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27. Juni NZ 12 – B ÜNDNIS MIT KINDERN – 29 + 30 von 144 – Schutzfunktionen für unser Denken

Eckehardnyk – Wiederherstellung des versehentlich gelöschten Textes vom 22. April NZ 12 mit der Bitte an Kunterbunt seine im Kommentar dazu angebrachten Videos noch einmal zur Verfügung zu stellen.

Unsere wichtigsten inneren Güter verringern sich durch Nichtgebrauch; bei Anwendung nimmt ihre Potenz jedoch zu, als da wären: Liebe, Freiheit und Denken!

Häufig fragen Eltern um Rat wegen eines Problems mit ihrem Kind. Sie werden dann gebeten, ausführlich zu schildern, was ihr Kind so anstellt. Vom Problem selbst, zum Beispiel dem Nägel knabbern, ist wenig die Rede. Dafür von seinem Zimmer, wie es da aussieht, seinem Schulranzen, von seinen Aufgaben, seinen Kameraden, von der Lehrerin, von seinen Angewohnheiten bei Tisch, beim Zubettgehen, und wie es gehorcht. „Therapeutische“ Maßnahmen werden erfragt. Nach einer Woche berichten dieselben Eltern, das Nägel knabbern habe ganz aufgehört. Was sie denn gemacht hätten, will man als Therapeut wissen. Eigentlich ging es „wie von allein“.

Ist ein Wunder passiert? Täglich ereignen sich solche Wunder. Doch wer darf diese für möglich erachten? Eine Kurzzeittherapie kann bis zu fünfundzwanzig Sitzungen zu fünfzig Minuten betragen. Was soll in dieser Zeit mit dem armen Nägelknabberer geschehen? Die schöne Lebenszeit, die ihm verloren geht! Wir sollten jedoch wissen: Die Aufmerksamkeit hat gewirkt! Sie hat das Kind gestärkt, weil es umfassend betrachtet wurde und weil seine Eltern vom Symptom, deswegen sie um Rat gefragt hatten, weg- und auf ihr Kind hinblicken konnten.

Werden wir mit Aufmerksamkeit allein solche „Wunder“ bewirken? Wohl kaum, wenn wir diese isoliert auf ein einziges Symptom richten würden. Mit dem Fuß aufstampfen und ausrufen:

„Lass jetzt endlich das Kauen an deinen verdammten Fingern!“

bedeutet nur einen Zuwachs an Bedeutung für das Kauen, wobei das Kind den Unmut abbekommt; nach dem Motto: „Man schlägt auf den Sack, meint aber den Esel“. Zuviel und verkrampft angewandte Aufmerksamkeit kann eben auch das Problem verschlimmern.

Wenn man ein Kind mit vollem Namen anruft, wenn es gerade mal wieder „was anstellt“, den vollen Namen aber „in Friedenszeiten“ vermeidet, kann es das Gegenteil von dem bewirken, was man wünscht. Der volle Name kann für ein Kind ein Signal sein, seine Lage zu peilen im Sinne von „Wie weit kann ich gehen?“,

weil es sich als Individuum vollständig angesprochen empfindet, und solche Ansprache wirkt ermutigend, bestärkend oder „verstärkend“, wie die Verhaltenstherapie sagt, auf das, was das Kind gerade dabei ist zu unternehmen. Wenn der volle Name also als Appell gemeint war, eine Handlung zu unterlassen, muss mit genau dem Gegenteil gerechnet werden. Für manche Kinder, die zum Beispiel gerne auf Tische oder Regale klettern, kann solch ein Anruf mit vollem Namen verhängnisvoll enden.

Mit diesem letzten Beispiel haben wir zweierlei zu betrachten: Zum Einen ist es wenig geeignet, eine „Wunderheilung“ zu bewirken, sondern eher das Gegenteil. Der Grund ist die einseitig ausschnitthafte Konzentration von Wahrnehmung auf ein isoliertes Übel. Zum Anderen gibt dieses Beispiel Gelegenheit auf die Wirkung des vollen Namenrufs einzugehen. Dieser kann nämlich an anderer Stelle eine ganze Strafpredigt ersetzen und bedeutet einen weitaus geringeren psychologischen Aufwand, um eine Situation abzuklären. Solche Spielregeln können den Haushalt um die Kinderstube enorm entlasten. Man sollte aber ein Gefühl dafür entwickeln um zu wissen, wann man sie einsetzt.

