Das WWW steht in diesem Falle für Wirklichkeitsnahe Wirtschafts-Wissenschaft – zwecks besserem Verständnis der nicht immer nachvollziebaren Denkweise der meisten aus-gebildeten Ökonomen soll hier Punkt für Punkt gezeigt werden, daß die heutige sog. „Bürgerliche Ökonomie“ in ihren Grundlagen voller Widersprüche steckt, nebst einigen Vorschlägen, wie es vielleicht besser zu machen wäre.
Dabei geht es weniger um eine Kritik des Wirtschaftssystems als solchen, sondern vor allem um eine kritische Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Erfassung und Darstellung desselben.
Gelernte „Wirtschaftler“ (BWL, Finanzen, VWL) sind eingeladen, die Argumente und Schlußfolgerungen zu prüfen und mit ihrem Lehrwissen in Beziehung zu setzen. Sie dürfen sich jedoch nicht scheuen, in ernste Konflikte mit ihren bisherigen angelernten Überzeugungen zu kommen, denn für die Folgen solcher Konflikte können wir keine Haftung übernehmen.
Euer Lucky
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Die Natur des Gewinnstrebens auch des „Schaffenden Kapitals“ erfordert eine zeitlich nicht allzuweit entfernte Refinanzierung der eingesetzten Mittel – egal ob sie nun aus Krediten bzw. kreditähnlichen Quellen oder aus dem Gewinn eines Unternehmens kommen.
Unternehmen investieren fast nur in die „Ausentwicklung“ eines neuen Produktes oder einer neuen Technologie sowie deren Umsetzung in Maschinen, Anlagen und Produktionen, also nur dann, wenn die grundlegenden Fragen nachgewiesenermaßen gelöst sind und es um die Industrialisierung (Serienreifmachung, Produktion) geht.
So sind tatsächlich innovative und somit riskante (mit hoher Verlustmöglichkeit behaftete) Entwicklungen völlig neuer Technologien – gleich auf welchem Gebiet – von dieser Form der Finanzierung und Einführung ausgeschlossen, von Grundlagenforschung und freier Suche nach neuen Technologien gar nicht zu reden.
Die meisten Großunternehmen haben so ihre Forschungszentren stark „eingedampft“, und was heute dort stattfindet, verdient eigentlich die Bezeichnung „Forschung“ schon lange nicht mehr – „Vorentwicklung“ wäre einigermaßen passend.
Übrigens betrifft dieses „Finanzierungsproblem“ in der Industriegesellschaft mit ihrer Orientierung auf schnellstmögliche Umsetzung der eingesetzten Mittel auch viele andere, nicht profitbringende Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, zum Beispiel die Kultur, den Sport u.a.
Selbstverständlich ist jedem Unternehmer klar, daß ohne diese „Non-Profit“-Bereiche die Gesellschaft degradiert und auf mittlere Sicht die Profite auch in der „Profit“-Sphäre fallen werden: wenn die Menschen nicht mehr einen seelischen Ausgleich durch Musik, Theater und darstellende Kunst haben, wenn sie nicht mehr durch sportliche Betätigung ihren Körper fit erhalten, dann wird die Arbeitsproduktivität ganz folgerichtig fallen.
Daher gab es auch in früheren Jahren die schöne Tradition des Mäzenatentums, d.h. die Menschen mit „dickem Geldbeutel“ – egal ob selbsterpreßt oder ererbt – haben entsprechend ihren eigenen Interessen und Neigungen in Einrichtungen des Non-Profit-Bereiches der Gesellschaft investiert: ein Theater gestiftet oder unterhalten, einen Sportverein mit regelmäßigen Zuwendungen unterstützt, ein unabhängiges Forschungslabor und Versuchsreihen finanziert etc.
Dies alles wohlgemerkt nicht mit der hintergründigen Hoffnung auf künftige Profite aus der indirekten „Investition“, sondern höchstens in Rechnung auf die sekundären Effekte dieses Engagements.
Leider sind all diese Traditionen mit dem Übergang der wirtschaftlichen Macht auf die Großunternehmen verloren gegangen: der Manager des Großunternehmens ist an Quartalszahlen interessiert, eventuell noch an Jahreszahlen – mittelfristige Ergebnisse und sekundäre Effekte eines Investments interessieren ihn nicht mehr – „wer weiß, ob ich dann noch am Ruder bin“…
Hinzu kommt die grundsätzliche Problematik des Großunternehmens, der juristischen Person, die wir unlängst hier diskutiert hatten.
Investitionsentscheidungen in den Unternehmen werden nur unter kurzfristigen Gesichtspunkten getroffen – alle (angestellten) Unternehmensleitungen müssen regelmäßig gute Quartalszahlen vorlegen.
Vor einer Investentscheidung werden daher die Folgen, d.h. der nachfolgende Ertrag aus dieser Investition, in Form einer Abzinsung berechnet. Dies ist eine Art negativer Zins, mit dem das Ergebnis der Folgejahre „belastet“ wird.
