(Bündnis mit Kindern, Szene 39 von 144 (Abenteuer Erziehung 2. Auflage)
Eckehardnyk Freitag 25. Oktober NZ 12
1 Wer hat dich durch deine Kindheit und Jugend begleitet? Deine Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde und Gegner, Mit- und Nachhilfeschüler, Vorbilder und Lehrer, Handwerker, Schaffner, Briefträger, Friseure, Untermieter, Kollegen des Vaters, Freundinnen deiner Mutter und all die vielen Menschen, von denen du Eindrücke mitbekommen hast? In der Regel konntest du alle lieb gewinnen, sowie sie zu deinem Leben gehörten. Einige Ansichten dieser Menschen wurden für dich wertvoll, andere hast du abgetan. Du fingest an, damit umzugehen und in manches Gebaren dieser Leute und in ihre Reden hineinzuschlüpfen. Wie ein Kätzchen jedes Ding beschnuppert, beleckt und damit spielt, hattest du echte Neugier auf Ansichten mit den damit verbundenen Gefühlen. Mit der Zeit gewöhntest du dich daran, dass die bekannten Figuren Neues mitbrachten. Zu diesen Mitbringseln entwickeltest du Zuneigung oder Abneigung, was du auf die betreffenden Personen übertrugst. So bautest du damals deine Beziehungen auf. Menschen waren wichtig, beliebt oder unbeliebt je nach ihren mitgebrachten „Erkenntnissen“ und Gaben.
2 Wenn ein Mensch diesen Zustand im Erwachsenenalter beibehält, wird er andere Menschen immer gern danach einschätzen, was sie ihm „bringen“. Die Gefahr dabei ist, dass dadurch subjektiv eine Zweiteilung der Menschheit erfolgt: In die (mir) Nützlichen und die Überflüssigen oder gar Schädlichen. Die Anderen verfahren ebenso mit den jeweils Anderen, dass diese nur „gut“ sind, wenn sie „meine“ Partei ergreifen. Ob meine Sache auch gut ist, bleibt außen vor.
3 Wie könnten wir von dieser Seite der Weltbetrachtung Abschied nehmen und im Sinne des Zarastro aus Mozarts Zauberflöte dann auch unsere Kinder groß werden lassen? Etwa in eine Partei der „Gerechten“ eintreten oder gar eine gründen? Nein; denn Parteigänger beurteilen noch immer Gut und Böse nach ihren subjektiven oder ideologischen Vor(ur)teilen. Die Welt wird erst dann erlöst sein, wenn all die Menschen um uns herum jenseits von Nützlich und Schädlich, Wertvoll und Wertlos, Mächtig und Machtlos als interessant anerkannt würden. Erst dann könnten Gesetze Handlungen „richten“, um in Freiheit das in seiner Absicht oder Handlung Gute von seinem Gegenteil zu unterscheiden.
4 Wie sehen wir uns nämlich selbst? Bei sich beginne der Einsichtsprozess, dass der Hader mit sich selbst endlich verschwindet. Schließe mit dir selbst einen „ewigen Frieden“! Davon ausstrahlen wird die Einstellung, dass jeder Mensch um seines Daseins willen auch daseinsberechtigt ist.
„Seine Existenz bedarf keiner Begründung“
würde Sartre gesagt haben. Welchen besonderen Nutzen, außer der in seinem Leben verborgenen „Auftragsspur“ zu folgen, sollte der Mensch darstellen können?
5 Das ist eine der Grundfragen im „Eisernen Zeitalter“ (Szene 19 von 144). Und sie besteht trotz aller Fragen um die eigene Stellung in der Welt und dem ganzen Wozu im Ertragen des „fern bestimmten Du-musst“: Gottfried Benn, der dies lyrisch (in Nur zwei Dinge) gefasst hat, schrieb noch als letzte Botschaft dazu:
Ob Rosen, ob Schnee ob Meere, was alles erblühte, verblich. Es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich.
Geht man an dieser existenziellen Grundaussage vorbei, begeht man Waffengänge mit sich und der Welt ohne Ende. Deshalb: Akzeptiere deine Eltern mit der einzigen Begründung: Weil sie für dich da gewesen sind. Dann wirst du deine Kinder lieben, weil sie es sind. Und die Menschheit wird dich lieben, weil du mit deinem
„Ich bin, der ich bin“
dazu gehörst. Fangen wir mit der Liebe zum Menschentum einfach mal bei uns selbst an, damit unsere Nächsten davon profitieren!
© eah 2012 und 25. Oktober 2024
Für Gottfried Ben’s Weisheiten hatte und habe ich keine Verwändung.
Ecki’s Ben-Zitat
Ob Rosen, ob Schnee ob Meere, was alles erblühte, verblich. Es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich.
kommt mir lebensfeindlich, nihilistisch, depressiv daher.
