Szene 44 von 144 – Seelenstärke gibt’s, aber bei wem und wo?
Eckehardnyk, Freitag 10. Januar NZ 13
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Aus den Vereinigten Staaten kommend gibt es „Revolutionen“ bei uns, ohne dass ein Tropfen Blut vergossen wird.1)
Das liegt hauptsächlich an den vielen Erfindern und Eltern von Erfindern, die dorthin ausgewandert sind und dort bessere Bedingungen vorgefunden haben, ihre Ideen für die Welt auf Brauchbarkeit hin zu entwickeln und anschließend auch zu vermarkten.
„Amerika – du hast es besser!“
soll Goethe ausgerufen haben. Mit mehr Understatement könnten wir sagen:
Amerika – das etwas andere Europa.
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Was kommt nicht alles von dort? 2) Glühbirne, Wechselstrom, Überlandleitung, Coca Cola, Jeans, Flugzeug, Jazz, Hollywood, Halloween, Reißverschluss, Kaugummi, Ketchup, Donald Duck, Fast Food, Computer, Geldvermehrung und Internet, um nur ein paar weltverändernde Kleinigkeiten zu nennen.
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„Von drüben“ kam auch ein Kino-Film, der eine Erfindung zeigt, mit der man in die Erinnerung eines anderen Menschen eintauchen kann. Dessen Erfahrungen, soweit sie einen Schock hinterlassen haben, werden erneut durchlebt, als wären es die eigenen, vorausgesetzt, man injiziert sich etwas von den Körpersäften des Andern. Das ist zwar zum Glück noch Fiktion; aber wer so was dreht, und dafür viel Geld braucht, kennt sicherlich Leute, die an entsprechenden Projekten arbeiten und womöglich bald Erfolg haben werden, und sich so etwas als einen etwas teuren Trailer leisten.
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In der Tat kann ein Mensch sich in einen anderen einfühlen. Wie sonst könnten Erfahrungen in Romanen überzeugen, die zwar von Anderen erlebt wurden, doch aus der Feder des Autors authentischer wirken? Was ist „Authentizität“ überhaupt? Wir kürzen die Frage ab und sagen:
Zugang zu einer anderen Wesenheit durch Identifikation, „Sich-Gleichmachung“
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Daraus wurde Wiedererkennung im Sinne eines Bildervergleichs. Aber die weitere Bedeutung wird für uns noch interessanter. Man nennt die, meist unterbewusst vollzogene, seelische Bindung an einen andern Menschen ebenfalls Identifikation. Hierauf sind wir bereits gestoßen, als wir das Kind in einen „Beruf“ schlüpfen sahen.
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Es setzt „Urvertrauen“ voraus, um sich selbst aufzugeben und sich in die Haut eines Andern zu begeben. Ein Kind macht das so selbstverständlich wie ein Entenküken sein erstes Schwimmerchen. Wie das Entlein völlig sicher sein kann, auf dem Wasser zu bleiben, kann das Kind in seine eigene Haut zurückkehren und seine eigene Persönlichkeit wieder herstellen.
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Das so genannte Urvertrauen ist ein Maß an seelischer Stärke, das aufgebracht werden muss, um sich in einem zeitverschoben anderen Dasein wiederzuerkennen. Das Gespann aus Umsicht und Erfahrung ist eine Qualität, die Sicherheit verleiht und ausstrahlt. Die Verarbeitung von Eindrücken zu etwas von uns selbst macht die Seele zu dem Unverwechselbaren, das dann in Blick, Stimme und Benehmen übergeht und von den Anderen respektiert wird. Schon deshalb sind Großeltern häufig „die besseren Eltern“; aber lassen wir die Kirche im Dorf und die Mutter bei den Kindern!
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Sehen wir hinaus und entdecken „Sonnenaufgang am Meer“, wird unsere Seele nur dann etwas von dieser starken Erfahrung für sich behalten, wenn sie zu einem Stück weit davon geworden ist. Wer oder was ist die Seele? Das sind wir selbst:
„Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?“
blödelte einst ein Reklamespruch für eine Zitronenlimonade. Und schon ahmt ein Text für Marlboro es nach; die Textmacher haben die Wirkungsweise richtig gesehen. Durch Identifikation erreichen sie es, die Seele, die solches liest oder hört viele Male den beworbenen Artikel beziehungsweise „Sonnenaufgang am Meer“ ein Stück von sich selbst sein zu lassen. Das „Ich“, die Seele, erntet davon Weite, Tiefe, Erfrischung (womit sie sich auch der Verführung öffnet) und – je nach dem – wirkliche oder vermeintliche Stärke. Und sie wandelt um. Aussicht wird zu Ausdruck und Stimmung zu Stimme.
