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Aristokraten der Finanzen

Als anschauliches Beispiel, wie ein bestimmter Teil der Pseudo-Eliten in Rußland sich „unangreifbare“ Positionen aufzubauen und zu sichern versucht, kann der nachfolgende Beitrag den Leser auf ähnliche Prozesse in unseren Landen hinweisen.

Wie einer der russischen Leser das so treffend zusammenfaßt:
„Es geht hier nicht um das Einkommensniveau, sondern um diese sich formenden Zwischenschichten – in sich abgeschlossene, „sich selbst bestäubende“ Gruppen, mit erblicher Weitergabe der besetzten Positionen. Das ist nicht das kapitalistische Modell, sondern ein feudales. Daher auch die aristokratischen Auswüchse und der Anspruch auf „kulturelle“ Überlegenheit über die „graue Masse“. Das ist eine Erscheinung der gesell­schaftlichen Rückentwicklung. Und die schreiend parasitäre Existenzweise dieser Zwischenschicht und ihre Nutzlosigkeit für die Gesellschaft sind der sichere Weg zu ihrer Demontage.“

© für die Übersetzung aus dem Russischen by Luckyhans, 25. Oktober 2018 – fette Hervorhebungen und kursive Anmerkungen von mir.
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Von den neuen „Aristokraten der Finanzströme“

08:00 – 21.10.2018 – Dimitri Lekuch

Man muß es schon anerkennen: die Vertreter der unterschiedlichsten „Eliten“ unserer Gesellschaft haben in letzter Zeit derart viele eigenartige „soziale und politische Coming-outs“ produziert, daß das angesammelte Material schon zumindest einer Systematisierung bedarf.

Bewertet selbst, nur die lautesten Sachen: das Mädel aus der Bank „Otkrytije“, die Angeberin Panina (Top-Managerin bei „Leroy Merlin“, die – einfach nur um sich interes­sant zu machen – eine glatte Lüge im Fratzenbuch verbreitete und die Beantworter be­leidigte), augenblicklich vom boshaften Publikum als „Gräfin Merlin“ bezeichnet,
und die Saratower (Sozial-)Ministerin Sokolowa (die, selbst mit einem üppigen Gehalt und diversen staatlichen Zuschüssen dazu ausgestattet, den Armen der Stadt riet, von Kefir und Brot gesund zu leben).

Na und die (millionenschweren Profi-)Fußballer Kokorin und Mamajew (die ein paar Leute ausgiebig öffentlich verprügelt hatten) sind da auch nicht weit weg: jede ähnliche Situation ist zweifellos durchweg individuell, aber leider homogen „elitär“.
(Anmerkung: die beiden Fußballer wurden verurteilt und haben ihre Strafe abgesessen…)

Und ungeachtet dessen, daß all das angesammelte Material zweifellos noch einige Zeit auf seinen pingeligen Erforscher warten wird, sind für uns jetzt die hervortretenden allgemeinen, sozusagen archetypischen, Züge von Interesse.

Aber beginnen wir mit dem letzten das Weltnetz erregenden Fall, der „Gentrifikation“. Welcher ein weiteres Mal unterstreicht, daß einige Personen des Menschengeschlechts, besonders wenn sie etwas zu kauen haben, besser kauen sollten als zu reden.

Dieser Tage hat eine Publikation breite Resonanz hervorgerufen, in der die Leiterin des (Moskauer) Zentrums für Stadtökonomie KB „Strelka“, Jelena Korotkowa, darüber nachgedacht hat, wie der Sozialstaat die Gentrifikation aufhalten kann.
Und wie schlecht das für das städtische Milieu sei.

Verzeiht, aber das muß man wörtlich zitieren:
„Das klassische kapitalistische Modell der Stadtentwicklung setzt nicht voraus, daß in seinem Zentrum auch Rentner und Leute mit Einkommen unter dem Durchschnitt leben können. Das mag hart klingen, aber objektiv sind die Immobilien im Zentrum beliebiger großer Städte teurer als das Leben an der Peripherie.
In Moskau sind sie ohne Übertreibung zu teuer, und die Möglichkeiten, diese eigenstän­dig zu erhalten, hat das genannte Auditorium nicht, aber im Zentrum wird dieses Auditorium erhalten, dank seriöser Mechanismen des sozialen Schutzes.
So sind die Rentner in Rußland von der Zahlung der Vermögenssteuer befreit, was es einer gedachten Rentnerin ermöglicht, ohne Probleme in einer Sechs-Raum-Wohnung im (prestigeträchtigen) Hochhaus an der Kotelnitscheskaja Uferstraße zu leben.
Wenn die Vermögenssteuer da wäre, dann wäre der Erhalt einer solchen Wohnung für sie zu teuer. Und die Rentnerin wurde sicherlich die in dieser Situation einzig richtige Entscheidung treffen: in eine günstigere Wohnung zu ziehen, indem sie ihre Wohnung einem zahlungskräftigen Auditorium vermietet.“

Und als zusätzliche Illustration:
„Bisher können wir nur über einzelne Beispiele der Gentrifikation in Rußland sprechen. Das leuchtendste ist die Ostozhenka-Straße. Noch in den 1980er Jahren war dies ein mittelmäßiger Stadtbezirk von Moskau, aber schon in der 1990er und zu Beginn der 2000er wurden hier in weitem Bereich Häuser gebaut, die auf eine zahlungsfähige Nachfrage orientiert sind.“

Verzeiht: Bingo.
Eigentlich sind hier, wie in der bekannten lustigen Geschichte vom Ozean und dem Wassertropfen, in einem Absatz fast alle kennzeichnenden Wesenszüge konzentriert, sozusagen, „die Fratze des Gesichts“ der selbsterklärten „herrschenden Klasse“.
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Weiter bitte in der pdf lesen, wenn interessiert… – LH, 2.2.22