bumi bahagia / Glückliche Erde

Startseite » . » BUMI BAHAGIA / GLÜCKLICHE ERDE / POSITIV DER ZUKUNFT ZUGEWANDT » Iran II / Das Land mit den freundlichsten Menschen

Iran II / Das Land mit den freundlichsten Menschen

Neuerdings wird meine Aufmerksamkeit schwergewichtig auf den Iran gelenkt. Getreu meiner einfachen Art des Bloggens lasse ich interessierten Leser mittels der mir zufallenden Berichte mit – mäandern.

Gestern stellte ich die Einschätzung eines Harvard – Absolventen vor, der ein grauenhaftes Bild von Unterdrückung frei denkender Iraner im Allgemeinen und der iranischen Frau im Speziellen zeichnet.

Vorliegenden Reisebericht, verfasst von oska, zeigt ein anderes Bild. Am Schluss seines Artikels beschreibt er seine gewonnene Sicht auf die herrschenden sozialen Verhältnisse. Es bietet sich mir ein anderes Bild als es der Autor von „Unterdrückung im Iran“ an die Wand malt.

So wie oska den Iran bereist hat, so lernt Mensch Land und Leute wirklich kennen. Ich werte oskas Einschätzung hoch.

Thom Ram, 04.03.06

.

.

Reisebericht

Iran – das Land mit den freundlichsten Menschen und der heißesten Wüste

Für 4 Wochen konnte ich im Herbst 2014 Iran besuchen. Es war eine Tour in bekannte Städte und in Wüsten per Auto, Bus und zu Fuß. Entgegen den durch die Medien entstandene Meinung über Iran war diese Reise voller angenehmer Erlebnisse und mit vielen Begegnungen mit äußerst freundlichen Menschen.
Iran ist eben eine Reise wert!

.

Seite 1 von 2
.

