Das Was bedenke, mehr das Wie (Goethewort)
Szene 49 von 144 Bündnis mit Kindern
Eckehardnyk Freitag, 28. Februar NZ 13
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Kennst du Geschichten vom Verdurstenden, der in der Wüste ertrinkt? Du meinst wohl einen Wüsten Trekker, der nachts in einem Wadi kampiert und von einer von seltenem Regen verursachten Sturzflut im Schlaf weggeschwemmt wird?
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Ich meine eine Geschichte von einem Verirrten, der nächtelang gewandert ist und trotz Durst und Hitze endlich mit letzter Kraft einen Brunnen erreicht hat. Er blickt hinein und gewahrt tief unten einen Wasserspiegel, doch womit soll er schöpfen? In von Verzweiflung ausgelöster Panik lässt er sich ins kalte Wasser hinab fallen, die Kälte verschlägt ihm den Atem, er hat die Besinnung verloren – und ertrinkt.
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Statt dieser Geschichte lassen wir am Brunnenrand einen gastfreundlichen Beduinen erscheinen. Er holt bereitwillig mit Seil und Eimer aus der Tiefe das Wasser hervor. Nun könnte es gut enden, doch der Durstige hätte das Nass so gierig herunter geschluckt, dass ihn wiederum Schock und Atemnot umgebracht hätten. Der Beduine muss, außer ihm bei der Wasserversorgung zu helfen, den Durstigen auch vor dessen nothafter Gier schützen. Langsam und in kleinsten Schlücken wird er ihn trinken lassen. Ebenso würden wir einen tagelang Hungernden daran hindern, alles Essbare auf ein Mal herunter zu schlingen. Es gibt Gesetze der Anpassung an die Natur, die befolgt werden müssen um überleben zu können.
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Wir wissen noch aus dem Kapitänsbeispiel (siehe Szenen 6, 9, 36, 138), dass ein Kind spielerisch in mancherlei Rollen schlüpft. Das geschieht jedes Mal, wenn es etwas zu tun gibt, nur behält Kind für sich, was es gerade probiert. Solltest du danach fragen? – Wenn es dir hier und in jedem anderen Spiel Beachtung zukommen lassen soll, dann würdest du idealerweise als Mitspieler der in Szene gesetzten „Veranstaltung“ wortlos mitmachend sofort fast alles verstehen und der dir übernommenen Rolle „gehorchen“. Bist du anderswo und zu weit entfernt, um dein Kind dort „abholen zu können, wo es gerade ist“, so wirst du auch dann seine Kooperation gewinnen, wenn du ihm Zeit lässt, sich auf „dein Spiel“ umzustellen, wenn es das soll.
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Eine Mutter wollte einmal, dass ihr Söhnchen seine Jacke anziehe, den Schal umbinde und seine Mütze aufsetze. Ihre erste Aufforderung verhallte ungehört, der Knabe stand auf der Brücke eines in der Arztpraxis fest installierten Bootes. Es folgte die zweite und dritte Aufforderung mit gleicher Tonlage der Stimme. Der Junge inszenierte inzwischen einen Piratenangriff und versteckte sich in der Garderobe. Dort geriet er in meine „Gefangenschaft“ und ich sagte zu ihm:
„Hier liegen Schal, Jacke und Mütze, dein Leutnant verhandelt gerade über euer „Lösegeld“, und danach bist du angezogen“
Sie machte mit der Arzthelferin einen neuen Termin aus. Als sie Minuten später sich zu Ihrem Sohn umwandte, hatte dieser tadellos den Schal um, die Jacke an und die Mütze auf. Von diesem Vorgang hatte sie
„überhaupt nichts gemerkt“
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Man braucht und sollte das – auch nur vermutete – Spiel des Kindes nur hinreichend gut ausbauen und bedenken, dass Alltag ist! Es geht nur um das blitzschnelle Erfassen der Zeit, die ein Kind braucht, um einen notwendigen Vorgang in seiner Art von Freiheit nachzuvollziehen.