Dem „gezeichneten Ich“ kann ich ein bisschen was abgewinnen, das räume ich ein. ICH bin ICH. Hier lebe ich als Frosch, erlebe mich nicht als ICH, sondern als ich. Und dies kleine „ich“ scheffelt hier Erfahrungen, nämlich MICH, das ICH, bereichernd.
Soweit mein Unkengequääke.
Alles Weitere Deiner Texterei, lieber Ecki, kommt mir daher als Einsicht in das Lebennhier, all so wie es ist.
Ja. Erkenne, daß ich bin wie ich bin. Ergänze dies mit dem schlichten Gedanken, bedacht der Dir Begegnenden: „Du bist guter Mensch“, alternativ „ich liebe dich“.
In diesem Bewusstsein, da draußen rumlatschend, da werde ich von 80% der mir Begegnenden angelächelt, freundlich, als Bruder erkannt.
Sauinteressant dies, wahr oder wahr?
Auch Ben konnte sich Leere nicht vorstellen.
Der Mann war guter Mann, ich hatte mich bemüht, von seinen Schriften was zu lesen, doch war er all zu tiefst traurig verzweifelter Mann, so war mein Eindruck, und er äußerte dies mittels ätzenden Schriften, was ich ihm keineswegs übel nehme, wie könnte ich. Lediglich erlabten mich seine Schriften nicht, vielmehr musste ich sie links liegen lassen, um nicht zu erkranken.
Lieber Ecki, ein Beitrag der Sonderklasse. Danke.
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Diesem „lebensfeindlichen, nihilistischen, depressiven“:
»Es gibt nur zwei Dinge: die Leere und das gezeichnete Ich.«
setze ich einfach die Wahrheit entgegen:
Jeder Mensch ist gutes Sein!
„Leere“ ist kein Ding,
existieren tut sie auch nicht
und das „gezeichnete Ich“
ist der leere Schatten
eines Gespenstes.
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In meiner E-Mail wird „Test“ angezeigt – hier nicht!
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Der Parallelbeitrag 39 vom 20. April 2020 zeigte noch die Urschrift von 1999 und nicht das von Thom Ram ge-einwändete Benn Zitat. Wie ich bei der Redaktion der Buchausgabe von 2012 dazu gekommen bin, habe ich vergessen; es schien mir zu passen. Die inzwischen von mir ver-anhörten Vorträge zur Apokalypse des Johannes des Wiener Anthroposophen Wolfgang Peter auf der Du Tube (inzwischen bei der Nummer 238) haben mir jedoch gezeigt, dass in Bezug auf das Ich der Wind auch für mich als mit Anthroposophie Aufgewachsenem daher geweht hat, und insofern war Benn für mich ein starker Posten in der nicht anthroposophischen Kultur unseres vergangenen Jahrhunderts.
Laut Peters Vorträgen ist der Mensch ein gewagtes Experiment des als vollkommen angesehenen Schöpfers gewesen mit dem Ziel, eine geistige Wesenheit der Freiheit zum Leben zu verhelfen. Alle zuvor entstandenen Wesenheiten haben trotz ihrer gewaltig über den Menschen hinausragenden Fähigkeiten nie die Möglichkeit sich frei zu entscheiden. Sie schaffen an den ihnen von der Ur-Gottheit zufließenden Aufgaben oder scheitern auch und dank des Scheiterns sind drei Hierarchien von „abgefallenen Engeln“ entstanden, die von der Schöpfungsgottheit als Widersacher „abkommandiert“ wurden, um den Menschen frei werden zu lassen (Paradiesmythe von der Verführung mit dem Ergebnis Gut von Böse unterscheiden zu können). Im Erwerb dieser Freiheit ist der Mensch tiefer in die Materie geraten, als ursprünglich vorgesehen. Wir verdanken jedoch diesen Kräften den Umgang mit der Stofflichkeit, auch des eigenen sinnlich sichtbaren Leibes.
In diesen hinein „gezaubert“ ist das Ich, das aus dem N-ich-ts etwas schaffen kann. Kein anderes Wesen, wenn es auch noch so hoch ist, außer der Vatergottheit, kann auf diese Weise handeln. Als geistigew Babys sind wir jedoch in der paradoxen Lage, den höheren Mächten Auskünfte über den Weg zu wirklicher Freiheit zu vermitteln. Der Erstling auf diesem Weg war die Sohn-Gottheit (Christus). Seitdem können alle, die es wollen, aus dem Nichts Neues schaffen. Daher war mir das Benn Zitat w-ich-t-ich.
Die Peter Vorträge findet ihr bei https://de.anthroworld/die apokalypse des johannes. Vorsicht ist wegen der Länge von zwei bis zweieinhalb Stunden geboten. Wer einem bewusst Hell denkenden zuhören will, ist in der Tat dort gut aufgehoben.
Danke für eure mitdenkende Aufmerksamkeit!
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