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122. von 144 – ELTERN, KIND UND KINDERSTUBE – Club der Dichter

Eckehardnyk, 2. Februar NZ 10

0.

Wir kehren zurück zum Du. Warum? Der Text hier soll als Einheit neu in einem Buch erscheinen, das auch die Kommentare aus diesem Blog berücksichtigt oder aufnimmt. Da die Gemeinschaft hier das Du integriert hat, sollte dies auch in der Dialogform ausgedrückt werden. Die vorherigen Szenen dürfen als Ausnahme so stehen bleiben. 119. war ein Versehen, die folgenden Szenen passten in ihrer Art noch dazu. Sollte euch die Sie-Form besser geeignet erscheinen, lasst es durch Kommentare mich wissen. Danke! Und noch was: Die Szenenüberschrift hat natürlich aus dem Film „Club der toten Dichter“ geistiges Kapital bezogen.

1.

Es gibt eine Zunft, die auf den Ruf nach Geist ständig angewiesen ist: Dichter, Denker, Schriftsteller aller Art. Einfälle, Ideen, tolle Spots, alles das gibt der Herr den Seinen im Schlaf. Nur, wer ist „der Herr“ und wer sind „die Seinen“? Den meisten, die mit Worten beruflich umgehen, dürfte egal sein, woher das stammt, was sie niederschreiben. Kinder dagegen interessieren sich für alles und wollen auch wissen, wo Ideen und Gedanken her sind. Die Gelehrten sagen sofort: Aus dem Gehirn. Dann gibt es einige, die man Weise nennen mag, die sagen: Aus dem Herzen. Man denke mit dem Herzen. Andere, die sich „modern“ anhören möchten, sagen: Aus dem Bauch. Je nach Einstellung wird eine andere Körpergegend im Menschen für die Herkunft von Gedanken verantwortlich gemacht.1 Warum sollten Gedanken und Einfälle nicht aus Füßen, Fingern und Händen kommen? Nach dem Neudeutschen Spruch learning by doing (Lernen durch Tun)?

2.

Es gibt jedoch Hinweise, die annehmen lassen, daß Gedanken oder „Geist“ ihren Quellort nicht in einem einzelnen Individuum haben, sondern von diesen nur aufgefangen werden. Nicht zufällig redet man im Deutschen von „Eingebung“ oder „Einfall“. Auch das – belächelte- Beispiel von den Kartoffeln waschenden Affen zeigt auf eine Art Zwischenlager, aus dem Ideen geholt werden können. Deshalb ist es nicht verwunderlich, daß Erfindungen an unabhängigen Orten von Leuten, die nie etwas miteinander zu tun hatten, parallel gemacht wurden, wie etwa der Reißverschluß. Im Wissen der Menschheit scheint etwas zu sein, das jedem zugänglich ist, wenn er den Schlüssel findet. Wir brauchen gar nicht an groß gehütete Staatsgeheimnisse zu denken – allein das, was ihr vor euren Kindern verborgen haltet, ist ihnen schon zugänglich, sowie sie die entsprechenden Begriffe gebildet haben. Das könnt ihr beim Heranwachsen beobachten: Überzeugungen, von denen ihr sicher seid, nie mit den Kindern besprochen zu haben, werden eines Tages von ihm in ihren Worten geäußert, und umgekehrt, eins eurer Kinder findet plötzlich in euren Reden Sachen, von denen es weiß, daß es sie als sein Geheimnis gehütet hatte.

3.

Und dann die ganzen Geschichten von Gedankenübertragung: Du willst jemanden anrufen und im selben Moment klingelt er bei dir an – um nur das gängigste Vorkommnis dieser Art zu nennen. Auch Kriminalisten und Jäger sind auf derartigen Spürsinn angewiesen. Man nennt das „Intuition“: Mit ihrer Hilfe bildet ein Fahnder mit dem Gesuchten eine intuitive Gemeinschaft und kommt mit Sicherheit auf die Spur.2

4.

