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BÜNDNISSE MIT KINDERN 11 Sträfliches I – durch Ohnmacht. Aktualisierte Auflage von ELTERN KIND UND KINDERSTUBE

Eckehardnyk. Montag, 28. August, 274. Geburtstag von J. W. von Goethe

0. Fortsetzung von April 13 NZ 11 – Nach dreimonatiger Haft, als aus den Krankenanstalten rehabilitiert Entlassener. Warum Fortsetzung? Weil die Welt noch Erbärmlicheres und immer offener zeigt, was längst vergessen wurde. Wiederholung macht den Meister, doch nicht alles ist nur alt. Wer die Stücke der ersten hier gezeigten Auflage und ihre schönen Kommentare sehen will, suche sie unter den Suchwörtern 1., 2., (Ordnungszahlen) von 144. Die Zahlen hier stimmen mit den damals gezeigten Kapiteln (Szenen) überein. 11. entspricht also 11. von 144, doch die Titel sind manchmal verändert. Bei veränderter Weltlage, erweitern sich auch Kommentare

1 Sträflich kann Vieles sein, es hängt von der Situation ab. Jirina Prekop gab in ihrem Buch Der kleine Tyrann1 eine Beispielsammlung von sträflichen Situationen, die durch Eltern selbst zugelassen und verstärkt, gewissermaßen „gezüchtet“ worden sind, nach dem Muster: Ein Kind verlangt nach etwas, was Eltern ihm bringen, und dann will es das doch nicht haben, bleibt aber quengelig, verlangt nach was Anderem und so weiter, und jedes Mal zu schwereren Bedingungen. Das passiert bereits ziemlich früh, schon beim Säugling, der dauerhaft schreit und sich scheinbar nur mit Gewalt „abstellen“ lässt.

2. Hier ist der Abweg, von dem wir schon gesprochen haben. Solch ein Kind hat irgendwann entdeckt, dass es mit seinem Geschrei mehr vermag, als zur Stillung seines natürlich empfundenen Bedarfs notwendig ist.

3. Warum macht ein Kind eine solche Entdeckung, bleibt es daran hängen und nutzt sie nach Kräften aus? Du kennst das Wort „Ablenkung“? Wenn du dein Kind von seinen Aktionen oder Erfahrungen, die ihm die Welt erschließen, ablenkst, hängst du ihm etwas an, was es schnellstens zurückweisen sollte (wenn es das könnte!): Den Einstieg in das große und dreiste Geschäft von Täuschung und Lüge.

4. Nehmen wir ein einfaches Beispiel aus der Kinderarztpraxis vor dem Impfen2 mit einer Kanüle: Die Mutter hält das Kind, sagt ihm aber: „Guck mal, da fährt eine Feuerwehr!“, und, zack, hat es die Nadel im Schenkel. Der Schmerz kommt und die Geborgenheit geht. Kind ist enttäuscht, weil es mit der Feuerwehr geneckt wurde. Die mochte dort tatsächlich gefahren sein, aber die Hauptsache hat sich an seinem schmerzenden Schenkel abgespielt, und um die hat man es betrogen. Es weint über die Täuschung, den Schmerz hat es dazu als Gedächtnisstütze für ein Manöver, mit dem man reingelegt wird. Der Lohn für die Mutter wird ein unterbewusst schlechtes Gewissen sein, das ihrem Kind Wiedergutmachung einräumt. Wird hier das Angemessene überschritten, können daraus „Mega-Reparationsforderungen“ werden, die durch ihren Charakter als Ersatzbefriedigung eine Neigung zur Sucht schon im Kleinkind erzeugen.

5. Wenn das Kind auf den Schmerz vorbereitet wird und es ihm entgegen sehen kann, befindet es sich auf derselben Stufe wie Mutter und Arzt. Alle Drei tun etwas anscheinend Notwendiges und das Kind besteht die Probe. Die Tränen durch den Schmerz sind hinterher schnell getrocknet. – Die Szene lässt sich analog erweitern auf alles, was notwendigerweise auf Grund von Eingriffen Schmerz erzeugt.