Iran – das Land mit den freundlichsten Menschen und der heißesten Wüste

Wieder ein Bild mehr in meiner Sammlung über Länder und Wüsten der Erde.
Ein Bild, das entgegen der durch unsere Medien inszenierten Meinung über
Iran, vollkommen anders ist.
„Iran, ist das nicht zu gefährlich und dann noch allein?“, „Da muß man ja
eine Kalaschnikow mitnehmen!“, „In der Zeitung habe ich eine Reisewarnung
gelesen.“, „Na, ob du da wieder heil rauskommst?“
Selbst Anhänger von obskuren Weltverschwörungstheorien mit ihrer
chronischen Schwarz-Weiß-Malerei und dem Amerika-ist-an-allem-Schuld
warnen: „Oskar, dort mußt du aber anders fotografieren als sonst“.
Der Empfang auf dem Teheraner Flughafen war wie fast überall, kurzer Blick
in den Reisepaß, Durchwinken und dann „Welcome in Iran“.
Auch die sich anbietenden Taxifahrer wie überall, erst mal überhöhte
Gebühren und dann doch mit relativ angepaßtem Preis sowie freundlichradebrechendem
Gespräch in die Metropole Teheran mit seinem für uns
chaotischem Verkehr.
Mit einer deutschen Freundin ging es am nächsten Tag mit Jeep und
Outdoor-Ausrüstung für 3 Tage in die Wüste Kavir.
Sie, also die Freundin, fuhr dort entweder voraus und ich wanderte mit
leichtem Gepäck am Rand der Dünen ca. 15 km hinterher oder ich ging zuerst
los und sie kam später nach.
Da ja ein Auto viel transportieren kann, gab es auch zum Abendbrot am
Lagerfeuer etwas Komfort wie Tisch und Stühle, Gaskocher und Geschirr.
Übernachtet wurde in Zelten inmitten der schönen Sanddünen, wobei die
Schlangen und Skorpione bereits ihren Winterschlaf hielten.
Unterwegs bei einem Zwischenaufenthalt in einer ehemaligen Karawanserei
erlebte ich erstmals die unbändige Neugierde von iranischen Kindern. Sie
wollten wissen woher man kommt, warum ich in die Wüste will, ob ich eine
Frau und Kinder habe und, und, und.
Nach der Wüste begann meine Alleintour per Bus über die gelb-graue, ewig
trockene Hochebene und durch kleinere Provinzstädte in Richtung Süden.
In diesen Orten konnte ich in Hotels wieder wunderbar duschen und im Bett
weich schlafen, manchmal war es auch nur eine Matratze auf dem Boden.
Selbstverständlich gab es in jedem Ort Moscheen, mehr oder weniger
schmuckvoll, besonders aber mit farbigen Fliesen geschmückt.
In einer weiteren kleinen Sandwüste bewegte ich mich mühevoll 3 Tage mit
meinem vollen Gepäck durch die Dünen. Schlief mutterseelenallein in meinem
Zelt und war sicher, daß mich hier kein Mensch nachts besucht oder Tiere an
das Zelt klopfen.
Nachdem ich wieder mit einem Auto vom Rand der Wüste abgeholt wurde,
ging es per Taxi in einen neuen Ort mit einer als Hotel sehr schön
eingerichteten ehemaligen Karawanserei.
Ich war der einzige Gast und der sehr besorgte Verwalter brachte mich an
2 Tagen mit seinem hochbeinigen Motorrad in die dortige Steinwüste.
Am zweiten Tag nach rasanten Fahrten auf dem Geröll bekam ich dann auch
einen Sturzhelm zu meiner Sicherheit.
In einer Palmenoase mit ca. 400 Einwohnern, wieder per Taxi (13o km)
erreicht, wollte ich für drei Tage von der bisherigen staubigen Luft
entspannen.
Schlafen konnte ich in einem traditionell eingerichtetem Guesthouse in einer
kleinen Kammer mit Matratze und Decken.
An diesen Tagen begann auch das dreitägige Aschurafest, das höchste
religiöse Fest der Schiiten (im Iran sind die Schiiten in der Mehrheit) mit viel
Musik.
Das Fest ist ein Trauerfest wegen der Ermordung des dritten Nachfolgers des
Propheten Mohammed im Jahre 680 n. Chr.
Zu diesem Anlaß hat sich eine Volkskultur mit Trauerprozessionen entwickelt,
bei der die Gläubigen schwarze, grüne und rote Fahnen tragen, Passionsspiele
aufführen und begleitet von Pauken und Trommeln sich symbolisch geißeln.
