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In Memoriam Peter Mieg

Peter Mieg gehört zu meinen Jugendreminiszenzen. Peter, echter Uomo Universalis, lebte in einem geerbten, wunderschönen, verwunschenen grossen Haus an 1A Wohnlage in Lenzburg, am Hang, direkt unter der Burg.

Des Morgens komponierte er, des Nachmittags malte er. 

Die Sujets seiner Malerei waren meist Stilleben und Blumen. Die Inspiration zu Letzteren bot ihm sein lebendiger, verwunschener, wunderbarer Garten. Er kannte alle seine froh wachsenden Pflanzenfreunde mit Namen. Ein Bild malte er in ultrakurzer Zeit, leicht und mühelos.

Das Komponieren hingegen war ihm Schwerarbeit, er war nicht Mozart, eher Brahms, der auch x fach umstellte und veränderte, bis sein Werk stand. Schade, dass ich keine Foto von einer Peter Mieg Partitur habe. Ein Bild, so gut wie ein Paul Klee! Miegs Handschrift, dann die hundert Durchgestrichenen Versuche und die darübergeklacksten Verbesserungen, Labsal für das Auge!

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Es war kein Geheimnis, dass Peter Gesellschaft jüngerer Männer schätzte, oh, das waren herzlich – geistige Freundschaften, und so war es auch mir vergönnt, als Seminarist und als Junglehrer gelegentlich in seiner guten Stube zu sitzen, er in seiner ganzen Länge von gefühlt zwei Metern im guten Stuhl hängend oder auf dem Bettsofa hingestreckt, stets ein Schmunzeln im Auge und in der Rede exakt und mich faszinierend. Er stellte mir Fragen, welche von seiner enormen Belesenheit zeugten. Ich wusste Antworten nicht, und er lieferte sie mir.

Oh, Leser, du hättest den Peter sehen sollen, wenn er mit seiner Haushälterin sprach! Beide alt, er gross und schlacksig, sie klein und mit guten Kilos versehen, da standen sie sich im Flur gegenüber, schauten sich längste Zeit in die Augen, hellen offenen Gesichtes, schmunzelnd, und irgendwann sagte er dann: „Frau Staupper“. Und sie antwortete, auch irgendwann: „Herr Tokter“. Das war das Gespräch der aber holla tausend Worte…!

Peter mochte etwas, das war damals einfach verrückt, wenn ein alter Mann das mochte: Motorradfahren, als Sozius hinten drauf. Einer der Jünglinge aus seinem Freundeskreis besass eine richtige Northon, und so gönnte sich der Peter gelegentlich eine Tagestour. Sie starteten und landeten bei Nacht und Nebel, denn Peter wäre als komplett unmöglich abgestempelt gewesen, hätten die lenzburgerischen Biederbürger gewusst, was Verrücktes der eh schon Spinnende da auch noch macht. Peter erging es mit Töff damals gleich wie mir heute: Beschleunigung ist sehr wichtig, der Ton dabei schier noch wichtiger. Und die Northon, die traf des Peters geniales Musikgehör ideal.

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Musik von Peter Mieg. Fliessend. Durchkomponiert. Leicht. Wiegend. Unentschlossen: Wo will ich eigentlich durch und hin. Schöngeistig. Sonnig hell. Peter Mieg eben.

Auch hier: Das Bild stammt aus Peter Miegs Malerküche.

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Ich fuhr damals DKW, ja, den Dreizylinder Zweitakter. Eines Tages kreuzte ich bei Peter auf und forderte, er möge die Dachschrägen mit Blumen versehen. Der Gute tat mir den Gefallen. Ich bin weltweit der einzige Mensch, der mit Blumen von Peter Mieg am bluummbedummbedumm Gefährt rumgefahren ist. Immerhin eine Exklusivität in meinem Leben.

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Lieber Leser, du findest in der Duröhre viel von Peter Mieg. Der Markus Hediger war fleissig mit Einstellen. Danke, Markus!!

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Lieber guter Peter. Ich wünsche dir glücklich Sein und Wirken dort, wo du heute bist. Und ich danke dir für deine freundliche Zuwendung damals.

thom ram, 24.09.0004NZ (Neue Zeitrechnung

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2 Kommentare

  1. haluise sagt:

    Hat dies auf haluise rebloggt.

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  2. haluise sagt:

    so federleicht

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