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Eltern, Kind und Kinderstube – 6. von 144 Was ist eigentlich ein Kind? *)

Pausenlos und mächtig dabei sich zu entwickeln

Eckehardnyk

Mit diesem Abschnitt sind alle vom Anfang her hier ausgelassenen Beiträge aufgefüllt. Die Urschriftform erschien wie unten in Fußnote angezeigt.

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Jeder Mensch war Kind und jeder ist es, solange er lebt als Abkömmling einer Generation. Ein Siebenundsechzigjähriger ist immer noch ein Kind seiner siebenundachtzigjährigen Mutter. Darüber hinaus sagt man, daß manche Menschen bis ins hohe Alter „Kind“ geblieben seien. Was verbirgt sich in einer solchen Redensart?

Etwas von der Wesensart eines Kindes, das mit dem Menschsein von Grund auf zusammenhängt und bei manchen eben deutlicher zu Tage tritt als bei anderen? Die Schönheit des Alters hat gewiß mit kindlicher Einstellung zu tun: Auf alles im Leben gespannt und neugierig sein und mit ganzem Herzen etwas machen.

2

Wenn man wie Johannes Heesters[1] mit 93 noch jeden Tag drei Stunden Schauspieler auf großen Bühnen ist, dann funktioniert das wohl nur, wenn jeden Tag auch die Neugier auf das Publikum erwacht und die Liebe zum Tun, zur Aufgabe, etwas Neues bietet. Die gleiche Einstellung nimmt ein Kind in Anspruch, das in einem Holzkasten ein Boot erkennt, sich hineinsetzt, die Hand über die Augen hält und wie ein Kapitän auf hohe See Ausschau hält.

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Ein Kind ist immer erst einmal ein vollständiger Mensch. Erfahrung und Wissen sammeln sich nach und nach bei ihm und bringen Schlagseite in sein Menschsein. Dennoch: Ein Erwachsener formt daraus sein Instrument zur Übernahme von Positionen mit Macht in der Gesellschaft. Ein Kind jedoch übernimmt nicht weniger Verantwortung. Nur beschränkt sich seine Macht auf das ihm Überschaubare, auf seine Umgebung, auf sein Spiel: Am Anfang seines Daseins erst mal nur auf seine Mundöffnung, auf seine Finger, seine Hände, seine Lage, im Ganzen also auf sein Befinden.[2]

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Fühlen, Machen, Lernen, Können, Verarbeiten, neue Gefühle haben: Kinder sind darin zu Hause. Pausenlos und mächtig dabei sich zu entwickeln und dabei „sich zu verwirklichen“. Wer hat ihnen je befohlen, damit aufzuhören? Ja, diese Befehle gab es leider doch auch.[3] Sonst wäre Altwerden niemals ein Problem. Auch die Arbeitsbegrenzung auf 60 oder 65 Jahre ist ein unmöglicher Befehl, dem ein voll entwickelter Mensch ohne Not nie gehorchen wird. Nur, der Befehl zum Aufhören kam schon längst vorher, als der Beschluß gefaßt wurde, auf den Ruhestand hinzuarbeiten. Das aber ist unvereinbar mit der kindlichen Haltung dem Leben gegenüber. Den „Ruhestand“ als Glück zu begreifen, kann nur der, der es als „Ausruhen“ von erzwungener Erwerbsarbeit sieht und nun in die Zeit kommt, wo er sich „in Ruhe“ die Tätigkeiten zu seiner noch ungestillten Neugier suchen kann. Diese Neugier auf das Leben, das so viele Facetten bergen kann, dem Kind zu erhalten, ist die Aufgabe, die wir, als Vorbilder in uns selbst erhalten müssen. Mach viel Gebrauch davon, dann wird dein Kind niemals ein nervendes Dauerrätsel, „Was will es denn jetzt schon wieder?“, weil du dir niemals langweilig wirst, langweilt sich dein Kind auch nicht. Ein (erfolgreiches) Kind (wie du) langweilt sich nie, weil du sein Vorbild bist, das es selbstverständlich nachahmt.

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Was machst du, wenn dein Kind sich nun doch langweilt? Kaufst du ihm neue Spielsachen? Das wäre genau so wirksam, wie wenn du einem Rollstuhlfahrer ein Pferd schenktest. Wenn die Schüler des Meisters Leonardo da Vinci keine Einfälle hatten, dann soll er sie vor altes, zerfallendes Gemäuer geschickt haben. Dort bekamen sie Anregungen und brachten außer hübschen Zeichnungen auch neue Gefühle und Ideen mit. Hast du schon bemerkt, wie das bloße Anschauen von Wildnis in einem versteckten Hinterhof oder draußen an einem See Interesse weckt? Dieses Interesse, das ständig wächst, wollen wir „das Kind in uns“ nennen. Manchmal geht einem „altersmäßigen“ Kind das „einstellungsmäßige“ Kind verloren, und es beginnt zu „altern“, das heißt, sich sterbensmäßig zu langweilen. Steure dagegen, indem du selber (bei dir) für „mehr Kindheit“ sorgst.


* 5. September 2019 auf https://www.facebook.com/groups/667905050382907/

[1] 2011 mit 108 Jahren gestorben.

[2] In „Abenteuer Erziehung“ steht an dieser Stelle noch: (Könnte er schon sprechen und „klug“ antworten, würde ein Säugling sagen, er sei für sein Befinden verantwortlich. Würde er sonst aus Leibeskräften brüllen, wenn es schlecht darum steht? Und damit tut er schon alles, was in seiner Macht steht, um dieses Befinden zu bessern. In dieser Konsequenz ist säugling bereits erfolgreich.)

[3] Siehe Nr.14 und vergleiche Nr. 94. Von 144

©️ 🦄 (eah) 14. Oktober 1998 und 6. Oktober 2020

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4 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  2. Mujo sagt:

    Der Ur-Trieb der Kinder ist Spielen, vor allem die Freude am Spielen immer wieder etwas neues zu entdecken. Und dies sollten wir uns als Erwachsene bis zum Lebensende erhalten. Das ist ein Wesensmerkmal des Kind seins. Das innere Kind von den man so oft spricht.

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  3. buddhi2014h sagt:

    „In Schulen lernen Kinder vor allem, das System zu akzeptieren, für Papiergeld zu arbeiten, die Regierung nicht zu hinterfragen. Sie lernen nicht Frieden zu stiften, zu vergeben, hilfsbereit zu allen Menschen zu sein und schon gar nicht Weisheit.
    Sie ist eine Zuchtstation, um das zukünftige Arbeitsvieh der Eliten zu system­treuen Marionetten zu erziehen.“
    (Matthias Lubos)
    https://at.wikimannia.org/Matthias_Lubos

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  4. Mujo sagt:

    @buddhi 16:17

    Hatte das schon im Postkasten reingeschoben, ist auch 2 Jahre alt. Aber für mich eins der besten Interview von KenFM.
    Und einen brillanten Gerald Hüther der genau dies aufzeigt was das Problem an unseren Schulen ist aber gleichzeitig zeigt wie die Lösung aussehen sollte.

    KenFM im Gespräch mit: Gerald Hüther („Mit Freude lernen“)

    https://kenfm.de/gerald-huether/

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