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Über solche Erfüllung oder solchen „Erfolg“ solltest du, zumindest innerlich, ein beschreibendes Loblied anstimmen. Um äußerlich einem solchen Ergebnis Dauer zu verleihen, ist es notwendig, dem Kind zu zeigen und zu sagen, worüber du dich freust. Kinder brauchen solche „Information“, also begriffene Tatsachen, die durch Gefühle vermittelt werden.
© eah 2012 Abenteuer Erziehung und 28. Februar 2025 als 2. Auflage, Bündnis mit Kindern
Lieber Ecki, so wichtig, wie Deine Beiträge sind, aber ich brauche eine Pause für Deine wichtigen Erkenntnisse.
Warum:
Kindererziehung ist super und gut. Ich hab mich immer auf meinen natürlichen gesunden Menschenverstand verlassen.
Ich könnte viel schreiben über meine Kinder und Enkelkinder, und meine „Erziehungs-Tricks“. Aber ich lasse es erst einmal.
Wichtig erscheint mir der Blick auf das Jetzt. Auf das high und noon.
Und da kommt komischerweise recht wenig rüber.
Der Blogbetreiber triggert mich, ich schreibe zurück. Es kommt n i c h t s.
High und noon überschlagen sich und auch die Ereignisse und es kommt n i c h t s.
Wie in alten Westernfilmen, einsame Strohballen, riesige Spinnweben und trockene Staubfäden zieren die Pampa. Dazu die Musik. Nur so in etwa: „Spiel mir das Lied vom Tod.“
Die Mundharmonika.
Nein.
Es gibt bessere Filmmusik für unsere Zeiten.
Das spiel mir „das Lied vom Tod“ ist noch nicht angebracht.
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Können Erwachsene mehr von Kindern lernen als Kinder von Erwachsenen?
Eine berechtigte Frage. Wenn Kinder sich streiten, haben sie nach 1 Stunde alles vergessen und sich versöhnt.
Nun schauen wir uns die Welt an, was Erwachsene aus ihr gemacht haben, jene Erwachsene, die Kinder erziehen wollen.
Ich kann das Wort erziehen nicht leiden, es klingt so, als würden Kinder auf die Welt kommen ohne etwas zu wissen.
Doch das ist falsch, sie wissen weit mehr als Erwachsene. Denn die Erwachsenen haben das vergessen, was Kinder noch wissen.
Und das wussten noch die Menschen der primitiven Kulturen, weil sich diese bei schweren Problemen an die Kinder wandten.
Wenn wir den Ukraine Krieg beenden wollen, müssen wir uns der Kindheit erinnern.
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kommt mir bekannt vor Ecky.
Hast du das nicht schon mal eingestellt?
Kinder leben von Nachahmung.
Somit lernen Kinder immer vom Erwachsenen.
Erzähle gerne Beispiele.
Habe zur Zeit einen Enkel im Alter von 3 Jahren.
Er wollte auch keinen Schal und Mütze anziehen.
Dann habe ich mit ihm ein Spiel gemacht.
Mit mehreren Mützen und Schals in verschiedenen Größen.
Wer was zuerst richtig an hat.
Mein Hut gefiel ihm besondes gut auch wenn er fast über die Augen gerutscht war.
Als ich seine Mütze auf hatte, die natürlich nicht passte, lachte er schon ganz laut.
Als er seines dann an hatte, sagte ich:“So jetzt gehen wir raus.“
Er hatte ganz vergessen, dass er das nicht mehr wollte.
Erwachsene können auch von Kindern lernen. Das erfordert allerdings sehr viel Bewusstsein und Menschenkunde.