Viele Iraner nutzen diese Feiertage für Besuche zu ihren Verwandten und so
gab es in der Oase auf einmal recht viele junge Leute, die natürlich auch in die
Rituale einbezogen waren.
In diesem Dorf war ich nun als Ungläubiger nicht etwa störend oder wurde als
Feind angesehen, nein, ständig bekam ich neben der obligatorischen
Neugierde, wie es mir hier gefalle, Tee oder Süßigkeiten angeboten.
Der Höhepunkt für mich war dann die Einladung für die Feier in der dortigen
Moschee .
Dort saßen alle Männer in zwei Reihen gegenüber, die Frauen waren in einem
anderen Raum der Moschee, und gemeinsam wurde gegessen und erzählt.
Es herrschte eine freundliche und entspannte Atmosphäre trotz des traurigen
Anlasses.
Nun muß ich auf meine Überschrift zurückkommen, Iran – Land mit den
freundlichsten Menschen.
In keinem Land zuvor hatte ich so viel Freundlichkeit erlebt wie im Iran.
Ob im Restaurant, besonders aber auf der Straße oder wie oben beschrieben
in der Moschee, ständig erkundigte man sich nach meinen Befinden, dem
woher und wohin und wie ich über Iran denke.
Immer wieder sagte man mir, ich soll in Deutschland über Iran reden, es
mögen Besucher kommen, sie sind keine Terroristen, sie lieben Amerika und
Europa.
Die Fragenden sind Jugendliche, Iraner mittleren und höheren Alters und
verschiedener Herkunft, in den Städten häufig Frauen.
Auch in Bezug auf meine eigene Sicherheit konnte ich vollkommen beruhigt
sein. Meine Millionen befanden sich wie dort üblich zusammengefaltet als
loses Bündel in der Hosentasche.
Nachdem ich 1.000 € in einer Wechselstube in Teheran umtauschte, bekam ich
41.000.000 Rial (Achtung 41 Millionen!) in die Hand gedrückt.
Das war ein ordentlicher Packen Geld, da war ich endlich Millionär.
Von dieser Oase aus machte ich auch Ausflüge in das Umfeld wie zu einem
vertrocknenden Salzsee und einem verlassenem Dorf mit Palmenhain.
Eigentlich wollte ich zu diesem Dorf wandern, aber erst fuhr mich ein junger
Mann, den ich nach der Richtung fragte, ca. 10 km mit seinem Auto. Dann 5
Minuten nach dem Aussteigen mußte ich zu einer Familie ins Auto einsteigen,
um mit zum nächsten Dorf zu kommen.
Dort holte ein Verwandter dieser Familie sein Auto vom Hof und brachte mich
die restlichen Kilometer über eine Schotterpiste an das Ziel.
Ein Ablehnen bei diesen herzlichen Einladungen war einfach unmöglich.
Danach auf dem Rückweg, als ich zu Fuß durch das Dorf ging, bekam ich
laufend Aufforderungen, doch zum Teetrinken ins Haus zu kommen.
Hier bestimmte aber die knappe Zeit ein Ablehnen.
Busse brachten mich an den nächsten Tagen in die UNESCO-Welterbestadt
Yasd mit einer fantastischen Altstadt aus Lehmhäusern und engen Gassen.
Und weiter ging es nach Kerman, dem Ausgangspunkt für die heißeste Wüste
der Erde, die Dasht- e Lut.
Ab Kerman begleitete mich eine dänische Freundin mit ihrem Jeep
einschließlich Ausrüstung für die Touren in die Wüste Lut.
Anmeldungen bei den örtlichen Polizeistationen waren wegen einer nicht
offiziell genannten Gefahr erforderlich. Um dem Formalismus genüge zu tun,
war ich jetzt der Onkel, der mit seiner dänischen Nichte in ein riskantes Gebiet
fuhr.
Riskant deshalb, weil bereits mehrmals Minen in dieser Region Menschen
töteten.
Minen wurden ausgelegt, um Drogenschmuggler aus Afghanistan und
Pakistan zu bekämpfen, was aber recht fragwürdig erscheint.
Vielleicht wollen Militärs dieses Gebiet auch nur als Experimentierfeld
behalten.
Deshalb reduzierte sich dort mein Radius zum Wandern und Fotografieren
erheblich. Die Verlockung durch die sich anbietenden Wüstenschönheiten, war
natürlich riesengroß.
Denn sogenannte Kalouts, durch Erosion fantastisch geformte
Felsformationen im Sand, verleihen diesem Ort besondere Schönheit und Reiz.