6. Oder nehmen wir das Führen, kurz bevor das Kind frei gehen kann: Ob nun im Gehfrei oder an der Hand eines Älteren: Das Gegenteil von Macht über die eigenen Beine wird ein solches Kind erfahren. An der Hand seiner liebsten und nächsten Menschen wird es zur Ohnmacht erzogen. Es wird nach einem Ersatzweg suchen, seine Ohnmacht in Macht zu verwandeln.

7. Deshalb finden gute Pädagogen es wichtig, ein Kind selbständig spielen zu lassen. So überschaut es etwas, was es schon kann. Oder mit anderen Kindern seines Alters: Da erlebt es das gelegentliche Über- oder Unterlegensein im Wechsel ohne peinliche Folgen. Leute, die ihren Kleinkindern „vorspielen“ oder „vorbauen“, versäumen ihr Kind, genauso wie solche, die gegen Heranwachsende immer gewinnen müssen oder sie aus „pädagogischen“ Absichten gewinnen lassen.

8. Ein Kind sollte auf „Niederlagen“ und Verluste genauso gut vorbereitet sein wie auf den Schmerz durch Spritzen oder sonstiges (zahn)medizinisches Gerät.

9. An dieser Stelle ist Gelassenheit angezeigt. Menschen, die mit Kindern Umgang haben, sollten es zumindest gut gemeint haben. Aber reicht das? Sie haben sich die größte Mühe gegeben, lieb zu den Kindern zu sein. Wer bis zu diesem Buch und dieser Stelle vordringen konnte, hat Bestes im Sinn für sein Kind gehabt, so hoffen wir. Aber: Wo bleibst du selbst? Könnte es sein, dass du bisher auf der Strecke geblieben bist?

10. Sowohl feiges als auch freches Benehmen eines Kindes kommt in der Regel aus einem Überangebot von Hilfestellungen. In unseren Beispielen heißt das: Mute deinem Kind ruhig zu, dass es einen Schmerz ertrage! Bereite es immer darauf vor! Das wird seine Tapferkeit und Neugier wecken und die Angst verdrängen. Schmerzen, die zu einem „richtigen“ Vorgang gehören, machen sich kaum bemerkbar, weil der Vorgang selbst durch das Interesse wahr- und angenommen wird. Wenn dann trotzdem Tränen kommen, ist das in Ordnung. Dabei kannst du selbstverständlich trösten.

11. Ebenso verhält es sich mit dem Gehen lernen: Das Kind sollte selbständig experimentieren, bis es auf den eigenen Beinchen Balance findet und wie schwebend daherkommt. Wenn es dann doch kippt, wird es weiter lernen. Es wird keine Träne darüber vergießen. Die Erfahrung ist viel zu aufregend. Es wird wieder aufstehen und neu versuchen. Du wirst deine Hilfsbereitschaft in größte Aufmerksamkeit verwandeln. Dein Kind wird es dir mit Jubel über sein Eigenvermögen danken. Und du juble mit! Feire seine Erfolge!


1 Siehe Szene 132 – Das Buch wird dieses Jahr erneut erscheinen, als „Abenteuer Erziehung“ erschien es 2012 im Verlag tredition (Hamburg)

2 Das ist kein Plädoyer für so etwas, sondern nur der Alltag in jeder Kinderarztpraxis. Und in einer solchen habe ich das beobachtet


6 Kommentare

  1. Avatar von latexdoctor latexdoctor sagt:

    Das hätten viele Eltern vor 50 und / oder 25 Jahren lesen sollen und vor allem BEHERZIGEN, leider ist es für diese zu spät, sie haben bereits Nachwuchs ERzeugt der zu nichts nütze und diese wiederum machen mit großer Wahrscheinlichkeit dasselbe wie ihre Eltern, hoffen wir das genügend das tun das hier zu Anfang steht, sonst gehen (treiben) wir (unsere Kinder / Enkel) schneller auf einen bodenlosen Abgrund zu als eine Rakete mit Hyperschallgeschwindigkeit – und wir stehen schon jetzt nur noch wenige Zentimeter davor!

