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Wortlose Fragen, instinktiv wissen oder Wissen sich schaffen?

​“Wer frägt, der führt“ – Szene 53 von144 – Bündnis mit Kindern

Eckehardnyk, Mittwoch 27. Mai NZ 13

​1.7.5

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Mütter, die zum ersten Mal ein Kind erwarten, fürchten sich vor dieser Ungewissheit und fragen sich:

„Werde ich es richtig machen? Was wird aus meinem Leben? Wie erzieht man überhaupt ein Kind?“

Manche Väter teilen diese Furcht. Die meisten Eltern sind für diese Aufgabe – Furcht hin oder her – nur vom Hörensagen und durch die Erfahrung ihrer eigenen Kindheit ausgerüstet. Dabei sei es ganz einfach, sagen Andere: „Du weißt schon instinktiv, was du machen musst. Wart’s nur ab, beim zweiten Baby läuft‘s dann von allein.“ Sehr richtig ist auch diese Einstellung. Im Leben ist eben Alles richtig. Trotzdem: Was tun gegen Verunsicherung angesichts einer ersten Geburt?

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Frägst du deshalb herum? In Zeitschriften findest du Ratgeber, denen du dein Problem schildern darfst. In den Dritten Programmen des Fernsehens oder im Radio gibt es Ratgebersendungen für Lebensfragen, wo du anrufen kannst. Es gibt in größeren Städten Sozialpädiatrische Zentren, wo du insbesondere medizinisch und psychotherapeutisch beraten wirst. Auch Städte und Kreise haben für Mutter und Kind Projekte und psychologische Dienste. Im Internet magst du chatten und um Rat googeln. Wie schon eingangs gesagt, kluge Leute in deiner Umgebung gibt es genug, aber an wen wendest dich du?

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Fast überall in städtischen Räumen haben sich Gruppen unter verschiedensten Dächern gesammelt, die insbesondere werdende Eltern bei der Selbsthilfe unterstützen. Aber nimm deine Fähigkeit, Ideen zu sammeln und aufzufangen, ernst! Denn die von dir inwendig gefundene Wahrheit ist auch immer diejenige, die zum Wahrgenommenen passt und die für dich wahre Wirklichkeit erzeugt.

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Ich selbst begann nach dem Tod meiner Frau in Baden-Baden eine Art „Elternschule“ aufzubauen. Dort spielte in Gegenwart einer geeigneten Person eine Kindergruppe in einer Altersspanne von sechzehn Monaten bis elf Jahre ganz frei, während die Eltern und interessierte Erwachsene mit mir eine offene Gruppe bildeten, in der wir über einzelne Problemfälle redeten.

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Du wirst überall eine andere Antwort bekommen, aber wenn du dich kundig machen willst, ist es das Beste, sich selbst eine Richtung zu geben, von der aus du empfinden und sagen kannst: Ich selbst bin die Richtung, in der ich meine Antworten erwarte.

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Lass es zu, dass du jemand bist, der Rat fühlt und den richtigen Weg selbst empfindet! In kaufmännischen Seminaren bekommt man öfters die Losung gesagt, die für ein Verkaufsgespräch entscheidend sein soll: „Wer fragt, der führt!“ Das heißt, solange ein Verkäufer Fragen stellen kann, führt er unweigerlich das Gespräch mit seinen Kunden dorthin, wo er es haben will, zu Erfolg oder Verzicht. Schädlich für den Handel sind Ungewissheit oder „Hoffnung“.

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Ein Kunde oder Interessent, der vielleicht sagt, bringt immer Verluste (weswegen eine Werbefirma auf den Slogan verfiel: Don’t be a Maybe!).1 Wenn du dein Problem in alle Richtungen streust und jeden befrägst, dann hörst du im Nachhall aller Antworten unzählbar oft dieses Vielleicht (Maybe). Doch auch eine einzige Quelle für Antworten birgt die Gefahren von Einseitigkeit oder Abhängigkeit. Also, was tun? – Es mag merkwürdig klingen, aber Abwarten! Denn das Kind, das du erwartest, wird dir Fragen und, wenn du hellhörig bis, auch Antworten senden:

Mit seinen Fragen führt es dich gewissenhaft da hin, wo es etwas für seine Entwicklung braucht. Mit seinen Antworten führt es dich dorthin, wo du etwas für deine Beruhigung bekommst

Das können dann durchaus verschiedene Brennpunkte sein, aber du steuerst sie jetzt mit einem ganz anderen Bewusstsein an. Denn die inwendige Führung lässt dich „auswendig“ den richtigen Informationsstand erreichen.

