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WiWiWi-IV – Inflation, BGE und Freihandel

In Teil I hatten wir uns mit der Werbung, dem sog. Verbraucher und der Privatisierung beschäftigt, in Teil II mit dem Markt und „den Märkten“, und in Teil III mit dem Geld.
Wir haben jeweils nachgewiesen, daß alle diese Begriffsinhalte in der Praxis nichts mit den Voraussetzungen zu tun haben, nach denen sie in die bürgerliche Ökonomie eingeführt wurden. Wir setzen unsere Betrachtung hiermit fort – zu den Themen Inflation, BGE und Freihandel.

Luckyhans, 15. Juni 2017
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6. Inflation, Hyperinflation

Inflation bedeutet nichts anderes als Geldentwertung, d.h. den Verlust der Kaufkraft einer Währung oder des Geldes insgesamt.

Viele Menschen meinen, daß Inflation der alljährliche verdeckte Preisanstieg bei den meisten Waren ist – Inflation hat jedoch hat mit den Preisen nur bedingt zu tun.

Wodurch entsteht Inflation?

Wenn mehr Geld und dessen Surrogate gedruckt und ausgegeben werden, als dafür Werte geschaffen werden, verschiebt sich das Wertäquivalent, d.h. derselben Summe „Geld“ steht weniger Wert gegenüber.
Dementsprechend bekomme ich auch für dieselbe Summe „Geld“ weniger Gegenwert an Waren und Leistungen.

Beispiel:
Es gelingt der Bundesregierung nicht, die Ausgaben mit den Einnahmen ins Gleichgewicht zu bringen – es soll mehr ausgegeben werden als durch Steuern und Abgaben eingenommen wird, weil ein „Konjunkturprogramm“ zur „Ankurbelung“ der Wirtschaft gestartet werden soll.
(in Wahrheit werden Steuern, also Gelder der Allgemeinheit, den Superreichen in die vollen Taschen transferiert – meist ohne Gegenleistung)

Dafür nimmt die Regierung bei den internationalen Banken Kredite auf, indem sie Wertpapiere (sog. Bundesschatzbriefe oder Staatsanleihen) bei der Zentralbank bestellt, welche diese dann herausgibt. Durch die Ausgabe dieser Wertpapiere entsteht (Zentralbank-)Geld.
Im Gegenzug wird nicht die Regierung, sondern das Land als Ganzes, d.h. die Bevölkerung, die Steuerzahler, mit einer entsprechenden Schuldensumme belastet.

Für die Begleichung dieser „Schuld“ des Staates bürgen diese Personen, daher werden sie neuerdings auch „Staatsbürger“ genannt (früher waren das: „Staatsangehörige“).

Da jedoch diesen „Wertpapieren“ kein Gegenwert gegenübersteht und dies auch in Zukunft nicht der Fall sein wird (Staats-Einnahmen von 1970 – 2013 stets kleiner als Ausgaben; seit 2013 zwangsweise Null, um die Staatsfinanzen nicht zu sprengen, da die Zinslast schon über 20 Mrd. Euro liegt), verringert sich um den Betrag der sog. Nettokreditaufnahme der Wert der gesamten Geldmenge des Landes.
Denn dem neugeschaffenen „Geld“ steht weder jetzt noch später ein Wert (Arbeit oder Leistung) gegenüber. Es ist also „Luftgeld“ – ein Taschenspielertrick, mit dem „der Staat“ – also die Verwaltung ihre Unfähigkeit zu wirtschaften überdeckt.
Und diese Unfähigkeit zieht sich seit den 1970er Jahren sonderbarerweise durch alle Regierungen, egal von welchen Parteien diese gestellt wurden bzw. werden…

Mit anderen Worten: die Nettokreditaufnahme eines Landes ist der Haupt-Inflationstreiber.
Vielleicht denken wir mal daran, wenn die Parteien die nächste Neuverschuldung verkünden – um exakt diese Summe fällt der Wert des „Geldes“ in unserem Portmonnaie.
Gut wäre, wenn die ganze Neuverschuldung für konjunkturbelebende Maßnahmen eingesetzt würde – dann wäre da wenigstens zeitweilig ein positiver Effekt zu erreichen. Leider wird bereits zuviel für sinnlose Bankenrettungen und Zinszahlungen ausgegeben…
Mehr dazu weiter unten.

