Eckehardnyk, Mittwoch 23. September NZ 13
1
Was recht ist, soll recht bleiben; aber was ist recht? Was ist link, ein linkes Ding? Offenbar hat das Recht machen etwas mit Gut machen zu tun. Da kommt auch gleich das Wiedergutmachen hinzu. Mit dem Guten, hatten wir ja schon bemerkt, habe es so seine Bewandtnis; es gehe rasch vorüber.
Es stecke in den Gelegenheiten, den Augenblicken, den Chancen.
Es gehöre Gefühl, ja manche würden sagen „Intuition“ dazu, es zu bemerken. Außerdem brauche man offenbar ein recht „glückliches Händchen“, die rechte Hand, auch wenn man Linkshänder ist. Wozu sagt man dieses „Alles was recht ist!“?1
2
Betrachten wir die Kinderstube, diesmal konkret als Zimmer Ihres Kindes. Dort herrscht gerade Chaos, weil die „wie Kraut und Rüben“ herumliegenden Sachen den rechten Ort vermissen lassen. Der Raum gleicht einem verlassenen Schlachtfeld. Da soll wieder Ordnung einkehren! Bestimmen wir doch im ganzen Haus die Lebensweise, dann also auch hier! Oder? Alles was recht ist!
3
Recht hat mit Macht zu tun. Aber durchschauen wir das richtig? Möchten wir einem gleichberechtigten Menschen, nämlich unserem Kind, seine Entscheidungen vorwegnehmen oder gar vorschreiben? Da fragt sich eben auch, wo das wiederum hinführen werde.
4
Es gibt zwei Wege (Methoden). Auf dem einen machest du sich ans Werk und „räumest auf“. (Du merkst, das Kind bleibt außen vor!) Die Hälfte wandert auf den Speicher oder in den Müll oder wird in einem Geschenkschrank aufbewahrt, aus dem dann andere Kinder, die weniger haben, „beglückt“ werden können. Wenn du jetzt Glück hast, dann schimpft dein Kind mit dir oder weint. Zu Recht; denn was soll diese von dir hergerichtete Ordnung bewirken? Und wie oft willst du noch aufräumen, was einem Anderen gehört?
5
Auf dem anderen Weg lässest du das Spielzimmer auf dich wirken und nehmest dein Kind dazu in Arm. Dein Kind soll spüren, wie dir zumute ist, und dann auch selbst mal äußern, was da bei ihm vorgeht. Du wirst brauchen etwa eine Stunde Zeit, wenn du zum ersten Mal das machst. Das solltest du zumuten dir und ihm oder – einfach gönnen!
6
Schaue Stück für Stück mit deinem Kind das Tohuwabohu genaustens an. Es soll jedes Ding benennen und sagen, was es von ihm halte und was es ihm bedeute. Du hörest dann heraus, wo dran Geschichten hängen und die Lust gleich wieder kommt zu spielen. Solche Sachen bleiben schön zusammen und im Zimmer. Sie bekommen eine passende „Wohnung“ dort, wo es hingehört und wiedergefunden werden kann. Es ist ein Unterschied, ob Sachen „herumfahren“ oder regelmäßigmäßig „wohnen“, wo dein Kind sie „sesshaft“ machen konnte. Nur in Bezug zu einem „sesshaft“ gewordenen Spielzeug lässt sich von einem rechten Ort auch reden. „Alles, was recht ist“, bedeutet so viel wie: „Lass die Kirche im Dorf!“, also auch an ihrem Platz.
7
Das Angehörig sein haben wir als Dreh- und Angelpunkt des rechten Kindseins schon besprochen.2 Jetzt geht es darum, dass dein Kind in seinem Handeln mal zu rechten Taten komme: Gehört das, was es tut, zu dem, was gerade gespielt wird? Oder steigt es bei guten Gelegenheiten aus?
8
Das Abbild einer ordentlich geführten Kinderstube sind Handlungen, die zueinander und zur Umgebung passen. Deswegen ist das behutsame, aber sehr bewusste Empfinden seiner Sammlungen und deren Ordnung in seinem Leben mitentscheidend für das Gefühl, was recht ist. Ja, besammel dich mit ihm, wie Schweizer zum „Versammeln“ sagen würden. Nur in einer „Besammlung“ könnt ihr miteinander „sprechen, was recht ist“, was im Kinderzimmer bedeutet, jedem Sächelchen sein Recht, seinen Platz, seine „Wohnung“ einzuräumen. Gerechtigkeit „wohnt“ im Gemüt. (Deshalb ist es illusorisch, sie von einer Behörde zu verlangen.)
1 Die sittlich moralische Seite des Guten bleibe hier anderen, tiefer gehenden Abhandlungen vorbehalten!
2 Siehe Szenen 3 und 24
(c) eah 2012 Abenteuer Erziehung und 23. September 2025
Zum Artikel „Niedergang der Deutschen Sprache“ hätt’ich gern geschrieben und tu’s nun hier:
Haha dazu ich sage: Ingos Satz (als Erster 4. August NZ 13, 18:00) ist … sehr in Ordnung. Sprache dient nicht der Kommunikation sondern filtert (Ingo meinte: behindere) sie. Sprache ist der Filter, durch den wir unsere Gedabken in vernünftige Rede, Lüge oder Alberei verwandeln oder mutieren lassen. Wir erfahren’s doch ständig: Da ist ein Lautsprecher, der tönt schlechter als ein Froschgesang über den Bahnsteig und kein Mensch versteht’s, nicht nur wegen anderer Schallquellen wie laufender Diesellokmotor, Güterzugvorbeifahrt oder Konkurrenz von anderer Plattform.
Gäb’s Sprache nicht, dann müssten „Bahnbeamte“ am Gleis erscheinen und mit Gesten, Tanz und Eiurythmie erzählen, was mit dem ankommenden Zug alles passiert sei, warum er pünktlich nicht erscheine, ausfalle oder in Wagen 13 keine Behinderten gerechte Toilette habe.