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123. von 144 – ELTERN, KIND UND KINDERSTUBE – Söhne

Eckehardnyk, Samstag 12. Februar NZ 10

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Erkenne dich selbst – gilt für alle Geschlechter

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Österreichs Nationalhymne besitzt eine Textstelle, die in diesem Winter (1998 / 99) den Zorn einer seiner preisgekrönten Rennskiläuferinnen herausgefordert hat. Sie habe sich vorgenommen, künftig an der Stelle, wo es dem Sinn nach heißt „Du – also Österreich – hast große Söhne hervorgebracht“, Töchter zu singen. Die Gute hat im engeren Kreis ihres Gedankengangs zwar Recht, sich als große Tochter zu besingen, aber sie vergißt den größeren Zusammenhang, den der Liedtexter im Blick zu haben schien: Das Hervorbringen von relevanter Nachkommenschaft1. In dieser und der dafür gewählten Bezeichnung Sohn sind sämtliche Nachkommen enthalten; in Tochter sind nur Mädchen noch dabei.

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Man muß wieder ein Gespür dafür entwickeln, daß in den hauptsächlichen Berufs- und Personenbezeichnungen Mitglieder beider Geschlechter immer enthalten sind.2 Daß die meisten Berufsbezeichnungen vom grammatisch maskulinen Geschlecht sind, hat mit der jahrtausendealten Gepflogenheit zu tun, den männlichen Mitgliedern einer Gesellschaft den nach außen gerichteten Spezialistenjob zu überlassen, den weiblichen jedoch die umfassendere Sorge sowohl für das Heimische, für das Nest und als auch für die Hut der Kinder. Aus dieser von der Natur her angelegten Verteilung ergaben sich zahlreiche „Berufe“ für den Mann, aber nur einen für die Frau. Heute kann man völlig korrekt sagen, ein Mann könne auch eine gute Mutter sein, ebenso wie eine Frau als Hebamme ein guter Geburtshelfer sein muss. Die komplizierte und nicht selten demagogisch eingesetzte Doppelanrede, wie sie nur in Volkssprachen mit Geschlechtsunterscheidung möglich ist, nützt niemandem und wird, wie das Rokoko mit Perücke und Zopf, im nächsten Jahrhundert vergessen sein.

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Was also sind Söhne? Ein Sohn ist von unserer Ursprache her ein „Geborener“, ein Nachkomme, ohne Geschlecht. Die Festlegung auf das Geschlecht scheint dagegen das Wort Tochter von Anfang an besessen zu haben. Umfassend, besonders in der Schweiz, kann Tochter auch für „Mädchen“ stehen, was wir in Ausdrücken wie Saaltochter „Serviermädchen“ oder Töchterschule „Mädchenschule“ bezeugt finden. Aber niemals bezeichnete man mit Tochter einen männlichen Nachkommen, wohl aber ein unselbständiges Kirchspiel (Filialkirche) oder ein von einer „Mutter“ aus abhängig gegründetes Unternehmen (Tochterfirma).

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Bei der Bedeutung von „Sohn“ ist das anders. Immerhin steht dieser Begriff für die höchste Repräsentanz des Menschen überhaupt, für den „Menschensohn“, und dieser enthält alle Menschen – ohne Unterschied des natürlichen Geschlechts. Auch „der verlorene Sohn“ gehört in diese Reihe und kann durchaus eine Tochter sein. Ebenso gilt das für „die großen Söhne“, gegen welche das Skirennmädel aus dem Alpenland Sturm gelaufen ist.

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Unter Sohn wollen wir geschlechtsneutral das Mitglied einer Familie oder Gruppe verstehen, das sich „hinaus“ begibt, aber zu seiner Herkunft eine aufrechte Verbindung behält. Etwas in solch einem Sohn weist ständig auf seine Quelle hin. Auch Christus wurde nicht müde, stetig darauf zu verweisen, daß er „gesandt“ wurde. Aber er erinnerte auch daran, daß er ein Ziel habe.

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Ein Sohn ist so etwas wie ein ständiges Bindeglied zwischen einem Ursprung und einem Urziel. Zwischen beiden liegt ein Feld von Spannung, auf dem sich die Söhne, richtig verstanden auch weiblicher Art, tummeln, „verloren gehen“ und „heimkehren“ können. Im Sohn wirkt etwas, das wir als „Band“ bezeichnen wollen: Nicht als Zügel, eher als Lawinen-, Rettungsschnur oder Atemleitung. Dieses im Unterbewußtsein immer vorhandene Band ist wie eine Garantie, den Ursprung kennend das Ziel zu erreichen.

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Jetzt wirst du wissen wollen, was das beides ist. Sieh mal, darüber wird viel gestritten, aber mittlerweile gibt es eine große Zahl von Jugendlichen, die gar kein Ziel kennen; für die alles aus ist, wenn der Lebensfaden reißt. Willst du deinem Kind, deinem „Sohn“ die Chance lassen, „sein“ Ziel, was auch immer es sei, zu erreichen, dann braucht „er“ das Gefühl in sich, für jeden etwas zu bedeuten und zwar durch „seine“ Einmaligkeit. Mit dem unverwechselbaren Titel „Sohn“ ausgestattet, wird dein Kindchen, Töchterchen oder Söhnlein, jede Zukunft meistern.

© 🦄 (eah)

12. März 1999 und 12. Februar 2022

1 Von einer ohnehin geschlechtsneutralen „Mutter“

2 Auch in der Hebamme; wie hätte sich sonst Sokrates selbst als eine solche (für Seelen) bezeichnen können?


17 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  2. Thom Ram sagt:

    Hm, daß mit „Sohn“ ursprünglich geschlechtsneutral der bezeichnet wird, der „hinausgeht“, dette ist mir neu.

