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Der alte Rocker spricht

… genauer: Rudi Rocker – nein, nicht „Rudi der Rocker„, sondern Rudolf Rocker.
Und wer jetzt was Kerniges erwartet, wird gewiß nicht enttäuscht werden – ein paar Absätze aus seinem Werk „Anarchismus und Anarcho-Syndikalismus“ (1947) sollen diesmal nur Appetit machen, selbst mal dort nachzulesen.

Hier einige Auszüge aus dem Abschnitt 5 des eben genannten Buches:

„Der politische Kampf aus anarcho-syndikalistischer Sicht“


Anarchosyndikalisten verfolgen dieselbe Taktik in ihrem Kampf gegen politische Unterdrückung wie gegen ökonomische Ausbeutung. Aber sie sind überzeugt, daß mit dem System der Ausbeutung auch dessen politische Schutzeinrichtung, der Staat, verschwinden muß, um der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten auf der Basis der freien Vereinbarung Platz zu machen; …

Politische Rechte entstehen nicht in den Parlamenten, sie sind außerhalb entstanden. Und sogar die Gesetzesfassung war lange Zeit keine Garantie für die Anwendung dieser Gesetze. Sie existieren nicht schon deshalb, weil sie legal niedergelegt sind, sondern erst dann, wenn sie zur gewachsenen Gewohnheit der Menschen geworden sind, und wenn jeder Versuch sie zu beeinträchtigen auf den heftigen Widerstand der Bevölkerung stoßen wird. Wo das nicht der Fall ist, helfen keine parlamentarische Opposition oder irgendwelche platonischen Appelle an die Verfassung. Man erzwingt Respekt vom Anderen, wenn man weiß, wie man seine Würde als menschliches Wesen verteidigt. Das trifft nicht nur für das Privatleben zu; es gilt auch im politischen Leben.

Alle politische Rechte und Freiheiten, die die Menschen heute genießen, verdanken sie nicht dem guten Willen ihrer Regierungen, sondern ihrer eigenen Stärke. …

Für die besitzenden Klassen ist der Parlamentarismus sicherlich ein angemessenes Instrument für die Beilegung von aufkeimenden Konflikten, weil sie alle daran interessiert sind, die gegenwärtige ökonomische und soziale Ordnung aufrechtzuerhalten. Wo es gemeinsame Interessen gibt, ist die gegenseitige Zustimmung für alle Parteien möglich und nützlich, aber für die Arbeiter ist die Lage ganz anders.
Für sie ist die herrschende ökonomische Ordnung die Ursache ihrer Ausbeutung und ihrer sozialen und politischen Unterdrückung. Auch die freieste Wahl kann den offenkundigen Unterschied zwischen besitzenden und nichtbesitzenden Klassen in der Gesellschaft nicht verwischen. Sie kann lediglich der Unterdrückung der arbeitenden Massen den Stempel der Legalität aufdrücken. …

Unter direkter Aktion wird der unmittelbare Kampf der Arbeiter gegen ökönomische und politische Unterdrückung verstanden. Unter diesen sind der Streik in allen seinen Abstufungen, vom einfachen Lohnkampf bis zum Generalstreik, der organisierte Boykott und all die anderen zahllosen Mittel, die die Arbeiter als Produzenten in ihren Händen haben, die herausragendsten. …

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Soweit erstmal – da kommt man ganz schön ins Grübeln, nicht wahr?Denn abgesehen von der ein wenig veralteten Rhetorik ist vieles recht „modern“, oder?

Und es wird auch so einiges klar: zum Beispiel warum heutzutage, in Zeiten von völlig „handzahmen“ Gewerkschaften und total korrupten „Gewerkschaftsführern“ weder Rechte noch Freiheiten von den Herrschenden mehr respektiert werden.

Wenn also das Ganze mal der alten Begriffe („Arbeiter-klasse“) ein wenig „entkleidet“ wird und auf eine neue, allgemeingültige Basis („schaffende Menschen“) gestellt wird, dann ist da vieles, was einfach sehr anregend ist.
Findet euer Luckyhans am 27. August 2015.

P.S. Dank an den träumenden Ludwig für die Anregung.

P.P.S. spricht noch einmal der Rudi:
„Freiheit existiert nur dort, wo sie vom Geiste persönlicher Verantwortung getragen wird.


5 Kommentare

  1. Hat dies auf Treue und Ehre rebloggt.

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  2. Avatar von MURAT O. MURAT O. sagt:

    Hat dies auf MURAT O. rebloggt.

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  3. Avatar von diwini diwini sagt:

    Hat dies auf diwini's blog rebloggt.

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  4. […] Für einen neuen Ansatz schlage ich vor, sich ausführlicher den Werken der ursprünglichen Anarchisten zu nähern, wie Etienne de la Boetie, Max Stirner und natürlich Pierre Joseph Proudhon und Michail Bakunin, vielleicht auch Kropotkin oder Zenker, heute den Vorträgen von Horst Stowasser und Christian Felber, und sich auch mit der Geschichte der sog. Anarcho-Syndikalisten zu befassen, zum Beispiel bei Rudolf Rocker. […]

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