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Technologie und ihre Folgen-2: mobil?

Nichts ist ewig, alles unterliegt der Alterung und dem natürlichen Verschleiß.
Ob das auch für alle lebenden Wesen zutrifft, sei dahingestellt – es betrifft auf jeden Fall alle technischen Systeme.
Heute kommen wir zu „des Deutschen liebstem Kind“ – dem Auto, und zur sog. Mobilität – einer Anforderung, die zu 90% der modernen Ausbeutung „geschuldet“ ist.
Luckyhans, 25. Juli 2017
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Das Automobil – eine der im wahrsten Sinne des Wortes bahnbrechenden Erfindungen der Neuzeit, ist inzwischen in mehr oder weniger unveränderter Form über 100 Jahre alt. Es besteht auch heute noch vor allem aus einer Karosserie, drei, vier oder mehr Rädern, einem Verbrennungsmotor, Lenkung und einem Fahrwerk.
Auch wenn die einzelnen Bestandteile sind gewandelt haben – mit manchmal etwas zweifelhaftem Nutzen – sind es doch immernoch diegleichen.

Nichts hat seit der Erfindung der Eisenbahn unsere Landschaften so verändert wie das Automobil – und viel stärker als diese.
Wahrscheinlich übertrifft heute schon die summare Fläche aller heutigen Straßen, Plätze und zugehörigen Infrastrukturen in unserem Land diejenige der landwirtschaftlichen Nutzflächen – und der zubetonierte Anteil des Bodens wächst und wächst… angeblich allein in Bayern täglich um elf ganze Fußballfelder…
Aber wem gibt das noch zu denken?

Was sind sie also wert, die Sprüche von fehlendem „Lebensraum“ und von „zwingend erforderlichen“ industriellen „Methoden“ (bis hin zur hochbrisanten Gentechnik) zur Herstellung von Ernährungsmitteln, die ob ihren Wirk-Anteils an Chemikalien kaum noch als Lebens- oder Nahrungsmittel, sondern zunehmend nur noch als „Magen-Darm-Füllmittel“ angesprochen werden können?
Angesichts dieses Flächenverbrauchs?

Was gehört noch zur Versorgungsnotwendigkeit des Autoverkehrs:
die gesamte Erdölwirtschaft und Petrochemie – ohne sie kein Automobilverkehr. Angefangen von den Erdölbohrungen in zum Teil hochempfindlichen Biotopen (z.B. auf der Halbinsel Jamal in Rußland, mit einer hauchdünnen Mutterbodenschicht) über Pipelines und Raffinerien, den weltweiten Transport von Erdöl, Schwerölen und Benzin zuerst mit Riesentankern, später mit Tanker-Binnenschiffen, Tankwagen der Bahn und Tank-LKWs bis hin zu Tankstellen, Raststätten, Parkplätzen, Toiletten usw.

Und die angeblich oder tatsächlich wegen der Naturressourcen geführten jahrelangen Kriege mit ihrem unendlichen Leid für die betroffenen Menschen dürfen wir auch nicht außer acht lassen…

Dieser gesamte Naturverbrauch, nebst seinen tiefgreifenden und teilweise dauerhaften potentiellen und tatsächlichen Schädigungen der Natur und der Menschen, mit allen seinen Folgen, geht ebenfalls auf Kosten des Autoverkehrs.
Ist sich jeder dessen bewußt?

Dennoch ist das Auto – wie man uns bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit suggeriert – angeblich „des Deutschen liebstes Kind“: glaubt man den Aussagen mancher Medien, sorgt er sich um sein Auto mehr als um seine eigenen Kinder.
Ich selbst kann das aus meinem Bekanntenkreis nicht bestätigen – alle Menschen, mit denen ich bekannt bin, sorgen sich bei weitem mehr um ihre Kinder und Enkel als um ihr Auto.
Auch wenn einige wenige dazu neigen, eher ihre Frau zu vernachlässigen als ihr Auto – aber es gibt immer sonderbare Menschen, und es ist letztlich deren Verantwortung.

Für die Mehrzahl meiner Bekannten ist das Auto einfach notwendiges, ja kaum ersetzliches Fortbewegungsmittel, vor allem im ländlichen Raum.
Klar steht in der Großstadt mit ihren hochentwickelten Infrastrukturen die Frage, ob ein Auto wirklich sinnvoll und wirtschaftlich ist.
Für einige meiner Großstadt-Bekannten ist die Wirtschaftlichkeit nicht das Kriterium: solange sie sich ein Auto leisten können, tun sie das – im klaren Wissen, daß es ökonomisch richtiger wäre, darauf zu verzichten.