Auch bei Verbraucher- und Unternehmenskrediten sind nur diejenigen inflationstreibend, welche durch Verbraucherinsolvenzen und Unternehmenspleiten nicht mehr bedient werden.
Solange pünktlich abgezahlt wird, ist durch die Kreditrückzahlung der Gegenwert in der Zukunft bereitgestellt, und das führt nicht zu Inflation.
Wie wir jedoch im vorigen Abschnitt bei der Geldschöpfung festgestellt hatten, wird zwangsläufig ein Teil der Kredite immer notleidend, weil das Geld für die Zinsen ja gar nicht miterschaffen wird. D.h. die Kredite können gar nicht vollständig zurückgezahlt werden – da haben wir die zweite systematische Quelle von Inflation.

Nun zum Preisanstieg, der oft mit der Inflationsrate verwechselt wird.
Die Auswirkungen auf die Preise werden zeitlich verzögert wirksam, d.h. die schleichende Geldentwertung wird erst viel später durch steigende Preise auch sichtbar, da sich über Zinsen und Rohstoffpreise die Effekte nur langsam bis zum Endverbraucher hindurch verlagern.

Außerdem gibt es Kostenbestandteile, die sich nicht so schnell der verringerten Kaufkraft angleichen lassen – zum Beispiel werden Tariflohnanpassungen nur alle 2 – 3 Jahre (wenn überhaupt, bei den heute fast vollständig korrupten Gewerkschaften) durchgeführt – bei einer Inflationsrate von ca. 2% jährlich müßten also nach 3 Jahren mindestens 7% Tariflohnsteigerung als reiner Inflationsausgleich gefordert werden – wo hat es solche Forderungen in den vergangenen 25 Jahren mal gegeben?

Wenn jedoch die Löhne hinter der Inflationsrate zurückbleiben, dann haben die Unternehmen zwar eine Zeit lang höhere Nominalgewinne, aber da gleichzeitig die Kaufkraft des Geldes sinkt, verringert sich so die Nachfrage, weil sich die Arbeiter von ihrem gleichgebliebenen Lohn nur noch weniger Ware kaufen können, und damit stockt wiederum der Absatz der Produkte.
Es nützt also dem Unternehmen nichts, sich mit Inflationsgewinnen „schönzurechnen“ – bereits nach kurzer Zeit kommt die Wirkung an anderer Stelle zurück.

Ebenso wenig sinnvoll ist gesamtwirtschaftlich die Neuverschuldung, da auch sie zu einer Verringerung der Kaufkraft führt und somit die nächste Krise annähert.
Da jedoch auch die meisten Unternehmer diese Zusammenhänge nicht durchblicken bzw. ihnen von den aus-gebildeten Ökonomen was ganz anderes darüber erzählt wird, denken diese nicht darüber nach, daß auch ihnen das mittelfristig schadet…

Relativ schnell macht sich die Geldentwertung in den Wechselkursen mit stabilen Währungen bemerkbar.
Durch die Globalisierung sind allerdings heutzutage fast alle Währungen bereits so eng miteinander verquickt, daß hier kaum noch brauchbare Vergleiche möglich sind.
Denn wenn zum Beispiel Dollar und Euro beide „schwindsüchtig“ sind, zeigt der sich ändernde Wechselkurs nur noch die Dynamik der jeweiligen Geschwindigkeitsdifferenzen im Wertverlust auf – abgesehen von vielfältigen Manipulationen, welche auch im internationalen computerbasierten Geldverkehr möglich sind und durchgeführt werden.

Die offiziellen „Inflationsraten“, welche beim Statistischen Bundesamt abrufbar sind, werden aufgrund jeweils jährlich modifizierter „Warenkörbe“ berechnet – mit genau dieser „modifizierten“ Zusammenstellung der jeweiligen Warenkörbe in den entsprechenden Gewichtungen läßt sich so praktisch jede „erwünschte“ (oder vorgegebene) Inflationsrate offiziell darstellen – ein Schelm wer Arges dabei denkt.

Was führt jetzt zu einer Hyperinflation (früher auch „galoppierende“ Inflation genannt)?
Die ungehemmte Geldvermehrung – egal in welcher Form – ob Buchgeld, Giralgeld, Zentralbankgeld, Staatsverschuldung oder Bargeld.