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  2. Avatar von Mujo Mujo sagt:

    @latexdoctor
    29/08/2023 um 03:30

    Du Unterschätzt die Eltern, die meisten machen es Richtig wenn man sie lässt und nicht ständig in die Medizinische Angstschiene treibt. Und damals haben sie noch viel mehr Richtig gemacht als heute mit all den Wissen das zur Verfügung steht.

    Die grosse Gefahr ist der Gesund/Krankheits-sektor. Schon früh wird den Erziehern alle mögliche Angstzenarien eingebleut und die vielen Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen machen die schnell Abängig von den Drogenhändler Ärzte und Pharmazeutika.

    In Prinzip ist das was Eckehardnyk hier schreibt Wissen das man oft Intiutiv selber weis was gut für das Kind ist. Wir haben es verlernt unseren Instinkten zu trauen und die Kinder viel öfter mal machen lassen als sie Behüten zu müssen mit ständigen Eingreifen.

    Sowie unsereins in der Jugend man einfach raus in die Natur ging auf Bäume Kletterte durch Bäche Watschelt und Dämme baute mit dem was so rumlag und erst nachhause kam wenn es Dunkel wurde oder der Hunger kam. So etwas ist heute sehr selten geworden. Ich bin jeden Tag an Wunderschönen Bächen und Bäume Unterwegs, allein in Gruppen Spielende Kinder ohne Eltern sehe ich keine mehr, wie Schade.

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  3. Avatar von palina palina sagt:

    @Mujo
    sehr schön was du da geschrieben hast.

    So waren meine Kinder auch noch unterwegs.

    Die werden heue sogar in Schwimmkursen angemeldet, obwohl die Eltern schwimmen können.

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  4. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    Liebe Leut, oh ja, da komme ich auch ins Schwärmen. Wir damals, Primarschüler. Ab in den Wald, in den verlassenen Steinbruch. Höhle erweitern. Wer klettert am schnellsten auf den Baum, wer findet den besten „Sitz“. Unter die Steine greifen und Forellen fangen.
    Alles zu zweit, zu dritt oder zu viert.

    Ecki, guter Ecki, was bin ich glücklich, daß Du hier wieder aktiv bist, daß Du soweit genesen zu sein scheinst, daß es Dir möglich ist!

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  5. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    Und die gute Nachricht hier:

    Die Dorfjugend hier, die praktiziert altersgemäße Spiele. Unser 13-Jähriger, der stellt sich um Vier hin, sagt, er gehe auswärts, sagt, wohin er geht und gibt die Zeit der Rückkehr an (ich habe dies durchgesetzt, da er früher mal samstags um 22 Uhr, mal um 23 Uhr nach Hause gekommen war, ohne daß wir wussten, wo er steckt. Beide Male war zwar alles in Ordnung, er war mit etwa 20 Gleichaltrigen und Älteren im Nachbarstädtchen gewesen, auf einem Spielplatz für Badmington und so weiter. Doch mit 13, da ist er noch „meldepflichtig“, keine Frage)
    Also, er stellt sich hin, äußert seine Absicht, und dann ist er weg. Wir wissen, er ist in bester Gesellschaft (viele der Jungs kommen auch gelegentlich hierher, allesamt blitzsauber anständige Jungs, altersgemäß witzig, interessiert, sie flicken auch Moped selber, u Schlingel der gesunder Art).

    Wenn er nach Hause kommt, dann immer bester Laune, und dann, vielleicht spielen wir dann zusammen, mit Papa, Dame / Schach / Vier gewinnt, oder wir machen Kraftwettkämpfchen oder singen auch mal ein Lied.

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  6. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Ja, das überrascht mich, mit Freude zu lesen, was ihr da schreibt. So war es gedacht, was Mujo schrieb: Die Leut sollen nur „erinnern“, was sie schon längst gewusst haben, wie es geht – und das Bäumeklettern kehrt wieder (das Runterfallen gelegentlich auch). Wir dürfen die guten Beispiele, wie sie die Menschheit hier wie auf Bali besitzt nur aktivieren, dann lachen wir über die Vogelscheuchen, die uns weltweit den Wirus vormachen.
    Ihr habt alle mein Like, nur setzen kann ich’s nur über Smartphone. Alles zu seiner Zeit!

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