Zeile von oben: zoh man zic bezint statt soh man sic besint.

    Hier ging Reformsucht aus Versehen einen Schritt zurück. Der Wechsel von stimmlosem zu stimmhaftem Es lässt sich nur durch ein strikt z-geschriebenes Zeichen bewerkstelligen. Wenn innerwortlich scharfes Es gesprochen werden soll, könnte in der gemäßigte Reform die Deutsche Ligatur ß nach langem Vokal und Diphtong weiter verwendet werden, Shtrahße, doch müsste der lange Vokal durch ein Ha gekennzeichnet werden, im Gegensatz zu Nüsse.

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  5. Avatar von Bettina März Bettina März sagt:

    Okay Ecki,

    finde die Sprache, die Du vorstellst, schrecklich. Ist nur mein Gefühl.

    Gib nix drauf.

    Nur, sage mir, wo die Dialekte herkommen.

    Wir haben in der BRD oder Teutsch soviele Dialekte. Und an denen halte ich mich fest.

    Und weil ich aus der Pfalz bin, Rheinland, nicht Bayern, da gibt es die Oberpfälzer, interessiert mich das extrem.

    Freundliche Grüße

    Betti

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  6. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Ja, Betti März, die oben gezeigte erste Schreibweise habe ich heute zuende alfabetisiert und mit Beispielen verziert. (Wird demnächst hier vorgestellt.) Die weniger starke Veränderung (zweite Lesart) lohnt die Mühe nicht – dann lieber lassen wie bisher. Aber die radikale Schreibe lässt das Auge flinker von einem Gebilde zum nächsten hüpfen. Wir werden sie eines Tages brauchen. um uns ungestört hier weiter unterhalten zu können. Die Geheimdienstleute aus den Staaten drüben würden sich damit schwerer tun, und die eingesessenen Deutschen sind eh zu faul dazu, da sie nur dem Gelaber der Bildschirme zuhören.

    Deine Frage, woher die Dialekte kommen, ist gut, und außerdem schnell beantwortet: Aus dem Nichts, wie das Deutsche auch. Um es genauer zu sagen: Dialekte sind Varianten der EINEN Sprache, so wie DIE Sprachen Varianten einer Ursprache sind. Nun, was sind Varianten? Als Pfälzer kennst du deine Heimat als die Palz. Damit sind die Pälzer näher am Ursprungswort Palatium dran als die übrigen Varianten- bzw. Dialektsprecher. Sie alle hatten eine Ursprache gemeinsam; noch auf den Reichstagen im Hoch-Mittelalter verstanden sich die entferntesten Deutschen Stämme, ohne im weiter entfernten Sprachstil aufgewachsen zu sein.

    Würden wir jeder Dialekt reden, könnten wir die anderen Deutschen noch immer verstehen. Die Standardisierung hat uns sprachfaul werden lassen. Wohl dem, der im Dialekt aufgewachsen ist und damit zu reden anfing und das so genannte Deutsch erst später wie eine „Fremdsprache“ dazu gelernt hat. So reden die Deutschschweizer oft besseres Hochdeutsch (freilich mit Schweizer Intonation) als die Leut von Hannover, die angeblich das „beste Hochdeutsch“ haben, aber es wenig(er) achtsam behandeln. Man lausche den Reden von Daniele Ganser. Er kennt sich noch, wie seine Landsleute mehrheitlich, mit der Verwendung des Konjunktivs aus.

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  7. Avatar von Bettina März Bettina März sagt:

    Danke Ecki, 04.08

    Bitte erkläre mir die Verwendung des Konjunktivs, das uns abhanden gekommen ist.

    Alles Liebe

    Gruß Betty

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  8. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    Bettina / Ecki

    Nun bin ich auf Ecki’s hoffentlich folgen werdende (<<<Konjunktiv) Ausführung Gespannt.

    Indikativ
    Er nimmt ein Bad.
    Konjunktiv
    Ich hatte angenommen, daß er ein Bad nehme.

    Nun, das ist ein Beispiel, keine Anleitung zur Anwändung. Wie lautet die Regel?

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  9. * * * * * Stärne für disän Aufsatz fon dir! und eine DANKE von mir

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