Eine geringe Inflation läßt sich unter diesen Umständen nicht über längere Zeit aufrechterhalten – sobald der konjunkturbelebende Effekt nachläßt, müssen (angeblich) neue „Konjunkturspritzen“ vom Staat bereitgestellt werden.
(Umverteilung von FLEISSIG nach GELDREICH)
Solange keine Regierung sich dazu bereit findet, die Ausgaben stets UNTER den Einnahmen zu halten, wie das jeder vernünftig denkende Haushaltsvorstand tut, sondern auf Kosten künftiger Generationen meint, „Wohltaten“ verteilen zu müssen, ist mit neuer Nettoverschuldung und damit steigender Inflation zu rechnen.
Wenn die Wirtschaft (wie bisher) von solchen „staatlichen Konjunkturspritzen“ abhängig ist, wird selbst bei (hypothetisch) vollständigem Einsatz der Nettoneuverschuldung für diese Zwecke die Inflation immer stetig steigen – „die Wirtschaft“ (gemeint sind die Großkonzerne) verhält sich da wie ein Drogensüchtiger, der meint, ohne den nächsten „Schuß“ nicht überleben zu können.

Hinzu kommt, daß von der Inflation ja nicht nur die „laufenden“ Größen, wie Erlöse und Kosten, betroffen sind, sondern auch die „Bestandsgrößen“, wie Vermögen und Schulden.
Hier versucht natürlich jeder, durch Flucht in die Sachwerte dieser Wirkung zu entkommen – was die ganze Inflations-Spirale weiter beschleunigt.
Und da der Staat heutzutage kein zinsloses Geld kreieren kann, weil er ohne Not die Geldschöpfung den (privaten) Banken übertragen hat, gibt es innerhalb des Systems auch keinen Ausweg aus dieser Entwicklung.

Wirkliche Änderung bringt nur ein konsequenter Umbau des Wirtschaftssystems nach anderen Kriterien.
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7. BGE – das Bedingungslose Grundeinkommen

Da sich an diesem Thema oft die Meinungen entzünden, auch zu dieser Frage ein paar Worte.
Es gibt sie schon heute – solche bedingungslosen Einkommen, in Form von leistungslosen Einkommen am oberen Ende der Einkommensskala.
Gemeint sind die Zinseinkünfte, welche die offenen und versteckten Zinszahlungen übersteigen. Denn nicht jeder, der keine Kreditschulden hat und dafür keine Zinsen zahlt, sondern etwas Geld auf der Bank oder angelegt hat und dadurch Zinsen kassiert, ist ein Zinsgewinner.

Durch die allgemeine Verschuldung aller Unternehmen ist inzwischen die Lage so, daß in den Preisen aller Produkte und Leistungen, die der Endverbraucher zu bezahlen hat, zwischen 40 und 60% Zinsanteil stecken – je nach Art der Ware.

Mieten weisen einen besonders hohen Zinsanteil auf – 60% sind da die Regel, aber längst nicht das obere Ende. Bei anderen Waren und Dienstleistungen liegt der Zinsanteil im Preis bei 40 – 50% (weil ja on top noch 19% Märchensteuer zu berappen sind).
Dies ist dadurch bedingt, daß die Unternehmen ihre Zinsen, welche sie für die in Anspruch genommenen Kredite (für Fertigungserweiterungen, neue Technologien, Ersatzinvestitionen etc.) zu zahlen haben, selbstverständlich auf die Preise ihrer Produkte und Leistungen umlegen.

Als Faustregel kann man also sagen:
ein Netto-Zinsempfänger ist also nur eine solche Person, welche jährlich Zinseinnahmen aufzuweisen hat, die deutlich mehr als die Hälfte ihrer jährlichen summaren Ausgaben betragen.
Wenn Sie also im Jahr für ihren persönlichen Verbrauch, sagen wir, 15.000 Euro ausgeben, dann müßten Sie – um Zinsgewinner zu sein – im selben Jahr Zinseinnahmen von über 7.500 Euro haben.
Hand aufs Herz: gehören Sie dazu?

Dagegen sind die sog. „leistungslosen Einkommen“ am unteren Ende (Hartz 4) nur in den seltensten Fällen wirklich ohne Gegenleistung – oft werden Probearbeiten, Praktika, Ein-Euro-Jobs und andere Gegenleistungen verlangt, sonst wird rigoros gekürzt und anderweitig drangsaliert – von den psychischen Folgen der Erniedrigung durch dieses System mal ganz abgesehen.