Aber „für irgendwas muß das Geld ja auch ausgegeben werden…“ ist dann oft die letzte Ausflucht als „Begründung“ für das scheinbar „unerklärliche“ Verhalten.
Mir scheint, daß es durchaus einen logischen und nachvollziehbaren Grund gibt für das besondere Verhältnis des modernen Menschen zu „seinem Wagen“.

Denn das wirklich revolutionierende am Auto ist die dadurch mögliche individuelle Fortbewegung, nach meinem eigenen Wunsch kann ich (fast) jederzeit losfahren.
Dies ist der tatsächliche Zauber des Autos, dem die meisten (ich nehme mich da nicht aus) bis heute erliegen: die damit verbundene Bewegungsfreiheit.

Es ist weitgehend egal was passiert – bis hin zu einem kurzzeitigen vollständigen Ausfall aller Energiesysteme oder großer Teile der Infrastruktur infolge von „Katastrophen“: „mein Auto“ gibt mir die Möglichkeit, zumindest im Rahmen der noch vorhandenen Tankfüllung, dorthin zu gelangen, wo die Menschen sind, für die ich verantwortlich bin.

Dies ist ein Faktor der natürlichen Selbst-Sicherheit, der durch keine andere uns von außen aufgedrängte Projektion von „Automanie“ (Statussymbol usw.) aufgewogen wird.
Und für mich ist das die entscheidende Komponente der bei manchen Menschen schon fast sexuellen Beziehung zu „ihrem Wagen“ – auch wenn vielleicht nicht jeder sich darüber im Klaren ist.

Selbstverständlich sind die Menschen so verschieden wie ihre Fingerabdrücke, und mancher meint vielleicht tatsächlich, sein gestörtes Selbstbewußtsein mit einem (oder mehreren?) protzigen Autos aufbessern zu müssen – es sei ihm gegönnt, wenn es ihm tatsächlich dabei hilft.

Ist das Auto nun „unverzichtbar“?

Im Fernverkehr ist die Eisenbahn nach wie vor das effizienteste Fortbewegungsmittel – vom Energieaufwand pro „Menschen-Kilometer“ her sowieso.
Sie steht auch in der Geschwindigkeit weder dem Flugzeug noch dem Auto wesentlich nach – insofern ist im Fernverkehr von 100 bis 1000 km die Bahn – vernünftig organisiert und öffentlich betrieben – eine echte Alternative, zum Flugzeug auf jeden Fall, und auch zum Auto.

Im Nahbereich bis 50 km würden aus meiner Sicht sehr viele Menschen ihr Leben ziemlich umkrempeln müssen, wenn das Auto als relativ einfache Möglichkeit, sich weitgehend witterungsunabhängig hinreichend schnell fortbewegen zu können, nicht mehr zur Verfügung stehen würde.
Natürlich kann man sich auf alles einrichten, sobald dazu eine Notwendigkeit besteht.
Aber echte, wirklich vergleichbare Alternativen sind da eher rar.

Das bedeutet nicht, daß das Automobil schon für eine menschliche Zukunft „perfekt“ wäre – da gibt es durchaus noch Potential zu sinnvollen Veränderungen.

Wie könnte also der sinnvolle Individualverkehr der Zukunft aussehen?

1. Für kurze Wege und kleine Besorgungen sowohl in der Stadt auch am Land können fahrradbasierte Lösungen sehr gute Dienste leisten. Vor allem wenn der allgemeine Gesundheitszustand auch der älteren Leute sich durch gesunde Ernährung und Lebensweise wieder stabilisiert.
Es gibt da schon heute sehr innovative Fahrräder, die – oft auf drei Rädern – flexibel auch sichere und hinreichend große Transport-Möglichkeiten, bis hin zum „Wochenendeinkauf“, bereitstellen.
Da wird man künftig das Auto nur im absoluten Ausnahmefall (Platzregen, Schneefall usw.) in Anspruch nehmen.

2. Für die Bewegung im Nahbereich in der Großstadt sind die öffentlichen Verkehrsmittel optimal. Sie können gemeinschaftlich so finanziert werden, daß für den Benutzer keine Zahlung mehr erforderlich ist, d.h. sie sind kostenlos.
Das würde auch deren Nutzung stark vereinfachen (Wegfall der Zahlungssysteme, Kontrollen usw.).