Wir wollen hier das Schwergewicht unserer Erörterung auf die Gemeinschaft stiftenden Aspekt der Intuition legen. Woher sie kommt, möge andernorts herausgefunden werden. Jedenfalls sollte dein Kind möglichst einer solchen Gemeinschaft angehören, die an einer Idee beteiligt ist. Die Hauptgemeinschaft ist natürlich deine Familie. Hierbei ist hilfreich, wie stark ausgeprägt das ist, was eure Familie zur Familie macht. Garanten für eine „Idee von Familie“ sind meistens solche Personen, die Begebenheiten, Anekdoten, Eigenarten und Taten von Familienmitgliedern überliefern.3 Bedenke: Das Jüdische Volk verdankt Zusammenhalt und Erfolg einer Fortsetzungsgeschichte, die man bei uns „Bibel“, zu Deutsch: „Buch“ genannt hat. Das hat Thomas Mann in seinem Roman „Josef und seine Brüder“ ausführlich und geistreich dargestellt.

5.

Sorge, daß dein Kind irgendeinem „Club der Dichter“ angehöre oder selbst einen gründe! Dort lernen Mitglieder Intuitionen zu lauschen, die sich ihnen als Einfälle ja geradezu aufdrängen. Sind sie allein damit gelassen und haben sie niemanden, mit dem sie darüber sprechen, zum Mitdenken bringen oder streiten können, werden sie diesen Bereich ihres Wesens verlassen und irgendwann auf die Plattitüde stoßen: Ich habe auch mal gedacht, ich sei was Besonderes.

Ideen sind dazu da, mitgeteilt zu werden, und dabei dient die Gruppe als Geburtshelfer, als Hebamme, die mitfühlt, was einer in Kürze, Schönheit und einmalig zu sagen hat.


1 Das erlaubt heute den Hinweis: Nur nicht von sich selbst. Denn wer dieses „Ich selbst“ ist, darüber ist ja gerade jetzt der große Krieg entbrannt. Nur es geht kaum jemand hin

2 Oder auch nicht. Dann ist eben der Gesuchte mit seiner Intuition stärker

3 Doch Familie, oder auch Schulklassen reichen oft nicht aus, da vielerorts ein gewisser Gruppenzwang wie ein Sog wirkt, der von einem „Alfatier“ oder mehreren „Opinionleaders“ausgeht und bei schüchternen Kindern das Darstellungsvermögen schmälert oder zum Erliegen bringt

(c) eah

11. März 1999 und 2. Februar 2022


8 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  2. latexdoctor sagt:

    Ob man das „Du“ oder „Sie“ verwendet / annimt liegt an der jeweiligen Person, menschen die ich als positiv (für mich gut) empfinde könne sowohl als auch verwenden, ganz wie es Ihnen beliebt 🙂
    Diejenigen die höflich ausgedrückt weniger Wert als das Loch im Hintern haben dürfen mich gerne „Meister“ nennen 😉

    Den Betrachtungen dass man Kinder einem „Club der Dichter“ oder eventuell einem „Club der Philosophen“ nahe bringt finde ich gut, die Fantasie eines Kindes sollte immer angeregt und nie zerstört werden, wie es zum Beispiel in den meisten Schulen geschieht – Auswendig lernen / alle eigenen Gedanken sind Falsch

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  3. Mujo sagt:

    Noch immer werden die Kinder auf’s Abrichten und sich Anpassen gelehrt. Freie Geister sind im System nicht erwünscht.
    Gerald Hüther nennt dies zurecht Dressieren und nicht Lehren.
    Darum ist die Plandemie so Erfolgreich, die Schulen haben ganze Arbeit geleistet um die Vorraussetzungen zu erfüllen.

    Würde man Freie Geister Erziehen wäre dies im Keime erstickt würden Politiker die Menschen mit den Irrsinn gängeln. Keiner würde sich mit solch Dünnen Argumente daran halten.