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Gut, noch mal langsam! Du darfst darauf vertrauen, dass dein Kind dir selbst – und das auch schon vor seiner Geburt – den Weg weist, und dass die in dir auftauchenden Fragen seine Bedürfnisse spiegeln. Mit diesen – zugegebenermaßen sehr intim klingenden – Fragen, die du möglichst mit Datum, Uhrzeit und begleitenden Umständen notierest, gehst du eine Weile „schwanger“ und wirst Zuversicht und Vertrauen spüren: Die Antwort kommt

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Irgendwann ziehst du ein Buch aus einem Regal, schlägst es auf und liest, was zu tun sei. Oder es begegnet dir deine Mutter und „weiß“, was dich beschäftigt. Sie redet von etwas Anderem, aber du erkennst eine Idee und setzest sie um. Manche nennen solche Menschen, die „durch Zufall“ das Richtige bewirken: „Gottes ungeflügelte Engel“. Im Vorfeld der Geburt, in den Monaten der Erwartung, stehen auch Fragen im Raum, die du wie im Dialog mit dem Kind mit seinen gedachten Worten an dich richtest. Das sind eigentlich existenziellen Fragen, welche du dir selbst stellen könntest. –

Kind: „Bist du bereit, dass ich komme?“ Du übersetzst: Bin ich bereit, dass du kommst?

Kind: „Wohin bringst du mich?“ Du: In welche Welt bringe ich dich? –

Kind: „Was erwartet mich bei dir?“ Du: Was erwartet dich bei uns?

Kind: „Werde ich sein können, was ich bin?“ Du: Wirst du das werden können, was du eigentlich bist?

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Die Stimmung bei einem solchen inneren Gespräch bereitet die künftige Sicherheit vor, die ein Kind durch die Mutter bekommt. – Du merkst das eben daran, dass du das Gefühl bekommst, als spräche dein Kind bereits mit dir, auch wenn du selbst innerlich mit dir redest, in der Stimme sehr ruhig. Du kannst das Liebe nennen.

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Die andere, auch wünschenswerte Beschäftigung mit den Bedürfnissen des Kindes, klingt eher so, als würdest du dir einen Einkaufszettel zurecht machen, und ist in der Stimmlage etwas höher, aber doch warm und angemessen sachlich. Du hast dabei den Eindruck, als wären das deine Einfälle, die dir buchstäblich zufließen. –

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Erinnerst du dich noch an die „pränatale Familienkonferenz“ in Szene 4? In der darin empfohlenen Zwiesprache mit dem erwarteten Kind legtest du Vieles bereit, was deine Handlungsabläufe, wenn der Säugling dann angekommen ist, schon wie gewohnt aussehen lässt. Du weißt, was du zu tun hast, und sprichst aus, was du denkst. Ja, trau dich, laut zu denken!

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Auch dabei werden sich seine wortlosen Fragen mit Worten umhüllen und dich Antworten aussprechen lassen, die du vernünftig und weise finden wirst. Wenn du bereit bist in dieser Phase mit dem Kind kommunizierend zusammen zu wirken, und wenn es nach der Geburt von dir sprechend gepflegt und versorgt wird, so kommt es mit zunehmender Selbständigkeit bereits als Kleinkind und in der Folge der Jahre dazu, seine Erwartungen und Bedürfnisse selbst konkret auszusprechen. Die Sicherheit, die du ihm dabei gegeben hast, wird dich mit seiner Art „artig“ (vertraulich) zu sein belohnen.

1 Vergleiche jedoch in Szene 36 (Eingestellt von Kopf bis Fuß) das zum Leben Gesagte

(c) eah 2012 Abenteuer Erziehung und 27. Mai 2025 als 2. Auflage Bündnis mit Kindern


4 Kommentare

  1. Avatar von bettinamaerz23 bettinamaerz23 sagt:

    Ja, lieber Ecki,

    dazu schreib ich Dir gerne was. Meine Schwägerin (ca. 10 Jahre älter) und ich waren fast zur gleichen Zeit schwanger. Es war in den späten 70er Jahren.

    Schwägerin nahm an Schwangerschafts-Geburts- und Baby-Vorbereitungskursen teil. Gemeinsam mit ihrem Mann.