Bei Spielregeln ist immer das Denken beteiligt. Seit der Antike haben Philosophen Einiges dazu beigetragen, dass unser Denken frei und bewusst wird. Doch wer nutzt das ernsthaft, um selbständig zu werden? Es gibt heutzutage „Mentaltrainer“ (anstelle von Philosophen?), die behaupten, wir könnten unser Hirn besser nutzen. Aber Hand aufs Herz: Wen interessiert es, wie viel Prozent eines Spiegels genutzt wird, um sich darin zu betrachten?

Die denkend schauende Erkenntnis über Herkunft und „Alter“ des Menschen und wie er in seiner geistig seelisch leiblichen Ausstattung jeweils beschaffen ist, würde zeigen, dass mehr als die zehn Prozent Gehirnauslastung weder möglich noch notwendig sind für die Existenzbewältigung der Menschen von heute.

Wozu sollte uns das jetzt dennoch beschäftigen? Es geht schließlich darum, was wir mit unserem Denken anstellen können, um brauchbare Wege zur Seele unserer Kinder zu finden, ihre Situation zu verstehen und ihre Entwicklung durch die „Kinderstube“ zu fördern, zu bilden und auch zu schützen.

Im Denken finden wir die Energie, wahrgenommene Gegenstände oder Tatsachen zu einer zusammenhängenden Schau zu verbinden. So können wir bei einem rohen oder kaputten Ding die vollständige Form denkend erzeugen, beispielsweise bei Steinblöcken, Rätselaufgaben, oder auch beim Aufdecken von Mordfällen oder dem Entwurf einer Wohnungseinrichtung. Mit dem Denken lösen wir uns aus dem Gewühl von Daten und Fakten. Denkend gewinnen wir Übersicht. Aus der Übersicht ergeben sich dann neue Schwerpunkte, die Schlüsseldaten, welche zum Handeln auffordern.

Sehen wir nochmals auf das eingangs geschilderte Beispiel. Die Eltern des Nägelknabberers haben nach ihrer Aussage „nichts gemacht“, was als Maßnahme gegen das Knabbern gewertet werden könnte. Doch sie haben sich tatsächlich einen Überblick verschafft, indem sie dem Therapeuten geschildert haben, was ihr Sprössling „so macht“. Diesen von ihrer Erinnerung an die Schilderung beim Therapeuten freigegebenen Gedankeninhalt hatten sie am Abend des Besuchstages auch sicher noch im Bewusstsein. Mit diesem Panorama auf ihr Kind sind sie dann eingeschlafen.

Aus der Steinerschen Pädagogik ist bekannt, dass das gedankliche Anschauen eines Kindes vor dem Einschlafen die allerbeste Wirkung ausübe. Diese meditative Konzentration auf Ihr Kind würde uns helfen, die Gesamtheit des Kindes in unserem Bewusstsein zu halten. Wir können diese Haltung auch Hingabe nennen.

Nun werden Sie sagen: Hingabe, das ist doch was mit Gefühl, was hat das mit Denken zu tun? Richtig, Hingabe ist eine Gefühlseinstellung. Die Wirkung von Hingabe ist, unser Denken vor Ablenkung zu schützen. Diesen Schutz verdanken wir an all den Stellen der Hingabe, wo wir „in Ruhe gelassen“, wo wir „ganz bei der Sache“ sein wollen. Im Denken erreichen wir diese Konzentration dann, wenn sich Gedanken frei einstellen, wenn sie „einfallen“ können. Die benötigte Stille kann in der Tat durch leibliche Zudringlichkeiten gestört werden. Zu den Ruhestörern rechnen außer Lärm auch Alkohol- und Drogeneinfluss, Müdigkeit, Übelkeit, Aufregung, aber auch nachbarliches Reden und alle körperlichen Symptome, welche die Aufmerksamkeit anderswo brauchen. Es gibt jedoch genügend Beispiele dafür, wie eine Gedankenaktivität leibliche Ab- oder Ausschweifungen weit hinter sich lassen kann und der Denkende plötzlich nüchtern, gesättigt oder schmerzfrei geworden ist.