Für den Nahbereich bis 50 (oder 100) km im ländlichen Raum wird das Auto wohl kaum verzichtbar sein.
Inwieweit hier Car-sharing oder andere Mehrfach-Nutzungs-Möglichkeiten einen Anteil übernehmen können, sollte ausprobiert werden.

3. Für die individuelle Bewegung in die Ferne (spätestens ab 200 und bis etwa 1000 oder 2000 km) stellt die Bahn eine vernünftige Alternative dar. Hier wird das Auto nur im Ausnahmefall Verwendung finden.
(dies sollte übrigens auch auf den Ferntransport von Gütern zutreffen)

Damit dies auch für Familien attraktiv wird, sind bei der neuen Bahn Kinder bis 12 Jahre kostenlos, bis 18 Jahre zum halben Preis und vor allem auch Ehepaare bzw. erwachsene Familienangehörige (bis 2. Grades, also auch Onkel und Tanten in jeglicher Zusammensetzung) zu zweit mit einem Einzelticket zu befördern.

Auch „Dienstreisende“ sollten zu zweit oder zu dritt mit einem Einzelticket fahren dürfen.

4. Für weiterreichende Reisen über 1000 (2000) km kann das Flugzeug sinnvoll sein, allerdings zu ehrlichen Konditionen, d.h. ohne steuerliche oder sonstige Bevorzugung des Treibstoffes usw.
Ob auch hier Familien bevorzugt werden sollten, ist gut zu überlegen. Denn schon so manche Familie wurde bei einem Flugzeugabsturz komplett „ausgerottet“…

Unabhängig davon soll es natürlich niemandem verwehrt sein, mit dem Auto auch längere Touren zu unternehmen, allerdings darf das durchaus kostenmäßig „nicht sonderlich attraktiv“ sein, d.h. als „Erlebnisreise“ ja, als einfache Fortbewegung energetisch nicht zweckmäßig…

So, das ist mal eine Meckerbasis, wie ein sinnvoller Individualverkehr in einer menschenfreundlichen Gemeinschaft gestaltet werden könnte.

Sachliche Kritik und Gegenvorschläge sind jederzeit willkommen. 😉
Gemecker bitte woanders abladen – danke.

LH


7 Kommentare

  1. Hat dies auf Treue und Ehre rebloggt.

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  2. delledschäck sagt:

    Mobilität als Werkzeug mit indivi tun(n)elem Ausdruck für bequeme inAnspruch Name höchsteigener Immobilität; zumindest hat’s den Anschein,
    das ausgerechnet das Automobil zur Bewegunglosigkeit führt……..–>die spinnen,die Mönschn
    Schön und toll, wie Du noch träumen kannst (troz der vielen ‚Wahrhajtsgeschichten‘)

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  3. Vollidiot sagt:

    Luck

    Wir überwinden den Autoverkehr, klar.
    Ich liebe seit meiner Kindheit Wildwestfilme.
    Diese haben einen GROSSEN Mangel.
    Den Wert des Pferdeapfels haben sie unterschlagen.
    Warum?
    Ist die Arbeit erst anders bewertet und strukturiert kommt es eher selten auf die Minute an.
    Das eröffnet dem Pferd ein Reaktivierung.
    Es dauert zwar etwas länger im Nahbereich bis 40 km aber es verpestet nichts und gibt wertvollen Dünger.
    Scheiß auf Monsanto, Bayer, BASF!
    Wir lachen über Pferdewagen, Kutschen.
    Nur der Blödl der keine Ahnig hat.
    Wer je geritten und Kutsche gefahren ist – im Freien, ohne Abgase, gelegentlich aussteigend und brav seine Äpfel für den Garten mit Schäufeli ins bereithängende Sächli geschäufelt hat, der weiß diese Art der Beschaulichkeit zu schätzen.
    Wozu tanken gehen und das Nigerdelta versauen und Exxon und BP dort töten lassen?
    Ist das Autofahren kluger als das Reiten?
    Die Wertverschiebung im Spektrum des menschlichen Wertekanons muß nur von uns in Bewußtheit wahrgenommen werden.
    Danach erhält unter anderem auch die empirische Zeit einen erweiterten Sinn – nicht mehr die Jagd nach Minuten in einer rasend verrinnenden Zeit, sondern das Erleben der Minute in der Offenbarung des Schöpfers, der Natur.
    Goethe reiste, gemach, nach Italien, Mendelssohn als Dirigent mit der Eisenbahn hin und her auf der Jagd – nach was eigentlich?
    Wir fliegen, gierig, weil das „Leben so kurz ist“ (?) jedes Jahr woanders hin, machen Übeschreitungen des Annapurna – das Leben ist halt kurz, Erkenntnis, Geistiges und Bewußtsein brauchen mehr Zeit – darum reiten und weniger Fliegen oder Autofahren.