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Dann gibt es sie also doch, die Seelenstärke! 3) Man bezieht sie daraus, dass man sich bewusst umschaut und vertraut wird mit dem, was die Welt über das Vergängliche hinaus für uns bietet und wofür es sich lohnt, seine Stimme zu entfalten.
1) Damit waren nicht die nicht unblutig verlaufenen modernen Pseudo „Farb“-Revolutionen gemeint
2) Nicht alles als Premiere sondern auch erst als patentierte Markteinführung, wie zum Beispiel Reißverschluss und Flugzeug
3) Vergleiche dazu den Ausruf: „Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn!“ am Schluss von Die Bürgschaft von Friedrich Schiller
© eah „Abenteuer Erziehung“ 2012 und 10. Januar 2025 „Bündnis mit Kindern – Die zweite Auflage von Abenteuer Erziehung, und als Serie der Urfassung unter dem BB-Titel „Eltern, Kind und Kinderstube“
Lieber Ecki,
Urvertrauen….
habe faszinierend Deinen Beitrag gelesen, bin ab und zu abgetaucht, teilweise in meine Kindheit, und wieder aufgetaucht, in meine Erwachsenenwelt.
Urvertrauen wurde uns angeboren.
Wie wunderschön. Warum konnten wir das nicht ausbauen und weiterentwickeln? Es wurde uns aberzogen oder abtrainiert. Wer das war, wissen wir nicht. Schöpferische Wesen können das auf jeden Fall nicht gewesen sein.
Das nächste:
Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna?
Ich schreibe das nicht aus der Quintessenz, sondern in der Zeit, in der wir high und noon sind.
Wer nicht ein bissel Bluna ist, ist verloren?
Lohnt es sich einfach mal Bluna zu sein? Oder ist es besser, ein bissel Bluna abzulehnen? Zuviel habe ich hineininterpretiert?
Vermutlich.
Nur noch was zur Glühlampe:
Heinrich Göbel, 1854 verwendete er eine verkohlte Bambusfaser, ließ es aber nicht patentieren. Ob es stimmt oder nicht, weiß keiner.
Noch was zum Komputer:
Konrad Zuse, 1941. Er war der erste Erfinder.
Und beim Telefon genauso. Philip Reis.
Laß jetzt meine Klugstinkerei.
Alles Liebe und schönes Wo-Ende.
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06:46 Bettina — zum Komputer.
Das Ding heißt ja übersetzt Rechen-Maschine.
Wilhelm Schickard erfand 1624 den ersten Komputer – ob er gebaut wurde ist nicht gesichert.
Blaise Pascal erfand 1642 die erste Rechenmaschine (sie konnte aber nicht Abziehen „Minus-Nehmen“)
Tatsächlich wurde der erste Komputer von Gottfried Wilhelm Leibniz 1673 der Royal Society in London vorgestellt. .
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2 Was kommt nicht alles von dort? — SCHMUTZ²³
All die Erfindungen, die du nennst kamen nicht aus den USA. Sie kamen aus Europa, meistens aus Deutschland. Die USA haben sie sich nur nutzbar gemacht. Und es waren überhaupt fast nur Immigranten aus Europa auch wieder hauptsächlich aus Deutschland, die ihre Erfindungen mitbrachten. Jetzt schmücken sich die Amis mit fremden Federn.
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Uhu, alles klaro. „Robert M. Matuschewski“ macht fast jeden Tag auf der tube Reklame für „sein“ Buch „Med in Djöermänie“, wobei er nicht müde wird, auf die marktmäßigen Importe aus den Staaten von Deutschen Erfindungen hinzuweisen. Darum ging es nur sekundär. Primär waren Deutsche zwar die besseren Erfinder, aber die versorgungstechnischen Voraussetzungen wurden erst als bessere Marktbedinungen in den Staaten geschaffen. Nicht unberechtigt redete man vom „etwas anderen Europa“, das ich niemals auf Australien oder Kanada bezogen gefunden habe.
Danke Bettina, für deinen Kommentar. Er erinnert mich daran, dass dieses Buch (das gerade für seine 2. Auflage bearbeitet wird) hauptsächlich eine Anmerkung zur ‚Selbsterfahrung für Erwaachsene“ sein kann. Die Bluna-Blödelei begegnet uns täglich; nur sagt es keiner, dass uns täglich Identifierungen oktroyiert werden, die irgebdwelche Produkte, Unterwäsche- oder Reiselandschaften oder perfekte Schulungen für Gotwaiswas in uns versenken, wenn wir solches nicht mit Ichbewusstsein verhindern.