Das alles könnte man sich sparen, wenn man tatsächlich bedingungslos (d.h. ohne jeglichen Verwaltungsaufwand) allen Menschen – egal ob reich oder arm – ein solches (natürlich jährlich indexiertes, d.h. an die Inflationsrate angepaßtes) Grundeinkommen von, sagen wir beispielhaft (Stand 2010), monatlich 1000 Euro pro Erwachsener und 500 Euro pro Kind bis 17 Jahre auszahlen würde.
Ein solches BGE würde monatlich in der BRD ca. 75 Mrd. Euro kosten, pro Jahr 900 Mrd. – angesichts eines dadurch großteils wegfallenden Sozialetats von über 720 Mrd. (2008) keine unlösbare Aufgabe, denn auch die laufenden Zahlungen der Arbeitnehmer zur Arbeitslosigkeitsfinanzierung, bis heute fälschlich „Arbeitslosen-Versicherung“ genannt, könnten einbezogen werden (2008: ca. 30 Mrd.).
Weitere Einsparungen durch Wegfall von Verwaltungsaufwand (Arbeits-, Kindergeld-, Bafög- u.a. Agenturen) könnten ebenfalls zur Finanzierung beitragen.

Die Reichen würden das BGE wahrscheinlich gar nicht bemerken, aber bei weiten Teilen der Bevölkerung würde ein solches BGE zu ganz wesentlichen Veränderungen führen.
Denn es würde nicht nur die Drangsalierung durch die „Agenturen“ wegfallen, sondern es würde auch der Zwang verringert, so schnell wie möglich jede sich bietende (auch minderqualifizierte) Arbeit anzunehmen.
Auch die Sorge, durch Kindersegen in Armut zu fallen, wäre vom Tisch – die Geburtenrate würde sich sehr schnell erholen und die Rentenfinanzierung wäre kein Problemthema mehr.

Je nach Anspruch könnten die abhängig Beschäftigten stundenweise arbeiten, wenn sie mehr Wert auf Kindererziehung legen, oder einen vollen Job übernehmen, wenn für Anschaffungen mehr Geld benötigt wird.
Freiheit in der Arbeitsplatzwahl und Flexibilität wären das Ergebnis, und viele andere positive Wirkungen würden sich als Folge ergeben.

Oft wird ohne weitere Prüfung einfach dahingesagt, daß ein BGE nicht finanzierbar wäre. Abgesehen von den obigen Hinweisen und sonstigen möglichen Veränderungen, zum Beispiel bei den Themen Zinsen oder Maschinensteuer, könnte die Einführung einer Tobin-Steuer in Höhe von 0,1 % auf alle Kapitalbewegungen die dafür notwendigen Finanzmittel bereitstellen, ohne daß dadurch ein merklicher Einfluß auf den Kapitalverkehr genommen würde – denn 0,1 % ist kein Wert, um den sich das internationale Finanzkapital Gedanken machen würde.
Wenn doch: vielleicht würde dann ein Teil des Computerhandels, der sich auf solch geringe Spannen spezialisiert hat, woanders stattfinden – ein echter Schaden für das nationale Finanzsystem würde daraus keinesfalls entstehen.

Auch das Argument, daß eine solche Steuer nur EU- oder weltweit eingeführt werden könne, ist ein reines Scheinargument, da durch die internationalen Verflechtungen der Globalisierung sich der Kapitalverkehr unmöglich komplett um ein Land herum bewegen kann.
Und in einem Land eingeführt zur ausschließlichen BGE-Finanzierung, mit entsprechender Anpassung der Höhe der Steuer nach unten, d.h. wirklich nur soviel wie für das BGE noch benötigt wird, würden die positiven Effekte sehr schnell deutlich werden und anderen Ländern als Vorbild dienen.

Wichtige Anmerkung:
Auch wenn es nun wieder so manchem Multi-Kulti-Anhänger nicht paßt: natürlich könnte sich das BGE nur auf tatsächliche (d.h. nur deutsche – ohne Zweitpaß) deutsche Staatsangehörige erstrecken – Asylanwärter, Migranten/Flüchtlinge, Gastarbeiter und deren Angehörige müßten sich mit höchstens halbierten, eher gedrittelten Sätzen zufrieden geben – das würde viele von ihnen vielleicht motivieren, nach einem kurzen „Erholungsaufenthalt“ hier sich wieder in ihre Heimat-Länder zurückzubewegen und sich dort um Veränderungen zu bemühen – wir sind ja hier schließlich nicht das Versorgungsamt für die Welt, sondern der Staat für die Deutschen.

