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Der wellenreitende Junge / Botschaft an Helikoptereltern

War heute am nächstgelegenen Sandstrand, früher der Schönste von allen hier, heute Abglanz davon, da Kempinski 500 Meter draußen vor dem Hotel Wellenbrecher installiert hat. Der Indische indes nun Rache nimmt und eine Ufersand-Erosion veranstaltet, daß es sich gewaschen hat. Die Bucht ist für genüßlichen Strandbesuch so gut wie ruiniert.

So sah der Strand früher aus.

Doch nun zur Sache.

Waren da ein kräftig gebauter Einheimischer und ein Junge, den ich zuerst für einheimisch hielt, da braungebrannt. War aber Australier. Wir scherzten und tauschten aus. Der Junge ist zehn, geht nicht zur Schule, seine Mutter unterrichtet ihn in den Disziplinen, welche für das Leben von Wichtigkeit sind. Dachte ich doch gleich „sauinteressant, saugut, das“.

Ich erwartete dann, daß die beiden zusammen in See stechen würden. Falsch erwartet. Der Junge, ich wiederhole, der ist 10, der packte sein Surfboard und schickte sich an, rauszupaddeln.

Keine einzige Menschenseele war zu diesem Zeitpunkte dort draußen auf dem Meer, keine! Der Junge wartete die kleine Welle ab, schmiß sich auf das Wellenbrett und paddelte los. Gut und gerne 500m! hinaus, mutterseelenalleine, dort hin, da sich Wellen noch nicht brechen, da sie sich abreiten lassen. Unterwegs untertauchte er x Brecher so, wie das Fachmann zu tun pflegt.

Erzähl‘ das mal Helikoptereltern. Da waren nicht Mama, nicht Papa, nicht Surflehrer bei ihm. Einzig und alleine stach da ein Zehnjähriger in See, Mama und Papa und Surflehrer wussten, daß der Junge des Surfens kundig ist, und damit gut. Der war alleine mit sich und zusammen mit allen guten Geistern dort, weit draußen.

Die Begegnung mit diesem Jungen hat mich gestärkt. Es gibt sie. Es gibt Jungs, welche männlich unverzagt sind und als Erwachsene voraussichtlich als Männer wirken werden.

Paddele Du mal 500 und mehr Meter, lieber Leser, auf Surfboard, Kopf hoch, Oberkörper hoch, gegen die Wellen. Mach dette ma, ohne Pause. Dieser 10 Jährige, der tat eben dies, als wie aufgezogen und nicht zu bremsen. Topfit. Dies schon erstaunlich. Aber er war problemlos selbstverständlich alleine auf sich gestellt. Weit von der Küste, im Indischen Ozean….dies ist es, was mich umhaute.

Nicht nur nebenbei: Sein Englisch war nicht die verquarkte Sauce gewöhnlicher Australier. Der sprach klassisches Englisch (soweit ich das beurteilen kann), klar artikuliert (letzteres kann ich Schwerhöriger wohl beurteilen).

Was ich es liebe, Begegnungen mit Außerordentlichen. Die Selbstsicherheit und Heiterkeit, welche dieser Knirps ausgestrahlt hat, sie war Wohltat pur.

Wieviele Zehnjährige kennst Du, die ohne jede Begleitung 500m und mehr vom Ufer entfernt sich ohne Not den Brechern stellen würden?

Ich fühlte mich heute vom Neuen Zeitalter freundlich sanft geküßt; Vertraue! Gute Kräfte walten! Nicht alleine bist Du. Wir sind Viele, darunter leuchtende Kristalle von Seelen.

Hätte Foto machen sollen. So viel Klarheit und Erdverbundenheit, vielleicht wäre sie auf Foto zu sehen gewesen. Der paddelt mutterseelenallein 500, eher 800 Meter raus, die Brecher untertauchend, als wie Gleichaltrige mutig ein Eis essen. Nochmal. Mutterseelenallein, in selbstverständlichem Vertrauen.

Thom Ram, 04.11.11

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8 Kommentare

  1. Avatar von Mujo Mujo sagt:

    Ein Hoch auf die Eltern die alles Richtig gemacht haben.
    Kinder sind nur ängstlich weil sie die Angst der Eltern übertragen bekommen.
    Angst ist etwas erlerntes, damit kommt niemand auf die Welt.

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  2. Avatar von palina palina sagt:

    @Mujo
    immer wieder hörte und höre ich von Eltern – du brauchst keine Angst haben.

    Da werden wohl die Grundlagen schon über die Sprache gelegt.
    Von der inneren Haltung der Eltern ganz zu schweigen.

