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Zum Ableben von Peter Scholl-Latour

Keine Frage: hier ist einer der letzten großen Journalisten „in die ewigen Jagdgründe“ gegangen, die ihren Beruf ernst genommen haben – ersthaftig, gebildet, mutig, klug, direkt.

Daß er bis zuletzt sich nicht von einigen liebgewordenen Irrtümern (z.B. 9-11 als Terroristen-Akt) trennen wollte, mag an seinem hohen Alter gelegen haben – er war vor Kurzem 90 geworden, dazu zwei aktuelle Interviews auf der Duröhre:

https://www.youtube.com/watch?v=N8zdDXEz7_8

Seine Dokumentationen: allemal ansehenswert, seine Bücher: allemal lesenswert – Danke, Herr Scholl-Latour, für ein mutiges ehrliches Leben, meint Luckyhans.

Abschließend ein Zitat aus seinem Buch „Koloß auf tönernen Füßen“ über die „modernen Kriegsgründe“:

„Philippe hatte nebenbei erwähnt, daß im Mekong-Delta intensiv und mit guten Aussichten nach Petroleum gebohrt wird. Wer dächte da nicht an die Fernsehbilder von den letzten US-Beamten, die sich in beschämender Flucht vom Dach ihrer Botschaft mit dem Hubschrauber evakuieren ließen, während die T54-Panzer der siegreichen Nordarmee die Gitter des Loq-Lap-Palastes zertrümmerten? Ihre diversen Unterlagen und Dokumente hatten die Amerikaner in wüster Unordnung liegengelassen, sogar die Listen ihrer einheimischen, vietnamesischen Kollaborateure und CIA-Zuträger. Aber die damals schon vorliegenden Forschungsergebnisse über Erdölvorkommen in Cochinchina hatten sie rechtzeitig und umsichtig in Sicherheit gebracht.

Irgendwie erinnert der Vorfall an die Okkupation Bagdads durch die US-Army des Generals Tommy Franks im März 2003. Sämtliche Ministerialarchive und sogar die Schätze des irakischen Nationalmuseums waren schutzlos der Plünderung und sinnlosen Vernichtung durch den rasenden Mob ausgeliefert worden. Einzig und allein das Erdölministerium wurde von der ersten Minute an durch massives Panzeraufgeboit vor jedem räuberischen Zugriff geschützt.“

Das Zitat stammt aus der Ullstein-Ausgabe von 2006, Seite 244f.


3 Kommentare

  1. Avatar von Ludwig der Träumer Ludwig der Träumer sagt:

    Mit Tiziano Terzani (Korrespondent beim Spiegel als er noch ein Spiegelbild war.) und Peter Scholl-Latour haben wir die letzten vor der Elite nicht eingeknickten Individuen verloren. Wirklich verloren? Was kann man verlieren, das man nicht mal gefunden hat? Wenn ich mir deren Leistungen betrachte und sehe, was die Menschen daraus für Erkenntnisse gewonnen oder umgesetzt haben, gruselt mir.

    Was muß noch für Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit der Mensch aufwacht? Terzani und Scholl-Latour haben unermüdlich, unerschrocken und angstfrei dafür gearbeitet. Was haben sie als Ergebnis ihrer Arbeit vorgefunden? Nur Idioten, die die Welt weiter in den Untergang treiben.
    Ich hoffe, sie haben uns nicht umsonst verlassen, sondern einen geistigen Funken gesetzt, der endlich zündet.

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  2. Avatar von thomram thomram sagt:

    Deine Worte in Gottes Ohr, Ludwig.

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  3. Avatar von luckyhans luckyhans sagt:

    @ thomram:
    … der wird die beiden schon gebührend empfangen haben… 😉

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