Da dies auch eine Exponentialfunktion ist, spielt alles, was über einen Zehnjahreszeitraum hinausgeht, in der Berechnung praktisch keine Rolle mehr.
Die Folge davon ist, daß alle Entscheidungen, welche langfristig, d.h. nach länger als 10 Jahren, positive Effekte bringen, nicht getroffen werden, und alle Entscheidungen, welche nach mehr als 10 Jahren horrende Verluste bringen, doch getroffen werden – eben weil man die langfristige Perspektive mit dieser Berechnungsmethode nicht „in den Blick bekommt“.
(mehr dazu im Alpenparlament „Zinsknechtschaft Prof. Berger“)
Was bleibt also für „riskante“ Forschungen und Entwicklungen, d.h. für grundsätzlich neue Technologien, Verfahren und Methoden, für prinzipiell neue Entdeckungen in der Technik oder die Umsetzung einer „verrückten“ Idee?
1. das sog. Risiko-Kapital
Es ist immer wieder verblüffend, wie dieser „Markt“ für Risiko-Kapital „funktioniert“.
Da wurden jahrelang alle möglichen Internet-Startups voller Geld gepumpt, obwohl sie laut Planung noch lange nicht in die Gewinnphase kommen sollten – so geschehen Ende der 90er Jahre.
Bis die Internet-Blase platzte.
Dann wurde das Risiko-Kapital einige Jahre lang extrem zurückhaltend – man verlangte sehr kurze Umsetzungszeiträume und sehr hohe Renditen für Wagnisfinanzierungen – was für diese völlig unnatürlich und nur extrem selten erreichbar ist.
Dann kam die nächste Blase bis 2008 – es war weltweit zunehmend viel Geld auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten unterwegs, und es wurde auch wieder ein geringer Teil davon (aufgrund der immens steigenden Summen insgesamt aber in Geld immer mehr) für neue Technologien bereitgestellt – freilich ohne daß sich die allgemein bekannten Verhältnisse auf dem Risiko-Sektor (nur etwa 10% der Projekte werden irgendwann profitabel) dadurch ändern würden.
Es gibt auch einige Beispiele, wo hoffnungsvolle neue Basistechnologien nach relativ kurzer Startphase mit fadenscheinigen Begründungen nicht mehr weiterfinanziert wurden – nur die Patent-Rechte nahm man den Erfindern „als Gegenleistung für das bis dahin investierte Geld“ ab.
Die Patente verschwanden in der berühmten „Schublade“, wo sie die jahrhundertealte Sammlung der innovativen, aber der etablierten Industrie nicht genehmen neuen Technologien ergänzten.
Sind aus diesem Sektor nachhaltige Impulse für Innovationen zu erwarten?
Die Antwort mag sich jede/r selbst geben…
2. die staatliche Finanzierung
Hier sind vor allem die Hochschulen gemeint, in denen es früher zur schönen Tradition der Einheit von Lehre und Forschung galt, daß junge Leute, Studenten und Doktoranden, an völlig neuen Aufgaben mitarbeiteten.
Die großen Entdeckungen, vor allem solche, die eine Loslösung von überkommenen Denkweisen erforderten, sind vor allem von jungen Leuten – unter Anleitung und Förderung von verständigen Könnern ihres Faches – gemacht worden. Beste Beispiele dafür sind Wolfgang Pauli, Paul Dirac, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger und viele andere – praktisch die gesamte Quantenphysik wurde von jungen Leuten entdeckt.
Moderne Hirnforscher, wie die Professoren Hüther und Spitzer, haben oft genug darauf hingewiesen, daß große geistige Leistungen immer dann entstehen, wenn junge Menschen mit viel Freude und Hingabe an völlig neuen Aufgaben, deren Lösung noch nicht bekannt ist, arbeiten.
Und es ist auch kein Zufall, daß seit das angloamerikanische Kurzzeitdenken in Wirtschaft und Wissenschaft immer mehr um sich gegriffen hat, kaum noch solche herausragenden Leistungen junger Leute zu beobachten waren und sind – trotz des ununterbrochenen „Brain-drain“, mit dem die VSA seit Jahrzehnten aus aller Welt die hoffnungsvollsten jungen Wissenschaftler anziehen und ihre Innovationskraft, zumindest in der großzügig über die DARPA finanzierten Wehrtechnik, so wenigstens einigermaßen aufrecht erhalten können.
Logische Folge für die „restlichen“ Staaten der Welt: eine völlig unzureichende Innovation. Allein China und begrenzt Indien haben in den vergangenen Jahren wieder eine merkliche Dynamik auf diesem Sektor hervorbringen können – vor allem dank staatlicher Investitionen in moderne (vor allem militärische) Technologien.
Sonderbarerweise werden dort weltweit „problemlos“ gigantische Mittel eingesetzt, um neuen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen – gibt uns das zu denken?
