bumi bahagia / Glückliche Erde

Startseite » Beitrag verschlagwortet mit 'Trauergemeinde'

Schlagwort-Archive: Trauergemeinde

Über die Zeit

(Ludwig der Träumer) In Grabreden wird fast ausschließlich über die Zeitgenossen gesprochen, die das Zeitliche gesegnet haben. Der Ausdruck gehört zu den vielen euphemistischen Redensarten fürs Sterben. Was heißt das also?

Wir segnen etwas das bereits tot und bedeutungslos ist. Aua.

Die meisten Grabreden sind so verlogen wie die der Politschranzen. Ausnahmen gibt es höchst selten, wie hier berichtet: https://bumibahagia.com/2016/07/14/grabrede-eines-lebendigen/

Ehrlicher wird die Trauergemeinde beim anschließenden Leichenschmaus:
‚Zur rechten Zeit ist endlich ist dieser Drecksack über die Wupper gegangen.‘
‚Der hat zur rechten Zeit den Löffel abgegeben, sonst hätte er das ganze Erbe versoffen und verhurt.‘  
‚Er hat seine Zeit als Nichtsnutz als Sozialschmarotzer totgeschlagen.‘

Was ist Zeit? Das was wir erst im Nachhinein – also dem Zeitintervall erkennen, die verpaßten Chance wenn er vorbei ist?

<i> Ich habe keine Zeit, gewinne in diesem Kontext eine ganz neue Perspektive. Der im Streß stehende Mensch, der sich nur an der Uhr-Einheitszeit orientiert, hat tatsächlich keine Zeit. Er hat seine Lebens-Zeit – seine eigene innere Uhr verkauft. Das kommt auf das Gleiche heraus, wie die Seele dem Teufel zu verkaufen.</i> aus: https://bumibahagia.com/2017/02/25/ich-habe-keine-zeit-lebe-ich-dann-zeitlos/

Ich weiß nicht was Zeit ist. Sie wurde aber zur ultimativen Prämisse unseres Handelns auf allen Ebenen. Das Ende ist nahe (das Ende der Zeit?) wird uns täglich ins Gehirn gehauen. Wozu? Um Profit zu schlagen? Um des Überlebens Willen in einer ? untergehenden Zeit, die einmal war?

Warum hat Gott die Zeit erfunden? Weil im langweilig wurde ohne die Zeit. Er brauchte ein Fernsehprogramm (Neues von der Erde). Damit er keine Fernsehsendung mehr verpaßte, hat er die Zeit erfunden.

Erich Kästner mag dazu eine andere Interpretation haben.

Ich bin die Zeit

Mein Reich ist klein und unabschreitbar weit.
Ich bin die Zeit.
Ich bin die Zeit, die schleicht und eilt,
die Wunden schlägt und Wunden heilt.
Hab weder Herz noch Augenlicht.
Ich trenn die Gut‘ und Bösen nicht.
Ich hasse keinen, keiner tut mir leid.
Ich bin die Zeit.

Da ist nur eins, – das sei euch anvertraut:
Ihr seid zu laut!
Ich höre die Sekunden nicht,
Ich hör‘ den Schritt der Stunden nicht.
Ich hör‘ euch beten, fluchen schrei’n,
Ich höre Schüsse zwischendrein;
Ich hör‘ nur Euch, nur Euch allein …
Gebt acht, ihr Menschen, was ich sagen will:
Seid endlich still!

Ihr seid ein Stäubchen am Gewand der Zeit, –
Lasst euren Streit!
Klein wie ein Punkt ist der Planet,
Der sich samt euch im Weltall dreht.
Mikroben pflegen nicht zu schrei’n.
Und wollt ihr schon nicht weise sein,
Könnt ihr zumindest leise sein.
Schweigt vor dem Ticken der Unendlichkeit!
Hört auf die Zeit!

Grabrede für die Grünen Partei*Innen

(Ludwig der Träumer) Seit Jahren schreibe ich Grabreden. Als Vorbereitung der Reden sind intensive Gespräche mit den Hinterbliebenen unumgänglich um nicht in dumpfbackenes oder verlogenes Geschwafel zu verfallen, wie wir es von den Pfaffen oder Politikschranzen kennen. Um Zeitgenossen, die ihre Betroffenheit und Trauer besonders zur Schau stellen wollen, mache ich im Allgemeinen einen großen Bogen. In jedem Fall sind meine Reden trotz mancher kleiner anekdotischen Ironie aus dem Leben des Verstorbenen diesem Ereignis entsprechend nichtverletzend und würdevoll. Wo es geht, wird sogar etwas Humor eingebaut. Damit brachte ich so manchen Hinterbliebenen und die Trauergemeinde sogar kurz zum Lachen. (mehr …)

Das Dorf liegt im Sterben

(Ludwig der Träumer) Seit Stunden sitze ich vor der Schreibhilfe und suche nach den richtigen Worten. Worte als anerkennenden Nachruf für eine gestandene klardenkende alte Dame aus dem Dorf, für das sie viel geleistet hatte. Sie hatte mit ihrem Geschäft ein kleines Vermögen gemacht und gab viel an die Gemeinde zurück, zum Leidwesen ihrer Tochter, die ihr Erbe dahinsiechen sah. (mehr …)