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  3. Avatar von Vollidiot Vollidiot sagt:

    Angst ist etwas aus dem Stammhirn, weil da das kollektive Erfahrungswissen der Menschen drin ist.
    Alles Gute und alles Wenigergute.
    Wenn wir nun den Kindern lange Zeit mitgeben, daß es keine Angst gibt, weil mittlerweile für immer heilige Hallen stehen in denen es keine Rache gibt, ja dann wird im Stammhirn, über lange Zeit hin sich etwas anderes bilden.
    Der Mensch entwickelt sich durch das Leben – hier auf der Erde.

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  4. Avatar von palina palina sagt:

    @Volli
    diesen Aspekt muss man natürlich auch berücksichtigen.

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  5. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    Auch zwei Tage danach kriech ich mich nicht ein. Schicke Du mal deinen 10-Jährigen hinaus, mindetens 500 Meter, hinaus ins Meer.
    War da keiner, der ihn hinausgeschickt hätte. Der paddelte, in Einklang mit Natur, mit Poseidon, der ungeheuer mächtig ist, im Einklang mit sich selber einfach hinaus.

    Mach mal dies erst mal selber, Erwachsener, der Du bist. Nicht fuffzig Meter. 500 Meter, dort, wo sich möglicherweise auch mal Haifische fröhlich tummeln.

    Noch haben wir nicht nur weichgespühlte Klimakleber, noch ist da Nachwuchs, wohl geerdet.

    Dieser Knirps, der strahlte aus während unserer kleinen Kommunikation eine selbstverständliche, unverfälscht altersgemäß gefärbte Selbstsicherheit …Solches wahrlich lässt mich hoffen, und wie allzugerne möchte ich dessen Eltern kennenlernen.

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  6. Avatar von Mujo Mujo sagt:

    @palina
    04/11/2023 um 13:10

    Die Ahnungslosigkeit wie man Worte gebraucht fängt schon bei den Eltern an und deren Eltern. Das ist eine Endlos schleife wenn man dies nicht erkennt.
    Oft ist es besser wenn man garnichts sagt und die Kinder einfach machen lässt und sie nur Vergnügt zusieht.

    Als meine zum ersten mal auf den Baum geklettert sind rutschte mir das Herz auch in der Hose. Aber ich hab sie trotzdem machen lassen und ihnen erstmal zugelächelt, und dann bin ich selber mitgeklettert und wir hatten alle einen riessen Spass dabei und haben uns aufgeführt wie die Affen im Zoo.
    Ab da hatte ich mir keine Gedanken mehr gemacht und bis sie gross wurden sind sie noch nie vom Baum gefallen egal wie hoch der war.

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  7. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Als Kind hatte ich es im Günterstäler Garten mit einem Dutzend Bäumen zu tun, auf die ich geklettert bin. Der beliebteste war eine „Russische Buche“, deren Äste ab einem Meter Höhe über dem Boden ausstrahlten und willig dem Kletterer Halt boten. In den „Achselhöhlen“ waren schwarze Regenwasser Teichlein, in die manche Buchecker gefallen war. Ich konnte diesen Baum bis auf die Höhe vom ersten Stock unseres Hauses besteigen, aber es gab Buben, die sich noch höher getrauten. Die Nadelbäume waren dagegen schwierig oder gar nicht zu beklettern, weil ihr Geäst struppig und eng jeden Angriff abwehrten. Mit Leiter kam ich auf jeden der Apfelbäume, von denen eine Handvoll geerntet wurden. Hinterm Haus am Bach stand eine „normale“ Buche, an der es schwieriger war hochzukommen, aber wenn es geschafft war, konnte ich auch dort hinauf, sogar höher als auf der Russischen. Eine Hainbuche stand nicht weit davon und war eines meiner Lieblingsverstecke, doch war dieser Baum weniger hoch. Wenn mein Vater mittags nachhause kam, ist er öfters durch den Wald gekommen und musste durch den Bach hinter dem Haus waten, wozu er sich die Schuhe ausgezogen hatte. Einmal erwischte er mich auf der Hainbuche. Als ich runter geklettert war, erzählte ich ihm stolz, ich sei nun ein Baumgeist geworden. Das hat ihm als Forstmann aber denn doch nicht sehr gefallen, dennoch bin ich noch als Erwachsener auf Bäume geklettert, zuletzt etwa mit 60 auf eine große Zeder, die noch immer auf dem Grundstück in Lichtental steht. Die erkletterten Bäume meiner Kindheit wurden von smarten Nachfolgern alle gefällt, bis auf die abweisende Tanne. Aber das Haus steht nun leider auch leer, zu viel Schatten, auch wenn alles drum herum abgeholzt ist.

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  8. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    17:11 Ecki

    ***Aber das Haus steht nun leider auch leer, zu viel Schatten, auch wenn alles drum herum abgeholzt ist.***

    Kali Yuga.

    Pflanzen werden nachwachsen, Gehöft wird wieder belebt werden.

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