(Quelle Etat-Zahlen: Jahresgutachten 2009/10 des Sachverständigenrates http://www.sachverstaendigenrat.org)
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8. Der Freihandel

Momentan schlagen die Wellen der Emotionen zwar nicht mehr so hoch, aber es werden weiterhin hinter praktisch verschlossenen Türen mehrere Geheimabkommen zwischen der VSA und der EU sowie anderen Partnern verhandelt, die das Leben eines jeden von uns von Grund auf verändern werden.
Dies sind die irrig als „Freihandelsabkommen“ bezeichneten TTIP und TISA – CETA ist bereits „vorläufig“ eingeführt – und andere. (Das TPP für den pazifischen Raum ist bereits abgeschlossen, und Trumpis Drohung, TPP und TTIP zu kippen, war nur Piar – wie so vieles.)
Versuchen wir zuerst einmal, das Thema sachlich zu betrachten.

Es gehört zu den Grundthesen der bisherigen Wirtschafts-Theorie, daß vom sog. „freien Handel“ alle profitieren, weil der freie Austausch von Waren alle glücklicher und reicher macht, da sie damit Zugang zu Waren und Dienstleistungen bekommen, welchen sie vorher (angeblich) nicht hatten.

Nun haben wir inzwischen schon so viele solcher „Theoreme“ kennen gelernt und uns davon überzeugen müssen, daß in der Tat vieles anders ist als gelehrt, so daß wir auch diesem Postulat genauer nachgehen.

Zuerst stellt sich natürlich die Frage, wie „frei“ denn dieser Handel wirklich ist, d.h. treffen sich hier gleichberechtigte Partner und handeln etwas frei aus oder werden hier einseitig Bedingungen diktiert und wird Macht/Gewalt ausgeübt.

Denn die Länder der sog. „Dritte Welt“ (schon als Begriff ein totaler Anachronismus, denn es gibt tatsächlich nur eine Welt) sind derart bei den internationalen Großbanken verschuldet, daß von vielen internationalen Organisationen seit Jahrzehnten ein Schuldenerlaß für diese Ländern gefordert wird, damit sie wenigstens eine kleine Chance erhalten, sich mal ein paar Jahre normal zu entwickeln.

Warum sind sie aber verschuldet? Weil eine korrupte selbsternannte Elite in diesen Ländern ihre persönliche Bereicherung höher stellt als die Interessen der ihnen anvertrauten Völker: sie haben den transnationalen Konzernen die Rohstoffe (Schürfrechte) und Ackerflächen ihrer Länder „verkauft“ und bekommen als „Gegenleistung“ für sich und ihre Familien einen gewissen Reichtum zugestanden (meist als jederzeit sperrbares Bankguthaben im Westen (Abhängigkeit) und stets nur ein winziger Bruchteil der Gewinne, die da ständig mit diesen Rohstoffen generiert werden).

Wenn man dann noch die weltweite sog. „Entwicklungshilfe“ für diese Länder mit den Gewinnen vergleicht, die aus diesen Ländern jährlich von den transnationalen Großunternehmen und internationalen Großbanken herausgezogen werden, dann wird schnell klar, daß wir es hier mit Herr und Knecht, also Ausbeuter und Ausgebeuteten, zu tun haben.

Eine weitere interessante Frage ist, wie denn die Menschen gelebt haben, bevor der Segen der „freien Handels“ über sie gekommen ist. Denn irgendwie müssen sie ja ihre Lebensbedürfnisse auch vorher befriedigt haben.
Betrachten wir mal ganz klischeetreu das Leben einer afrikanischen Stammesgemeinschaft.
Nehmen wir an, sie lebt in einer Art „Ur-Kommunismus“ – alle teilen alles miteinander – alle Sorgen, Freuden, Waren, Leiden – es gibt zwar eine gewisse Hierarchie, aber diese beruht vor allem auf Verantwortung, und die Aneignung von Reichtum durch das Stammesoberhaupt ist nicht ein Akt der persönlichen Bereicherung, sondern dient vor allem der Umverteilung, also der gleichmäßigeren Verteilung unter den Stammesangehörigen. Alle Bedürfnisse werden zu aller Zufriedenheit gestillt.
Niemand ist „reich“, alle sind mehr oder weniger gleich „arm“, aber glücklich.

Nun kommt der „Freihandel“ – Waren und Dienstleistungen aus den „entwickelten“ Ländern werden importiert, und dafür wandern die Bodenschätze und Naturreichtümer ins Ausland.
Da stellt sich bereits heraus, daß einerseits die Freihandels-Waren und -Dienstleistungen entweder bereits vorher vorhandene inländische „ersetzen“ oder gar erst „Bedürfnisse“ erzeugen, die vorher gar nicht vorhanden waren.