Nachhaltiger beeinträchtigt wird unser Denkvermögen durch Angreifer „aus dem eigenen Lager“. Die wundervolle Fähigkeit, Zusammenhänge herzustellen, Hypothesen oder Theorien bis hin zur Entstehung der Welt zu bilden, die ganze Detektivarbeit der modernen Physik, um ihre Versuchsergebnisse zu verstehen: Diese wunderbare Potenz des Menschen kann durch Denkvorgänge unterwandert werden, die sich wie der Virus auf einer Festplatte benehmen. Dieser „Virus“ stellt sich als „die alten Denkgewohnheiten“ dar, die das neu gestaltete Tableau der aktuellen Denkarbeit auf eine Weise verarbeiten, die mehr dem traditionellen als dem aktuellen Können des Denkers entsprechen.

Das Schlimme daran ist, dass man diesen Eindringling (alte Denkgewohnheit) als „zur Familie gehörig“ betrachtet und „einlässt“. In vielen früheren Fällen, als nur das alte Denkmuster zur Verfügung stand, hat es Brillantes geleistet und den Trost gespendet mit dem Gefühl sinnvoll zu leben. Die „alte Denkgewohnheit“ enthält Bauanleitungen für ein Denken, das seine Wichtigkeit und seine Richtigkeit aus fremden Quellen bezieht.

Man wird gewahr, dass es sich um Hoffnung, Glaube und Wissen handelt. Aber der „Hafen der Hoffnung“, die „Schätze des Glaubens“, das „profunde Wissen“ sollen für die Katz gewesen sein? Nein und doch ja. Nein, weil Sie so viel wissen, glauben und hoffen dürfen, wie Sie brauchen und wollen. Es sind Ihre Entscheidungen, und hiermit prägen Sie Ihre Persönlichkeit und bestimmen ihre Bedeutung. Doch Ja, weil hier und jetzt über irgendetwas Wahrheit und Gewissheit zu erlangen, ein Denken mit einem freien und leistungsfähigen „Arbeitsspeicher“ erfordert. Denn ist das Denken vorgeprägt durch die Hoffnung, irgendein Tatbestand möge irgendwie schon so sein, dann besteht wenig Aussicht auf inhaltlich Neues zu stoßen. Das Gleiche ergibt sich bei allen Glaubensinhalten. Und das sogenannte Wissen ist ein Königsweg zur Voreingenommenheit. Wissen beeinträchtigt in fataler Weise die Objektivität.

Denken Sie an den „Kampf“, den Einstein nach der Fertigstellung seiner allgemeinen Relativitätstheorie (mit der er bereits das Weltbild der klassischen Physik revolutionierte) in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts gegen die „Quantenmechaniker“ führte (Heisenberg, Bohr, PLANCK) und wie er infolge seines enormen Wissens bei diesem Kampf scheitern musste. Wie wir alle, wenn wir uns vom Wissen beeindrucken lassen.

Bleiben wir also unvoreingenommen, wie ein aufrechter Kommissar, für den zunächst jeder, ohne Ansehen von Rang und Namen, verdächtig ist, der im Umfeld der Ermittlungen zu einem Mordfall wahrgenommen wurde. Glaube, Hoffnung, und Wissen haben ihre Bedeutung als Mitgift, zumal wenn sie durch Liebe motiviert sind. Doch auf die transparente Spur eines Tathergangs führt uns nur „staubfreies“ Denken.

Hoffen allerdings, von Inhalten gelöst, ist der stärkste Motor, den wir haben, ein Ziel zu erreichen. Glauben an sich selbst wäre dann der Kraftstoff, der den Hoffnungsmotor antreibt. Beim Wissen muss man sich fortwährend fragen, woraus es sich speist und ob es wirklich auf dem neusten Stand ist.

(c) eah 2013 – Auf die Umarbeitung in die 2. Person sowie auf den sonstigen Apparat ist hier aus Zeitgründen verzichtet worden.


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