Die Touren in der Lut endeten ohne Zwischenfälle in einem einsamen Dorf
(Oase), es war wieder eines der Enden der Welt, das ich vor mir sah.
Keine Piste führte weiter, nur die Ahnung bestand, daß dort draußen irgendwo
tödliche Minen liegen.
Die Rückreise nach Teheran, wieder allein, führte über die schönste Stadt
Irans, über Isfahan.
Dort konnte ich fast 4 Tage wunderschöne Moscheen, prachtvollen Paläste
und herrliche Gärten genießen und mich wieder der enormen Neugierde der
Einheimischen stellen. Nach Tagen in der Wüste, in Staub und Trockenheit ist
es dann fast wie ein Einzug ins Paradies.

Und selbstverständlich wurden jetzt die Mitbringsel für die
Daheimgebliebenen im quirligen orientalischen Basar erstanden bzw.
erhandelt.
Hier noch mein Wissen zu den Frauen in Iran.
Generell müssen alle Frauen wegen den religiösen Vorschriften ihr Haar
bedecken, was in den Städten locker erfolgt und in der Provinz und je nach
Toleranz oder Intoleranz der örtlichen Mullahs strenger.
Diese Vorschriften, sowohl für die Bekleidung und als auch für andere Dinge
des gesellschaftlichen Lebens, sind anscheinend nach der Wahl von Präsident
Rohani generell vorsichtig toleranter geworden.
So schwindet das Tragen des Tschadors, der schwarze Umhang, der Kopf und
Körper umhüllt, zu mindestens in den modernen Städten immer öfters.
Daß Frauen häufig nicht die Hand gegeben oder ihnen nicht direkt ins Gesicht
gesehen wird, begründen ebenfalls die religiösen Vorschriften.
Streng gläubige Muslime würden damit nicht die Frau mißachten, sondern es
wäre ein Zeichen des Respektes und der Moral. So ist die Erklärung.
Meine beiden Freundinnen akzeptieren dies ohne großen Kommentar, sie
fühlen sich frei, denn sie können z.B. auch allein mit dem Auto durchs Land
fahren, obwohl sie da immer wieder mißtrauisch beobachtet werden.
Diese Reise erinnerte mich auch sehr häufig an die ehemalige DDR, die ich ja
ausreichend erlebt hatte.
Das bezieht sich besonders auf die stringente Bevormundungen der Menschen
durch eine Führungsriege, auf die mehr oder weniger geheime Kontrolle, auf
das fehlende Gefühl frei zu sein und auf die häufige Perspektivlosigkeit der gut
ausgebildeten jungen Menschen.
Nicht umsonst verlassen Millionen von hochqualifizierten Menschen dieses
Land, um in Amerika oder Europa zu leben und zu arbeiten.
Diese Information konnte ich natürlich nicht selbst erkennen, sondern bekam
sie aus Gesprächen mit Iranern.
Auf jeden Fall kann ich jetzt überall erzählen, Iran ist ein Land mit den
freundlichsten Menschen.
Es gibt in der Bevölkerung keinen Hass oder Abneigung gegen Ausländer, egal
ob Amerikaner oder Europäer.
Und ich wünschte, daß trotz aller politischen Querelen die Sanktionen beendet
werden.
Nicht die politischen und religiösen Führer, sondern das iranische Volk ist in
seiner Lebensqualität enorm belastet.
Übrigens, das mit der heißesten Wüste konnte ich nicht direkt erleben, denn
nur im Sommer werden dort angeblich um die 70° C gemessen, und damit
entstand dieser Superlativ.
Die gesamte Reise hat besonders im Detail meine deutsche Freundin Annette
organisiert, die schon 11 Jahre in Teheran mit ihrer Familie lebt.
Dafür bin ich ihr sehr, sehr dankbar.
Auch meiner dänische Freundin Eva gebührt ein großer Dank und ich hoffe,
daß sie endlich einen iranischen Paß erhält, um in ihrem geliebten Iran zu
bleiben.

.

—-> zum Original in GEO Reisecommunity

 


4 Kommentare

  1. Wolf sagt:

    Danke für den Reisebericht. Die Menschen eines Landes sind niemals das Problem. Deshalb sind Regierungen, die Kriege gegen die Bevölkerung eines ganzen Landes führen (Hungerblockaden, Umvolkungen, Bombardierung von Städten) grundsätzlich des Völkermordes schuldig! Die ständige Verdrehung dieser Tatsachen ist ein weiteres Verbrechen an der Menschheit, da sie die Durchführung neuer Untaten begünstigt.

    Gefällt 3 Personen

  2. Im Iran muss man schon genauer hinschauen, um zu verstehen, was wie funktioniert, auch die mangelnden Chancen und Gleichberechtigung der Frauen. (siehe z.B. https://federfluesterin.wordpress.com/2010/11/10/eine-fotografin-nimmt-sich-die-freiheit/)

    Like

  3. thom ram sagt:

    Federflüsterin,
    sei willkommen auf bb. Sehr schöne Fotos sehe ich auf deinem Blog.

    Ich denke, ich stelle mir den Iran zu ideal vor. Wunschdenken meinerseits.Ich kenne zum Beispiel eine Weltenbummlerin, die erzählte mir Schreckliches, wie Frauen im Iran behandelt werden, wenn sie ungeschriebene Gesetze übertreten.

    Like

  4. Willkommen, thom ram! Meine Fotos sind nicht viel mehr als Knipserei, aber es freut mich, dass sie Dir gefallen, auch die, die nicht von mir sind.

    Tja, was ist das wirkliche Gesicht des Iran? Jedes Land hat ja so viele Gesichter. Im Falle des Iran gelingt eine tiefergehende Annäherung, wie ich meine, nur über den direkten, intensiven Zugang zu iranischen Familien. Sonst bleibt man außen vor, in ganz vielen Dingen, so auch in der „Frauenfrage“, die ja eigentlich auch eine „Männerfrage“ ist.
    Und natürlich hat der Iran auch sehr, sehr schöne Seiten, da nicht von!

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..