Klar, nun könnte man sagen: wunderbar, die Menschen bekommen Zugang zu den Segnungen der Zivilisation.
Aber wie kommen wir überhaupt zu der Auffassung, daß alle Menschen so leben wollen, wie wir hier unsere „Zivilisation“ gestaltet haben?
(über das, was unsere Zivilisation charakterisiert, bitte jede/r selbst nachdenken)

Und: was gibt uns die Überzeugung, daß unsere Art zu leben „die einzig richtige“ ist? Denn nur dies könnte uns irgendwie (wenigstens moralisch) dazu berechtigen, anderen Menschen diese Lebensweise „aufzudrängen“.

Wir sehen bereits hier, daß wir uns auf sehr dünnem Eis bewegen. Es scheint nämlich mit dem „Freihandel“ gar nicht darum zu gehen, andere Völker in dieser oder jener Weise zu beglücken.
Sondern es geht ausschließlich ums Geschäft.

Nun lautet eine (zumindest früher verbindliche) Grundregel, daß „Geschäft“ immer nur solche Abmachungen genannt werden können, an denen alle Beteiligten ihre Freude haben.
Das scheint hier manchmal auch so sein. Der Stammeshäuptling kann durchaus mit dem ihm zufließenden „Reichtum“ (Papiergeld, Kontostände bei Banken, Waffen usw.) aus dem Freihandel etwas anfangen: seine Söhne zum Studium in die „entwickelten“ Länder schicken, dort für sich und seine Familie tolle Sachen einkaufen, seine Macht ausbauen und so weiter.

Was aber ist mit den Nicht-Beteiligten, aber Betroffenen?
Klar – im Normalfalle (und vor allem zu Beginn) wird der Häuptling auch seinen Stammesmitgliedern einen gewissen Anteil an den Segnungen des Freihandels zukommen lassen.
Das wird sich aber in der zweiten Generation schon eher verlieren, wenn der junge Nachfolger an einer westlichen Hochschule im „real existierenden“ ungebremsten Egoismus „aus-gebildet“ wurde – die Praxis zeigt, daß Häuptlinge als Machtmenschen sehr anfällig sind für Korruption, und daß dies von den „Freihändlern“ auch weidlich zur Profitmaximierung ausgenutzt wird: es ist „kostengünstiger“, wenige sehr reich zu machen als mit allen Menschen des Ziellandes zu teilen.
„Man ist ja schließlich kein Wohlfahrtsverein.“

Nun wäre es aber nicht fair, allein die Stammesfürsten für die entstehenden Ungleichgewichte verantwortlich zu machen. Denn wenn ein Stammeshäuptling oder Präsident sich nicht mit den ins Land eingefallenen „Freihändlern“ (economic hitmen) arrangieren will, dann ist er sehr schnell ermordet (Beispiel Patrice Lumumba und viele andere) oder wird von einem anderen „gefälligeren“ Stammeshäuptling mit Krieg überzogen („Kongo Kinshasa“ gegen „Kongo Brazzaville“ u.ä.).

Es geht also um Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen und Ressourcen – beides Dinge, welche die „entwickelten Länder“ weder erschaffen haben noch sonst irgendein „Recht“ darauf hätten, sich diese „anzueignen“.

Welche Folgen hat dieser „freie Handel“ für die Beteiligten?

Die Forderungen nach „freiem Handel“ dienen ausschließlich der Profitmaximierung, der Natur-Ressourcen- und Menschenausbeutung und der Unterdrückung der Völker der sog. „Dritten Welt“.
„Nebenbei“ werden neue „Verbraucher“ und Müllhalden für die Wegwerfgesellschaft generiert und neue Opfer für Rituale und Qualen.

Es werden die vorhandenen Macht- und Ausbeutungs-Netzwerke ausgedehnt, bis sie die ganze Welt umfassen.
Alles andere sind Nebelvorhänge, die von interessierter Seite gezogen werden.

Welche Rolle spielen dabei Organisationen wie GATT, WTO etc.?