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  4. Vollidiot sagt:

    Das „Sie“ ist oane Errungenschaft, kein dämlicher Fehltritt einer Sprache (Fehltritt?).
    Zum WERT des individuellen Menschen paßt das achtungsvolle Sie.
    Beim „Du“ wird die Distanz bewußt aufgehoben.
    Nicht automatisch oder fahrlässig.

    Es muß zu vielen Zeitgenossen passen, daß sie sich inkarnierten in dieser BRD.
    Sie hörten viel vom besten Deutschland aller Zeiten, von Werten und Wehrhaftigkeit.
    Nun sind sie da und merken, daß sie belogen wurden. Was beinhalten diese „Werte“?
    Das Beste sind Lügen und Instinkte in den oberen Kasten. Die Werte Geld, Manipulation, Verachtung des Menschen.
    Die Wehrhaftigkeit gebiert Totalitarismus, Rechtlosigkeit und Verleumdung.
    Jetzt erfolgt Aufwachen, die Dissonanzen sickern ins Bewußtsein.

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  5. palina sagt:

    @Volli
    na da diskriminierst du ja die „Regeln“ bei IKEA.
    Mir sein per du. Grundsätzlich.
    Und auch die Vorgaben bei dem Kaffeeladen – genannt Starbucks.

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  6. palina sagt:

    @Mujo
    höre dir das bitte an. Es ist interessant was er über den Zustand der Gesellschaft sagt.

    Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit: Ein Arzt engagiert sich – Dr. Thomas Külken

    Die Praxis von Dr. Thomas Külken wurde im Januar 2021 von Polizisten durchsucht mit dem Verdacht, dass der Arzt Patienten unrechtmäßig Maskenatteste ausgestellt hat. Als Reaktion auf diese Razzia fand als Solidaritätsbekundung eine Kundgebung mehrerer hundert Menschen vor seiner Arztpraxis in Staufen statt. Im persönlichen Gespräch berichtet Dr. Külken über diese Erfahrung, seine Sicht auf die Corona-Politik, die Bedeutung von Krankheit nach der anthroposophischen Medizin und die Notwendigkeit einer Neuorientierung unserer Gesellschaft hin zur sozialen Dreigliederung: Freiheit im Geist, Brüderlichkeit in der Wirtschaft und Gleichheit im Recht.

    Der Film ist ein Ausschnitt aus einem Dokumentarfilm von Sebastian Heinzel (in Arbeit), der unterschiedliche Perspektiven auf den gesellschaftlichen Umbruch wirft und die Polarisierung unserer Gesellschaft kritisch beleuchtet.

    .https://www.youtube.com/watch?v=VILb0ZdQtJQ

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  7. Mujo sagt:

    @palina
    04/02/2022 um 05:58

    Ein Wunderbarer Film mit einen Wunderbaren Arzt.

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  8. Thom Ram sagt:

    Palina, ich danke Dir für den Fund.

    Dr. Thomas Külken…informiert, gescheit, klug, weise. Sagenhaft.

    Und, am Rande: Ich mach das Vid auf, und es haut mich vom Stuhl. In der ersten Sekunde klipp und klar: Das ist Lenzburg, Aargau, dort stieß ich vor 52 Jahren den Kinderwagen, dort wohnte ich mit meiner Familie, alle meine Nachkommen wohnen dort, dort waren die wunderschönen Jugendfeste, dort thront Schloss Lenzburg, und gegenüber ist das sagenhaft schöne Kirchlein auf dem Staufberg. In Staufen, angrenzend an Lenzburg, dort hatte ich meine Lehrerkarriere begonnen, mit 42 Viertklässlern. 🙂

    Tjau, so hat mich Thomas Külcken mit seinem Wesen heute bezaubert, und so tauchen gleichermaßen auch viele gute Erinnerungen auf.

    Uffa, gaanz genaues Hinschauen zeigt mir: Es ist nicht Lenzburg, es mag Staufen in D sein.

    Na, war ein schöner geistiger Ausflug für mich 🙂

    Gefällt 2 Personen

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