„Das ist wie mit der Bachstelze: die hat zwei gleichlange Beine – besonders das linke.“
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Es kann also nicht sinnvoll sein, die staatliche Finanzierung der Grundlagenforschungen zurückzufahren und die Uni-Professoren von Lehre und Forschung abzuhalten, indem man sie zwingt, bei Unternehmen sog. Drittmittel „einzuwerben“ – das lenkt die Hochschullehrer von ihren originären Aufgaben ab und führt – siehe oben – durch die kurzfristig profitorientierte Sichtweise der Unternehmen sowieso nicht zum richtigen Ziel.
Vor allem wenn statt der überlebensnotwendigen Forschung vom Staat dann so tolle Sachen wie „Banken-Rettungen“ oder Auslandseinsätze der Bundeswehr finanziert werden – Dinge, die gar keine positiven Effekte auf die Innovationsfähigkeit des Landes erbringen – auch keine langfristigen oder sekundären.
3. der Mittelstand
Dies war schon immer die Wiege der deutschen Innovation – viele „versteckte Weltmeister“ sind unter den Mittelständischen Unternehmen der Brd – Firmen, die auf ihrem abgegrenzten Gebiet, in ihrer Nische, die unangefochtenen Chefs auf dem Weltmarkt sind.
Eben weil sie aufgrund der starken D-Mark nicht über den Preis am Weltmarkt konkurrieren konnten, sondern ausschließlich über Qualität und Innovation – eben deshalb sind sie immer bereit gewesen, auch hohe Risiken einzugehen und persönliche Verantwortung zu übernehmen – DAS erzeugt neue Technologien.
Nun ist es allerdings seit Jahren so, daß von Seiten der Brd-Organisation, dem Verwaltungsorgan der Alliierten für einen Teil des besetzten Gebietes in Mitteleuropa, immer mehr bürokratische Hindernisse gerade den kleinen und mittelständischen Unternehmern in den Weg gelegt werden.
Nicht nur, daß sie kaum noch Zugang zu Hermes-Garantien haben, mit denen sie Zahlungsausfälle seitens ausländischen Kunden abfedern könnten – es ist mit der Regelungswut der Brüsseler Bürokraten und deren willfährigen, lobbyistengesteuerten Ableger in der Brd ein immer hirnloserer Wettstreit um die Verhinderung von Innovation und Erneuerung entbrannt.
Immer mehr vor allem ältere Menschen werden in aussichtslose Einzelunternehmen (früher „Ich-AG“s genannt) und ähnliche Konstruktionen gedrängt, um sie aus der Arbeitslosen-Statistik heraus zu bringen – auch wenn klar ist, daß die meisten „Geschäftsmodelle“ in keiner Weise mittelfristig tragfähig sein werden.
Aber der nette Helfer von der IHK schreibt ganz gern ein positives „Gutachten“ über Geschäftszweck und Aussichten – wird ja schließlich auch bezahlt.
So finden sich immer mehr Menschen in einem horrenden Zwang zur Selbstausbeutung wieder – ohne Rentenbeiträge, ohne Absicherung im Krankheitsfalle, mit horrenden umsatzunabhängigen Beiträgen zur Krankenversicherung u.a., und die meisten sind nach 1 oder 2 erfolglosen Jahren dann – aber moralisch gebrochen – doch da, wo sie auch anfänglich hätten „einsortiert“ werden müssen – beim „Hartzen“.
Oder, wenn sie noch jünger sind, dann sind sie wieder in einem Arbeitsverhältnis – aber oft deutlich schlechter bezahlt als vor der „Schein-Selbständigkeit“.
Nutzen aus diesen Vorgängen zieht, neben einzelnen Unternehmen, ausschließlich die Brd-Organisation mit ihren Agenturen – wenigstens hier ist gleich klar, daß wir es mit Agenten (der VSA-Administration) zu tun haben.
Und es ist nicht meine Meinung, sondern eine objektive Erscheinung, daß sich die Mittelschicht nicht nur in Europa mit zunehmender Geschwindigkeit auflöst.
Woher sollen also noch junge Menschen kommen, denen die Eltern eine akademische Ausbildung finanzieren können, wenn die traditionelle Quelle versiegt?
Die selbsternannte Elite wird jedenfalls nicht in der Lage sein, die allgemeine Degeneration der geistigen Bereiche in unserer Zeit aufzuhalten – dazu ist sie einerseits zahlenmäßig viel zu klein, und andererseits wird durch die seit Jahrhunderten miteinander überkreuz und überquer verheirateten Nachkommen sowie durch die zunehmende Verschmutzung von Luft und Wasser der Genpool dieser sehr kleinen Schicht ständig weiter geschädigt.
Wir dürfen also gespannt sein, wann der Punkt erreicht wird, daß entweder diese sog. Eliten zur Einsicht kommen, daß auch sie so nicht weitermachen können, oder daß der geistige Niedergang der Menschheit zu anderen Folgen für alle führen wird.
Eine Weiterentwicklung ist jedenfalls mit der gegenwärtigen Wirtschaftswissenschaft nicht zu erwarten – ein Umdenken und ein Neuaufbau einer wirklichkeitsnahen Wirtschaftswissenschaft findet in den „elitären“ Kreisen auch nicht statt…