| Liebe Leser,
für viele Menschen wird es immer mehr zur Gewohnheit auf einschlägigen Testseiten im Internet nachzuschauen, bevor eine Reise gebucht oder ein neues Gerät angeschafft wird. Hier findet man Bewertung und Erfahrung von anderen Käufern zuhauf. Auch bestimmte Zeitschriften erfüllen diesen Zweck, sozusagen für den Offline-Bereich. Man könnte sagen: noch. Der Erfolg dieser Seiten speist sich daraus, dass die Gemeinschaft von Konsumenten testet. Kein Redakteur, der manipulieren könnte. Die Erfahrung anderer zählt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Auf dem Buchsektor gibt es neben den Bewertungen auf einschlägigen Onlineshops auch die sogenannten Bestsellerlisten, z. B. die des Spiegels. Davor haben große Redaktionen oder öffentlich-rechtliche Sender ihre Empfehlungslisten gesetzt. Hier teilen Experten im Rahmen einer Jury ihre persönlichen Titel des Monats mit. Bekannt ist die u. a. vom NDR herausgegebene Liste „Sachbücher des Monats“, auf die es im Juni durch Votum des Spiegel-Redakteurs Saltzmann „Finis Germania“ von Rolf Peter Sieferle schaffte. Für den Verkauf auf dem schier unübersehbaren Buchmarkt sind solche Platzierungen enorm wichtig. Nach lautstarken Protesten von Journalisten und Kritikern, die offensichtlich das Buch gar nicht gelesen hatten, verschwand das Buch von dieser Liste.
Der Verleger konnte sich gleich zweimal freuen. Zum einen über den Platz auf der Liste, zum anderen über das Verschwinden des Titels. Skandal schafft Aufmerksamkeit. Die weitere Abstimmung machen die Kunden selbst, an den Kassen. Die stimmten für Finis Germania. Platz 6 auf der Spiegel-Bestsellerliste. Nach der Regel „Erfolg kommt zu Erfolg“ erfahren solche erfolgreichen Titel dann noch mehr Aufmerksamkeit, werden jetzt überall angeboten.
Was nicht sein kann, das nicht sein darf? Der Chefredaktion schmeckte die Platzierung nicht. Der Titel musste runter. Auf Teufel komm raus. Jetzt griff die Chefredaktion ein, sie manipulierte. Der Titel verschwand. Er war nicht genehm. Die größten Geschütze wurden dafür aufgefahren, die Antisemitismuskeule geschwungen. Der Autor sei Rechtsextremist usw. Besonders bitter: Der Autor kann sich nicht mehr wehren. Er verstarb im letzten Jahr.
Bei uns ist der Titel im Shop zu finden.
Ein weiterer unbequemer Titel hat es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft: „Kontrollverlust: Wer uns bedroht und wie wir uns schützen“ von Thorsten Schulte. Er gehört unterstützt. Wir haben diesen Titel deshalb zu unserem Angebot der Woche erkoren.
Von einem ähnlichen Phänomen kann auch COMPACT berichten. Längst haben wir in großen Bahnhöfen einen Verkaufsrang erreicht, so dass wir „auf Stapel“ liegen dürften. Jedoch Fehlanzeige. Die Geschäftsleitung musste sich gegen uns entscheiden. Von Beschwerden von höchster Stelle ist die Rede. Dabei würde eine solche Platzierung automatisch zu mehr Verkauf führen. Wir wären für alle sichtbar, würden gut gefunden werden. Marktwirtschaft adé. Chancengleichheit, nein danke.
Ihnen ein schönes Wochenende.
Ihr Kai Homilius |