Die Kinder der neuen Zukunft werden eine Art von seelischer Isolation mit bringen, wodurch sie, ohne ihnen ihre Freiheitsmöglichkeiten zu rauben, vor den ständig raffinierter werdenden Tricks des Konsumzwangs geschützt werden. Natürlich wird das mit Verlust von spontaner Identifikation verbunden sein
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Lieber Ecki,
es ist schrecklich mit dem Konsumzwang, aber nicht einfach dieses zu lösen und macht traurig. Da gebe ich Dir vollkommen recht.
Nur ein Beispiel bei meiner Familie.
Obwohl Fernsehschauen bei den Kindern auf ein Mindestmaß verringert wird und wurde, kannst du es nicht ganz entfernen.
Die Werbung ist allgegenwärtig. Beim Einkaufen, in den Fußgängerzonen, auf Litfaßsäulen, auf Werbetafeln, Zeitungen, Bussen, Straßenbahnen, usw. usf. Merchandising wo hin du gehst oder siehst.
Sind die Kinder mit Freunden im Kindergarten oder Schule reden sie auch darüber, sehen dort diese angepriesenen Spielsachen, möchten sie diese auch haben.
Es gibt einfach kein Entrinnen. Und ganz von den Medien kannst du sie nicht ausschließen. Denn ein Wixxxxphone müssen sie ja schon im Unterricht besitzen. Kaum noch analog. Nur noch digital.
Wir spielen viel mit unseren Enkelkindern. Die „normalen“ Spiele, wie Memory, Mensch-Ärger-Dich-Nicht, Mau-Mau, Schwarzer Peter, Quartett, Gruselino, Domino, Halma, Mühle, Dame, Schach, Skat, Doppelkopf, Schafskopf, Patience usw. usf.
Es geht viel über Sport oder auch Musik.
Meine älteren Enkel spielen Tischtennis, laufen Schlittschuh und machen Karate. Musisch sind sie leider nicht so angehaucht, anders wie ihr Vater, der super Gitarre spielt.
Mein jüngster Enkel möchte gerne Keyboard und Gitarre spielen. Er übt bei mir und bei seinem Vater. Und was das sportliche angeht, werden wir auch noch was finden.
Er ist erst 4 Jahre und fährt Fahrrad, aber schon ohne Stützräder. Ich denke, da ist noch genug Potential.
Bin da guter Dinge.
Schönen Abend.
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Das Laiken ist hier auf dem PC für mich immer noch nicht möglich, sonst hätte ich’s bei euren schönen Antworten freilich gemacht. – Die mannigfachen Spiele die bei Bettina gepflegt werden, erinnern mich an meine verflossene Kindheit 1, Kindheit 2 ist ja der ständige Begleiter, der uns frische Sinneseindrücke und echte Freude empfinden lässt, eben wie in der Bio-Kinderzeit. Aber die „Handschmeichler“ mit ihren Bildern nehmen immer mehr Zeit in Anspruch, sodass Mensch – ärger dich nicht, Mühle, Schach oder Halma bei den Enkeln (meiner Freundin) zur Ausnahme geworden sind. Vom ältesten (23) war heute zu hören, dass er das Lesen entdeckt habe. Also ist es nie zu spät, irgendwann geht „der Knopf auf“ und wir entdecken unsere Innenwelt. Und siehe da, sie umgibt uns wie ein Panorama, und wird nach „Löffelabgabe“ zu unserer Außenwelt. Erst wenn diese dann mit vielen bleibenden Eindrücken erfüllt ist, kann man in Wirklichkeit von Reichtum sprechen
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eckehardnyk 14/01/2025 um 04:54
Uhu, alles klaro. „Robert M. Matuschewski“ macht fast jeden Tag auf der tube Reklame für „sein“ Buch „Med in Djöermänie“, wobei er nicht müde wird, auf die marktmäßigen Importe aus den Staaten von Deutschen Erfindungen hinzuweisen. Darum ging es nur sekundär. Primär waren Deutsche zwar die besseren Erfinder, aber die versorgungstechnischen Voraussetzungen wurden erst als bessere Marktbedinungen in den Staaten geschaffen. Nicht unberechtigt redete man vom „etwas anderen Europa“, das ich niemals auf Australien oder Kanada bezogen gefunden habe.
Vielen Dank für (d)eine Antwort.