Dies sind die „internationalen“ (in Wahrheit alle der Finanzoligarchie verpflichteten) Organisationsformen, welche den „freien Handel“ als „allgemeine Pflicht“ in die Welt tragen und zugunsten der Finanzwelt „regulieren“ sollen.
Die WTO ist aus dem GATT „hervorgegangen„. Ziel ist die weitere „Liberalisierung“ (sprich: Beseitigung gesetzlicher Regelungen, die zum Schutz der Staatsangehörigen von den einzelnen Staaten erlassen worden waren) des internationalen Handels.
Bitte auch beachten, weit wann all diese Prozesse bereits im Gange sind: seit 1950.

Was bringen uns die „neuen“ Freihandelsabkommen?

Kommen wir nun zu TTIP, CETA, TISA – sie sollten das inzwischen abgeschlossene transpazifische Abkommen TPP ergänzen, das auf dem NAFTA-Abkommen (Nordamerikanische Freihandelszone) aufbaut, dessen Folgen sehr kontrovers diskutiert werden.
(für Details: bitte den eingearbeiteten Links folgen)

All dies sind reine Firmenschutzabkommen, die ausschließlich für die transnationalen Großunternehmen Vorteile bieten und weder der Bevölkerung etwas bringen, noch zu einer ausgewogenen Struktur der Wirtschaft beitragen, geschweige denn positive Effekte auf „Arbeitsmarkt“ oder „Beschäftigung“ haben – es geht nur einseitig in Richtung Profite für Großkonzerne, welche den Nutzen daraus ziehen.

Ziel ist es, die gesamte Grundversorgung der Menschen (Luft, Wasser, Lebensmittel, Transport, Kommunikation) in private Hände zu bekommen, damit dann die Menschen komplett von den Profitinteressen der jeweiligen Unternehmen abhängig sind.

Es gibt sehr gute inhaltsreiche Netzseiten zu TTIP / TISA / CETA, die auch ständig aktualisiert werden – jeder möchte sich bitte dort kundig machen, worum es geht – denn es wird jeden von uns betreffen.

(Fortsetzung)


9 Kommentare

  1. Hat dies auf Treue und Ehre rebloggt.

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  2. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  3. Besucherin sagt:

    „Mit anderen Worten: die Nettokreditaufnahme eines Landes ist der Haupt-Inflationstreiber.
    Vielleicht denken wir mal daran, wenn die Parteien die nächste Neuverschuldung verkünden – um exakt diese Summe fällt der Wert des „Geldes“ in unserem Portmonnaie.“

    Öhm. Wenn die Bängster keine neuen Kredite vergeben, Private/Firmen brav ihre Kredite abstotten,wird das Geld im Umlauf weniger, und das Geld wird möglicherweise insgesamt nicht mehr, wenn der Staat einspringt.
    Draghi pumpt jeden Monat 50 Mrd in „die Märkte“ – das kommt aber in der Realwirtschaft nicht an, dafür jubeln die Börsen.

    Für mich sind das eh mittlerweile mehr religiöse Glaubensfragen, wo eigentlich niemand mit Sicherheit irgendwas behaupten kann.

    Aktuelles, die Amis wollen uns offenbar das Gas – Geschäft mit den Russen abdrehen

    http://www.zerohedge.com/news/2017-06-15/germany-austria-slam-us-sanctions-against-russia-warn-collapse-relations

    Die Polen dürften da mit den Amis im Bett liegen, kaufen bei ihnen Flüssiggas (bisher Katar)

    jetzt könnts ein wenig sehr holprig werden grad.

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  4. luckyhans sagt:

    zu Be-in um 05:16
    „Draghi pumpt jeden Monat 50 Mrd in „die Märkte“ – das kommt aber in der Realwirtschaft nicht an“ –
    in Teil II zu Anfang gibt’s dafür die Erklärung (wer sind „die Märkte“). Hat mit Religion nichts zu tun…

    „Wenn die Bängster keine neuen Kredite vergeben, … wird das Geld im Umlauf weniger“ –
    nicht gelesen? es ist sowieso zuwenig Geld um System, da das Geld für die Zinsen nie mit „erschaffen“ wird – es wird IMMER weniger im Umlauf, egal wie sich die Bankster bemühen, denn es ist ein Systemfehler!

    „die Amis wollen uns offenbar das Gas – Geschäft mit den Russen abdrehen“ –
    die Amis wollen uns ihr teures bodenvergiftendes Fracking-Gas verkaufen, und wenn die Leitungen zu Rußland dann nicht mehr funzen (z.B. infolge zuwenig Durchsatz), dann gehen die Preise in die Höhe… Abhängigkeiten schaffen und dann abkassieren, lautet die Devise.
    Und die Polen waren schon immer die Amihuren Europas… wie auch Aniela K.