    Ich nicht. Hatte keine Lust dazu. Mußte auch bis zu 6 Wochen vor Geburt noch arbeiten.

    Bei meiner Cousine sah ich mal die „Eltern“-Zeitschrift. Ihre Tochter war damals so ca. 10 Jahre alt.

    Ich blätterte in dem Hochglanz-Magazin, anfangs, interessiert herum. Das änderte sich. Diese ganzen Tipps und Rat“schläge“ und Rat“geber“ gingen mir auf den Zeiger. Aber dieses Magazin war wirklich gut aufgemacht. Schöne Mamis (Super-Models, gleich nach der Geburt 90/60/90), schöne Babys, glückliche Supermuttis und Superpapis (die Papis waren auch total attraktiv), und überhaupt alle immer so toll lachend, supi angezogen (da speit niemals ein Kind oder hat extrem mal Dünnpfiff, die Windeln voll, geschweige denn, es zahnt), das gab es alles in der tollen Ausgabe nicht. Auch nie eine Mami, dessen Kind erkrankt ist, sie deshalb kaum schlafen kann, mit fahlem Gesicht, strubbeliges oder fettiges Haar, vielleicht sogar noch Pickel im Gesicht, und ein speckiger Morgen/Bademantel. (Bademantel hat dafür heute einen anderen Ausdruck).

    Desinteressiert legte ich dieses Hochglanz-Format der exorbitanten Mutter-Papi-Baby-Freude ganz schnell weg, und dachte damals: Wie machten das die indigenen Völker? Wie haben das die Mütter vor 50, 100 Jahren oder überhaupt seit Jahrtausenden gemacht? Oder im Krieg bzw. sogar alleine?

    Langes Geschreibsel, kurzer Sinn: Habe mich nur auf meinen Instinkt verlassen. Ich wußte, oder nein, ich fühlte, daß alles gut gehen wird und ich das meistern kann. Weil es in mir bzw. in der Natur meines Ichs bzw. meiner Ahnen, war.

    Ohne Ratgeber-Schläger, ohne Bla,Bla,Bla.

    P.S.: Und meine Kinder sind gut geraten. (Der Papi hatte selbstverständlich auch seinen Anteil dran, ein kleines Lob mal an die Männer, denn ohne die geht es nicht). Natürlich auch an die Frauen, die von ihrem Mann verlassen wurden, diese Frauen müssen sehr unterstützt werden, sie leisten unglaubliches.

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  2. Avatar von eckehardnyk eckehardnyk sagt:

    Vieelen herzlichen Dank Bettina für deinen Beitrag. (Laiken geht von meinem PC aus nicht). -Heute hörte ich von einem Videovortrag Nr 267 zur Apokalypse des Johannes auf Youtube Dr. Wolfgang Peter auf Anthroworld die dich und diesen Artikel betreffenden Ausführungen:

    Der physische Körper des Menschen sei das älteste und somit erprobteste Glied des Menschen. Besonders in den Knochen lagern seit Äonen die zur Reduplikation notwendigen Informationen, die auch das Heranwachsen lassen der Kinder umschließt. Daher ist deine Ausführung in Übereinstimmung mit deinem Leib geschehen und hat aus deinen Kindern ordentliche Menschen werden lassen. Es wäre zu wünschen, dass viel mehr Mütter wiedeer den Zugang zu der in ihnen latenten Weisheit zurückfinden, nicht wie früherinstinktiv sondern mit vollem Bewiusstsein – Ich würde deinen Kommentar gern in die neue Auflage als Fußnote aufnehmen, wenn du einverstanden bist.

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  3. Avatar von bettinamaerz23 bettinamaerz23 sagt:

    Natürlich lieber Ecki.

    Wahrheit muß Wahrheit bleiben. Und die muß raus. So nackt, wie sie ist.

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  4. Avatar von Thom Ram Thom Ram sagt:

    Ja. Eltern mit gesundem Selbstvertrauen, mit Vertrauen in das eigene Kind, mit Vertrauen in das Leben und mit guter Intuition sind Eltern mit glücklichen Kindern.

    Prinzipiell ist auch mal um Rat zu fragen in Ordnung, klaro. Doch wie Du Eki und Du, Bettina es aufzeigen, so ist die sogenannte „Erziehung“ eine so sehr schöne Sache. Ich spreche statt von „Erziehung“ lieber von „Begleitung“.

    Herzlich. Ram

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