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@bettinamaerz23: Danke für deine Antwort! Es ist in Ordnung, dass du eine Pause verlangst; es ist ja auch so, wie
@palina richtig bemerkt hat, dass die Serie hier in ihrer Urform bereits vor einigen Jahren (als „Eltern, Kind und Kinderstube“) heraus gehängt wurde, nachdem ich das bisher einzige Mal Thom Ram in der Schweiz 2018 begegnet war. Der nochmalige Text ist eine Vorbereitung für die zweite Auflage des 2012 erschienen Buches „Abenteuer Erziehung“. Wie
@Irgendwann sind Sommerferien schrieb, dass Erziehen für Menschen kein schönes Wort sei, hat auch damals ein inzwischen abgewanderter Leser (jpr65) angemerkt, sodass ich den Titel für die neue Auflage verändert haben werde; doch nicht nur dies, sondern auch einige dazu gewonnene Erkenntnisse eingebaut, Fotos, Inhaltsverzeichnis und ein kleines Register, sowie ein neu gestaltetes Satzbild werden das Buch aufwerten. Auch die Erfahrungen aus den hier schon gelesenen Kommentare landen in verarbeiteter Form im erneuerten Text. Die Erstellung eines Buches, das wie dieses zur „Hausväter“-Literatur gehören will, braucht die im Vorfeld ausgebreiteten Gedanken der Leserschaft, die der allerersten Ausgabe fehlen musste.
Es ist in dieser neuen Herausgabe hier zu viel stärkeren und häufigeren Beiträgen gekommen. Diese würden noch ein Buch ergeben; ob ich dazu noch kommen werde? Ob es dazu kommen wird? Die Welt geht auf holprigen Wegen – wohin ist sie unterwegs?
Alle drei Antworten gehörten „geliket“, aber es funktioniert auf meinem PC leider nicht (mehr); ich versuche es mit dem Smartefon (hat funktioniert!) Auf jeden Fall lernen wir von Kindern – leider weltweit zu wenig, sonst sähe diese löcherigen Wegs daher kommende Gesellschaft anders, Menschen gemäßer aus.
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@palina – Ich habe dein Hut-und-Mützen-Beispiel in die Szene 49 für die neue Auflage eingebaut. Falls ich nichts Verneinendes höre, wird mein Dank dich begleiten
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@ecky
welch eine Ehre. Natürlich habe ich nichts dagegen.
Rudolf Steiner hatte es irgend wann einmal erwähnt, dass ein Lehrer sehr viel Humor braucht und auch haben sollte.
Den habe ich zum Glück schon immer gehabt.
Es ist so schön mit den Enkeln zu erleben wie sie heranwachsen und das Leben wie einen Schwamm aufsaugen.
Immer den Blick auf die Erwachsenen richten und dabei von der Nachahmung leben.
Es ist auch die innere Haltung der Erwachsenen, die sich überträgt.
Wir sind immer am Arbeiten, wenn sie bei mir sind Sei es im Haushalt oder im Garten.
Und sie lieben es.
Ich sage auch immer:“Du darfst.“ Und nicht du musst.
Beispiel, du darfst mir helfen.
Mein Moto war schon immer, nicht verbieten, sondern anbieten.
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@palina – ja, das gefällt mir. Als Kind hatte ich zwar wenig Verbote zu befürchten, aber das Erlauben musste ich mir zurecht legen. Es ist anstrengend, überlegen zu müssen, ob und was man darf. Natürlich braucht das nicht entarten. Ich habe zwar selten aber doch eine Szenen in Erinnerung, wo eine Erwachsene sehr liebevoll zu einem etwa Drei jähringen Mädchen, das sie sich gegenüber auf dem Schoß hatte, sagte: Du darfst mich streicheln! (Gemeint war Haar und Gesicht). Eine andere Szene kommt in dieser Serie vor, wo ein Vater von seiner Tochter in einem Bergrestaurant gefragt wurde, ob sie ihm eine Scheibe Brot bringen dürfe und er: Dann bitte Zwei! antwortete. Woraufhin sie zurückkehrend auf eine der Scheiben von ihm etwas von seiner Knoblauchwurst drauf geschnitten bekam und sich sehr darüber freute. (Ist in dieser Serie Szene 73, nachzulesen hier in Eltern, Kind und Kinderstube: Verträge zwischen Himmel und Erde)
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