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  5. Besucherin sagt:

    „da das Geld für die Zinsen nie mit „erschaffen“ wird – es wird IMMER weniger im Umlauf, egal wie sich die Bankster bemühen, denn es ist ein Systemfehler!“

    Schon, aber die Zinsen werden ja bei der Rückzahlung nicht vernichtet, die bleiben ja im Umlauf. Und die Anleihen in Europa bis 5 Jahre rentieren fast alle mittlerweile negativ

    http://pigbonds.info/

    Fragt man sich, wer kauft das, wenn er weniger zurück bekommt?

    Und das mit dem Gas, naja.. Als es um south stream ging, war Oettinger ganz vorn dabei, das abzudrehen, und unmittelbar nach dem Besuch von McCain in Bulgarien wurden die Arbeiten eingestellt, weil Russland ja pöhse und die Ukraine und überhaupt. Bei north stream war das dann alles kein Problem, und dass da jetzt einige gelb grinsen wenns nun auch DE erwischt, ist klar.

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  6. thom ram sagt:

    Besucherin 14:31

    Dein Dorf hat 1000 Einwohner. Jeder Einwohner geht zur Bank und nimmt einen Kredit von je 100 Kröten auf. Dass die Bank 98% dieser Kredite nicht besitzt, sondern einfach aus der Luft greift und euch aufs Büchlein schreibt, sei am Rande erwähnt.
    Zu den Zinsen.
    Ihr alle müsst eure 100 Kröten zurückzahlen. Diese 1000 mal 100 Kröten, die gibt es. Ihr könnt sie zurückzahlen.
    Ich müsst aber auch laufend Zinsen zahlen, sagen wir mal 10%/Jahr. Woher dieses Zinsgeld nehmen?
    Aha, natürlich vom Nachbarn, nein, nicht durch Diebstahl, aber durch eine Dienstleistung ihm gegenüber.
    Nun hat aber der Nachbar auch nur 100 Kröten, zudem hat er davon Kröten abgezweigt, um deine Dienstleistung zu bezahlen. Und so ergeht es allen Dorfbewohnern. Der Zins, den die Bank einfordert, den gibt es nicht, einfach nicht. Ihr Dorfbewohner seht euch gezwungen, gegenseitig, untereinander das Zinsgeld abzuluchsen, und die Rechnung wird nie aufgehen. Am Ende werden die Fitten die Zinsen erarbeiten können und zurückzahlen können. Die weniger Fitten werden auf der Strecke bleiben. Die Bank wird zu ihnen gehen und sich die fälligen Zinsen nehmen. Sie nehmen dann halt den TV oder was auch immer mit – um auf der harmlosen 100 Kröten kredit Ebene zu bleiben.

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  7. Besucherin sagt:

    Ja, wenn alle auf einmal zurückzahlen müssen, geht das nicht.
    Wenn sie das hintereinander tun, und der Einfachheit halber sagen wir, die Zinsen sind das Gehalt des Bängsters, der auch im selben Dorf lebt und sie jedes mal wieder zurückspeist, dann beissen nur den Letzten die Hunde.

    Wobei mit jeder Rückzahlung die Geldmenge insgesamt schrumpft, das ist schon klar.

    Ich kiefle an der Zinsgeschichte schon ne Weile rum, ob das so ist, wie ich auch geglaubt habe.
    Wenn der Huber – Bauer für seinen 100 € Kredit 110 zurückzahlt, und er dem Bängster für 10 € Kartoffel verkauft, hat er seine Zinsen wieder, und der Bängster verdaut die Kartoffel zu null. Das nicht mitgeschöpfte Geld wäre dann nur temporär in Bängsters Hand gewesen.

    Vielleicht habe ich aber auch einen Knopf im Kopf.

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  8. thom ram sagt:

    Besucherin 18:39

    Nö, du hast keinen Knopp im Kopp. Du sagst selber das Entscheidende: Den letzten beissen die Hunde.
    In der Praxis ist der Letzte die grosse Mehrheit der Menschen im unteren Teil der Machtpyramide. Deren täglich Brot ist für sie täglich Aechzen und Ringen.

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  9. luckyhans sagt:

    zu Be-in um 18:39 und Thomram um 18:46
    Dazu gab es kürzlich hier die veranschaulichenden Grafiken: https://bumibahagia.com/2017/06/15/werte/

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