Auf YouTube höre ich mir fast nur Musik an und schaue mir Videos zur Geometrie und Mathematik an. Selten schaue ich mir auch mal Dokumentationen über die Zeit von 1914 bis 1945 in Deutschland, den Ersten und Zweiten Weltkrieg oder die Große Oktoberrevolution und die Sowjetunion an. Das hat aber die letzten acht Jahre sehr nachgelassen, da es sich ständig um die gleichen „politisch-ideologischen Verzerrungen“ handelt, die ich schon zur Genüge aus den Medien der BRD, bzw. der anglo-amerikanischen Bordell-Journaille kenne, die einem eine „Heute-ist-Alles-Besser-Gesellschaft“ vermarkten (sollen und müssen!). Satire-Unterhaltung wie die eines Claudius Fabig mit seiner Sendung „Robert Matuschewski“ sehe ich mir – seit Pispers nicht mehr auftritt – gar nicht mehr an.
Deinen Satz: „aber die versorgungstechnischen Voraussetzungen wurden erst als bessere Marktbedingungen in den Staaten geschaffen.“ verstehe ich nicht.
Welche „Voraussetzungen“ sind zu verstehen? Was sind die „versorgungstechnische Voraussetzungen“ [gewesen], die geschaffen wurden? Was sind „bessere Marktbedingungen in den Staaten“ [gewesen]? Für mich ergibt der ganze Satz keinen Sinn.
„Aus den Vereinigten Staaten kommend gibt es „Revolutionen“ bei uns, ohne dass ein Tropfen Blut vergossen wird. Das liegt hauptsächlich an den vielen Erfindern und Eltern von Erfindern, die dorthin ausgewandert sind und dort bessere Bedingungen vorgefunden haben, ihre Ideen für die Welt auf Brauchbarkeit hin zu entwickeln und anschließend auch zu vermarkten. „Amerika – du hast es besser!“ soll Goethe ausgerufen haben. Mit mehr Understatement könnten wir sagen: *Amerika – das etwas andere Europa*.
Aus den Vereinigten Staaten kommende „Revolutionen“ GAB ES NIE und GIBT ES NICHT – auch nicht bei uns. Und dass bei diesen „Revolutionen“ kein Tropfen Blut vergossen wurde oder vergossen werden wird, ist eine Geschichte für die Märchenstunde, die ich aber nicht einmal meinen zehn Kindern und vier Enkeln auftischen würde.
Das sind nämlich keine „Revolutionen“, sondern vielmehr um Markt-Eroberungen, um Waren – von denen viele überhaupt nicht benötigt werden – auf fremden Märkten verkaufen zu können. Anschließend wird den auf diesem Wege zerstörten Gemeinwesen und Staaten sein ideologischer Schwindel und Betrug mit GEWALT aufgezwungen. Und zwar solange bis ein so erobertes Gebiet blutleer ist und ihm bis in die Knochen hinein das Mark ausgesaugt wurde.
Zurück bleibt ein Volk der Zipfelmützenträger, denen jedoch selbst die Zipfelmütze und der Bommel, der einst an ihr baumelte, genommen wurde. Et voilà, schaut nur her: Das ganze Große Volk der Zipfelmützenträger, denen der Bommel einst mittig über der Nase baumelte, trägt jetzt des Kaisers neue Kleidung!
Das läßt sich dann auch noch Windmühlen andrehen, damit es nicht im Winter frieren muß. Ja, es kauft sogar Solar-Panels, weil die Sonne vor allem von Oktober bis März total intensiv scheint und überhaupt das ganze Jahr fast keine Wolken am Himmel zu sehen sind und es hier so gut wie niemals regnet!
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Mit „Revolution unblutig“ war etwas gemeint, was den Alltag umgekrempelt hat. Dazu gehörten Produkte, die von Europäern, vornehmlich Deutschen erfunden oder entdeckt wurden, in die Staaten gelangt sind und dort durch den besser aufgestellten Markt noch einmal „nacherfunden“, patentiert und von Europa re-importiert wurden. Wie beispielsweise das Telefon, das Flugzeug und der Computer.
Auch Coca Cola, deren Hersteller, die Familie Koch, aus Deutschland stammte. Versorgunstechnisch meint den Umstand, der den Zugang zum Produkt erleichtert. In die3eser Hinsicht hatten die Amis, die etwas anderen Europäer, die Nase vorn. Warum man überall „ok“ hören muss? – Gehört auf der Ebene der Alltagssprache ebenso zur „unblutugen Revolution“. Was sagte man früher an Stellen, wo nun heute massenhaft dieser Ausdruck erscheint? Im Badischen „alla gut“
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