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  3. eckehardnyk sagt:

    Unsere „indogermanischen Vorfahren“ hatten anscheinend für alles, was so mütterlicherseits in die Welt gesetzt wurde, nur eine Bezeichnung (Vergleiche KIND). Den Geschlechtsunterschied haben erst spätere Kulturen bezeichnen müssen.

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  4. Mujo sagt:

    Ich halte das aus den Haaren gezogen das Sohn genauso für Tochter steht.
    Neutral wäre Mensch.
    Wir haben und hatten über Jahrtausende ein Patrichales System wo der Mann mehr Wert ist als die Frau.
    Darum Begrüsse ich die heutige Entwicklung. Was aber bei mir Aufstößt ist diese Schwurbelei mit den Gendertum. Das läuft wieder ins andere Extreme rein und tut keinen mehr gut.

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  5. Waldi sagt:

    Danke für den interessanten Beitrag. Der Text stammt aus dem Jahr 1999. Heute müsste man schreiben „Österreichs Nationalhymne besaß eine Textstelle“, denn der umstrittene Wortlaut „Heimat bist du großer Söhne“ wurde am 27. Dezember 2011 durch ein Bundesgesetz geändert. Seitdem steht dort „Heimat großer Töchter und Söhne“.
    Der ursprüngliche Wortlaut vom 25. Februar 1947 („…Heimat bist du großer Söhne…“) wurde übrigens von einer Frau, nämlich von der Lyrikerin und Schriftstellerin Paula Preradović verfasst! Ich meine allerdings, dass Frau Preradović tatsächlich die Männer – gemäß der damaligen Konvention die „Stammhalter“ (tragenden männlichen Elemente) der Nation – meinte, als sie ihren Text dichtete. Dass man den Wortlaut nach 65 Jahren, innerhalb der durchschnittlichen Lebensspanne eines Menschen, in Anerkennung der weiblichen Leistungen leicht geändert hat, war sicherlich kein Frevel. Ich denke, Paula Preradović hätte damit gut leben könnten.

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  6. eckehardnyk sagt:

    Mujo, wenn das mit dem Sohn als „Geborenem“ von mir ausgedacht wäre, müsste ich deinem Urteil zustimmen. Doch diese Erkenntnis beruht auf vergleichenden Forschungen in ältesten Sprachrelikten.

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  7. eckehardnyk sagt:

    Waldi, auch noch so gut gemeinte Umdichtungen sind nichts weiter als „gut gemeint“, was auf das Gegenteil von gut hindeutet. Bei der Österreichischen heißt das nicht weniger, als dass die „großen Töchter“ unter sich bleiben und mit den „großen Söhnen“ nichts zu tun haben. Das kann eben mal ins Gegenteil von dem führen, was die „Umdichter“ sich gedacht hatten. Abgesehen dank „Sexualerwiterung“ diskriminierendem Ausschluss von Diversen et Ceterapepes.

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  8. palina sagt:

    gut erklärt von dir Ecky.
    War mir unbekannt.

    Die heutigen Mädels oder Frauen, wissen davon natürlich nichts.
    Bei denen schwirrt nur eines im Kopf alles als „neutral“ anzusehen.

    Wenn ich da so manches Blättchen lese mit den „Sternchen“ ausformuliert.

    Erinnert mich immer an Weihnachtspost.

    hier weitere Auswüchse dieses Gender-Gagas

    Lann Hornscheid Ens Gender Tagesthemen vom 09.06.2021

    meine Antwort zu ens Blog von Thom
    Und ens Artikel von Ecky
    Liebe Grüße an alle Ensens oder so…………………..

    Vielleicht sollte man Lann Hornscheid auf ens Insel verbannen.

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  9. palina sagt:

    den Kommentar muss ich noch hier reinwerfen.
    Stand unter dem Video.
    Ich kenne Ens aus dem Ruhrpott. „Gleich kriegste ens auf die fresse!“

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  10. eckehardnyk sagt:

    Diesem Lann Honn… fehlt die heimische Umgebung. Tischgespräche? Empathie? Gespür für die Umgebung, für den eigenen Körper, für das Wirkliche? Für das , was sein muss? Alles Fehlanzeige. Dafür wie Greta oder Baerbock oder sonst welche Fantasten Denkspiele mit Ausgängen nach allen Seiten nur nicht dort, wo ein Ergebnis für die Erdenleiblichkeit herauskommt.
    Ich rede etwas verhalten darüber, da ich mir vorstelle, wie würde ich reagieren, wenn so jemand mein Sohn wäre? Als „Verlorener“ müsste er selbst auf die Idee kommen, zum Vaterhaus zurückzukehren, anstatt Schweine zu hüten.

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  11. Thom Ram sagt:

    Enslann

    Tschudder tschudder schüttelfrost.

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  12. palina sagt:

    @eckehardnyk
    16/02/2022 um 07:05

    „Diesem Lann Honn… fehlt die heimische Umgebung. Tischgespräche? Empathie? Gespür für die Umgebung, für den eigenen Körper, für das Wirkliche? Für das , was sein muss?“

    Gute Analyse von dir.
    Arme Seele das.

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  13. eckehardnyk sagt:

    Wenn zwei oder drei in meinem Namen vereint sind, bin ich mitten unter ihnen … Das erfahre ich hier immer wieder. Die armen Seelen werden am Ende davon mit empor gehoben.

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  14. Thom Ram sagt:

    Ecki 18:58

    „… Das erfahre ich hier immer wieder.“

    Du weckst meine Neugier. Welch „hier“ meinst Du?

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  15. eckehardnyk sagt:

    1. Hier: auf diesem Blog. 2. Hier: im Leben auf diesem Planeten.

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  16. Thom Ram sagt:

    Ecki

    🙂

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