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  4. Die mögliche individuelle Fortbewegung haben wir schon immer durch unsere Fähigkeit zum Laufen. Schneller mit Zuhilfenahme eines Reittieres. Alles noch im Rahmen der Natur und des ökologischen Kreislaufs. Als revolutionär beim Auto sehe ich lediglich, dass hier dieser Kreislauf immer fortschreitender missachtet und durchbrochen wird und wir jetzt in einem Zustand angekommen sind wo wir (gefördert durch den Kapitalismus) unsere Welt gnadenlos ausbeuten und vergiften. Da stelle ich mir die Frage, warum ist eigentlich schneller besser?

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  5. thom ram sagt:

    Volli 14:41

    Ich sollte es wirklich machen: Das Reiten nachholen und reiten. Es bewegt sich alles. Es riecht gut. Es klingt gut, der Schritt, der Trab, das Schnaufen. Da ist ein Kamerad, und dann noch ein so sensibler.

    Wir hatten es ja schon mal hier, von den Fferdn, wie sie freudig freiwillig gerne folgsam sind, so man ihnen ihren Willen lässt (was so Mancher wieder zum Kopfschütteln bewegen wird: Der Ram spinnt eben: Freiwillig folgen ist ein Widerspruch in sich. Ist es nicht).

    Kommt mir wieder die Foto inn Sinn, da putin am Kopfe des Pferdes horcht. Ein Staatspräsident, der an einem Tier horcht! Aber es sei ihm nicht zu trauen, sagen welche.

    Bin abgedriftet, huch, Lück wird mich gleich zurückffeiffn.

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  6. Luckyhans sagt:

    Es ist ähnlich wie mit der unsinnigen massenhaften Fresserei: in dem Moment, wo wieder qualitätiv hochwertige Nahrung, d.h. sog. LEBENSmittel, zu sich genommen werden, sinkt der Mengenbedarf beträchtlich. Und es werden viel mehr Menschen satt von dem, was schon heute ohne große Anstrengung naturnah produziert werden könnte.

    In dem Moment, wo wieder nur die Basis-Bedürfnisse der Menschen die entscheidende Rolle spielen und alle von der Werbung aufgedrängten Pseudo-Bedürfnisse wegfallen, sinken sowohl der Transportaufwand insgesamt, als auch die Notwendigkeit, als Mensch sich ständig dem Diktat der Groß-Konzerne zu unterwerfen und tägliche Arbeitswege von bis zu 100 km auf sich zu nehmen.
    Die Entlastung ist nicht zu unterschätzen.

    Ebenso die Auswirkung auf die Energieversorgung, die sich plötzlich viel geringeren Anforderungen ausgesetzt sieht als im heutigen Irrsinnssystem…

    Es wird sich alles auf deutlich niedrigerem Niveau neu sortieren müssen, die gesamte Infrastruktur und Grundversorgung.
    Und das wird alles sehr schnell machbar sein, wenn jeder lokal und regional mit anpackt. Was für die Deutschen mal charakteristisch war.
    Und es wird wieder so sein. Ganz sicher.

    Hauptsache wir lassen uns nicht wieder von irgendwelchen Rattenfängern in neue Abhängigkeitssysteme locken…

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  7. delledschäck sagt:

    Leben bedeutet Bewegung_womöglich selbst?_. Einem Gaul in’s Kreutze hocken, also ehrlich —-gut, ist ein schöner Geh danke, auch dem HotteHüh wirds besser gefallen, als diese elitäre Wuchtbrumme zu tragen–ist zumindest anzunehmen, das es genau DAS ist was der palomino mir da entgegenschnaupt__ist das ge mein sam?
    Mit Bescheidenhajt is das gar kojn prob Lehm.
    Mit Bescheidenhajt meine ich nicht askese, sondern einen anständigen Umgang, sodaß allen Gut, bis sehr gut getan
    Das Mönsch hat das sichSelbstbewegen verlernt, es wickelt sich zurück, also re___nu kann die evolution statt finden
    Es passiert was_i merk es doch_

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